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Die Frau in Hitlers Badewanne – Die literarische Vorlage des Films DIE FOTOGRAFIN mit Kate Winslet
Sie war gefeiertes Supermodel und Titelgesicht der Vogue, Geliebte von Man Ray, Muse der Surrealisten und eine der bedeutendsten Fotografinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre kunstvollen Mode- und Landschaftsaufnahmen waren vom Surrealismus geprägt und wegweisend für die Fotokunst. Im Zweiten Weltkrieg war sie eine der ersten akkreditierten Kriegsreporterinnen: Ihre Bilder von der Front, vom "London Blitz", der Invasion der Alliierten und von der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Dachau gehörten zu den eindrucksvollsten Dokumenten jener Zeit.
Lee Miller (1907-1977) hatte viele Leben. Beruflich wie privat ging sie von Anfang an ihren eigenen Weg und scherte sich nicht um Konventionen. Antony Penrose erzählt das außergewöhnliche Leben seiner Mutter und zeigt diese Ikone des 20. Jahrhunderts auch von einer ganz privaten Seite.
"Eine der bemerkenswertesten weiblichen Ikonen des 20. Jahrhunderts."
"Endlich liegt dieses Buch auch auf Deutsch vor, einfühlsam übersetzt von Brigitte Heinrich und reich bebildert. Die Lektüre ist aufregend und bereichernd."
Kapitel 1
1907-1929
Lee Miller, Model. Lee Miller, Fotografin. Lee Miller, Kriegsberichterstatterin, Lee Miller, Schriftstellerin. Lee Miller, Liebhaberin klassischer Musik. Lee Miller, Haute-Cuisine-Köchin. Lee Miller, Reisende. In all diesen unterschiedlichen Welten bewegte Lee sich souverän und unerschrocken und war in allen Rollen immer sie selbst.
Eine temperamentvolle Person voller Widersprüche - ebenso reizbar wie warmherzig, hoch talentiert, aber auch hoffnungslos inkompetent: Lee Miller führte ein Leben, das dem Ritt auf dem Rücken eines durchgegangenen Drachens glich. Manchmal triumphierte der Drache, und Lee stürzte in schwarze, schluchzende Verzweiflung, doch meist behielt sie die Oberhand und ging nach einem knappen Rennen als Siegerin gegen sich selbst und alle Widrigkeiten hervor. Ihre Erfolge hinterließen stets bleibenden Eindruck. Es gefiel ihr, etwas zu lernen, zu gestalten oder an etwas teilzuhaben und dann weiterzuziehen. Manche ihrer >Kicks<, wie sie ihre jeweiligen Obsessionen nannte, dauerten lediglich ein paar Tage, andere hingegen Jahre. Ihre größte Leidenschaft war die Fotografie, und sie gab sie erst auf, als sie nach dreißig Jahren sämtliche ihrer aufregenden Möglichkeiten ausgeschöpft hatte.
Lees weitgespannte Interessen gingen über oberflächliches Dilettieren hinaus. Wann immer sie sich auf etwas einließ, geschah es mit vollem Einsatz; die Folgen für sie selbst und andere waren von untergeordneter Bedeutung. Obwohl Lee die große Gabe besaß, von anderen Menschen zu lernen, ist ein nachhaltiger Einfluss nur in wenigen Fällen erkennbar. Sie selbst veränderte sich kaum im Umgang mit den bedeutenden Persönlichkeiten, die ihre diversen Welten bevölkerten. Ihr Charakter wurde schon früh unter Aufsicht eines außergewöhnlichen Menschen geformt, geprägt und endgültig besiegelt. Dieser Mensch war ihr Vater, der Maschinenbauingenieur Theodore Miller.
Theodore Millers Familie stammte von einem hessischen Soldaten ab, der sich nach der Revolution in Lancaster, Pennsylvania, niedergelassen hatte. Sein Vater war ein Maurer aus Richmond, Indiana, doch Theodore begann sein Arbeitsleben in der Fabrik und stellte Holzräder für Rollschuhe her. Er bildete sich an der International Correspondence School weiter und gelangte mit zähem Fleiß in immer bessere Positionen. Wenn man ihm in späteren Jahren Sturheit vorwarf, winkte er ab und meinte, Sturheit sei nichts anderes als praktizierte Entschlossenheit. Diese Willensstärke sowie die unersättliche Neugier auf alles Mechanische und Wissenschaftliche und die Fähigkeit, vollkommen unbekümmert Fragen zu stellen, waren Charakterzüge, die er an seine Tochter weitergab.
Um 1895, mit Mitte zwanzig, entschloss sich Theodore, die Welt zu bereisen. Wegen seiner begrenzten Mittel kam er nur bis Monterey, Mexiko, wo er in einer Stahlfabrik Arbeit fand. Leider war sein großes Abenteuer nur von kurzer Dauer. Er erkrankte an Typhus und landete im örtlichen Krankenhaus. Gewöhnlich wurden die Patienten dort von ihren Familien mit Essen versorgt; Theodore, ohne eine eigene Familie in Reichweite, hatte das Glück, dass seine Freunde aus der Fabrik ihm ab und zu etwas brachten und die Nonnen aus einem benachbarten Kloster so freundlich waren, seinen Atheismus zu ignorieren und seine mageren Rationen aufzustocken.
