Schweitzer Fachinformationen
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Ob vorsorglich oder bei bestehendem Hochdruck: Die wichtigsten Faktoren, um die Selbstregulation deines Körpers zu unterstützen, sind körperliche Aktivität und Normalgewicht. Das gilt für Erwachsene und Kinder gleichermaßen. Dein dynamischer Einsatz kann dabei sogar die Effektivität einer BlutdruckTablette erreichen. Wichtig ist, dass du konsequent dran bleibst und die Umstellung deines Lebensstils dauerhaft erfolgt.
Da flehen die Menschen die Götter an um Gesundheit und wissen nicht, dass sie die Macht darüber selbst besitzen.
Demokrit (griechischer Philosoph, 460 bis 370 v. Chr.)
Prof. Dr. med. Peter Trenkwalder
Interview mit Prof. Dr. med. Peter Trenkwalder
Internist, Kardiologe
Stellv. Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga e.V. (DHL)
Hypertension Specialist der Europäischen Hypertoniegesellschaft (ESH)
Fachgutachter der Bayerischen LandesÄrztekammer für Innere Medizin
Chefarzt der Medizinischen Klinik am Klinikum Starnberg
Wie defi nieren Sie Bluthochdruck?
Liegt der Blutdruck eines Patienten zum Beispiel zwischen 130/85 mmHg und 139/89 mmHg, so gilt das als hoch normal. Das heißt, er ist zwar ein wenig zu hoch, aber liegt noch im Normalbereich. Erst ab einem Wert um 140/90 mmHg sprechen wir von Hypertonie. Nach dieser Defi nition haben wir in Deutschland aktuell 32 Prozent Hypertoniker im Alter von 18 bis 85 Jahren. Nach der Bluthochdruck-Defi nition der amerikanischen Guidelines, die bereits ab einem systolischen Wert ab 130 von Hochdruck sprechen, hätten wir allerdings 45 Prozent Betroffene. Aus meiner Sicht kann an so einer Defi nition etwas nicht stimmen, wenn man damit die Hälfte der Bevölkerung zu Kranken "abstempelt".
Unterschätzen wir das Risikopotenzial?
Hypertonie ist keine Krankheit, bei der wir von heute auf morgen tot umfallen, natürlich jedoch ein langfristiger Risikofaktor für etwa Arteriosklerose, Gefäßrupturen, Erkrankungen der Herzkranzgefäße, Schlaganfall, Demenz oder Nierenversagen. Heute sind aber immerhin 51 Prozent der Bluthochdruckpatienten gut eingestellt, im Jahr 2000 waren das nur 23 Prozent ...
"Viele Menschen laufen mit eindeutig zu hohen Werten herum."
Aber es gibt damit auch immer noch 49 Prozent, die nicht ausreichend gut eingestellt sind.
Das stimmt. Viele Menschen laufen mit eindeutig zu hohen Werten herum. Drei Faktoren spielen meines Erachtens dabei eine Rolle: das Interesse und die Mitarbeit des Patienten - die Compliance -, ökonomische Aspekte bei der Behandlung und auch die Motivation oder fehlende Motivation unsererseits als Ärzte. Das muss man ganz klar so sagen.
Hm, auf der Patientenseite ist es schon einmal Tatsache, dass mehr Frauen als Männer zur Vorsorge gehen.
So ist auch das Bild bei Bluthochdruck. Wir müssen vor allem Männer in den mittleren Lebensjahren zwischen 25 und 60 für eine individuelle Therapie motivieren. In der Regel sehen Männer ihren Hausarzt höchstens einmal im Jahr, wenn überhaupt, weil sie sich einen grippalen Infekt oder Ähnliches zugezogen haben. Dann wird aber nicht automatisch auch der Blutdruck gemessen. Mein Anliegen ist unterm Strich, dass jeder - ob Mann oder Frau - ab 30 Jahren seinen Blutdruck kennen sollte. Nur so können wir langfristig die Situation wirklich verbessern.
Sie meinen, damit der richtige Patient die richtige Behandlungsempfehlung und das richtige Medikament zur richtigen Zeit bekommt .
Und das ist nach den neuen Leitlinien heute eine individuell höher oder niedriger dosierte Kombinationstherapie als Fixkombination. Das bedeutet zwei oder drei Wirkstoffe in einer Tablette. Fixkombinationen sind vergleichsweise etwas teurer als entsprechende Generika in Form mehrerer Einzelpräparate. An dieser Stellschraube beginnt das Problem für den niedergelassenen Arzt, der mit Verschreiben der Fixkombination als bessere Therapieoption oft Gefahr läuft, sein Budget zu überschreiten. Das ist das ökonomische Kriterium, warum wir nicht ausreichend gut eingestellte Patienten haben.
Heißt das, wir geben uns mit einer durchschnittlichen Behandlung zufrieden?
