Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Eine Bergblumenwiese wie diese ist für viele Menschen der Inbegriff von Vielfalt. Aber im Garten lassen sich sogar noch mehr Arten etablieren.
Wild- und Honigbienen sowie andere Insektengruppen haben unterschiedliche Blütenvorlieben und Ansprüche. Honigbienen sind im Grunde staatenbildende Haustiere mit bis zu 80 000 Individuen in einem Stock. Sie sind, was ihre Nahrung betrifft, nicht besonders wählerisch, sie sind polylektisch. Das heißt, sie sammeln Pollen und Nektar von Pflanzen aus verschiedenen botanischen Familien. Haben sie die Wahl, so konsumieren sie Nektar mit hohem Zuckergehalt, wie z. B. von Ahorn oder Efeu, und Pollen mit besonders hohem Anteil an Eiweiß und an essenziellen Aminosäuren, z. B. von Eiche, Mohn oder Spitzwegerich. Gerne besuchen sie natürlich auch Pflanzen mit einem großen Angebot an beidem. Dazu gehören etwa Weiden, Äpfel, Kirschen, Kleearten und Löwenzahn. Sind diese "Superfoods" gerade nicht zu finden, sammelt die Honigbiene aber an fast allen Pflanzen. Ihre wilden Schwestern sind da wählerischer.
Weltweit gibt es über 20 000 Wildbienenarten. In Deutschland kommen 590 Arten vor, in der Schweiz 621 Arten und in Österreich 702 Arten. Diese hohe Artenvielfalt im kleinen Österreich ist der Lage in zwei Klimazonen geschuldet, der ozeanisch westeuropäischen und der kontinental geprägten pannonischen Zone. Etwa 90 Prozent der mitteleuropäischen Wildbienen leben solitär. Rund 50 Prozent der Wildbienen nisten in selbst gegrabenen Gängen im Boden, 22 Prozent in diversen markhaltigen Pflanzenstängeln oder Holz, 25 Prozent sind Kuckucksbienen und über die restlichen 3 Prozent weiß man noch wenig. Als Einzelkämpfer haben sie sich stärker spezialisiert, haben unterschiedliche Größen (4-30 mm), unterschiedliche Färbungen, Behaarungen und Lebensweisen entwickelt und sogar ihren Körperbau an Form und Funktionsweise der Blüten angepasst. Das bedeutet, dass sich fast 200 der heimischen Wildbienenarten auf je eine einzige Pflanzenfamilie als Pollenquelle für ihre Larven spezialisiert haben, z. B. auf Glockenblumengewächse (Campanulaceae), zu denen neben den klassischen Glockenblumen auch noch VenusFrauenspiegel (Legousia speculum-veneris), Sandglöckchen (Jasione spp.) und Teufelskrallen (Phyteuma spp.) zählen. 60 Arten sind sogar nur auf einzelne Gattungen innerhalb der Familie, z. B. Glockenblumen (Campanula), spezialisiert. Sie würden sogar Sandglöckchen und Teufelskrallen ignorieren. Bei manchen Wildbienen steckt die Futterquelle schon im Namen, zum Beispiel bei der Glockenblumen-Scherenbiene, der Rainfarn-Maskenbiene, der Geißklee-Sandbiene oder der Skabiosen-Hosenbiene.
Glockenblumen, hier die Rundblättrige Glockenblume (Campanula rotundifolia) sind heißt begehrt bei ziemlich vielen Insekten.
Keine Angst, nicht jeder, der Insekten Gutes tun möchte, muss dafür ein Biologiestudium absolvieren. Glücklicherweise gibt es einige Wildpflanzenarten, auf die sehr viele verschiedene Insektenarten buchstäblich fliegen. Unter den Gehölzen führend ist die Sal-Weide (Salix caprea) mit über 200 Arten von Besuchern, dahinter folgen der Weißdorn (Crataegus monogyna) mit 160, die Schlehe (Prunus spinosa) mit 140, die Haselnuss (Corylus avellana) mit 113, Brombeere (Rubus fruticosus) und Himbeere (Rubus idaeus) mit je über 80 und die Eberesche (Sorbus aucuparia) mit über 70 Blütenbesuchern. Die bei Insekten beliebteste Staude ist die von vielen Gartenbesitzern so ungeliebte Brennnessel (Urtica dioica). Ihr statten 110 Arten einen Besuch ab. Dahinter folgen die Königskerzen (Verbascum spp.) mit 90 Arten, der Dost (Origanum vulgare), der Hornklee (Lotus corniculatus), der Wasserdost (Eupatorium cannabinum) und der Natternkopf (Echium vulgare).
Ein Tagpfauenauge bedient sich am Nektar der Wilden Karde (Dipsacus fullonum).
Sein Lieblingsfutter im Namen trägt übrigens auch so mancher Schmetterling, wie etwa der Hauhechel-Bläuling, der Lungenenzian-Ameisenbläuling, der Raps-Weißling, der Weinschwärmer oder der allseits bekannte Distelfalter. Wer jetzt ob des Wortes "Distel" entsetzt das Buch zuschlagen möchte, sollte bedenken, dass damit nicht unbedingt die Ackerkratzdistel gemeint ist, sondern auch so prächtige Gestalten wie die Karde (Dipsacus fullonum). An ihr saugen neben zahlreichen Hummelarten auch Schwalbenschwanz, Heufalter, Weißlinge, Tagpfauenauge, Blutströpfchen, Ochsenauge und eben der Distelfalter. Weitere attraktive Strukturpflanzen und wunderbare Nahrungsquellen sind Kugeldisteln (Echinops spp.), die Wollkopf-Kratzdistel (Cirsium eriphorum) und die Eselsdistel (Onopordium acanthium).
