Schweitzer Fachinformationen
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"Die Historiker verfälschen die Vergangenheit, die Ideologen die Zukunft."
Zarko Petan, slowenischer Schriftsteller (1929-2014)
Als die Menschen sesshaft wurden, gründeten sie die ersten Unternehmen. In ihrer Rolle als Jäger und Sammler und mit der Nutzung des Feuers als erster bedeutender Kulturstufe sowie der nachfolgenden Sesshaftigkeit begannen die Menschen, die ersten Güter zunächst in Form von Tauschwaren zu nutzen. Dabei dominierten zunächst Produkte des Ackerbaus und der Jagd, aber auch einfache Gebrauchsgegenstände des Alltags als Produktionsgüter. Schließlich bildeten sich erste Organisationsformen des Transports von Gütern (frühe Formen der Logistik) oder der Beratung und Weitergabe von Informationen als Dienstleistungen heraus.
Yuval Noah Harari erklärt in einzigartiger Weise am Beispiel von McDonald's kinder- und erwachsenengerecht, wie es in der Menschheitsgeschichte zur Gründung von Unternehmen kam.[9] McDonald's ist nicht die Summe seiner Restaurants oder seiner Burger, die dort vom Küchenpersonal hergestellt werden. "McDonald's ist eine Geschichte."[10] Eine Geschichte, die sich Menschen ausgedacht haben, z.?B. um das Risiko zu minimieren, den Gewinn zu steigern etc. Im Laufe der Zeit haben die Menschen die Geschichten "verfeinert" oder auch neue Geschichten erzählt, die dann der Beginn und die Basis einer Unternehmensgeschichte wurden. Daraufhin haben Wissenschaftler komplizierte Theorien entwickelt, zu deren Verstehen die Studenten vier bis fünf Jahre Studium benötigen.
Der Handel mit Gütern und Dienstleistungen und die ersten organisierten Formen, in deren Rahmen und Struktur das gesamte Produktions- und Dienstleistungsgeschäft ablief, entwickelten sich zu einem Wirtschaftssystem, an dessen Grundstrukturen sich bis heute wenig geändert hat.[11]
Mit dieser kurzen Beschreibung stellen sich zahlreiche geschichtstheoretische bzw. unternehmensgeschichtstheoretische Fragen: Wie entsteht Unternehmensgeschichte als Teil der Geschichte? Wie wird Unternehmensgeschichte erzeugt? Oder in Abänderung eines berühmten Satzes von Georg Simmel: Wie ist Unternehmensgeschichte möglich?[12] Gleichzeitig stellt sich die Frage, wie Unternehmensgeschichte für die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft genutzt werden kann?
Von Anfang an kam der Kenntnis historischer Zusammenhänge eine hohe Bedeutung zu. Vor allem zahlreiche Formen der Oral History bildeten die Basis des menschlichen Zusammenlebens. Die Weitergabe von wichtigen Informationen - das Erzählen von Geschichten von Generation zu Generation -, z.?B. über die Produktion von Gütern oder den Verlauf von Handelswegen, wurde ein zentraler Bestandteil der Gestaltung des Alltags und der Planungen für die Zukunft. Über ein Netz von Handelswegen gelangten Güter und Informationen in andere Regionen. Somit entstand ein reger Austausch, der durch persönliche Kontakte und Vertrauen in den Handelspartner gefestigt wurde. Niederschriften und Zeichnungen von Erfindungen, Produktionsabläufen und Handelswegen bildeten den nächsten Schritt auf dem Weg zu strukturierten Wirtschaftsabläufen. Es entstanden zunächst private Sammlungen und schließlich Archive und Bibliotheken, in denen das Wissen festgehalten wurde, wie z.?B. in Assyrien, Babylonien oder Ägypten (Alexandria).
Geschichten, das Festhalten und Übermitteln von Daten aller Art, hatten von Anfang an - wie bereits festgestellt - eine zentrale Bedeutung in der Entwicklung der Menschheit. Letztlich basiert aller Fortschritt auf historischen Daten und dem Umgang mit diesen. Diese Daten schaffen Identität und Festigkeit, Vertrauen und nachhaltiges Arbeiten, kurz: Geschichte ist die Basis von allem Denken und Handeln. Deswegen ist die Aufarbeitung von Geschichte in einem Unternehmen ebenso wichtig wie die Geschichte von Kriegen und Niederlagen oder die Entwicklung politischer Institutionen.[13] Die Biografie eines Unternehmers hat den gleichen Stellenwert wie diejenige von Politikern oder anderen bedeutenden Protagonisten der Gesellschaft. Um ein Gesamtbild einer Kommune, einer Region oder eines Landes zu erhalten, sollte die Gesamtheit der Unternehmenschroniken ebenso die Basis bilden, wie die Aufarbeitung von politischen oder kulturellen Abläufen. Um wirtschaftliche und soziale Entwicklungen in ihrer Gesamtheit zu erfassen, bedarf es einer möglichst flächendeckenden Aufarbeitung der Geschichte der Unternehmen. Davon ist die Unternehmensgeschichte allerdings noch weit entfernt.
Handlungsempfehlung
Die Aufarbeitung der Geschichte der Unternehmen, möglichst flächendeckend, lückenlos und wissenschaftlich, ist eine Grundvoraussetzung, um die Bedeutung der einzelnen Unternehmen und des Unternehmers zu erfassen. Gleichzeitig ist sie eine unabdingbare Voraussetzung, um in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, aber auch in anderen wissenschaftlichen Bereichen brauchbare und wissenschaftlich fundierte Ergebnisse zu erzielen. Schließlich ist die Aufarbeitung der Unternehmensgeschichte ein zentraler umfassender Bestandteil der allgemeinen Geschichte, die dann endlich von der Behandlung von Kriegen und Krisen, dem überproportionalen Beschreiben von mehr oder weniger wichtigen Politikern wegkäme.
Geschichte kann als Verkaufsinstrument hervorragend eingesetzt werden. Z.?B. wenn ein Unternehmen mit einer langen Geschichte verkauft werden soll, ist eine lange erfolgreiche Geschichte ein immaterieller Wert, der sich positiv auf den Preis auswirken kann. Denn die Geschichte garantiert Stabilität, die automatisch auf die Zukunft projiziert wird.
Die von der Politik, der Wirtschaft und kulturellen Institutionen (z.?B. Stiftungen) geförderten Programme haben hier die Möglichkeit, die Bedeutung von kommunalen, regionalen und internationalen Unternehmen für die Gesellschaft anzuregen und finanziell zu unterstützen. Dem Unternehmer muss klar sein, dass sie und ihr Unternehmen in der Gesellschaft eine gleichbedeutende Funktion haben wie staatliche Institutionen und staatliche Unternehmen. Ihre Geschichte ist daher sowohl quantitativ als auch qualitativ aufzuarbeiten und in die Lehrprogramme aller Bildungsinstitutionen zu integrieren (Grundschulen Gymnasien, Berufsschulen etc.).
Dabei stellt sich natürlich die viel diskutierte Frage: Kann man aus der Geschichte lernen? Klare Antwort: Ja! Kann man unternehmensgeschichtliche Entwicklungen eins zu eins auf heutige oder zukünftige Entwicklungen anwenden bzw. ummünzen? Klare Antwort: Nein! Wie also ist die Bedeutung unternehmensgeschichtlicher Forschung für gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen in den Unternehmen einzuordnen, damit sie am Markt gegenüber den Mitbewerbern Vorteile erzielen können?
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