Schweitzer Fachinformationen
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Es ist der große Tag von Dr. Rita Wu. Die renommierte Chirurgin des Turner Hospitals soll vor Fachpublikum die erste vollständig robotergesteuerte Operation vorführen. Doch kurz vor der OP hört sie in ihrem Kopf die Stimme eines Mannes, den sie nur zu gut kennt: Morgan Finney, Leiter eines Biotechnologiekonzerns. Er teilt Rita mit, dass ihr ein Nano-Implantat injiziert wurde, wodurch er mit ihr sprechen und ihr Verhalten beeinflussen kann. Und er hat mit Rita noch eine Rechnung offen, denn er macht sie für den Tod seiner Frau verantwortlich ...
Es herrschte Dunkelheit. Und dann ertönte ihr Name.
»Dr. Wu?«
Eine Stimme drang forschend durch das Dunkel, durchschnitt es wie ein Suchscheinwerfer. Die Dunkelheit fühlte sich vertraut und wegen dieser Vertrautheit beruhigend an - die störende, misstönende Stimme nicht. Rita wandte sich davon ab und umklammerte die Dunkelheit, als wäre sie ein kleines Mädchen, das sich ans Bein der Mutter presst. Aber die Stimme ließ nicht locker.
Es handelte sich um eine Frau.
Immer noch Finsternis, aber nach und nach stellten sich aus dem Nichts Empfindungen ein.
»Soll ich Hilfe holen?« Eine zweite Stimme, ebenfalls weiblich. Rauchiger. Heiserer.
»Nein. Sie atmet. Und sie ist warm. Sie schläft nur. Aber du könntest Decken holen, ja?«
»Okay.«
Sich entfernende Schritte. Ein knappes, mechanisches Klicken, als hätte jemand die Verriegelung eines Kühlschranks geöffnet. Ein warmer Lufthauch.
. klingt wie ein Deckenwärmer in einem Operationssaal .
Sich nähernde Schritte. »Hab welche.«
Eine Hand an ihrer Schulter, eine Hand, die sie auf das Bewusstsein zuschubste. In ihrem Mund herrschte ein durchdringender Kupfergeschmack vor, als hätte sie Münzen gelutscht, und in ihrem Kopf tobten Schmerzen, die ihre linke Schläfe umhüllten und sich zum linken Ohr schlängelten. Ohne die Augen zu öffnen, nahm sie wahr, dass sie auf einer gepolsterten Fläche flach auf dem Rücken lag. Ihre Arme ruhten an ihren Seiten.
»Dr. Wu?« Die Hand, die ihre Schulter schüttelte, übte mehr Druck aus.
Rita öffnete die Augen. Die Dunkelheit kapitulierte vor blendendem Licht. Die Schmerzen in ihrem Kopf wuchsen sich zu Höllenqualen aus - zu einem Eispickel, der sich einen Weg durch ihr linkes Auge bahnte, bis er hinten durch den Schädel wieder austrat.
Scharf sog Rita die Luft ein. Gott, diese Schmerzen. Die Helligkeit glich einem tollwütigen Hund, der sich in ihre Augen krallte. Sie presste die Lider fest zu und stöhnte. Ihr Magen drehte sich um, als hätte das Licht durch ihre Augenhöhlen weiter durch ihre Kehle gefasst und ihren Eingeweiden einen kräftigen Ruck versetzt.
Oh Gott.
»Dr. Wu?« Die erste Stimme, die eine düstere Nische ihres umwölkten Hirns als vertraut registrierte, klang besorgt, zugleich jedoch eindringlich. »Alles in Ordnung?« Pause. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
Die Schmerzen gestalteten es schwierig, sich zu konzentrieren. Nein, nicht nur die Schmerzen. Auch etwas anderes. Ihr Gehirn glich einem aufgewühlten Schlammbad von eingehenden und ausgehenden Empfindungen, so verworren, dass Pein allein keine Erklärung dafür bot, als wären all ihre Gedankengänge in einen Mixer geworfen worden, der auf höchster Stufe arbeitete.