Für die Tierwelt ist es optimal, wenn Sie die stacheligen Stauden nach der Blüte einfach stehen lassen, denn in und an den Stängeln überwintern Insektenlarven und -eier, die Samen holt sich wiederum der Distelfink. Wer - völlig zu Recht - fürchtet, durch Selbstaussaat einen Distel- oder Kardenwald zu bekommen, kann entweder die Blütenköpfe vor der Samenreife kappen, das wäre aber schade für den Distelfink, oder die Stängel bodennah abschneiden und sie in handstraußgroßen Büscheln an einem einzigen Ort aufrecht anbringen.
Die Raupe des Tagpfauenauges ernährt sich ausschließlich von frischen grünen Brennnesseln.
Um Schmetterlinge zu fördern, sollte man nicht nur auf Nektarquellen für den Falter achten, sondern auch auf Futterpflanzen für die Raupen. Die Schmetterlingsmutter legt ihre Eier vorsorglich auf die jeweils passenden Pflanzen, wenn deren Bestand groß genug ist. Die Raupe schlüpft und erfüllt ihren Lebenszweck, nämlich fressen und noch mehr fressen. Sie wächst und wächst, häutet sich zwischendurch und verpuppt sich schließlich in einem Kokon. Je nach Art hängt die Puppe an Stängeln oder liegt am oder im Boden, bis aus ihr der Falter schlüpft. Wollen Sie bestimmte Schmetterlinge ansiedeln, müssen Sie also auf Nahrung für Falter und Raupe achten. Die Raupe des Zitronenfalters frisst beispielsweise nur an Kreuzdorn (Rhamnus cathartica) und Faulbaum (Frangula alnus). Der Falter ist weniger wählerisch, er liebt Nelkengewächse und überhaupt violette Röhrenblüten. Zur Sicherheit pflanzen Sie noch mindestens einen Quadratmeter Brennnesseln in eine Ecke, denn daran fressen rund 50 Arten, 17 davon sogar ausschließlich an ihnen. Dazu zählen Kleiner Fuchs, Admiral, Tagpfauenauge, Distelfalter und C-Falter.
Wie ein winziger Kolibri mutet das Taubenschwänzchen an, ein tagaktiver Nachtfalter, der hier Blüten der Hohen Flammenblume besucht.
Die bisher angesprochenen Tagfalter machen nur einen kleinen Teil der heimischen Schmetterlingsfauna aus, nämlich 190 von 3700 Arten in Deutschland und 208 von 4070 Arten in Österreich. Es gibt also wesentlich mehr Nachtfalterarten, darunter auch tagaktive Nachtfalter wie Widderchen, Taubenschwänzchen und Russischer Bär. Grundsätzlich brauchen Nachtfalter Blüten, die in der Nacht duften oder "leuchten". Sie sollten also weiß sein und/oder UV-Licht reflektieren. Auch die tagaktiven Arten bevorzugen diese Pflanzen. Hoch im Kurs stehen diverse Lichtnelken (Silene spp.), besonders die ein- oder zweijährige Weiße Lichtnelke (Silene latifolia). Dazu passen das Seifenkraut (Saponaria officinalis), das Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium) und verschiedene Phlox-Arten. Phlox, auch Flammenblume genannt, ist nicht in Mitteleuropa heimisch, sondern in Amerika, er zählt aber zu den insektenfreundlichen Klassikern. Polster-Phlox (meist Phlox subulata in Sorten) blüht von April bis Mai, die Hohe Flammenblume (Phlox paniculata) von Juni bis September. Kombiniert man verschiedene Phlox, so bietet auch ein eher konventionell gestalteter Garten von April bis September viel Insektennahrung. Bei Nachtfaltern beliebte Füllpflanzen sind außerdem Storchschnabel-Arten wie der Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense) oder der Braunrote Storchschnabel (Geranium phaeum) im Halbschatten. Letzterer setzt in der Sorte 'Alba' schöne weiße Akzente. Wunderschön für den Halbschatten sind auch die Nachtviole (Hesperis matronalis) und die Mondviole (Lunaria rediviva) mit ihrer einjährigen Schwester, der Garten-Mondviole (Lunaria annua). Nicht nur Nachtfalter fliegen auf Lunaria, auch Tagfalter wie verschiedene Weißlinge und der Aurorafalter, für den sie Nektarquelle und Raupenfutter bietet, dazu Käfer, Schwebfliegen, Wildbienen und die Honigbiene. Zu den ganz wichtigen Nachtfalterpflanzen gehört aus meiner Sicht die Nachtkerze (Oenothera biennis agg.), obwohl sie nicht heimisch ist. Sie leuchtet zitronengelb in der Dämmerung, ist eine prächtige Strukturpflanze und ein Insektenmagnet. Als Nachtfaltergehölz eignen sich Arten und Sorten der Heckenkirsche (Lonicera spp.). Übrigens: Wer einen Garten mit Futterpflanzen für Nachtfalter bepflanzt, fördert damit auch jene, die sich von Nachtfaltern ernähren, zum Beispiel die Fledermäuse. Das ist, unter anderem, das Schöne am Naturgarten: wir fördern mit jeder Maßnahme nicht nur eine Pflanze oder ein Tier, sondern auch alle, die in...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.