Schweitzer Fachinformationen
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Wir befinden uns inmitten einer tiefgreifenden Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen, weg von hierarchischer, hin zu lateraler Macht.
JEREMY RIFKIN
»Wenn du erfolgreich bist, dann wirst du glücklich sein.« Diesem Glaubenssatz scheint die ganze Welt zu folgen, zumindest der Teil, der sich westlich und kapitalistisch nennt. Die Erfolgs-Glücks-Maxime geht auf den Reformator Johannes Calvin (1509 - 1564) zurück. Und sie ist Quatsch.
Wie zahlreiche Studien belegen, ist der Mensch viel erfolgreicher, wenn er bereits im Hier und Jetzt glücklich ist. Nicht die Arbeit macht glücklich, sondern Glück verbessert die Arbeit. Botenstoffe im Gehirn machen uns dann produktiver, kreativer und ausdauernder. Ohnehin misst sich Glück ja nicht an materiellem »Erfolg«, also daran, wie kostspielig »mein Haus, mein Auto, mein Garten« ist. Was nützt es, der reichste Mann auf dem Friedhof zu sein? Ein Mensch kann im Äußeren arm dran sein, aber im Innern reich und vollkommen glücklich.
Diese Vorstellung irritiert Sie? Verständlich. Doch darüber nachzudenken lohnt sich. Umso mehr, wenn Sie Verantwortung für Mitarbeiter und/oder ein Unternehmen tragen. Richard Branson, der Gründer von Virgin, sagte einmal: »Ich habe kein Erfolgsgeheimnis. In der Wirtschaft gibt es eigentlich keine Regeln zu berücksichtigen. Ich arbeite einfach hart und glaube - wie ich es schon seit jeher tue -, dass ich es schaffen kann. Vor allen Dingen versuche ich aber, Spaß zu haben« (2006, S. 35).
Spaß ist zwar nicht dasselbe wie Glück, doch ohne Spaß ist echtes Glück kaum vorstellbar. Spaß kann man nur im Hier und Jetzt erleben. Möglicherweise setzt uns Branson hier auf die Fährte des Glücks.
Zu viele Menschen suchen Erlösung - Glück und Zufriedenheit - im Außen. Der Weg dorthin führt aber über unser Inneres. Glück erfahre ich nicht, weil es besser wird, sondern weil ich anders mit meinen Gedanken und Gefühlen umgehe: bewusster, präsenter, gelassener. Dadurch sehe ich klarer und interagiere aktiver mit der Situation. Das ist Mind Movement Mastery.
Wagen Sie also ruhig, die calvinistische »Glücksformel« zu hinterfragen. Das ist in unserer sich schnell verändernden Welt von existentieller Bedeutung. Wenn ein großer Teil der heutigen Manager ihren Führungsstil nicht aus sich selbst heraus ändert, wird die Welt sie abhängen, so wie sie einst die Niederländische Ostindien-Kompanie abgehängt hat.
Dieser Wandel duldet keinen Aufschub. 1965 formulierte Gordon Moore, Mitbegründer von INTEL, eine nach ihm benannte Faustregel: Moore's law (mooresches Gesetz) besagt, dass sich die Komplexität integrierter Schaltkreise regelmäßig verdoppelt. Den Zeitraum für einen solchen hundertprozentigen Entwicklungssprung bemaß er auf 18 Monate. Grundsätzlich gilt dieser exponentielle Anstieg der Komplexität für viele Bereiche des heutigen Lebens.
Die Welt scheint sich jedes Jahr selbst zu überrunden und die Menschen kommen kaum mehr mit. Stellen Sie sich vor, Sie würden auf der Straße 30 große Schritte gehen. Das entspricht grob einer Strecke von 30 Metern. Mit 30 exponentiellen Schritten hätten Sie 13 Mal die Welt umrundet. So rasant verändert sich unser Leben.
Die neuen Herausforderungen sind immer seltener linear. Nehmen Sie nur den Wandel in der Gesellschaft, etwa bei der Demokratisierung von Informationen. Als man Weltnachrichten noch in Stein meißelte oder als Hieroglyphen an Palast- und Tempelwände malte, lag das Wahrheitsmonopol bei Königen, Priestern, hohen Beamten und Adligen. Diktaturen erheben diesen Anspruch nach wie vor. Im Internet jedoch kann heute jeder seine »Wahrheit« in epischer Breite der ganzen Welt verkünden - einschließlich der »alternativen Fakten«.
Auch die Migration trägt zum gesellschaftlichen Wandel bei. Berlin etwa wird laut ZEIT Online »gemeinhin als zweitgrößte türkische Stadt auf der Welt bezeichnet« (2013). Im Jahr 2018 waren laut einer Statistik des UNHCR Deutschland (2019) weltweit fast 71 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Zahl der Migranten, die außerhalb ihres Heimatlandes leben, betrug nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung (2018) im Jahr 2017 sogar knapp 258 Millionen.