Warum?, fragte ein Teil ihres Verstands.
Wen interessiert's?, antwortete ein anderer Teil. Sie gestattete sich, zurück in die angenehme Leere zu sinken.
»Dr. Wu.« Wieder die erste Stimme - mittlerweile fordernder, lauter.
So verlockend sich das Unterbewusstsein anfühlte, es schied als Option aus. Rita öffnete die Lider und stöhnte, kniff die Augen angesichts des grellen Lichts wieder zusammen.
»Wendy«, sagte die erste Stimme. »Schwenk das Licht aus ihrem Gesicht.«
»Klar«, erwiderte die Frau mit der rauchigen Stimme.
Das Licht ließ nach und mit ihm die Schmerzen im Kopf. Rita blinzelte und blickte in ein angespanntes Gesicht empor, das über ihr schwebte. In einem geistesgegenwärtigeren Zustand wäre sie vermutlich überrascht gewesen. Vielleicht sogar verblüfft. So jedoch konnte sie nur ein vages Gefühl von Verwirrung aufbringen.
Die erste Stimme und die Hand, die beruhigend auf Ritas Schulter lag, gehörten Lisa Rodriguez, einer ihrer OP-Pflegerinnen. Lisa gehörte natürlich nicht im engsten Sinn des Wortes ihr. Aber so wie viele Chirurgen benutzte Rita gern Possessivpronomen, um Menschen und Gegenstände im Operationssaal zu beschreiben. Ihre Pflegerinnen. Ihre Patienten. Ihre chirurgischen Instrumente.
Lisa stand neben ihr. Oder vielmehr über ihr, als wäre Rita eine ihrer eigenen Patientinnen, die ausgestreckt auf einem Tisch im Operationssaal lag, über dem Lisa und sie an den meisten Arbeitstagen Skalpelle und Klatsch austauschten.
Was ist hier los?
Lisas stumpfe Züge, umrahmt von einer hellblauen Operationshaube, die ihr lockiges schwarzes Haar verdeckte, verrieten zu gleichen Teilen Erstaunen und Besorgnis. Hinter ihr und etwas seitlich stand eine weitere Frau, ebenfalls eine OP-Pflegerin .
Wendy
. eine dürre junge Frau mit einem länglichen Gesicht. Ein blondes Haarbüschel, das vor Peroxid schimmerte, lugte unter der blauen Operationshaube hervor und hing der Frau halb in die Stirn. Mit der bauschigen Kopfbedeckung und dem viel zu mageren Körper sah Wendy aus wie ein aufgestellter Mob. Unter ihren Arm hatte sie einige weiße Decken geklemmt. Sie wirkte so verblüfft wie Lisa, aber nicht annähernd so besorgt. Tatsächlich schien etwas ziemlich Unschickliches hinter Wendys Augen aufzuflackern - Freude? Schadenfreude? -, die so blau wie die Operationshaube waren und von türkisfarbenem Lidschatten umrahmt wurden. Beide Frauen trugen dunkelblaue Kittel.
Genau wie die Kittel, die wir im Operationssaal tragen.
»Lisa?« Gott, sie konnte das Wort kaum richtig bilden. Ihre Zunge fühlte sich an wie Beton.
Wo bin ich?
Ohne sich aufzusetzen, drehte Rita den Kopf zur Seite und erblickte dunkle Bodenfliesen ungefähr einen Meter unter sich. Als sie den Kopf zur anderen Seite schwenkte, sah sie das Gleiche. Benommen folgerte sie, dass sie auf einer gepolsterten Fläche ungefähr hüfthoch über dem Boden lag. Sie setzte dazu an, sich aufzurichten, doch irgendetwas umschloss ihre Brust, etwas Flaches und Breites, das sie erfasste und zurück nach unten drückte.
