Am Rande des Burnout
Mel ist eine glückliche junge Frau, die alles im Leben hat was man sich wünscht. Scheinbar! Mel ist Geschäftsführerin einer Firma, hat zudem zwei süße kleine Töchter und einen tollen Ehemann. Von ihrem Umfeld wird sie bewundert, wie sie alles meistert. Sie steht morgens auf, kümmert sich um die Kinder, bringt sie in die Kita, anschließend fährt sie in ihr Unternehmen in dem sie für 500 Mitarbeiter verantwortlich ist und zwischendurch schafft sie es noch irgendwie den Haushalt zu machen. Und das immer mit einem Strahlen im Gesicht.
Doch innerlich sieht es ganz anders bei ihr aus. Sie fühlt sich schon lange abgekämpft. Sucht nach Lösungen und wünscht sich, dass der Tag mehr Stunden hätte. Ihre Freundin Anne, die auch zwei Kinder hat, aber nur eine Halbtagsstelle, berichtet ihr, dass sie komplett überfordert ist. "Wie kann man das nur alles schaffen? Morgens die Kinder zur Kita bringen, zudem habe ich auch noch einen Halbtagsjob und der Haushalt muss ja auch noch gemacht werden." Ohne sich etwas anmerken zu lassen ist Mel sehr frustriert über die Aussagen ihrer Freundin. Die bei weitem nicht so viel zu tun hat wie sie, aber anscheinend trotzdem so mit der Zeit zu kämpfen hat.
Sie sucht nach Lösungen die ihr das Leben leichter machen, die sie wieder glücklicher erscheinen lassen, die sie fitter werden lassen, da sie seit einiger Zeit Probleme mit dem Rücken hat und ständig mit Kopfschmerzen kämpfen muss. Was versprechen die Medien nicht alles das man tun kann um ein besseres Leben zu führen. "Du musst meditieren! Mach Yoga! Die neue Hautcreme lässt dich zehn Jahre jünger erscheinen! Du willst glücklich sein dann musst du die neue Diät versuchen, die dich lange gesund und fit aussehen lässt! Im hohen Alter noch jung sein.
Mel versucht nun einmal die Woche Sport zu machen und am zweiten Tag in der Woche geht sie zum Yoga, aber irgendwie verändert sich ihre Lage nicht sonderlich. Sie fühlt sich mal etwas ausgeglichener, aber die Arbeit wird nicht weniger und es ist einfach zu wenig Zeit da. Trotz des vermeintlich glücklichen und des privilegierten Lebens das Mel führt, steht sie kurz vor einem Burnout.
Die Burnout Quote in Deutschland steigt von Jahr zu Jahr. Der Druck von außen ist so groß, dass dem viele Menschen nicht mehr gewachsen sind. Für den Menschen ist es gut und notwendig zu wachsen und es muss auch Zeiten geben, an denen wir uns durch ein Tal kämpfen, um nachher auch den Berg zu schätzen wissen. Das ist das Leben, mit einem ständigen auf und ab. Nur werden die Anforderungen, die Erwartungen, vor allem durch ein ungesundes Selbstbild so hoch, dass Körper und Geist irgendwann an dem Punkt angelangt sind, an dem nichts mehr geht.
Laut einer aktuellen Studie des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO)1*sind im Jahr 2021 rund 20 Prozent der erwerbstätigen Deutschen von Burnout betroffen. Das ist ein Anstieg von rund 12 Prozent im Vergleich zu 2010.
Die Ursachen für den Anstieg sind vielfältig. Experten vermuten, dass die zunehmende Arbeitsbelastung, sowie die ständige Erreichbarkeit durch moderne Kommunikationstechnologien wie Smartphones und Tablets eine Rolle spielen. Auch eine mangelnde Work-Life-Balance und fehlende Entspannungsmöglichkeiten können zu einem Burnout beitragen.
Diese hohe Quote hat nicht nur Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen, sondern auch auf die Wirtschaft. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) entstehen durch Burnout in Deutschland jährlich Kosten von rund 10 Milliarden Euro.
Derzeit gibt es viele Trends, die in die eine, sowie andere Richtung gefährlich sein können. Den meisten ist bewusst, dass unser zu starkes Ego und der Drang nach höher, schneller, weiter uns innerlich auf Dauer nur unglücklicher machen und somit auch oft krank. Die andere Seite spricht von Achtsamkeit, Bewusstsein, Selbstliebe, nahezu ein Leben zu führen, was Buddha entspricht. Ich bin davon überzeugt, dass wenn wir tatsächlich so leben, ein langes, gesundes Leben haben. Aber was ist der Preis dafür? Und an dieser Stelle möchte ich etwas philosophischer werden: Warum gibt es das Gute und das Böse überhaupt? Wie eben schon erwähnt, braucht es das Böse, um überhaupt zu erkennen, dass es etwas Gutes gibt. Gäbe es nur das, wüssten wir gar nichts von der "Existenz" des anderen. Wir sind hier auf der Welt um beides zu sein, gut und böse, so wie wir geschaffen wurden, mit dem Drang danach, zu wachsen und Erfahrungen zu machen.
