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Es ist okay, wenn ihr keine Kinder wollt ...
Voller Hoffnung startete ich in den zweiten »Übungszyklus« - diesmal musste es aber wirklich klappen! Die Ovulationstests wurden wieder relativ zeitig positiv, kurz darauf stieg auch die Basaltemperatur an. Der Eisprung war erfolgt und es kam wieder die Zeit, die für Frauen im Kinderwunsch oft die schwerste ist: die Wartezeit bis zum Schwangerschaftstest. In dieser »Two-weeks-wait«-Phase sitzt man oft da und achtet auf jedes kleine Zeichen des Körpers. Ist irgendetwas anders als sonst? Bedeutet dieses Ziehen jetzt vielleicht, dass es geklappt hat? Selbst die besten Schwangerschaftstests werden erst ab etwa neun Tagen nach Eisprung positiv und zu diesem Zeitpunkt ist ein negativer Test auch keinesfalls eindeutig. Viele Frauen raten nach einer Weile Kinderwunsch und Übungszyklen dazu, gar nicht oder erst spät zu testen, um der Enttäuschung durch negative Tests zu entgehen. Ich habe das aber nie geschafft und immer zu den »Frühtesterinnen« gehört!
Und obwohl wir an den fruchtbaren Tagen viel Sex hatten, endete leider auch mein zweiter Zyklus mit dem gleichen Ergebnis: »nicht schwanger«. Markus war zu diesem Zeitpunkt noch sehr entspannt und auch ich rechnete noch nicht ernsthaft mit Problemen. Es ärgerte mich, dass mein Körper scheinbar nicht perfekt war und das gewünschte Ergebnis weiter auf sich warten ließ. Aber schließlich wusste ich auch, dass es durchaus einige Zyklen dauern konnte. Pech eben, was sollte es auch sonst sein?
Man hörte ja immer wieder von den Paaren, die in den Urlaub fuhren und dann schwanger zurückkamen. Vermutlich war das die Lösung - und zusätzlich hätten wir dann garantiert eine wunderschöne Geschichte zu erzählen!
Also fuhren wir nach Italien - doch leider endeten auch mein dritter und vierter Zyklus mit dem gleichen Ergebnis wie vorher: »nicht schwanger«. »Einfach in den Urlaub fahren und entspannen« schien unseren Wunsch nicht magischerweise in Erfüllung gehen zu lassen. Langsam hatte ich den Verdacht, dass es mit dem Kinderwunsch doch nicht ganz so schnell gehen würde wie erhofft. Ich hatte allerdings keine Ahnung, was alles noch vor uns liegen würde.
Auf dem Rückweg von Italien stoppten wir abends bei meinen Eltern. Von unseren Kinderwunschplänen wussten sie zu diesem Zeitpunkt nichts - schließlich hatten wir wie die meisten Paare kaum jemandem davon erzählt. Irgendwann, nach zwei, drei Gläsern Wein, nahm unser entspanntes Gespräch jedoch eine völlig unerwartete Wendung. Mein Vater wechselte abrupt das Thema und versicherte uns: »Es ist absolut okay, wenn ihr keine Kinder wollt! Wir möchten, dass ihr wisst, dass wir das akzeptieren und euch keinen Druck machen wollen. Es ist eure Entscheidung und ihr solltet euch da von niemandem reinreden lassen ...«
Schlagartig war es still im Raum. Mir schossen die Tränen in die Augen. Von vielen KiWu-Mädels hatte ich immer wieder gehört, dass Verwandte konstant Druck ausübten: So langsam sollten sie doch jetzt bitte Nachwuchs produzieren. Gerade wenn man im Kinderwunsch steckt und keinem davon erzählt hat, schmerzen diese Aufforderungen sehr. Aber meine Eltern wollten uns keinen Druck machen, sondern uns nur wissen lassen, dass sie uns beide so lieben und akzeptieren, wie wir sind - mit all unseren Entscheidungen über unser Leben. Wie viel Glück konnte man eigentlich mit seinen Eltern haben? Meine Tränen waren in diesem Moment vor allem Rührungstränen. Gleichzeitig versetzte mir dieser Satz auch einen Stich ins Herz. Offensichtlich hatten meine Eltern die letzten Jahre stillschweigend gehofft, dass wir irgendwann die frohe Botschaft überbringen würden, dass ich schwanger sei. Und nun hatten sie die Hoffnung aufgegeben. Wir waren seit drei Jahren verheiratet - aber die Nachricht war nicht gekommen.
Markus und ich blickten uns kurz an und waren uns ohne Worte sofort einig - wir würden es ihnen jetzt erzählen. Zu diesem Zeitpunkt gingen wir weiterhin davon aus, dass die frohe Botschaft bald verkündet werden würde. Also konnten wir ihnen auch direkt mitteilen, dass sie bald doch noch Großeltern werden würden!
