Kommandos
Begeben wir uns in die Gesellschaft, in den öffentlichen Raum, erleichtern Kommandos die Kommunikation und damit das Miteinander mit und unter Fremden.
In den eigenen vier Wänden ist es nicht unbedingt notwendig, dass wir unserem Hund beigebracht haben, dass bestimmte Worte eine bestimmte Bedeutung haben und welche Reaktion er auf diese Worte zeigen soll. Denn hier ist normalerweise keine Eile geboten und wir können ihn auch durch rein intuitive Ansprache lenken (siehe hier). Doch leider können wir unserem Hund nicht immer alle Zeit der Welt lassen, um auf unsere Ansprache zu reagieren. Es muss also Worte geben, die ihm individuell beigebracht wurden und auf die er sofort reagieren sollte.
Signal, Kommando, Befehl, Anordnung!
Wie Sie persönlich diese Worte betiteln möchten, liegt bei Ihnen. Klar ist, es sind weder Fragen noch Wünsche, noch Bitten, noch Einladungen, die wir unserem Hund gegenüber äußern. Fragen können verneint werden, Wünsche, Bitten und Einladungen ausgeschlagen werden. Beides ist hinsichtlich eines Kommandos inakzeptabel. Es sind Ansprachen, auf die unser Hund prompt reagieren muss. Nur so gelingt es, sich in der Gesellschaft zu bewegen, ohne begründet negativ aufzufallen und den Hund nicht zur Gefahr für sich und andere werden zu lassen.
Notwendige Kommandos
Für mich ist der Einsatz der Stimme unerlässlich, wenn es darum geht, dem Hund die Bedeutung bestimmter Worte beizubringen. Einmal hinsichtlich der Worte selbst, aber auch in Bezug auf Lob und Korrektur.
Unsere Stimme ist etwas Persönliches, etwas Individuelles. Unser Hund kennt sie ab dem Tag seines Einzugs. Ich möchte sie nicht durch ein Hilfsmittel wie eine Pfeife ersetzen, überträgt die Stimme doch auch Emotionen, die beim Äußern eines Kommandos zwar mal hinderlich sein können, aber eben unsere Persönlichkeit auch ausmacht. Damit wir uns mit unserem Hund im öffentlichen Raum bewegen können, sind wenige Kommandos ausreichend.
1. Ein Kommando, das bedeutet: "Sieh mich an"
Dieses Kommando dient dazu, zu überprüfen, wo sich unser Hund mit seiner Aufmerksamkeit gerade befindet, ohne dass er zu uns kommen muss. Die Distanz zu uns hat dabei keine Relevanz.
Ich verwende den Namen des Hundes für dieses Kommando, da wir Menschen dies im Umgang mit unseren Mitmenschen auch so handhaben.
Bewegen wir uns beispielsweise in der Stadt und vermuten, dass vor uns eine Person läuft, die wir kennen und wir möchten diese ansprechen, verwenden wir dazu üblicherweise den Namen: "Sabine?", wenn wir uns nicht sicher sind, ob es auch tatsächlich Sabine ist, oder "Sabine!", wenn wir uns sicher sind und wir möchten, dass sie sich umdreht.
Name vor Kommando
In der Kommunikation mit unserem Hund wird seinem Namen aber noch eine weitere wichtige Eigenschaft zuteil. Der Name unseres Hundes sollte vor allen anderen Kommandos genannt werden, damit unser Hund diese unmissverständlich auf sich beziehen kann.
Würden wir darauf verzichten, hätten wir den Anspruch, dass der Hund vierundzwanzig Stunden am Tag in Bezug auf unsere geäußerten Worte aufmerksam ist, damit er, sobald er ein Wort hört, welches er kennt, sofort reagieren kann. Eine unrealistische Vorstellung!
Gerade in der Mehrhundehaltung ist das Voranstellen des Namens unerlässlich. Wie sonst sollten die Hunde individuell angesprochen werden können?
Falls bisher noch nicht so gehandhabt, sollte es zukünftig immer heißen: "Name, Kommando", also beispielsweise: "Lina, Hier".
Dabei sei an dieser Stelle schon einmal angemerkt, auch weil es für viele eine der größten Hürden darstellt, dass der Name des Hundes im Alltag nur noch fallen sollte, wenn wir den Hund auch direkt ansprechen. Erzählen wir von ihm, also wenn wir über ihn sprechen, können wir unserer Fantasie freien Lauf lassen und sämtliche Kosenamen wählen, die sich oft situationsbedingt auch ändern. Mal Hexe, mal Süße, mal Teufel, mal Schatz oder auch einfach der Hund. Verwenden wir ständig den Namen des Hundes, wenn wir von ihm erzählen, wird dieser letztlich, genauso wie der Großteil unserer Worte, im Wust unserer Sätze untergehen und unser Hund wird nicht mehr darauf reagieren.
Darüber hinaus sollten wir unseren Hund auch nicht mit seinem Namen ermahnen, wenn er beispielsweise ein Kommando nicht richtig ausführt.