Was heißt das nun für unsere Geschichte mit Mel? Soll sie weiterhin in diesem schlechten Zustand bleiben, weil es ja so sein muss? Oder soll sie wie ein Buddha leben, ihrem Ego widerstehen, die Karriere aufgeben und nur noch im Glück mit sich selbst leben? Die Wahrheit liegt wahrscheinlich, wie immer, in der Mitte. Wobei das ein Prozess ist, den jeder Mensch für sich selber herausfinden und beantworten sollte. Weniger Ego, mehr Selbstliebe ist ein Schritt in die Richtung für Gesundheit und ein langes Leben. Anfangen, die Zeit bewusster zu gestalten mit der Ausrichtung darauf, dass unsere Zeit auf dieser Erde begrenzt ist und wir genau so aus dem Leben schreiten, wie wir gekommen sind - mit nichts!
"Beginne zu leben!
Es nützt nichts,
der fleißigste Mensch
auf dem Friedhof zu sein."
Wie wir später noch anhand von vielen Beispielen und Studien sehen werden, ist unsere Einstellung, unser Mindset ein entscheidender Faktor dafür, wie lang wir leben, wie jung wir aussehen und wie fit wir durchs Leben gehen. Eine positive Einstellung zum Leben ist tendenziell der bessere Weg dafür und nun liegt es an jeder einzelnen Person selber zu entscheiden, was positiv in diesem Zusammenhang bedeutet. Erfüllt es mich tatsächlich jeden Tag drei Stunden zu meditieren und meinem Ego abzuschwören, oder genieße ich das Leben auch schon mal mit etwas zu viel Wein und guten Freunden bei einer Party. Wenn ich das öfter mache, ist mir natürlich bewusst, dass mein Leben dadurch verkürzt werden könnte, aber ich habe gelebt. Viele Menschen behaupten von sich, dass sie ein glückliches Leben führen wollen. Was das aber genau bedeutet, kann für jede einzelne Person völlig unterschiedlich sein.
Und so bitte ich Dich auch mit allen Geschichten, Informationen und Erkenntnissen in diesem Buch umzugehen. Höre in Dich hinein und frage dich, ob ein Gedanke oder eine Veränderung in deinem Leben dazu führt, dass Du gut und glücklich damit Leben kannst. Beantwortest Du das mit einem klaren ja, dann integriere es und vergrößere damit die Aussicht auf ein vitales Leben.
Wie ging es nun mit Mel weiter? Wie so oft im Leben regeln sich manche Dinge von ganz alleine. Allerdings manchmal leider erst dann, wenn es zu spät ist. So wurde Mel tatsächlich krank und war dazu gezwungen, ein paar Wochen im Bett zu liegen. Und kaum zu glauben, die Welt drehte sich trotzdem weiter. Ihre Firma wurde in ihrer Abwesenheit von ihrem Cousin geleitet, der diesen Job sehr gut machte. Neben einer Haushaltshilfe, schafften ihr Mann und ihre Kinder es sehr gut, sich so zu organisieren, dass auch der Haushalt ohne Mama funktionierte. Die Zeit die Mel nun gezwungener Maßen dazu bekam, nutzte sie, um intensiv über alles nachzudenken und da sie nun auch realistisch erfahren konnte, dass es auch ohne sie, und ohne ihren Stress, funktionieren kann, beschloss sie, ihr Leben nach der Krankheit zu optimieren.
Ihr Cousin blieb in der Führungsrolle, in der er komplett aufging. Er teilte sich mit Mel verschiedene Aufgaben und so sparte sie viel Zeit und vor allem negativen Stress. Die Haushaltshilfe wurde übernommen und ihre Familie hatte sich mittlerweile auch an die verteilten Aufgaben gewöhnt, so dass das meiste reibungslos funktionierte. Mel hatte Zeit gewonnen, wichtige Lebenszeit, in der sie sich nun etwas mehr um ihre eigenen Belange und Emotionen kümmern konnte, was zur Folge hatte, dass sie auch in allen anderen Bereichen im "Außen" glücklicher und effektiver war.
Hätte Mel etwas besser machen können, so dass sie nicht erst krank werden musste, um eine lebensverändernde Einstellung zu bekommen? Vielleicht hätte ihr das bewusste Wissen darüber, wie wir Menschen funktionieren, helfen können. Oft ist es so, dass sich eine Krankheit ankündigt, bevor es zu spät ist. Vier Phasen kann es hier geben:
1. Bewusstheit darüber (Gehirn), dass ich in meinem Leben irgendetwas falsch mache, oder mir etwas nicht gut tut.
Das kann beispielsweise so etwas sein wie: ich bin mir bewusst darüber, dass ich übergewichtig bin und mir die Pizza mit extra Käse jetzt bestimmt nicht gut tun wird.
2. Schmerz (Körper). Der Körper sendet das Signal, dass etwas nicht stimmt.
In unserem Beispiel fange ich vielleicht schnell an zu schwitzen, oder mir brennt die Lunge, nachdem ich ein paar Treppenstufen gegangen bin, da...