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Berthold Auerbach, heute fast vergessen, war einer der meistgelesenen Autor*innen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Mit der literarischen Darstellung des Alltagslebens des 'einfachen Volkes' in seinen Schwarzwälder Dorfgeschichten und Volkskalendern traf er einen Nerv der Zeit. Denn seine volkstümlichen Texte ermöglichten einen "tiefen Blick ins innerste Leben des Volkes", wie es Auerbach selbst in einem Brief beschreibt, der nicht einfach nur ein großes Publikum zu unterhalten verstand, sondern zugleich eine politische Mission verfolgte: Auerbach wollte mithilfe seiner volkstümlichen Literatur das Volk zur Selbsterkenntnis führen und es damit zur Nationsbildung befähigen.
Diese Hinwendung zum Volk - als Gegenstand und Adressat - findet sich zeitgleich auch in der Wissenschaft. Moritz Lazarus entwickelte mit der Völkerpsychologie eine Frühform der heutigen Sozial- und Kulturwissenschaften, welche die Funktionsweisen der Volks- und Alltagskultur erforscht, um aufzuzeigen, wie ein Volk zu einem Volk wird. Auch Lazarus' neue Wissenschaftsdisziplin war politisch ausgerichtet und wollte zur Nationsbildung beitragen.
Das geteilte Interesse an der gesellschaftlich bedeutsamen Frage nach der Entstehung kollektiver, nationaler Identität verbindet Auerbach und Lazarus. Davon ausgehend unternimmt Anna-Maria Post die erste ausführliche Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Auerbach und der Völkerpsychologie. Indem deren Werke auf die Geschichte ihrer Entstehung und Funktion hin kontextualisiert werden, treten zeitgeschichtlich charakteristische Konstellationen der Mitte des 19. Jahrhunderts zutage, die in ihrer Auseinandersetzung mit Fragen nach der Entstehung nationaler Identität bis heute von großer Relevanz sind. Die Studie zeigt, welche Bedeutung deutsch-jüdische Denker für eine Auffassung von 'vorgestellten Gemeinschaften' sowie darüber hinaus auch für die Entstehung moderner Soziologie und Kulturwissenschaft hatten. Zugleich wird deutlich, welch wichtige Funktion Literatur und speziell volkstümliche Schreibweisen hierbei einnahmen.
Anna-Maria Post lehrt und forscht als Literaturwissenschaftlerin an der Universität Konstanz. Nach einem Studium der Deutschen und Spanischen Literatur promovierte sie an der Universität Erfurt und war als Mitarbeiterin für interkulturelle Literaturwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg tätig. Aktuell beschäftigt sich ihre kultursoziologisch und interkulturell ausgerichtete Forschung mit weiblicher konkreter Poesie sowie mit historischen und gegenwärtigen Diskursen über Mutterschaft.
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