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«Heute besuchte ich das eine halbe Stunde von der Stadt auf einer angenehmen Höhe liegende Prachthaus, die Rotonda genannt. Es ist ein viereckiges Gebäude, das einen runden, von oben erleuchteten Saal in sich schließt. Von allen vier Seiten steigt man auf breiten Treppen hinan und gelangt jedesmal in eine Vorhalle, die von sechs korinthischen Säulen gebildet wird. Vielleicht hat die Baukunst ihren Luxus niemals höher getrieben. Der Raum, den die Treppen und Vorhallen einnehmen, ist viel größer als der des Hauses selbst: denn jede einzelne Seite würde als Ansicht eines Tempels befriedigen.»
Johann Wolfgang von Goethe, Italienische Reise, 21. September 1786
Den Renaissanceglanz von Andrea Palladios Villa La Rotonda ließ der Architekt Gottfried Semper ab 1839 an der Elbe verwandelt neu erstehen. Dresden besaß damit das maßgebliche Vorbild für Villenbauten in Deutschland. Die sächsische Hauptstadt war auf künstlerisches, auf architektonisches Prestige erpicht. Durch für Sachsen seit mehr als einem Jahrhundert unglücklich verlaufende Kriege, vor allem dem Machthunger Preußens geschuldet, war das Königreich auf seine Kernlande mit Leipzig und Dresden, dem Erzgebirge, dem Vogtland und Teilen der Lausitz geschrumpft. Als Mitglied des 1815 in Wien gegründeten Deutschen Bundes, zu dem sich neununddreißig «souveräne Fürsten und freie Städte» zusammengeschlossen hatten, spielte Sachsen kaum eine ausschlaggebende Rolle. Doch es war wohlhabend. Es blickte auf eine eindrucksvolle Geschichte zurück, und die kulturelle Aura Dresdens wirkte auf frühe Touristen, auf reiche Privatiers, auf viele Künstler magnetisch. Nach Elbflorenz zog man sich zurück. In Dresden wurden neue Kunststile erprobt.
In einer Rede vor dem Landtag hatte König Johann auch bestehende Rechte für Juden bekräftigt: «Mit aller Achtung für die öffentliche Meinung muss ich mich doch für die Juden verwenden. Ich glaube, wir sind es den Juden als Menschen, wir sind es ihnen als Mitbürger schuldig. Ich habe keine andere Sympathie für die Juden als für alle meine Mitmenschen, und diese kann ich ihnen nicht weigern.» - Gottfried Semper baute auch ihre Synagoge.
Der Maler August Grahl[1], mein Großvater und Sohn des Berliner Hofjuweliers Johann Christian Grahl, lebte seit dreißig Jahren als sehr gesuchter Porträtmaler in Rom, malte kleine Porträts auf Elfenbein, die damals, also um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, sehr in Mode waren. Er hatte sehr viel zu tun, denn jeder einigermaßen bekannte und begüterte Mensch, der nach Rom kam, ließ sich von ihm malen, u.a. verschiedene Mitglieder der Familie Beauharnais, z.B. die Stieftochter von Napoleon I., Hortense, dann der junge Napoleon (genannt Plon Plon)[2], die Königin Isabella von Spanien, der große Bildhauer Thorwaldsen, sehr viele vom englischen Hof. Er verdiente sehr gut und erzählte öfters, wie er die Geldstücke in seine Schreibtischschublade warf und sich diese bis an den Rand füllte. Da er ein großer Kunstkenner und -liebhaber war und die wertvollen Kunstschätze der Renaissance damals in Rom gewissermaßen auf der Straße lagen, benutzte er klugerweise diesen Goldschatz zum Ansammeln der schönsten Bilder und Kunstgegenstände, die noch bis auf den heutigen Tag der ganzen sich ausbreitenden Familie zum Glück wurden.
Ein Porträtauftrag rief ihn eines Tages nach Bad Gastein, und dort lernte er die Familie Oppenheim kennen. Dieselbe bestellte ein Porträt der jungen Elisabeth, und diese begeisterte sich bald für den allerdings viel älteren, aber sehr stattlichen und anregenden Mann, auch er verliebte sich in sie, und so wurde aus den beiden ein Paar. Er war geboren in Mecklenburg, hatte als «schwarzer Husar» die Freiheitskriege mitgemacht, war kurze Zeit mit einer Mecklenburgerin verheiratet, die aber bald starb, ohne Kinder zu hinterlassen.
August und Elisabeth waren ein glückliches Brautpaar. Die nächsten Sommerwochen verbrachten beide wieder in Bad Gastein, da die junge Braut die Kur noch einmal vor ihrer Hochzeit gebrauchen sollte. Die Hochzeit fand in Königsberg statt, und das junge Paar siedelte sich in Dresden an, wo mein Großvater bald Fühlung mit den dortigen Künstlern fand, vornehmlich mit Schnorr v. Carolsfeld, Julius Hübner, Eduard Bendemann, Plüddemann, Rietschel, Gottfried Semper usw. usw.[3]
Allmählich bevölkerte sich die einfache Etage am Neumarkt. Es wurden dem jungen Paar schnell hintereinander neun Kinder geboren, von denen zwei sehr früh starben. Meine noch so junge Großmutter hatte nur Zeit, für den reichen Kindersegen und den damit verknüpften großen Haushalt zu sorgen, während mein Großvater nur den künstlerischen Interessen lebte und es von Anfang an verstand, bei allen seinen Kindern das Interesse und die Liebe für die Kunst und alles Schöne im Leben zu wecken.
