Wie in den vorherigen Kapiteln erwähnt, sind Massenmedien eine wichtige Informationsquelle, wenn es um die Einstellungsbildung geht, da die Menschen nicht alle Informationen und Geschehnisse, die weltweit passieren, immer direkt erfahren können (vgl. Baumann et al 2011, S.1). Die Medien bieten durch ihre Berichterstattung eine Vorstellung von bedeutungsvollen, gesellschaftlichen Themen (vgl. ebd.). Dabei haben sie einen Einfluss auf die Themen, die den Menschen wichtig erscheinen (Agenda Setting) (ebd.). Gerade bei Sport-Events, wie der Fußball-Weltmeisterschaft, ist die Aufmerksamkeit und das mediale Interesse besonders groß, was die WM 2018 in Russland zeigt (vgl. Fédération Internationale de Football Association 2018, o.S.). Das Sport-Event wurde von mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung gesehen (vgl. ebd.). Allein in Deutschland haben 27,48 Millionen Zuschauer das erste Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden im Fernseher verfolgt (vgl. DWDL.de 2018, o.S.). So soll in den nachfolgenden Unterkapiteln, mit Hilfe der Begriffe "Event", "Mega-Event" und "Sport-Event" der Ausdruck "Sport-Mega-Event" definiert werden und die Begriffserklärung der Massenmedien erfolgen. Dabei wird die Bedeutung der Massenmedien, innerhalb Deutschlands in Bezug auf Online-Nachrichten, herausgearbeitet. Danach wird das System des Mediensports beschrieben, damit darauf aufbauend das Konzept einer Sport-Medien-Spirale skizziert werden kann, um die Popularität des Sports bzw. von Sport-Mega-Events, wie der Fußball-WM, in den Medien zu verdeutlichen. Abschließend soll die Wirkung der Medien, anhand der Agenda-Setting- und Priming-Theorie vorgestellt werden.
Unzweifelhaft ist mittlerweile der englische Begriff "Event" fest im deutschen Sprachgebrauch verankert (vgl. Jäger 2018, S. 11). Die Literaturrecherche hat erwiesen, dass dieser Begriff aufgrund seiner mangelnden allgemeinen Definition sehr unterschiedlich verwendet wird (vgl. Bagusat 2013, S. 70). So sind zum einen sehr ausführliche als auch unpräzise Erläuterungen zu finden (vgl. ebd.). In der deutschen Sprache spiegelt das Wort "Event" die Begriffe "Veranstaltung" oder "(besonderes) Ereignis" wider (ebd.). Laut Schäfer-Mehdi (2009) wird unter einem Event jegliche Art eines Ereignisses oder einer Veranstaltung verstanden (vgl. Schäfer-Mehdi 2009, S. 9). In dem digitalen Wörterbuch der Cambridge Universität kann darunter folgende Definition ausfindig gemacht werden: "anything that happens, especially something important" (Cambridge Dictionary 2021, o.S.). Gebhardt (2000) versteht unter dem Begriff "Event" ein besonderes Ereignis, dass außergewöhnlich ist und nicht alltäglich stattfindet (vgl. Gebhardt et al. 2000, S. 18f.).
Charakterisieren lassen sich Events durch ihre Einzigartigkeit und Einmaligkeit, ihrem Spannungsaufbau, der aus einem Anfang, einem Höhepunkt und einem Ende besteht, ihrem Gemeinschaftsgefühl, welches durch weitere Teilnehmer vermittelt wird, sowie dem eigenen Involvement. Darüber hinaus kennzeichnen Events positiv vermittelte Emotionen an die Teilnehmer. (vgl. Bruhn 2010, S. 463; Schulze 2007, S. 313f.)
In Anbetracht der Vielzahl von Begriffserklärungen, liefert der Ansatz von Bagusat (2013) eine passende Definition, da sie die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Erläuterungen zusammenfasst. Demnach sieht Bagusat ein Event als "ein inszeniertes ergebnisorientiertes botschaftstragendes Ereignis, das auf Einmaligkeit, Aktion, Gemeinschaftlichkeit und Emotionen basiert und den Teilnehmern Erlebnisse vermitteln soll" (Bagusat 2013, S. 70).
