Die Rassen
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eschätzt wird, dass mehrere Milliarden Hühner der unterschiedlichsten Rassen auf der Welt unterwegs sind. Diese Zahl ist allerdings nicht sicher, da lange nicht alle lebenden Hühner statistisch erfasst werden können.
Wie viele Rassen es gibt, lässt sich sehr viel genauer sagen. Es gibt 180 Rassen im europäischen Rassegeflügelstandard. Innerhalb der Rassen gibt es noch einmal Aufteilungen in verschiedene Farbvarianten. Auf der ganzen Welt gibt es allerdings unzählige Rassemöglichkeiten, da viele gekreuzt werden und so neue Rassen entstehen können.
Alle Hühnerrassen, die domestiziert sind, stammen von mehreren Wildhuhnrassen ab. Es wurden mittlerweile alle Hühnerrassen von Forschern mit der DNA von Wildhuhnrassen verglichen. Das Ergebnis ist, dass neben dem Bankivahuhn, das als Ursprung des Haushuhns gilt, auch alle anderen Wildhuhnrassen einen großen Anteil an der Entstehung des Haushuhns haben.
Die genetische Forschung hat ebenfalls gezeigt, dass selbst schon ausgestorbene Wildhuhnrassen einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von heutigen Hühnerrassen hatten - vor allem auf die sogenannten "Riesenrassen", also die größten und schwersten Hühnerrassen, zu denen unter anderem der Jersey Giant, das Cochin Huhn oder das Deutsche Lachshuhn gehört.
In Deutschland gibt es um die 44 Millionen Legehühner. Hier handelt es sich allerdings nicht um Rassehühner, sondern um Hybridrassen, die der industriellen Produktion von Eiern dienen sollen. Bei der Züchtung dieser Tiere geht es also nicht um die Erhaltung von Rassen, sondern um die reine Produktivität der individuellen Vögel. Das Gleiche gilt für die Hühner, die in der Fleischproduktion eingesetzt werden. Hier ist das Ziel, Tiere zu züchten, die so viel wie möglich ansetzen. Der Landwirtschaft geht es folglich nicht um das Züchten von Rassen. Die biologische Vielfalt zu erhalten, liegt also in den Händen der Hobbyzüchter.
Sie züchten nach den Rassestandards und nicht der Produktivität wegen. Heißt im Endeffekt auch, dass Sie sich nicht wundern müssen, wenn Ihr Rassehuhn nicht jeden Tag brav Eier legt: Das war von der Natur so eigentlich niemals vorgesehen.
Welche Rasse?
Die große Vielzahl an Rassen macht Ihnen die Auswahl nicht leicht. Die Entscheidung sollte nach der angestrebten Verwendung fallen, aber natürlich auch nach dem Charakter der Rassen und ihren Haltungsmöglichkeiten. Denn nicht jede Rasse ist für jeden Menschen geeignet!
So sind beispielsweise Kampfhuhnrassen für Hobbyzüchter nicht empfehlenswert. Sie bringen kaum noch Eigenschaften der Landhühner mit. Wie man sich bei dem Namen denken kann, handelt es sich bei Kampfhühnern um Tiere mit erhöhtem Aggressionspotential. Sie haben außerdem wenig Federn und sind daher nicht für alle Haltungsbedingungen geeignet. Für Hobbyzüchter oder -halter, die von ihren Tieren schon profitieren wollen, aber auch etwas für das Auge und Herz suchen, sind die gängigen Haushuhnrassen sehr gut geeignet.
Das weiße Leghornhuhn legt beispielsweise viele Eier, das Brahmahuhn liefert viel Fleisch. Sogenannte "Zwiehühner", also Hühner, die viele Eier legen und gleichzeitig Fleisch liefern, sind für den heimischen Garten empfehlenswert. Dazu sind sie robust, pflegeleicht und hübsch. Beispiele für Zwiehühner sind das Altsteirer und das Sundheimer. Diese Hühner können auch im Winter draußen ihre Nahrung suchen und werden dabei nicht sofort krank. Wenn Sie ein nicht so großes Grundstück haben, müssen Sie sich keine Sorgen machen: Es gibt eigentlich alle Hühnerrassen auch als Zwergrassen!
Gerade, wenn Sie Hühneranfänger sind, sollten Sie sich für eine eher ruhige Hühnerrasse entscheiden. Die alten Landhuhnrassen, von denen zwei Vertreter oben schon genannt wurden, haben ein angenehmes Temperament und sind klimaverträglich. Kurzum: Sie sind die idealen Hühner für Anfänger und verzeihen ihrem Halter noch ein paar Fehler.
Rassehuhn oder doch Hybrid?
Die Wahl des passenden Huhns ist gar nicht so kompliziert, wie es vielleicht erscheint. Am wichtigsten ist tatsächlich die Frage, wofür Sie sich Hühner anschaffen. Wenn Sie sich Nutztiere holen, die für Eier- und Fleischproduktion da sind, eigenen sich Hybride genauso gut wie Rassen. Hybride sind allerdings sehr viel preisgünstiger in der Anschaffung als ihre reinrassigen Verwandten.
Optisch können sie aber meist trotzdem gut mit den Rassehühnern mithalten. Möchten Sie die Hühner züchten oder gar auf Wettbewerbe gehen und sie auch weiterverkaufen, kommen Sie nicht um Tiere von einem guten, eingetragenen Züchter herum. Eingeteilt werden die verschiedenen Rassen in Kategorien. Diese Klassifizierung erfolgt nicht nur nach dem Erscheinungsbild, sondern auch nach dem Nutzen.