Verinnerlichen wir: Der Name hat (nun) eine Bedeutung und sollte auch nur noch gezielt und nicht inflationär verwendet werden.
© Anna Auerbach/Kosmos
Suri hebt den Kopf und schaut zu ihrem Menschen, als sie ihren Namen hört.
Blickkontakt verbal loben
Wichtig ist, den Blickkontakt stets verbal zu loben. Allerdings nur verbal und nicht mit einem Leckerchen. Wenn wir den Hund in dieser Situation mit Leckerchen belohnen, bringen wir ihm unter Umständen bei, dass er auf seinen Namen kommen muss. Denn wie wollen wir ihm sonst das Leckerchen geben? Er soll aber auf seinen Namen hin nur Blickkontakt aufnehmen. Wenn er dies getan hat, wir ihn gelobt haben und soweit mit der Situation zufrieden sind, schauen wir den Hund auch nicht mehr weiter an. Das Lob bedeutet in dieser Situation: "Das war alles, was du tun musstest, es wird nichts Weiteres von dir erwartet!"
Deshalb wird der Hund auch gelobt, wenn er uns erst auf eine Korrektur hin anschaut. Das Lob bedeutet nicht, dass er das ganz toll gemacht hat, sondern nur, dass er nichts weiter zu tun hat.
Das Ende des Blickkontaktes nach dem Lob signalisiert dem Hund das Ende der Interaktion. Würden wir ihn nach dem Lob weiterhin ansehen, ohne etwas zu sagen, dürfte er im Grunde in der Situation nicht einfach machen, was er will, da wir durch den Blickkontakt ja weiterhin in Interaktion mit ihm sind. Allerdings wird ein stoisches Anschauen früher oder später jedem Hund schlichtweg zu blöd, wenn keine weitere Ansprache erfolgt und er wird sich anderen Dingen zuwenden. Das wäre allerdings als Frechheit zu werten, was uns als Mensch jedoch nicht auffallen würde, da wir ja mittels des geäußerten Kommandos nur den Blickkontakt eingefordert hatten.
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1. Bruno schaut nicht, läuft aber auf Annette zu. Er ignoriert sie also nicht.
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2. Annette bleibt freundlich im Ton: "Hallo, Großer."
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3. Bruno schaut daraufhin Annette an, was von ihr gelobt wird.
Verwendung und Ablauf
Wann verwenden wir dieses Kommando "Sieh mich an" und wie ist der genaue Ablauf?
Der Hund scheint mit der Aufmerksamkeit bereits zu lange anderswo zu sein, hat uns schon eine gewisse Zeit nicht von sich aus angeschaut oder widmet seine Aufmerksamkeit einer für ihn reizvollen Situation, z. B. einem anderen Hund, einer anderen Person.
Wir sprechen den Hund an: "Name"
Dann ergeben sich folgende Möglichkeiten:
-
Der Hund schaut uns sofort an.
- Er wird sofort verbal gelobt und danach nicht mehr angeschaut.
-
Der Hund zeigt keine Reaktion.
- Wir korrigieren ihn, bis er schaut und loben ihn verbal, wenn er dies dann tut.
-
Der Hund schaut nicht, aber läuft in unsere Richtung auf uns zu.
- Er verhält sich in dieser Situation uns gegenüber nicht ignorant, zeigt jedoch nicht die gewünschte Reaktion. In diesem Fall verhalten wir uns freundlich gegenüber unserem Hund. Anstatt einem lauteren "Hey", wie es bei Punkt 2 angebracht wäre, äußern wir eher ein nettes "Hallo", "Süße", "Dicker", bis der Hund Blickkontakt aufnimmt. Auch dann erfolgt das verbale Lob durch uns.
Wahl des Namens
Was die Auswahl des Namens betrifft, sollten Sie hier ebenfalls Ihre Emotionen sprechen lassen. Der Name sollte eine Bedeutung haben, die mehr ist als eine sachliche Ansprache.
Beispiel: Nie vergessen werde ich den Saluki Eman. Er reagierte schlecht auf die Ansprache von Sylvia. Nach einiger Zeit fragte ich sie, ob der Name für sie zum Hund passen, ob sie damit emotional irgendetwas verbinden würde. Ich persönlich tat mich schwer mit diesem Namen. Für mich klang er abgehackt, kalt und ohne Emotion. Sylvia sah mich fragend an. Ich schlug ihr vor, sich einen anderen Namen zu überlegen. Eman war vom Züchter eingetragen worden und Sylvia hatte ihn so übernommen. Irgendwann teilte sie mir mit, dass Eman nun Elvin hieß. Ein Name, der ihr gefiel und den sie auch mit Emotionen verbinden konnte. Ob Elvin daraufhin besser reagierte, kann ich nicht sagen, aber wenn nicht, sind die Gründe hierfür an anderer Stelle zu suchen und sicher auch zu finden.
Ich selbst habe meine erste Hündin auch umgetauft. Aus Sinem wurde Sahra. Mit ihrem ursprünglichen Namen konnte ich nichts anfangen, auch wenn ich nicht sagen kann, dass er mir nicht gefiel. Ich...