Tatsächlich war die Freude darüber, dass wir offensichtlich schon mitten im Projekt Baby steckten, riesengroß! Nachdem sich die erste Rührung bei meinen Eltern (und auch bei mir) gelegt hatte, war der restliche Verlauf des Abends sehr entspannt und ich war froh, den Elefanten im Raum nicht weiter verstecken zu müssen. Zu diesem Zeitpunkt merkte ich auch erstmalig, dass ich nie darüber nachgedacht hatte, warum Paare zum Kinderwunsch schweigen. Ich finde, dass sich das grundsätzlich ändern sollte. Denn auch wenn es Argumente gibt, die dafürsprechen, einen Kinderwunsch geheim zu halten, so überwiegen in meinen Augen doch die Gründe, es NICHT zu tun. Mehr dazu in den folgenden Kapiteln!
Ist ein geplanter Kinderwunsch nicht ein bisschen wie eine Verlobung? Warum verkündet man dieses »Großprojekt« nicht genauso stolz? Letzten Endes sollte jedes Paar für sich entscheiden, ob und wenn ja, wann es von seinem Kinderwunsch erzählt. Durch Offenheit würde sich aber vermutlich zumindest der ein oder andere doofe Kommentar verhindern lassen!
Doofer Kommentar - gute Reaktion?
Leider wird so gut wie jede Kinderwunschreise von mehr oder weniger freundlichen Kommentaren, doofen Sprüchen und gut gemeinten Ratschlägen begleitet.
Hier ein paar der Highlights, die Paare im Kinderwunsch immer mal wieder (je nach Situation) zu hören bekommen:
Während man die ersten dieser Aussagen oft noch mit einem Au-genrollen hinnimmt, werden sie umso verletzender, je länger der Kinderwunsch andauert. Deswegen ist es sehr wichtig, dass du Methoden und Tricks entwickelst, um mit diesen Sätzen umgehen zu können. Es bringt nichts, wenn du sie still und leise zur Kenntnis nimmst und dich davon weiter verletzen lässt - die emotionale Belastung eines unerfüllten Kinderwunsches ist bereits hoch genug!
Ich finde, dass es wichtig ist, die Intention des Sprechers zu hinterfragen: Hat die Person den »doofen Kommentar« denn überhaupt böse gemeint? Oder zumindest »billigend in Kauf genommen«, dass der Spruch dich verletzen könnte? Oder wollte die Person eigentlich nur helfen und wusste einfach nicht wie? Oft wollen Außenstehende etwas Tröstendes sagen - und treten dabei unbewusst ins Fettnäpfchen. Wann immer du also einen Kommentar als verletzend oder nervig empfindest - nimm dir eine Sekunde und frag dich, was der/die Sprecher:in bewirken wollte. Kommst du dann zu dem Ergebnis, dass es tatsächlich einfach ein »saudoofer Spruch« war (wie etwa das mit den »Bienchen und Blümchen«) - dann sag das ruhig direkt! Es kostet eingangs etwas Mut, das anzusprechen - es ist aber oft langfristig viel sinnvoller. Gerade falls dir die Person nahesteht, ist es wichtig, darüber zu reden, damit sich diese Situationen nicht wiederholen und du innerlich immer wütender auf den/die Sprecher:in wirst.
Hier ein paar Vorschläge, wie du auf richtig doofe Sprüche reagieren kannst (je nachdem, wie offen und konfrontativ du sein möchtest):
Du siehst schon: Wenn es wirklich ein doofer Spruch war, dann finde ich es richtig, deutlich zu werden. Nicht immer musst du deeskalieren, wenn dein Gegenüber solche Sprüche bringt. Manche Personen kann man mit einer »deftigen Antwort« langfristig besser stoppen als mit verständnisvoller Kommunikation.
Anders sieht es allerdings aus, wenn der/die Sprecher:in eigentlich nur helfen wollte. Dann rate ich dir, erst einmal die Luft anzuhalten, innerlich bis zehn zu zählen und dann zu reagieren. Sprich an, dass du den Kommentar oder Ratschlag nicht gut findest. Erkläre aus der »Ich-Perspektive«, was dieser Satz in dir auslöst und warum er dich verletzt oder wütend macht. Vermeide also »Anklagen« und die »Du-Perspektive«. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, Fakten und Informationen in deine Antwort einfließen zu lassen. Dann versteht dein Gegenüber vielleicht eher, warum du den Kommentar oder Rat nicht gut findest!
WIE LANGE DAUERT ES, SCHWANGER ZU...
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