»Hey.« Ihr Hinterkopf plumpste schwer auf die gepolsterte Unterlage.
Autsch! Der Aufprall verschlimmerte ihre Kopfschmerzen. Sie bewegte die Hände, um sich die pochende Stirn zu halten. Oder versuchte es zumindest. Aber es gelang ihr nicht. Denn ihre Arme wurden an den Seiten niedergedrückt.
»Hey!«
Eine neue Emotion. Keine Panik - ihre Sinne schienen noch zu stumpf zu sein, um echte Panik hervorzubringen -, aber Rita verspürte ein abruptes Unbehagen, das sie eine Stufe über ihr Halbbewusstsein erhob, und zum ersten Mal wurde ihr klar, dass sie keinerlei Kontrolle über ihre aktuelle Lage hatte. Und Rita hasste es, keine Kontrolle zu haben. Immer. Krampfhaft versuchte sie, die Arme zu befreien.
»Warten Sie«, sagte Lisa. »Lassen Sie mich Ihnen helfen, Dr. Wu.«
Rita beobachtete, wie Lisa mit einer fließenden Bewegung nach unten griff und die Hand um eine glänzende Schnalle aus Metall legte, durch die ein schwarzer Riemen verlief, der aussah wie ein breiter Sitzgurt. Lisa hob die Schnalle an und löste das schwarze Band, das Ritas Rumpf und Arme auf die weiche Unterlage drückte, auf der sie lag.
Komisch, dachte Rita, als Lisa den Gurt aus der Schnalle zog und sie von der Unterlage befreite. Sieht genau aus wie die Halteriemen, die wir benutzen, um Patienten auf unseren Operationstischen zu fixieren.
Ein weiterer Zufall. Wie die blauen Kittel.
Gleich darauf löste Lisa den zweiten schwarzen Gurt, der Ritas Oberschenkel fesselte. Mit einem unangenehmen Wirbel aus Emotionen wurde Rita klar, dass es sich tatsächlich um einen der Riemen eines Operationstisches handelte. Des Tisches, auf dem sie gerade lag.
»Was?« Rita hob den Kopf, neigte das Kinn an die Brust und starrte zu ihren Füßen. Dabei stellte sie fest, dass sie keinerlei Kleidung trug.
Dr. Rita Wu, Assistenzprofessorin für Chirurgie an der Universität von Kalifornien, befand sich festgeschnallt auf einem Operationstisch. Nackt wie an dem Tag, an dem sie geboren wurde - und ohne die geringste Ahnung, wie sie in diese Lage geraten war.
Spencer Cameron trat hinaus, schloss die Eingangstür und atmete die frühmorgendliche Luft eines späten Novembers im Küstengebiet von San Diego ein. Es war zwar noch dunkel, doch hinter den Bergen im Osten leckte bereits rot-orangefarbene Glut über den Himmel.
Die Temperatur vor dem Morgengrauen erwies sich als kühl. Spencer trug eine schwarze, lange Radlerhose mit neongelben Reflektoren an den Seiten und ein leichtes, schwarzes Jogginghemd mit ähnlichen Reflektoren an den langen Ärmeln. Der eng anliegende Stoff spannte sich über seine kräftige Brust, über die muskulösen Schultern und Oberschenkel, ebenso über die Gliedmaßen und den Rumpf. Er steckte sich Ohrstöpsel in die Ohren, stellte NPR auf seinem iPod ein und rückte die Strickmütze auf seinem dunkelbraunen Haar so zurecht, dass sie die freien Teile seiner Ohren und seiner Kopfhaut gegen den leichten Frost schützte. Dann setzte er sich in lockerem Lauf in Bewegung.
Eine stämmige Frau, die mit einem braunen Hund unbestimmter Rasse spazieren ging, tauchte in entgegengesetzter Richtung auf. Sie schrak zurück und erstarrte, als Spencer schwerfällig auf sie zugelaufen kam. Der...
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