Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wir dürfen also getrost sagen: "Der Herr steht mir bei; nun fürchte ich nichts mehr. Was könnte ein Mensch mir schon tun?"
Hebräer 13,6
Die Baptist General Convention of Texas (BGCT - ein regionaler Gemeindeverbund) hält für den Bundesstaat Texas jährlich drei Konferenzen ab. Im Januar 1989 wählten sie als Ort dafür das Nordufer des Lake Livingston aus, wo die Union Baptist Association, zu der alle Baptistengemeinden aus dem Raum Houston gehören, ein großes Konferenzzentrum unterhält, das Trinity Pines genannt wird. Thema der Konferenz war Gemeindewachstum, und ich nahm daran teil, weil ich ernsthaft daran dachte, eine neue Gemeinde zu gründen.
Die Konferenz begann am Montag und sollte am Mittwoch nach dem Mittagessen zu Ende sein. Am Dienstagabend traf ich mich mit einem Vertreter der BGCT, meinem guten Freund J. V. Thomas, und wir machten einen langen Spaziergang. Nach seinem Herzinfarkt hatte J. V. angefangen zu "walken", und ich begleitete ihn an jenem letzten Abend der Konferenz.
Bereits einige Monate zuvor hatte ich angefangen, darüber nachzudenken, ob es nicht Zeit für mich wäre, eine neue Gemeinde zu gründen. Bevor ich mich jedoch auf ein solches Abenteuer einließ, wollte ich so viel Informationen sammeln, wie ich nur bekommen konnte, und ich wusste, dass niemand in der BGCT so große Ahnung von Gemeindegründung und Gemeindeentwicklung hatte wie er. Weil er selbst bereits mehrere blühende Gemeinden in unserem Bundesstaat gegründet hatte, war er in unserem Kreis allgemein als Experte anerkannt. Als wir also an jenem Abend miteinander spazieren gingen, sprachen wir über mein Gemeindegründungsprojekt - wann ich damit anfangen sollte und wo eine Neugründung sinnvoll wäre. Ich wollte mir gerne ein Bild davon machen, welche Schwierigkeiten mich erwarteten und welche Fallstricke ich vermeiden musste. Er beantwortete meine schier endlose Liste von Fragen und brachte von sich aus Dinge zur Sprache, über die ich noch gar nicht nachgedacht hatte.
Unser Spaziergang und unser Gespräch dauerten etwa eine Stunde. Trotz des kalten und regnerischen Wetters war es eine wunderbare Begegnung, und J. V. kann sich heute noch lebhaft daran erinnern.
Auch mir ist dieser Abend in Erinnerung geblieben, wenn auch aus einem ganz anderen Grund: Es sollte das letzte Mal sein, dass ich normal laufen konnte.
Am Mittwoch verschlechterte sich das Wetter. Es regnete ununterbrochen, und wäre es nur ein paar Grad kälter gewesen, hätten wir nicht abreisen können, weil alles gefroren gewesen wäre.
Das Plenum am Morgen fing pünktlich an, und der Redner dieses Abschlusstreffens tat etwas, was Baptistenprediger fast nie tun: Er kam frühzeitig zum Schluss. Statt eines Mittagessens servierten uns die Mitarbeiter in Trinity Pines gegen halb elf einen Brunch. Ich hatte meine Sachen schon am Vorabend gepackt, und so war mein ganzes Gepäck bereits in meinem roten Ford Escort.
Sobald wir unseren Brunch beendet hatten, verabschiedete ich mich von meinen Freunden und stieg ins Auto, um zu meiner Heimatgemeinde zurückzufahren. Ich war damals fest angestellter Pastor in der Southpark Baptist Church in Alvin, einem Vorort von Houston.
Während ich den Motor anließ, fiel mir wieder ein, dass ich gerade drei Wochen zuvor einen Strafzettel bekommen hatte, weil ich nicht angeschnallt gewesen war. Ich war gerade auf dem Weg gewesen, um in der Gemeinde eines befreundeten Pastors zu predigen, der sich einer Kehlkopfoperation hatte unterziehen müssen, und dabei war ich von der Texas Highway Patrol angehalten worden. Der Zettel lag noch immer auf dem Beifahrersitz neben mir und erinnerte mich daran, dass ich das Bußgeld noch bezahlen musste, sobald ich in Alvin wieder angekommen war. Vor diesem Strafzettel hatte ich im Allgemeinen nie meinen Gurt angelegt, doch seitdem hatte ich angefangen, es mir zur Gewohnheit zu machen.
Mein Blick fiel auf den Bußgeldbescheid, und ich dachte mir: Nur nicht noch mal angehalten werden. So legte ich meinen Sicherheitsgurt an. Dieser Entschluss sollte an jenem Tag von großer Tragweite sein.
Es gibt zwei Routen, wie man von diesem Freizeitzentrum nach Houston und weiter nach Alvin gelangen kann. Als ich am Tor von Trinity Pines angekommen war, musste ich mich entscheiden, entweder durch Livingston zu fahren und anschließend den Highway 59 zu nehmen, oder aber nach Westen in Richtung Huntsville abzubiegen und dann auf der Interstate 45, auch Gulf Freeway genannt, weiterzufahren.