Sobald er wieder in der Lage war zu reisen, kehrte er zurück in die Vereinigten Staaten. Da sich neue Karrieremöglichkeiten auftaten, legte er weitere Reisepläne auf Eis und nahm zunächst eine Stelle als Vorarbeiter bei der Mergenthaler Linotype Company in Brooklyn, New York, an; später wechselte er dann zur Utica Drop Forge and Tool Company, wo er bald zum General Manager ernannt wurde. Uticas Anziehungskraft wurde entschieden erhöht dank einer kanadischen Krankenschwester des Saint-Luke's-Krankenhauses - Florence MacDonald, eine freundliche, fleißige Frau, Tochter schottisch-irischer Siedler aus Ontario, mit der er sich verlobte. Es wurde eine lange Verlobungszeit, denn Theodore weigerte sich, eine Heirat in Betracht zu ziehen, bevor er nicht eine bessere Position erlangt hatte und seiner zukünftigen Frau ein sicheres Leben bieten konnte. Um ihr die langen Wartejahre zu verkürzen, kam er auf die Idee, sie für sein Lieblingshobby - die Fotografie - zu begeistern. Und so stand sie zurückhaltend und selbstbewusst für ihn nackt Modell, und es entstand ein sepiafarbenes, dem Zeitgeschmack entsprechendes, elegantes Porträt.
Zu dieser Zeit hatte die De Laval Separator Company in Poughkeepsie mit Produktionsproblemen und Streiks zu kämpfen, und als man von dem intelligenten jungen Mann in Utica und seinem außergewöhnlichen Führungstalent hörte, schickte man nach ihm. Kaum war Theodore zum leitenden Manager ernannt, verbesserte er radikal die Arbeitsbedingungen und erhöhte die Löhne; Arbeiter, die danach immer noch unzufrieden waren, feuerte er.
Theodore richtete sich in Poughkeepsie ein, und nach einer einjährigen Trennung heirateten er und Florence 1904. Der jungen Frau gefiel ihr neues Zuhause nicht gleich: Während der Wartezeit hatte sie in Utica einen anderen Mann kennengelernt und war sich nicht sicher, ob sie die richtige Wahl getroffen hatte. Als echter Pragmatiker schickte Theodore sie zurück nach Utica, damit sie eine Entscheidung traf. Ein paar Wochen später kehrte sie zurück, vollkommen überzeugt, dass sie dem Mann den Vorzug gab, den sie bereits geehelicht hatte.
De Laval war das größte und prestigeträchtigste Unternehmen der Stadt mit ungefähr 11000 Beschäftigten und einem ausgedehnten Vertriebsnetz. Möglicherweise aufgrund seines neugewonnenen Status durch die Verbindung zu diesem Unternehmen zog das junge Paar die schmeichelhafte Aufmerksamkeit der »Töchter der Amerikanischen Revolution« auf sich. Florence wurde eingeladen, sich dieser Institution der gesellschaftlichen Elite anzuschließen, die sich auf die Abstammung von loyalen Amerikanern berief. Sie nahm die Einladung dankbar an, und alles verlief erfreulich, bis Nachforschungen zu ihrer Herkunft ergaben, dass ihre Eltern Kanadier waren, die gegen die Revolutionäre gekämpft hatten, und, schlimmer noch, dass die Eltern Theodores von hessischen Söldnern abstammten, die man losgeschickt hatte, um den Aufstand niederzuschlagen. Florence' Bewerbung wurde kurzerhand abgelehnt, die Geschichte jedoch zu einem bleibenden Bestandteil der Familienfolklore.
1905 kam John MacDonald, der Erstgeborene, zur Welt, und am 23. April 1907 Elizabeth. Sie wurde von Anfang an Li Li genannt, später nannten ihre sie Eltern Te Te, doch alle anderen kannten sie als Lee. 1910 folgte Erik. Dank seines Talents und seines Fleißes wurde Theodore schließlich zum Personalchef befördert, und die Familie zog auf eine ca.60 Hektar große Farm außerhalb von Poughkeepsie, an der Albany Road.
Die Leitung der Farm wurde einem Kanadier überlassen, >Onkel< Ephraim Miller, der trotz seines Nachnamens nicht mit der Familie verwandt war. Onkel Ephraim teilte Theodores Begeisterung für Innovationen nicht, sondern zog die althergebrachten Methoden vor. Das erwies sich als Problem, denn Theodore war zwar für seine ausgeprägte Toleranz bekannt, doch dass jemand die Vorzüge moderner Methoden nicht aufgriff, ertrug er nicht. Onkel Ephraim musste gehen und wurde durch Jimmy Burns, einen fortschrittlicheren Manager, ersetzt. Unter ihm wurde die Farm schnell zu einem Testbetrieb für sämtliche neuen Melkmaschinen und Zentrifugen aus dem Hause De Laval.
Dank seiner Position bei De Laval besuchte Theodore mehrere Male deren Muttergesellschaft in Stockholm und nutzte diese Gelegenheiten, so viel wie möglich von Skandinavien zu sehen und sich still und heimlich alles an neuen Ideen zu notieren, was ihm unterwegs begegnete. Eines Winters hieß es kurz nach seiner Stockholmreise, Mr Miller sei verrückt geworden: Er wurde dabei beobachtet, wie er auf zwei Brettern mit spitzen Enden einen Hügel hinunterrutschte. Und so wurde Poughkeepsie in das Skifahren eingeführt, und es dauerte nicht lange, bis die drei Kinder und auch etliche Nachbarn mit Skiern versorgt waren, die Theodore selbst angefertigt hatte.
Für Lee und ihre Brüder war die Farm eine einzige Spielwiese. Ihr Vater ermutigte die Kinder zu ihren Abenteuern und förderte jedes erdenkliche wissenschaftliche Interesse. Unter Johns Aufsicht...
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