Außerdem lassen sich Events zum einen nach ihrer inhaltlichen Zusammensetzung in politische, kulturelle oder auch "Sport-Events" und zum anderen nach ihrer Größe und Bedeutung unterteilen. Darunter wird zwischen kleine-, mittlere-, groß- und "Mega-Events" differenziert. (vgl. Bowdin et al. 2011, S. 19; Allen 2008, S. 12)
Der Begriff "Sport-Event", weist eine langjährige Geschichte auf und ist seit Jahr und Tag ein fester Bestandteil der Kultur (vgl. Jäger 2018, S. 57). Dabei werden mit Sport-Events ein oder mehrere geplante und einzigartige Sportereignisse verbunden, die aufgrund ihrer stark vermittelten Emotionen einen hohen Unterhaltungs- und Erlebniswert, nicht nur bei den Zuschauern, sondern auch bei den Teilnehmern auslöst und als Plattform von Werbebotschaften genutzt werden kann (vgl. Schmid 2006, S. 18). Die nachfolgende Abbildung soll die Einordnung von Sport-Events erleichtern:
Abbildung 2: Eigene Darstellung in Anlehnung an Freyer/Groß 2002, S. 3
Aus Abbildung 2 lässt sich schließen, dass Sport-Events sehr vielfältig sein können, so zählen die Pflichtspiele einer Kreisligamannschaft aus der Region genauso zu Sport-Events wie die Olympischen Spiele. Der essenzielle Unterschied liegt allerdings in der Größe, der Bedeutung und dem Professionalisierungsgrad (vgl. Abbildung 2, S. 13). Dabei sind Mega-Events "ein einmaliges oder regelmäßig wiederkehrendes, temporär inszeniertes Ereignis, das aufgrund seiner Einzigartigkeit eine global bedeutende mediale Aufmerksamkeit und eine hohe Anziehungskraft für Besucher weltweit aufweist." (Kirchgeorg et al. 2009, S. 157). Mega-Events können eine königliche Hochzeit, eine Fußball-Weltmeisterschaft oder auch die internationale Kunstausstellung Documenta sein (vgl. Garde 2018, o.S.). Der besondere Unterschied zwischen normalen Events und Mega-Events ist, dass die Ausrichtung jener Mega-Events oft anhand von Ausschreibungen erfolgt, die häufig durch mehrstufige Bewerbungs- und Auswahlverfahren gekennzeichnet sind (vgl. Jäger 2018, S. 37). Infolgedessen nimmt die Ausrichtung der Events derartige Dimensionen an, dass sie immense ökonomische Effekte innerhalb eines Landes haben können (vgl. ebd.). Außerdem verfügen Mega-Events sowohl über eine grenzüberschreitende Aufmerksamkeit als auch eine außerordentliche multinationale Medienaufmerksamkeit (vgl. ebd.). Darüber hinaus sind Mega-Events gekennzeichnet durch:
· lange Organisationsphasen (bis zu 10 Jahre),
· hohen Investitionen in die Infrastruktur, welche nachhaltige Effekte für die Stadtentwicklung mit sich bringt,
· sowie einen festgelegten Anfangs- und Endtermin,
· als auch der Befolgung vorgegebener Richtlinien seitens der vergebenden Organisationen. (vgl. Getz 1997, S. 4; Klenk/Bentele 1999, S. 39f.; Meyer-Künzel 1999, S. 432 ff.; Presse und Informationsamt der Bundesregierung 1997, S. 268):
Die in dieser Arbeit behandelte Fußball-Weltmeisterschaft kann als Sport-Mega-Event verstanden werden, wobei "Sport" den Charakter und "Mega" die Größe des Events anzeigt. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass der in der deutschen Literatur verwendete Begriff "Sportgroßveranstaltung"[8] aufgrund seiner Ähnlichkeit mit dem Begriff "Sport-Mega-Event" in dieser Arbeit synonym verwendet wird. Eine einheitliche Begriffserläuterung zu Sport-Mega-Events ist in der Literatur nicht vorhanden (vgl. Schwark 2013, S. 317). Schwark (2013) begründet den Mangel als notwendig, da festgelegte Maßstäbe problematisch in der Anwendung werden können (vgl. ebd.).
Um ein besseres Verständnis zu ermöglichen, kann jedoch die folgende Schlussfolgerung als mögliche Definition von Sport-Mega-Events verstanden werden: Sport-Mega-Events sind ein oder mehrere Sportereignisse, die zeitlich begrenzt sind und aufgrund ihrer Dimensionen volkswirtschaftliche und infrastrukturelle Auswirkungen auf die jeweilige Region sowie das Land haben. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit, ihrer Dimensionen, den stark vermittelten Emotionen und dem hohen Unterhaltungs- und Erlebniswert, lösen sie eine multinationale Medienaufmerksamkeit sowie eine hohe Anziehungskraft für Besucher aus. Dabei obliegen Sport-Mega-Events strenger Vergaberichtlinien und Auflagen seitens der vergebenden Organisationen und langjähriger Planung.
Für ein Gastgeberland bietet die Durchführung von Sport-Mega-Events, nicht nur ökonomische Möglichkeiten, sondern kann auch hilfreich sein, um vorhandene positive Assoziationen zu festigen, als ebenso, neue positive Vorstellungen zu bilden (vgl. Schallhorn 2017, S. 78). Dies hat zum Vorteil, dass damit ein positives Image generiert werden kann (vgl. ebd.). Dementsprechend bietet ein Sport-Mega-Event insbesondere für Gastgeberländer:
"an emblematic cultural event, symbolizing modernization, in which all countries and institutions want to be present and visible. [.] host cities/ countries seek to improve their global image, to increase their international visibility, and to exploit these opportunities for the sake of national interest"...