Schweitzer Fachinformationen
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Sie wollte allein sein. Doch das ist sie nicht...
Atemberaubende Berge, unberührte Wälder, die Stille der Natur. Detective Elin Warner unternimmt einen Hiking-Trip in einen portugiesischen Nationalpark, um sich in der Einsamkeit von den schrecklichen Ereignissen der letzten Zeit zu erholen. Es ist ein Ort zum Auftanken. Oder um spurlos zu verschwinden. Denn in dem Park wird eine Backpackerin vermisst.
Als Elin von dem Fall erfährt und eine mysteriöse Landkarte entdeckt, die die junge Frau zurückließ, geht sie auf die Suche. Doch in der Gemeinschaft aus Fremden im abgelegenen Camp des Parks stößt sie auf eine Mauer des Schweigens. Fieberhaft versucht Elin, die Hinweise zu entschlüsseln und die Vermisste zu finden. Doch schon bald wird die Wildnis zur tödlichen Bedrohung und Elin zur Gejagten.
"Sarah Pearse ist eine Meisterin der Spannung. Ein Must-read."
Devon, Juli 2018
Neulich habe ich gelesen, dass Menschen, die gern reisen, ein bestimmtes Gen besitzen. Ein echtes, nachweisliches Fernweh-Gen.
Es trägt die Bezeichnung DRD4-7R und hat anscheinend einen Einfluss auf den Dopaminspiegel und auf die Risikobereitschaft - im Grunde genommen auf all die Verhaltensweisen, die bei reiselustigen Menschen besonders ausgeprägt sind.
Seitdem nehme ich alle unter die Lupe, ganz egal, welcher Gruppe sie angehören - Luxusreisende, Kulturfanatiker, die Vanlife-Gemeinde -, und stelle mir vor, dass wir alle denselben fehlerhaften Strang DNA gemeinsam haben.
Ich habe Zeph gestern davon erzählt, und er hat gelacht. Meinte, das Einzige, was wir alle gemeinsam hätten, wäre, dass wir vor irgendetwas davonlaufen. Oder vor irgendjemandem. Typisch Zeph, so etwas zu sagen, ins Melodramatische abzudriften. Das sei der Küchenchef in ihm, meint ein Freund von ihm. Küchenchefs sind Kreative, sie gedeihen durch Emotionen, durch Drama.
Ich glaube, sein Freund hat recht: Zeph bereitet gerade unser Frühstück zu, mit großen, schwungvollen Gesten, die keinen Platz für Zweifel lassen. Er schlägt die Eier geräuschvoll an der Pfanne auf und gibt sie in den Tomateneintopf, um sie darin zu pochieren.
Huevos rancheros. Unser Favorit. Das perfekte Campingbus-Gericht. Zeph wirft die Eierschalen in den Müll, dann streicht er sich mit der Hand über sein kurz geschorenes Haar. Seine Gesichtszüge entspannen sich, nachdem er den schwierigen Teil der Arbeit erledigt und den Eintopf selbst zubereitet hat: die Zwiebeln gedünstet hat, bis sie durchsichtig waren, Paprika, Chilis und Knoblauch dazugegeben hat, dann Lorbeerblätter, Tomaten, Gewürze. Jetzt ist er dickflüssig, eingekocht.
Er hebt einen Löffel davon an die Lippen, probiert, lächelt. Ich kann nicht umhin, ebenfalls zu lächeln. Ich liebe es, ihm beim Kochen zuzusehen; es ist die einzige Gelegenheit, bei der er nicht gegen irgendeinen Teil von sich ankämpft.
»Fast fertig.« Als Zeph merkt, dass ich ihm zuschaue, nimmt er einen Buchweizenpfannkuchen und brät ihn in der Pfanne auf der anderen Kochstelle, in der bereits Fett brutzelt, leicht an. »Hunger?«
»Und wie.« Ich sehe aufs Meer hinaus. Die Brise reißt marineblaue Wunden in die türkisfarbenen gezackten Linien, die von links nach rechts verlaufen.