Ich war erleichtert, dass wir schon ein wenig früher loskamen. Es war gerade erst kurz nach elf, und so würde ich bereits gegen zwei Uhr wieder bei uns in der Gemeinde sein. Unser Hauptpastor befand sich mit einer Gruppe aus unserer Gemeinde auf einer Israelreise, weshalb ich für den Mittwochsgottesdienst in der South Park Church verantwortlich war. Außerdem hatte er mich gebeten, an den kommenden beiden Sonntagen zu predigen. An diesem Abend gab es lediglich ein Gebetstreffen, das kaum Vorbereitungen brauchte, aber ich musste noch einiges für meine Sonntagspredigt tun.
Noch vor meiner Abreise aus Alvin hatte ich einen Entwurf für meine erste Predigt gemacht. Sie trug den Titel: "Ich glaube an einen großen Gott." Während ich fuhr, wollte ich diesen Entwurf noch einmal durchgehen und mir wieder vergegenwärtigen, was ich bis dahin geschrieben hatte.
Seither habe ich immer wieder über meine Entscheidung nachdenken müssen, den Gulf Freeway zu nehmen. Es ist erstaunlich, wie wenig Gedanken wir uns über solche alltäglichen Entscheidungen machen. Und doch haben viele dieser kleinen Entscheidungen am Ende oft eine enorme Tragweite. Diese war eine davon.
Ich verließ das Gelände von Trinity Pines und bog nach rechts auf den Texas Highway Nummer 19 ab. Ich fuhr in Richtung Huntsville, wo die Landstraße die Interstate 45 kreuzt, die Autobahn, die mich nach Houston brachte. Bereits nach kurzer Zeit stieß ich auf den Lake Livingston, ein künstliches Gewässer, welches durch das Aufstauen des Trinity Rivers entstanden war. Wo früher lediglich ein Flussbett gewesen war, befindet sich heute ein großer, wunderschöner See. Über den See hinüber führt ein Damm mit einer zweispurigen Straße. Es gibt praktisch keinerlei Böschung, sodass die Straße sehr eng ist. Auf dieser schmalen Straße musste ich nun ein ganzes Stück fahren, bis ich das andere Seeufer erreicht hatte. Ich hatte keine bösen Vorahnungen, obwohl mir natürlich die fehlende Böschung auffiel.
Am Ende der aufgeschütteten Straße liegt die alte Brücke über den Trinity River. Unmittelbar dahinter steigt die Straße steil an und führt den Hang oberhalb des Flussufers hinauf. Diese scharf ansteigende Kurve bewirkt, dass die Sicht in beide Fahrtrichtungen eingeschränkt ist.
Es war das erste Mal, dass ich diese Brücke sah, und auf mich wirkte sie im ersten Moment wie ein sonderbarer Fremdkörper. Ich habe keine rechte Vorstellung davon, wie lang die Brücke ist, aber sie ist ziemlich lang. Es ist eine alte Brücke mit einer massiven Tragekonstruktion aus rostigem Stahl. Doch außer der Fahrbahn unmittelbar vor mir konnte ich nicht viel sehen, schon gar nicht den entgegenkommenden Verkehr am anderen Ufer. Es war eine sehr gefährliche Brücke, und es hatten sich dort, wie ich später erfuhr, bereits eine ganze Reihe von Unfällen ereignet. (Heute steht die Brücke zwar noch, aber sie ist nicht mehr in Betrieb, da unmittelbar daneben eine neue Brücke errichtet wurde.)
Da ich die Brücke nicht kannte, fuhr ich vorsichtig mit einem Tempo von 50 Meilen auf ihr entlang. Das Auto wollte gar nicht so recht warm werden, und der eisige Wind trug einiges dazu bei. Zudem war der Dauerregen inzwischen zu einem Wolkenbruch geworden. Ich freute mich deshalb darauf, so schnell wie möglich nach Alvin zu kommen. Gegen 11:45 Uhr, kurz bevor ich das östliche Ende der Brücke erreichte, driftete ein Sattelzug, der im Auftrag der Vollzugsbehörden des Staates Texas von einem Sträfling gefahren wurde, über die Mittellinie und traf meinen Wagen frontal. Der schwere LKW drückte mein kleines Auto gegen die Leitplanke und überrollte es.
Ich erinnere mich bruchstückhaft an einige Details, doch das meiste, was ich über den Unfallhergang weiß, stammt aus dem Polizeiprotokoll und von Zeugenberichten.
Nach den Schilderungen, die ich von Augenzeugen erhalten habe, schlingerte der LKW nach dem Zusammenprall auf die andere Seite der schmalen Brücke und fegte noch zwei weitere Autos von der Fahrbahn. Sie fuhren vor dem LKW her und waren mir unmittelbar zuvor auf der Gegenfahrbahn begegnet. Der Polizeibericht besagt, dass der Laster, als er mich traf, ziemlich schnell fuhr - so an die hundert Stundenkilometer. Schließlich brachte der unerfahrene LKW-Fahrer sein Gefährt nahe dem anderen Ende der Brücke zum Stehen.
Am Steuer der beiden anderen Fahrzeuge, die ebenfalls in den Unfall verwickelt wurden, saßen ein junger Vietnamese und ein...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.