Schweitzer Fachinformationen
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Eigentlich ist es schon längst kein Geheimnis mehr, dass die großen Metropolen der Welt von einer Vielfalt wilder Tiere in so gut wie allen Größen und Formen bewohnt werden. Nicht nur Tauben, Ratten, Stubenfliegen oder streunende Hunde und Katzen. Das Thema »urbane Natur« ist in den letzten Jahren zunehmend populär geworden, man kann reinen Gewissens von einem Trend sprechen. Immer mehr Menschen ziehen vom Land in die großen Ballungszentren, weltweit wird es nicht mehr lange dauern, bis gut dreiviertel der Erdbevölkerung in den Metropolen und deren Speckgürteln lebt. Hieraus erwächst eine Verantwortung, Menschen in urbanen Lebensräumen nicht völlig von der Natur loszukoppeln. Viele Grünräume in Städten sorgen für mehr Lebensqualität und mehr Zufriedenheit der Städter. Sowohl wissenschaftliche Forschung als auch die Stadtplaner haben sich dies bereits zu Herzen genommen. Moderne Häuser haben nicht selten Grünfassaden, begrünte Dächer oder gar schon eingebaute Nisthilfen für Turmfalken oder Überwinterungsplätze für Igel. Menschen in den Städten genießen nicht nur die Parks und Grünanlagen einer Stadt, mehr und mehr Stadtbewohner gehen dazu über, sich ihre eigenen Naturoasen zu schaffen. Sei es vom privaten Gemüsegarten oder der Bienenzucht auf dem Dach oder Balkon, den Schwimm-Biotopen in Gärten, dem begrünten Innenhof bis zu naturnahen Wäldchen mit angelegten Nistplätzen - die Palette ist weitreichend. Wer keine eigene Fläche hat, mietet sich mit Gleichgesinnten einen Gemeinschaftsgarten, der nicht selten eigens von den Stadtverwaltungen zur Verfügung gestellt wird. Diese urbanen Refugien ersetzen freilich in keiner Weise das Erlebnis in unberührter Natur, die Wanderung in den Bergen oder die Reise zu einem spektakulären Nationalpark. Dafür sind sie aber stets ohne Anfahrtszeit erreichbar und das Summen von Bienen, Zwitschern der Vögel oder der Geruch der Pflanzen lassen einen die hektische Welt der Großstadt zwischendurch vergessen. Damit geht oft auch eine höhere Akzeptanz der Städter für Wildtiere in der Nachbarschaft einher, die sich - weil kaum Grund für Futterneid oder Gefahr besteht - am Anblick von Fuchs, Dachs & Co durchaus erfreuen kann. Ob Berlin, Paris, New York, Singapur - es ist ein Trend, der nicht zu stoppen ist.
Nikon D810, 2.8/14-24mm (14mm); f8, 1/200, ISO 1250 Biber am Donaukanal mitten in Wien
Nikon D90, 2.8/300mm; f10,1/30, ISO 500 Feldhamster unter einem Grabstein im Wiener Zentralfriedhof
Dieser Trend ist auch den wilden Stadtbewohnern nicht verborgen geblieben. Es stellt sich heraus, dass es für viele Wildtiere in der Stadt bessere Lebensbedingungen gibt als in den umliegenden, oftmals landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten. In der hoch technologisierten Landwirtschaft wird heute jeder Zentimeter genutzt, jede Saat optimal vor Fressfeinden geschützt. Dazu zählt nicht nur das Versprühen von Pestiziden, sondern auch das Abdecken ganzer Äcker, Netze über Stauden, Bejagung und vieles mehr. Artenreiche Feldränder, Heckenstreifen und Brachen gehören meist schon der Vergangenheit an. Für viele Tierarten bleibt hier einfach kein Raum mehr zum Überleben. Ganz anders in der Stadt. Weder Jagd noch industrielle Pestizide sind hier ein Thema, die Biotopvielfalt ist dank erwähnter Parks, Friedhöfe, Gärten und Terrassen oder Innenhöfe enorm. Das Nahrungsangebot über die Maßen reichlich. Wildtiere leben nicht nur an den Rändern der Stadt, sie dringen bis in die »steinernen Herzen« vor. Darüber hinaus tendieren Städte dazu, ein wärmeres Eigenklima zu haben, in manchen Fällen bis zu fünf Grad Celsius über der eigentlichen Temperatur! Das schafft zusätzliche Vorteile für viele unterschiedliche Tierarten, man denke nur einmal an die vielen Insekten ...
Nikon D800, 2.8/24-70mm (34mm); f16, 1/20, ISO 200 Blühende Stadtbrache
Nikon D810, 2.8/14-24mm (19mm); f8, 1/500, ISO 800 Junger Turmfalke wird im Zuge eines Forschungsprojektes beringt.
Wo viele Insekten sind, gibt es Spinnen oder Vögel, die sich von ihnen ernähren. Vögel bzw. deren Nachwuchs bietet Beute für Greifvögel oder räuberische Säugetiere. Es entsteht durchaus ein eigener, nahezu natürlicher Nahrungskreislauf, abseits der überquellenden Mülltonnen und weggeworfenen Nahrungsreste. (Die freilich auch für jede Menge Nahrung sorgen!) Je nach geografischer Breite bieten die Metropolen spezielle Besonderheiten. Die Wildschweine von Berlin etwa, die Seevögel in Hamburg, die Rotfüchse in London oder die Biber und Feldhamster in Wien.
Nikon D810, 4.0/200-400mm (400mm); f6.3, 1/800, ISO 800 Revierstreit unter Graureihern vor einem Büroturm in Wien
Nikon D800, 4.0/200-400mm (400mm), Blitz SB 910 (fernausgelöst); f5, 1/20, ISO 800 Ein Rotfuchs äugt misstrauisch um die Ecke, bevor er seines Weges zieht.