Wir haben den Van so konzipiert, dass man von der Küche nach draußen schaut und in den Genuss von Ausblicken wie diesem kommt. Und dieser Ausblick ist wirklich besonders. Ich bin schon viel gereist, aber dieser Küstenabschnitt von Devon wird immer mein Favorit bleiben: winzige Sand- und Kiesbuchten, rostrote Klippen, und der Wald reicht bis ans Meer.
Ich habe in diesem Meer schwimmen gelernt, habe in diesem Meer geküsst. Habe blutige, an den Felsen aufgeschürfte Knie darin abgewaschen. Selbst wenn ich kilometerweit weg bin, spüre ich noch seinen Rhythmus in mir.
Zeph summt leise vor sich hin, als er die Kochstelle ausschaltet. Die Eier sind fertig, und er trägt die Pfanne zum Tisch. Die Pfannkuchen und eine Schale geriebenen Cheddar balanciert er dabei auf dem Unterarm.
Ich folge mit dem Eintopf und stelle ihn auf den Tisch, nachdem ich die Landkarte beiseitegeschoben habe, an der ich gerade arbeite.
Ich häufe Käse auf einem Pfannkuchen auf, schaufle Ei und Eintopf darüber, dann schiebe ich ihn mir gierig in den Mund. Als Erstes nehme ich die Konsistenz wahr, den Biss, den der Pfannkuchen hat, das weiche Ei, ehe die Aromen durchschlagen, ein wahres Geschmacksfeuerwerk. »Sensationell.« Ich wische mir den Mund ab, beiße noch einmal hinein.
Zeph lächelt. Um seine blauen Augen bilden sich Fältchen. So macht er das immer: Er bereitet etwas eher Alltägliches zu und sorgt dafür, dass es im Mund regelrecht explodiert. Bis vor ein paar Jahren hat er als Küchenchef gearbeitet und ein erfolgreiches Restaurant in New York geführt. Er kombinierte Fleischgerichte mit veganer Küche, lange bevor vegane Ernährung zum Trend wurde.
Bald sprachen alle nur noch von seinen veganen Gerichten. Eine Zeit lang war er in aller Munde. Er wurde von der Zeitschrift Food & Wine zum »Best New Chef« gekürt, sprach bei einer TEDx-Veranstaltung, schaffte es drei Jahre hintereinander auf die Forbes-Liste der All-Star Eateries in New York und wurde sogar von der James Beard Foundation für die Auszeichnung »Rising Star Chef« nominiert.
Er hat mir Geschichten von Prominenten erzählt, die das ganze Restaurant buchten und eine Riesenshow abzogen, während andere inkognito erschienen, die Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen. Ich habe im Internet nach ihm gesucht und Hunderte von Artikeln über ihn gefunden - Insiderberichte und Feuilletonbeiträge, Interviews und Rezensionen in den sozialen Medien.
Oft kamen Leute nur vorbei, um sich gemeinsam mit ihm fotografieren zu lassen. Man kennt diese Art von Aufnahmen: mürrisch dreinblickender Küchenchef, überenthusiastischer Gast, der ihm ein bisschen zu nah kommt.
Und er sieht gut aus auf diesen Bildern: gerade richtig verschwitzt, mit einem absurden, grell gemusterten Neunzigerjahre-Kopftuch, das einen starken Kontrast zu seiner weißen Kochuniform bildet.
Ein krasser Gegensatz zu der Zeit, als wir uns kennenlernten - in einer Phase, die er als seine »Abwärtsspirale« bezeichnet. Ich war auf Reisen in Italien, Ligurien. Er legte gerade eine Pause ein. Burn-out, sagte er mir, aber ich fand später heraus, dass er gefeuert worden war.
Nachdem es drei Jahre lang immer wieder Beschwerden über ihn gegeben hatte, verklagte ihn schließlich ein Souschef, der sich mit dem Messer fast den Finger abgetrennt hatte. Als er gehen wollte, um sich im Krankenhaus behandeln zu lassen, forderte Zeph ihn auf, die Wunde stattdessen einfach mit Sekundenkleber zu verschließen. Offenbar brachte das nach monatelangen Warnungen von seinen Geldgebern das Fass zum Überlaufen. Schlechte Presse. Die Leute wollen einen Bad Boy, aber zu böse darf er auch nicht sein. Die Sekundenkleber-Geschichte ging viral, und die Stimmung drehte sich gegen Zeph. Er wurde zum Ausgestoßenen.
