Schweitzer Fachinformationen
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Hilflos im Netz der Fallensteller – legal, illegal, ganz egal
Wir alle haben uns inzwischen daran gewöhnt, dass Unternehmen und Händler, die etwas verkaufen wollen, in den meisten Fällen ihren Kunden auch eine Finanzierung anbieten. Ob es sich nun um Autos, Unterhaltungselektronik, Möbel oder Küchen handelt, immer ist nach dem Motto »Kaufe jetzt, zahle später« eine Finanzierung auf Kredit ein Teil des Produktangebots.
Der größte Teil aller Autokäufe wird heute finanziert, von der Bank des Autoherstellers, von speziellen Kreditbanken oder auch von der Hausbank des Kunden. Elektromärkte werben damit, Weihnachtsgeschenke bequem schon ab November zu kaufen und sie mit kleinen Raten im Laufe des kommenden Jahres zu bezahlen, manchmal sogar mit einer sogenannten Null-Prozent-Finanzierung. Auch der Kauf einer neuen Küche soll per Ratenzahlung ebenso attraktiv und leicht gemacht werden wie der Erwerb einer neuen Wohnzimmereinrichtung.
Dass wir uns so sehr an das Kaufen auf Kredit gewöhnt haben, macht sich auch das Kartell aus Maklern, Bankern und Notaren zunutze, die Schrott-Immobilien verkaufen. Dabei unterscheidet sich der Kauf einer Schrott-Immobilie ganz erheblich von allen anderen Finanzierungsgeschäften. Das erkennt man schon am Ablauf.
Wenn jemand ein Auto, einen Fernseher oder eine neue Küche kaufen möchte, dann geht die Initiative in so gut wie allen Fällen vom Käufer aus. Bei Fernsehern und Küchen ist das kaum anders. Der Kunde informiert sich, lässt sich beraten, entscheidet sich für den Kauf und fragt dann, falls er eine Ratenzahlung wünscht, nach den Finanzierungsmöglichkeiten.
Der jeweilige Händler wird prüfen, wie solvent der Kunde ist, und das Risiko abschätzen, das er mit dem Kauf auf Raten eingeht. Dann wird er versuchen, ein Finanzierungsmodell zu ermitteln, das es ihm und dem Kunden ermöglicht, das Geschäft zum Abschluss zu bringen.
Aber solche Modelle haben in der Praxis immer ihre Grenzen. Wenn jemand, der 1200 Euro netto im Monat verdient, einen Fernseher für 600 Euro kaufen möchte und in der Lage ist, 200 Euro anzuzahlen, dann sehen die meisten Händler keine Probleme, die übrigen 400 Euro auf zehn Monatsraten à 40 Euro zu verteilen.
Will dieselbe Person jedoch eine Luxuslimousine für 120000 Euro kaufen und ebenfalls dafür nur 200 Euro anzahlen und später Monatsraten in Höhe von 40 Euro bezahlen, dann wird der Händler mit Sicherheit ablehnen und dem Kunden einen günstigen Gebrauchtwagen anbieten, der besser zu dessen finanziellen Möglichkeiten passt. Beim Verkauf von Schrott-Immobilien ist das ganz anders.
Die Besonderheiten der Immo-Falle
Dass die Immo-Falle nach eigenen Regeln funktioniert, können wir deutlich daran erkennen, wenn wir den Kauf eines Gebrauchtwagens als Beispiel nehmen. Die meisten Leute, die sich ein gebrauchtes Auto kaufen wollen, haben ganz bestimmte Vorstellungen von der Automarke und von der Typenklasse und was der Wagen ungefähr kosten darf.
Sie gehen also zu einem Autohändler, der Ihnen einen Gebrauchtwagen anbietet, dessen Preis doppelt so hoch ist wie der Neuwagenpreis. Wahrscheinlich werden Sie den Händler für verrückt erklären und sofort wieder den Verkaufsraum verlassen. Nun macht Ihnen der Autohändler jedoch ein tolles Angebot.
Er erklärt sich bereit, den Wagen zehn Jahre lang zu finanzieren. Er sagt, in zehn Jahren könnten Sie den Wagen als sogenannten Youngtimer wieder verkaufen und den Kredit zurückzahlen. Außerdem versucht er Sie auch glauben zu machen, dass der Preis, den Sie für dieses Modell dann erzielen, höher sein wird als der doppelte Neuwagenpreis heute. Halten Sie das für wahr? Wahrscheinlich nicht.
Kunden, die in die Immo-Falle gehen, sind jedoch bereit, sich auf solche Versprechen einzulassen. Das liegt daran, dass die Immo-Falle eben ganz anders funktioniert als jedes normale Verkaufsgespräch. Denn Schrott-Immobilienkäufer haben zunächst gar nicht die Absicht, eine vermietete Wohnung zu kaufen, sondern ganz andere Interessen. Auch von Immobilienpreisen haben sie in der Regel keine oder nur eine höchst ungenaue Vorstellung, weil es für sie auch bis dahin keine Veranlassung gab, sich darüber zu informieren.
Der Verkäufer sucht den Kunden und nicht umgekehrt
Die Immo-Falle funktioniert immer so, dass die Verkäufer oder Vermittler nach Kunden suchen und nicht umgekehrt. Sie suchen aber nicht einfach nur irgendwelche Kunden, sondern solche, die sich betrügen lassen, solche, bei denen sich der Betrug lohnt, oder solche, die sich in schwierigen Situationen befinden und deshalb auch bereit sind, nach dem letzten Strohhalm zu greifen.