In gewisser Hinsicht schon. Der Patient muss informiert und motiviert sein, notwendige Medikamente auch regelmäßig einzunehmen. Unsere Gesundheitspolitik muss die besten Medikamente aber auch erstatten. Und auch die Ärzte müssen tätig werden. Viel zu oft wird akzeptiert, dass jemand mit einem Blutdruck von beispielsweise 150 zu 90 mmHg herumläuft. Der Patient hat keine Beschwerden, also bekommt er zunächst keine weitere Behandlung. So gibt es durchaus eine gewisse Untätigkeit, für die beide Seiten - Patienten und Ärzte - gleichermaßen sensibilisiert werden müssen. Und jeder Patient sollte individuell behandelt werden, damit sein Blutdruck den individuellen Zielkorridor auch erreichen kann. Der liegt in der Regel für ansonsten gesunde Erwachsene über 120, aber unter 130 mmHg. Natürlich ist 150 zu 90 mmHg besser als 180 zu 100 mmHg, aber eben noch lange nicht gut genug.
"Die Mitarbeit des Einzelnen ist Voraussetzung für den Behandlungserfolg."
Könnte künftig beispielsweise die Telemedizin zumindest einen Teil dieser Probleme lösen?
In Zukunft verspreche ich mir durchaus, gerade bei chronischen Krankheiten wie Hypertonie, Fortschritte durch die Telemedizin. Allerdings ist auch hier die Mitarbeit des Einzelnen Voraussetzung für den Behandlungserfolg. Es wird immer jene geben, die sich akribisch darum kümmern, ihre Daten zu Hause zu erfassen und an ihren Arzt zu übermitteln. Andere tun es auch bei bester technischer Voraussetzung nicht. Wie alle Modelle auf freiwilliger Basis nimmt also auch die Telemedizin bereits im Vorfeld eine Selektion vor. Auf der anderen Seite müssen auch die Ärzte in den Praxen und Kliniken zeitlich sowie budgetär in der Lage sein, empfangene Patientendaten auswerten und bearbeiten zu können. Es bleibt also in den nächsten Jahren noch einiges zu tun.
Das gilt sicherlich auch mit Blick auf den Lebensstil. Und den hat ja jeder von uns selbst in der Hand. Bei wem sind Allgemeinmaßnahmen besonders erfolgversprechend?
Wenn jemand sozusagen auf der Kippe steht, sich eigentlich gesund fühlt, aber etwas erhöhten Blutdruck hat. Kernfragen sind: Bewegt sich dieser Patient zu wenig, ist er übergewichtig, wie ernährt er sich? Jemand, der berufsbedingt etwa auf Fast Food oder auf Kantinen angewiesen ist, nimmt zwangsläufig zu viel Fett und Kohlenhydrate auf und auch zu viel Kochsalz. Auch Entspannung beziehungsweise Stressabbau ist wichtig. All diese Lebensstil-Interventionen können bei leicht erhöhtem Blutdruck dazu beitragen, dass wieder normale Werte erreicht werden.
Und wenn jemand schon Medikamente einnimmt - kann der über den Lebensstil wieder davon wegkommen oder zumindest eine Reduktion der Dosis erzielen?
Der Lebensstil ist immer wichtig, auch bei mittelschwerem und schwerem Bluthochdruck mit Werten um 180 mmHg. Ich erkläre es meinen Patienten so, dass sie über ihren Lebensstil eine Tablette einsparen können - vor allem durch Bewegung. Auch eine relativ einfache Umstellung der Ernährung hat Einfluss. Erstaunlich wirksam ist ein Speiseplan, der viel Gemüse, Vollkornprodukte, Nüsse und Obst vorsieht. Fisch und helles Fleisch hin und wieder. Oft ist bei Menschen mit erhöhtem Blutdruck der Kohlenhydratanteil einfach deutlich zu hoch.
"Oft ist bei Menschen mit erhöhtem Blutdruck der Kohlenhydratanteil einfach deutlich zu hoch."
Wobei die meisten Patienten je nach Situation erst einmal Hilfestellung beziehungsweise fundiertes Wissen benötigen, wie sie sich ausgewogener ernähren können. Und das Verständnis, warum die Zubereitung mit Pflanzenfett mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren, wie zum Beispiel Rapsöl oder Olivenöl, gesundheitsfördernd ist und so weiter.
Bei der Ernährung ist die Qualität entscheidend. Wenn die stimmt, führt das auch zu einem höheren Kaliumanteil und einer besseren Versorgung mit weiteren wichtigen Vitalstoffen. Davon profitieren unterm Strich natürlich auch die Blutfette. Das sind alles nur wenige Beispiele. Aber so oder so zeigt die Realität, dass es vielen an Motivation mangelt, überhaupt selbst aktiv werden zu wollen.
Ist uns unsere Gesundheit zu wenig wert?
Ich denke, es hat viel damit zu tun, dass wir leider in einer sehr stressigen Zeit leben. Das Alltagspensum lässt vielen Menschen kaum Freizeit, und da fällt oft so etwas wie die regelmäßige körperliche Bewegung hinten runter. Untersuchungen in Österreich haben gezeigt, dass von den...
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