Legehühner
Es gibt einige Hühnerrassen, die besonders fleißig Eier legen. Die Hühner in der Industrie legen pro Jahr um die 320 Eier, da kommen die Rassen nicht mit. Trotzdem können Ihnen diese Hühner 180 bis 220 Eier pro Jahr liefern. Zu den Rassen mit hoher Legefreude, aber mit geringem Fleischansatz gehören zum Beispiel:
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Das Leghorn Huhn Diese Hühnerrasse ist rein- bis silberweiß. Die Anforderungen an Haltung und Futter sind eher gering. Sie legen um die 200 Eier im Jahr. Das Leghorn stammt von italienischen Landhühnern ab und wurde im 19. Jahrhundert von Italien aus in verschiedene Länder exportiert. So hat es sich in verschiedenen Formen entwickelt. Das in Deutschland anerkannte Leghorn Huhn geht auf das im Jahr 1835 in die USA exportierte Huhn zurück.
Diese Hühner sind eine sehr lebhafte Rasse mit viel Temperament. Wenn Sie sie freilaufend halten, suchen sie sich ihr Futter zum Großteil selbstständig. Sie wachsen schnell und sind relativ zutraulich, werden aber nicht handzahm. Sie vertrauen ihrem Menschen, bleiben aber wachsam und halten ein wenig Abstand.
Optisch entspricht das Leghorn Huhn dem Typen des langgestreckten Landhuhns. Ein Körper, der die hohe Legeleistung gewährleistet. Die Körperhaltung ist ebenfalls genau richtig: nicht zu dünn und nicht zu schmal. Die Schultern kräftig, der Rücken hohl und ohne Winkelung in den Schwanz übergehend. Dieser ist bei Hahn und Henne üppig befiedert und lang.
Wirtschaftlich gesehen, vereint diese Rassen die besten Eigenschaften. Ihr Fleisch lässt sich gut verarbeiten, sie haben davon allerdings nicht recht viel. Die Henne wiegt bis zu 2,2 kg und kann auch noch in der letzten Legeperiode um die 160 Eier produzieren.
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Kraienköppe Die Kraienköppe sind robuste Landhühner, die viele Eier legen und einen sehr deutlichen Kampfhuhneinschlag haben. Sie überzeugen durch ihre Schönheit und die feurige Ausstrahlung. Früher wurde die Kraienköppe als Kampfhuhn gezüchtet, jetzt ist es zu einem beliebten Nutzhuhn geworden. Durch die Züchtung wurde Nutzen mit Schönheit vereint. Denn Hühner ohne wirtschaftlichen Nutzen bringen dem Menschen recht wenig. So wurde aus den einstigen Kämpfern ein legefreudiges Huhn, dem aber das Optische eines Kämpfers bleibt.
Trotz der Züchtung fließt in den Adern dieses Huhns kämpferisches Blut, was man auch an den Charakterzügen erkennen kann. Die Hähne können untereinander recht aggressiv werden, was Sie in der Haltung beachten müssen. Im Gegensatz zu anderen Rassen zeigen Kraienköppe noch ein recht urtypisches Verhalten und sind Gefahren aus der Luft gegenüber ziemlich mutig und bereit dazu, sich zu verteidigen. Gegenüber ihrem Menschen werden die Hühner allerdings ziemlich vertraut. Zudem suchen sie sich ihr Futter selbst und machen das mit großem Erfolg. Durch ihre kämpferischen Vorfahren sind die Kraienköppe ziemlich robust und vital, weshalb sie in der Haltung keine großen Ansprüche stellen. Am wohlsten fühlen sie sich in einem großen, naturnahen Gehege. Sie können recht gut fliegen, was Sie bei der Gehegegestaltung beachten sollten.
Die Farbschläge der Kraienköppe sind vielfältig. Es gibt silber-, gold-, orange- und blauhalsige Kraienköppe. Wie für Kampfhühner typischen, haben auch die Kraienköppe einen richtigen Stiernacken. Der Körper ist stark bemuskelt und die Tiere sind üppig befiedert.
Wirtschaftlich überzeugt diese Rasse durch ihre große Legefreude, die selbst im Winter nicht weniger wird. Schon seit fast 100 Jahren überzeugen die Kraienköppe mit einer Legeleistung von bis zu 252 Eier im Jahr.
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Barnevelder Huhn Diese Rasse hat bei Hennen und Hähnen ein besonders schönes Federkleid. Auch ist die Farbe der Eierschalen etwas ganz Besonderes. Das Barnevelder ist so robust und gutmütig, dass es auch für Anfänger wunderbar geeignet ist. Hühner dieser Rasse sind lebhaft, strahlen aber gleichzeitig auch Ruhe aus. Heißt im Klartext: Sie sind im Freilauf unterwegs und sind fleißig dabei, Futter zu suchen, aber streiten sich dabei nicht oder machen Lärm. Auch lassen sich diese Hühner leicht zähmen und suchen sogar aktiv die Nähe ihres Menschen. Mit Futter sind sie leicht zu bestechen! In ihrer Entwicklungsgeschichte finden sich viele verschiedenste Rassen.
Daher gibt es auch unzählige Farbschläge, die sich unkontrolliert verbreitet haben. Mittlerweile haben sich einige Färbungen herauskristallisiert. In Deutschland sind die Farben weiß, schwarz, braun-schwarz, braun-blau, dunkelbraun und blau anerkannt.
Man sieht ihnen ihre Wirtschaftlichkeit direkt an: Sie haben einen großen Legebauch und eine breite Statur mit viel Fleischansatz. Ihre Körper haben keine Ecken und Kanten und Schwanz, Rücken und Hals bilden eine V-Form. Diese Rasse ist nicht sehr...