Speziell diese Kunden finden sie in der Regel über Anzeigen oder Internetseiten, die finanzielle Hilfe versprechen und denen nicht zu entnehmen ist, dass es sich in Wahrheit um den Verkauf einer Schrott-Immobilie handelt.
Kein Vermittler oder Verkäufer einer Schrott-Immobilie wird seinem potenziellen Kunden von Anfang an sagen, worum es ihm wirklich geht. Stattdessen tarnt er sich als hilfsbereiter Fachmann, Berater oder selbstloser Samariter, der anderen Menschen in schwierigen Situationen beistehen will. Er will ihnen helfen, Steuern zu sparen oder Schulden loszuwerden, die ihnen über den Kopf gewachsen sind.
Einerseits nutzt der Schrott-Immobilienverkäufer die Ängste der Menschen aus, andererseits schürt er ihre Gier. Wer zu viele Schulden hat, hat auch Existenzängste und fürchtet, sein Leben nicht mehr in den Griff zu bekommen. Jede Hilfe wird dankbar angenommen. Wer Ersparnisse oder ein regelmäßiges Einkommen hat, fürchtet immer höhere Steuern und den Wertverlust seines Ersparten durch Inflation oder Wirtschaftskrisen. Gleichzeitig wird neben der Angst auch die Gier geschürt, indem behauptet wird, man könne ohne Arbeit und ohne Risiko auf legale Weise nebenher etwas dazuverdienen.
Sobald sich der betrügerische Verkäufer an seinen Kunden angeschlichen hat, wird er ihn in der nächsten Phase ausspionieren, um festzustellen, wie viel auf welchem Wege zu holen ist. Nach dem Anschleichen und dem Ausspionieren kommt der dritte entscheidende Schritt, das Abzocken. Angst und Gier haben den Kunden blind gemacht, und jetzt wird Druck ausgeübt. Das Opfer muss sich plötzlich ganz schnell entscheiden, schnell handeln und einen Vertrag unterschreiben.
Die meisten Menschen können unter Druck nicht mehr klar denken, sondern reagieren nur noch automatisch. Und genau das ist im Sinne eines betrügerischen Verkäufers. Der letzte Schritt besteht dann darin, dass der Verkäufer sich absetzt und für seine Kunden nicht mehr zu sprechen ist.
Jeder will einmal zu den Gewinnern gehören
Hendrik M. hat es im Leben nie leicht gehabt. Als er Anfang 30 war, erlitt er eine schwere Schädelverletzung, und die Ärzte prognostizierten ihm ein Leben im Rollstuhl. Doch Hendrik war ein Kämpfertyp und schaffte es zurück in ein ganz normales Leben. Freunde unterstützten ihn und halfen ihm, einen Arbeitsplatz bei einem großen Industrieunternehmen in Berlin zu finden, wo er bis zu seinem Eintritt in den Vorruhestand blieb.
Auch die zwischenzeitlich auftretenden Probleme mit einer Alkoholerkrankung bekam er schon vor Jahrzehnten in den Griff. Dabei half ihm auch die Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe für anonyme Alkoholiker. Zu den Prinzipien dieser Gruppe gehörten neben der Solidarität auch Offenheit und Ehrlichkeit gegenüber sich selbst und anderen.
Einer der Männer in dieser Gruppe war Frank. Er sprach Hendrik vor rund acht Jahren an, ob er nicht eine Eigentumswohnung kaufen wolle, die vermietet wird. So könne er sich für den Ruhestand eine zusätzliche Einnahmequelle verschaffen. Hendrik war interessiert und besichtigte gemeinsam mit Frank die Wohnung in Spandau. Die ca. 43 Quadratmeter große Wohnung war frisch renoviert und gut instand gesetzt, auch einen potenziellen Mieter hatte Frank schon an der Hand. Frank würde alles regeln. Die Commerzbank war bereit, die Wohnung, die rund 100000 Euro kosten sollte, zu 100 Prozent zu finanzieren, und die mit dem Kredit verbundenen Kosten in Höhe von monatlich 659 Euro würden aus der Miete gedeckt werden.
Hendrik überlegte nicht lange, sondern ging mit Frank zu einem Notar, wo er die notwendigen Papiere unterschrieb. Wenn man mit jemandem in einer Selbsthilfegruppe zusammenarbeitet, die nach den Prinzipien des Vertrauens, der Ehrlichkeit und Offenheit funktioniert, kann man schließlich auch Geschäfte mit ihm machen. Doch dann verschwand Frank plötzlich aus der Gruppe. Niemand weiß bis heute, wo er abgeblieben ist. Da Hendrik weder etwas von seinem Mieter noch von der Bank hörte, war er trotzdem nicht beunruhigt. Das Wohnungskaufmodell schien zu funktionieren.
Es dauerte relativ lange, bis sich der Mieter bei ihm meldete, weil die Gastherme in der Wohnung defekt war. Als Hendrik zu ihm fuhr, um sich den Schaden anzusehen, stellte er fest, dass es sich gar nicht um die Wohnung handelte, die er damals mit Frank besichtigt hatte. Die Wohnung, die ihm jetzt offensichtlich gehörte, lag zwar in derselben Straße, aber ein paar Hausnummern weiter und war in einem ziemlich schlechten Zustand.
Bei dem Notartermin hatte Hendrik nicht bemerkt, dass er mit der Unterzeichnung des...
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