Aufgrund der stärkeren kulturellen Durchmischung sind die Märkte heute schwerer voneinander abzugrenzen als noch vor wenigen Jahren. Viele Menschen halten weiter Kontakt zu ihrem Heimatland oder kommunizieren aus anderen Gründen in Echtzeit kreuz und quer über den Erdball. Die ganze Welt ist ein Dorf.
Selbst das Machtgefüge befindet sich in ständigem Umbruch. Während auf der einen Seite der Nationalismus in vielen Regionen neu aufblüht, sehen sich auf der anderen Seite immer mehr Zeitgenossen als Weltbürger.
Im großen Gerangel um Macht und Einfluss melden auch die »Global Player« ihre Ansprüche an. Apple etwa erzielte im Geschäftsjahr 2018 einen Umsatz von über 265 Milliarden US-Dollar. Wäre der iPhone-Konzern ein Land, läge er gemessen am Bruttoinlandsprodukt im internationalen Vergleich auf Platz 45, gleich hinter Finnland und vor Nationen wie dem Emirat Kuwait oder dem Bankenstandort Luxemburg. Deutschlands größter Konzern, die Volkswagen AG, schlägt auf dieser Vergleichsbasis die Hälfte aller EU-Staaten. Im Gegensatz zu Staaten, deren Auslandsvertretungen vergleichsweise klein und zu strikter Neutralität verpflichtet sind, nehmen die Global Player der Wirtschaft durch Lobbyarbeit, durch die »Macht der Arbeitsplätze« und manchmal auch durch Korruption Einfluss auf Politik und Gesetze zahlreicher Länder.
Das eingangs angeführte Beispiel der niederländischen VOC zeigt: Selbst Megakonzerne sind nicht unverwundbar. Schon im Fall der Ostindien-Kompanie hatte der Wandel der Welt, gepaart mit »Managementsünden« wie Untreue und Korruption, zum Niedergang geführt. Heute muss sich die Wirtschaft ähnlichen und ganz neuen Herausforderungen stellen. In unserer vernetzten Welt hängt alles voneinander ab. Für operative Abläufe und Produktzyklen bleibt immer weniger Zeit.
Das erste iPhone von Apple kam 2007 auf den Markt, das ist eine gefühlte Ewigkeit her. Das erste Flugtaxi kommt vielleicht schneller, als wir glauben. Schon formiert sich die Industrie 4.0, die voll digitalisierte und vernetzte Industrieproduktion. Werbung funktioniert heute dank Onlinemarketing nicht mehr mit der Gießkanne, sondern so präzise wie ein Laserskalpell: Sie wendet sich maßgeschneidert an einzelne Käufer mit ganz spezifischen Vorlieben und Bedürfnissen. Trotzdem folgt die Zielgruppe lieber Influencern statt Fernsehspots und Plakaten. Und das ist erst der Anfang.
Wir leben in einer Übergangsperiode; wir stehen auf der Schwelle zum Morgen, haben aber noch keine Rezepte dafür. Der US-amerikanische Ökonom und Politikberater Jeremy Rifkin sprach gar von Veränderung »weg von hierarchischer, hin zu lateraler Macht« (Seliger 2014). Damit sagte er den Wandel von einer differenzierenden zu einer integrierenden Weltsicht voraus. Dieses neue Paradigma verlangt nach neuen Konzepten der Führung, weil die althergebrachten nicht mehr greifen.
Wenn die Quantenmechanik Sie nicht gründlich schockiert hat, dann haben Sie sie noch nicht verstanden. Alles, was wir als real bezeichnen, besteht aus Dingen, die nicht als real angesehen werden können.
NIELS BOHR
Vereinfachung war im Zeitalter der Industrialisierung das grundlegende Erfolgsrezept. Eine aufstrebende Wissenschaft, die sich zunehmend selbstbewusst von den metaphysischen Erklärungsmustern der Kirchen abgrenzte, lieferte dafür die passenden Erklärungen. Die Vordenker der Aufklärung wollten objektive Wahrheiten ergründen und verkünden. Nicht von ungefähr fand der Determinismus in dieser Zeit seine glühendsten Anhänger. Ihm zufolge ist jede Wirkung durch eine klar zuzuordnende Ursache bestimmt (determiniert). Seine Glaubenssätze beherrschen bis heute das Denken vieler Menschen:
Wir können die ganze Welt durch Beobachten und Analysieren verstehen.
Die so gewonnenen Erkenntnisse ermöglichen uns objektive Aussagen über jedes Phänomen.
Die Naturgesetze sind das Fundament einer stabilen Weltordnung.
Ausnahmslos alle Prozesse des Lebens sind Auswirkungen klar bestimmbarer Ursachen.
Die Welt vom »primitivsten« Geschöpf bis hin zum obersten Wesen (Gott) ist hierarchisch...
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