Grundsätzlich würden wir zwei Versionen von urbaner Natur unterscheiden: jener in den europäischen »Smart Citys« - modernen Metropolen, die in urbane Natur investieren (z.B. Berlin, Zürich, Wien, Amsterdam), wo es zu einer Art Revival einst verjagter Spezies kommt - und jener in vielen »Neue Welt«- oder »Dritte Welt«-Megacitys, wo viele Tierspezies meist einfach vom überbordenden Wachstum dieser Städte überholt und eingeschlossen wurden (Beispiele wären Miami, Los Angeles, Nairobi, Rio u.v.m.) und es eher nur eine Frage der Zeit ist, bis sie verschwunden sind.
Nikon D800, 4.0/200-400mm (400mm); f8, 1/500, ISO 400 Ein Wildkaninchen gönnt sich eine Verschnaufpause zwischen Bahngleisen.
Nikon D90, 2.8/300mm; f8,1/1000, ISO 800 Junge Graureiher bei der Fütterung durch Elternvogel, Naturidylle mitten in der Stadt .
Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, urbane Naturfotografie findet in großen Städten statt, nicht im be- bzw. zersiedelten Land. Auch Schleiereulen, die draußen auf dem Land in alten Heuschobern nisten, Rauchschwalben im Pferdestall, Störche auf Strommasten, Möwen in rustikalen Fensterrahmen, wie etwa auf den Lofoten gerne fotografiert, Moos, das einen alten Schuh im Wald überzieht, der vereinzelte Fuchs, der mal eine Berghütte besucht, oder die wilden Bewohner eines abgelegenen Autofriedhofes sind zugegebenerweise nette Motive, mit urbaner Natur haben sie eher wenig zu tun.
Nikon D800, 4.0/200-400mm (400mm); f8, 1/125, ISO 400 Wiener Kunst? Lachmöwen auf einem Donaudampfer
Fotografisch macht dies durchaus einen Unterschied. Erstens aus dokumentarischen Gründen: Sind Fotos vom Biber in Wien etwa ein Beweis für die Regenerationskraft der Natur, so sind Fotos vom (mit Peilsender schwer behangenen!) Puma vor dem »Hollywood«-Schriftzug in Los Angeles (wie es Fotograf Steve Winter zuwege gebracht hat) eher trauriger Natur, weil sie eine Spezies zeigen, die den Kampf um ihr Revier mit dem Menschen im Grunde längst verloren hat. Zweitens: Speziell in den »grünen« Metropolen Europas ist es aus den eben erklärten Umständen oft leichter, in urbaner Umgebung durchaus seltene oder scheue Tiere zu beobachten und vor die Linse zu bekommen, als vergleichsweise auf dem Land oder in Naturschutzgebieten. Manchmal sogar die einzige. Sowohl Scheu vor Menschen als auch die Fluchtdistanz ist in der Stadt viel geringer. Natur- und Wildlife-Fotografie in der Stadt hat daher ungeahnte Vorzüge, sofern es tatsächlich rein um Fotografie geht und nicht um das Naturerlebnis darum herum. Auch die Tierfotografie in der Stadt ist ein wachsender Trend, weil sie jenen der grüner werdenden Städte visuell bestätigt.
Nikon D800, 2.8/14-24mm (14mm), SUBAL-Gehäuse; f20, 1/125, ISO 800 Erdkrötenpaarung in einem urbanen Teich
Nikon D300, 10-17mm f/3.5-4.5 (10mm), SUBAL-Gehäuse; f16, 0,6sec, ISO 800 Eine Wechselkröte in einem Biotop einer großen Wohnanlage
Nikon D800, 4.0/200-400mm (400mm); f13, 1/13, ISO 800 Rehe. Friedhöfe sind in vielen Metropolen Oasen der Ruhe für Tier und Mensch.
Fast alle Bilder im vorliegenden Buch sind in Wien im Rahmen des groß angelegten Multimediaprojektes WIENER WILDNIS entstanden. Wien eignet sich hervorragend als Beispiel für moderne, grüne Metropolen. Fünfzig Prozent der Stadtfläche sind Grünraum, Wien ist das wasserreichste Bundesland Österreichs (prozentuell an der Landesfläche gemessen), ist von riesigen Grüngürteln umgeben und investiert viel in Umweltschutz. WIENER WILDNIS ging mit der Zielsetzung an den Start, die Tier- und Pflanzenwelt im Kontext mit urbanen Elementen zu zeigen. Versucht man in der klassischen Wildlife-Fotografie tunlichst, Autos, Strommasten, Gebäude oder dergleichen aus dem Bild auszuklammern (was auch in »freier« Natur nicht immer einfach ist und somit freilich auch einen leicht geschummelten Effekt zur Folge hat), so wollten wir all diese Elemente wenn möglich im Motiv inkludieren. Nur so erzählt man die eigentliche, die wahre Story. Tiere inmitten von dynamischem Verkehr, nachts unterwegs im Licht der Stadt, zwischen Baustellen und Bauruinen festzuhalten, bietet darüber hinaus ein Motivspektrum, das sich von jenem der Natur »dort draußen« grundlegend unterscheidet. Eine der spannendsten Faktoren dabei ist, es gibt sehr wenig Vorbildmaterial, man geht fast als Pionier an dieses Thema heran. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus eine eigene, neue Ästhetik.
Nikon D800, 2.8/14-24mm (14mm), Blitz SB 700; f8, 3sec, ISO 800 Spielende Jungfüchse (mittels Lichtschranke fotografiert)
Nikon D810, 2.8/24-70mm...
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