Dank den Heiraten der verschiedenen Söhne meines Urgroßvaters, der das Bankgeschäft in die Hände des ältesten Sohnes Rudolf gelegt hatte, konnte er sich zur Ruhe setzen, und er beschloss, nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin seiner Tochter Elisabeth Grahl nach Dresden zu folgen. Seine großen Mittel und vor allen Dingen der sehr schönheitsdurstige Sinn seiner Frau Rosa veranlassten ihn, auf Anraten meines Großvaters Grahl zwei Prachthäuser für Winter und Sommer bei Gottfried Semper zu bestellen.
Die beiden Häuser an der Bürgerwiese 5 und 6 und die Villa Rosa an der Elbe wurden zwei bedeutende Denkmäler in Dresden zum Ruhme Gottfried Sempers, die auch im Baedeker als Oppenheimsches Palais und Villa Rosa vermerkt sind. Ich hatte öfters erwähnen hören, dass der sehr einfache und großartige Plan der Villa Rosa nach einem vorbildlichen Renaissancehaus entworfen sei, und fand dies bestätigt, als ich vor kurzem die Italienische Reise von Goethe las, worin er zu meiner Freude bei einem Besuch in Vicenza als schönstes Haus dort unsere Villa Rosa beschreibt.
Als dieses Sommerhaus fertig war, siedelten meine Urgroßeltern nach Dresden über, zogen in die Villa Rosa und nahmen die ganze Familie der Tochter mit hinein, und es entspann sich nun ein reizendes, anregendes Familienleben. Das Palais an der Bürgerwiese wurde erst zum Winter fertig, und auch dorthin wurden die jungen Grahls mitgenommen, bewohnten das große schöne Hochparterre, und die Eltern zogen in die üppige, hochelegante erste Etage. Es war ganz im Sinne meiner prachtliebenden Urgroßeltern eingerichtet.
In den beiden Salons nach vorn heraus waren die Wände mit schwerem rotseidenen Damast bekleidet, die passenden rotseidenen Möbel dazu, große Bronzekandelaber und Wandleuchter mit unzähligen Wachskerzen, schwere echte Teppiche. Daran schloss sich, nach der Mitte des Hauses zu, ein sehr origineller achteckiger Bibliothekssaal an mit Oberlichtern und ringsherum stilvollen Bücherschränken, in der Mitte grüne Blattpflanzen, umgrenzt von lederüberzogenen Sofas. Weiter nach hinten folgte ein Speisesaal, in dem hundert Personen bequem an einem Tisch sitzen konnten, an der Längswand eine ständige Bühne mit Vorhang, Seitenkulissen, Versenkung usw., auf welcher zur Erheiterung meines Urgroßvaters die Kinder des Hauses und deren Freunde sehr häufig Theater spielen mussten. An den Speisesaal schloss sich dann noch ein großer heller Tanzsaal an, ganz in Weiß und Gold. An die andere Seite des roten Salons, nach der Bürgerwiese hinaus, grenzten das Boudoir und das Schlafzimmer meiner Großmutter, Wände und Möbel auch in schwerer grüner Seide. Nach hinten schloss sich die Garderobe mit Wandschränken an und daran, einige Stufen hinauf, der schönste Raum des Hauses, das Badezimmer. Dasselbe war ein ovaler Raum mit bunten Glasfenstern nach dem Hof, ganz in gelblich-weißem Marmor, in der Mitte ein tiefes Bassin, in das man auf Stufen hinabstieg. Oberhalb desselben lief ein Gang mit goldenem Bronzegitter, auf beiden Seiten goldene Bänke zum Abtrocknen, an den Wänden dazwischen einzelne antike Figuren. Der Plafond war mit heller gefältelter Seide bespannt.[4]
Ganz im Gegensatz zu den vielen Prachträumen, aber anschließend an die roten Salons, waren die beiden Wohn- und Schlafzimmer meines Urgroßvaters, der überhaupt ein sehr einfacher Mann war, nur mit praktischen Mahagonimöbeln eingerichtet, vor allem ein großes sogenanntes Zylinderbüro, an dem er meistens saß. Sein Privatdiener Friedrich schlief in einer kleinen Garderobe dahinter.
Über dieser Hauptetage lag die sogenannte Halbetage mit kleineren Fenstern, niedrigen, jedoch sehr großen Zimmern, die nur als Fremdenzimmer genutzt wurden. Das Hochparterre (in dem wir später wohnten) hatte nach vorne heraus drei sehr große Zimmer, in der Hauptsache mit dem sehr wertvollen Kunstbesitz meines Großvaters bis unter die Decke geschmückt. Der achteckige Raum unter der Bibliothek bildete unten den Durchgang nach den verschiedenen Schlafzimmern. Darin stand nur ein Flügel, und er wurde später viel fürs Tanzen benutzt. Das Parterre hatte zwei Fenster weniger als die erste Etage, weil ein weites schweres Eingangstor für die Ein- und...
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