Für mich nicht. An dem Abend, an dem wir uns kennenlernten, wickelte er mich um den Finger. Er bereitete dicke Garnelen auf dem Grill zu und erzählte mir dabei Geschichten, die mich nicht nur zum Lachen brachten, sondern mein Herz Stück für Stück stahlen.
»Ich möchte deine Meinung zu der Landkarte hören.« Ich hole die Leinwand hervor, lege sie auf den Tisch. Ich habe sie für meinen Bruder gemalt, als Überraschungshochzeitsgeschenk für seine Verlobte.
»Wunderschön.« Er schiebt sich eine Gabel Ei in den Mund. »Und sie weiß sicher nichts davon?«
Ich schüttle den Kopf. »Sie denkt, ich arbeite bloß an der Papeterie für die Hochzeit.«
Die Landkarte ist eine Überraschung für Penn, aber mir ist klar, dass sie sein Geschenk an seine Braut wird. Diese Landkarten sind unser Ding . meins und das meines Bruders.
Meine Liebe für die Kartografie hat mit der Landkartensammlung meiner Mutter begonnen. Ihre Eltern waren Nomaden, und sie erzählte uns, sie habe es gehasst, Orte, die sie liebte, wieder verlassen zu müssen. Orte, die mit Erinnerungen verbunden waren, und Orte, die selbst Erinnerungen waren. Um diese Orte immer bei sich zu haben, sammelte sie Landkarten, die sie an sie erinnerten.
Als Kind brachte ich Stunden damit zu, sie zu studieren, mir die Ortsnamen auf der Zunge zergehen zu lassen und mir Gedanken über ihre geografischen Gegebenheiten zu machen. Nach einiger Zeit wurde mir jedoch bewusst, dass sie mir zwar etwas über den jeweiligen Ort erzählten, nicht aber über meine Mum, was sie dort gemacht hatte, wo sie gegessen hatte, getanzt hatte, wen sie geliebt hatte. Was ihr Herz entflammt hatte.
Deshalb beschloss ich, Mum zum Geburtstag unsere Karte von unserer Stadt zu malen - mit all den Orten, an denen wir kleine Stücke unserer Seele zurückgelassen hatten.
Bei den Orientierungspunkten handelte es sich nicht um Krankenhäuser oder Autowerkstätten, sondern um die Bäckerei, in der ich mit Mum war, während Penn Cricket spielte; um das Haus meiner Großeltern, in dem Weihnachten bei Brettspielen und Lachen lebendig wurde; um den Strand, an dem ich schwimmen lernte und an dem ich die letzte normale Unterhaltung mit unserer Mutter hatte - ein Ort, bei dem noch heute, wenn ich an ihn denke, die Worte wie Sterne über mir schweben.
Sehr gern lasse ich Freunde selbst eine Landkarte malen. Das offenbart so viel darüber, wer sie sind, was ihnen wichtig ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die meisten Menschen zwar aus praktischen Gründen umziehen - Kosten, Arbeitsweg -, sich auf ihren Landkarten aber die Orte finden, die einen Platz in ihrem Herzen erobert haben, die Orte, an denen sie sich lebendig fühlen. Frei.
Die Orte, an denen sie arbeiten, kommen nur selten vor, selbst bei denjenigen, die von sich behaupten, sie würden für ihren Job leben. Stattdessen zeichnen sie ihr Elternhaus, das Fitnessstudio, das nach dem Tod ihres Partners ihre einzige Verbindung zur Außenwelt wurde, oder den Park, in dem sie jeden Freitag mit Freunden über Gott und die Welt reden.
Zeph studiert meine Landkarte noch immer. »Du bist also schon fast fertig?«
»So gut wie, nur noch ein paar Kleinigkeiten. Ich zeige sie Penn am Wochenende und frage ihn, ob ich noch irgendwas ergänzen soll.«
Eine Pause. Er schiebt seinen...
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