Schweitzer Fachinformationen
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Der gemütliche Alltag der rüstigen Rentner im »Highland Home« wird jäh gestört, als das Seniorenheim neue Besitzer bekommt und die Gebühren deutlich erhöht werden sollen. Einige Bewohner können sich das nicht leisten, sie müssten ihre Freunde verlassen und wegziehen. Was nun? Ein Streik? Rebellion? Die fittesten Heimbewohner Miss Ross, Dorothy, Walter und Joan tun sich zusammen - ein Plan muss her! Ihre Überlegungen und Bestrebungen bleiben jedoch erfolglos, bis Joan eine geniale Idee hat: eine Sexhotline! Doch diese stellt sie und ihre Mitstreiter vor völlig neue Herausforderungen und ungeahnte Probleme. Trotzdem stürzen sie sich mit viel Humor und einer Portion Lebensweisheit ins Abenteuer.
Drei
Für zwei der Heimbewohner begannen die Tage bereits kurz nach fünf Uhr morgens. Beide waren Landwirte gewesen, und das frühe Aufstehen war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Mr Forsyth machte sich allmorgendlich auf den Weg, um die Kühe zu melken und nach seiner Zuchtsau zu sehen, die er dringend rauslassen musste, wie er stets betonte. Immerhin war er dabei meist hinreichend bekleidet, musste jedoch routinemäßig vom Personal davon überzeugt werden, dass die Tiere bereits versorgt seien, um ihn daran zu hindern, das Haus zu verlassen und bei den gesicherten Türen den Alarm auszulösen.
Viele Bewohner benötigten keine Hilfe, um morgens ihr Bett zu verlassen, sodass es immer schon recht lebhaft zuging, wenn das Tagespersonal den Dienst antrat. Das Heim hatte dreißig Zimmer, die fast immer vollständig belegt waren, es sei denn, ein Bewohner war gerade ausgezogen (für gewöhnlich in Begleitung von Mr Dunn) und der Nachfolger noch nicht eingetroffen.
Wie in Einrichtungen dieser Art üblich, überwog der weibliche Anteil an Bewohnern bei Weitem. Und ganz wie draußen, im richtigen Leben, bildeten sich auch hier Grüppchen und Freundschaften, die unweigerlich zu Eifersüchteleien, Streit und Zerwürfnissen führten und die den Vergleich mit einem Zickenkrieg auf dem Pausenhof einer Grundschule nicht fürchten mussten.
Im Speisesaal saßen Dorothy und Miss Ross wie so oft gemeinsam am Frühstückstisch. Der Kontrast zwischen ihnen hätte nicht größer sein können, so unterschiedlich waren sie in ihrer Persönlichkeit, in der Art, sich zu kleiden, und dem Leben, das sie geführt hatten. Dorothy war lieb und irgendwie einfach nur »zum Knuddeln«, während die pensionierte Schuldirektorin stets . vielleicht nicht hart, aber doch . überaus akkurat wirkte. Sie hätte es wohl kaum übel genommen, als penibel bezeichnet zu werden. Auch wenn im Haus immer recht großzügig geheizt wurde, waren Tweedrock und eine gestärkte weiße Bluse ihre Markenzeichen, selbstverständlich ergänzt durch eine lange Perlenkette.
Trotz aller Unterschiede waren die beiden seit Miss Ross' Einzug vor drei Jahren unzertrennlich. Sie teilten durchaus gemeinsame Interessen und waren regelmäßig in Dorothys Zimmer anzutreffen, wo sie strickten und plauderten, als kennten sie einander schon ein Leben lang.
Miss Ross konnte nicht anders, als ihre Mitbewohner eingehend zu studieren, auch wenn sie sich bemühte, das so diskret wie möglich zu tun. Die Gebrechlichsten unter ihnen hatten nicht selten den schärfsten Verstand, wohingegen andere, die körperlich noch ausgesprochen gut in Schuss waren, jeden Morgen ihrem Vieh nachjagten.
Zwischen diesen Extremen gab es jede nur denkbare Variante und Schattierung.
Am Nachbartisch saß die alte Mrs Campbell, vom Alter schon sehr geschwächt, aber dank ihres Rollators immer noch mobil und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Sie half gerade Albert mit seinem Frühstück, der es offenbar verwirrend fand, dass er erst Milch in seine Schüssel geben sollte, ehe er seine Frühstücksflocken essen konnte. Manchmal hatte Albert aber durchaus noch klare Momente und entpuppte sich dann als ein reizender Gesprächspartner.
Doch an diesem Morgen konnte davon keine Rede sein. An solchen Tagen war es kaum vorstellbar, dass er einmal hochdekorierter Stabsoffizier bei der Armee gewesen war und durch seinen Beruf die ganze Welt gesehen hatte. Gebrechlichkeit, Krankheit und Pflegeheime waren große Gleichmacher. Was auch immer man in seinem Leben erreicht haben mochte, eines davon traf einen früher oder später mit voller Wucht.
»Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen, keine Toaststreifen mehr in mein Ei tunken zu können«, seufzte Dorothy und riss ihre Freundin aus ihren Grundsatzbetrachtungen über die Menschheit zurück zu profaneren Problemen. »Ich verstehe nicht, warum es so hart und trocken sein muss, dass man einen Bohrer bräuchte, um den Toast hineinzustecken. Meine Toaststreifen knicken ein, als ob sie vor der Queen einen Diener machen.«
»Vielleicht liegt es ja auch am Toast.«
»Was soll mit dem Toast sein?«
»Nun ja, möglicherweise ist er heutzutage einfach nicht mehr so . standhaft, wie er es einmal war. Vielleicht liegt das Problem also beim Toast und nicht beim Ei.«
Stirnrunzelnd dachte Dorothy einen Moment darüber nach. Miss Ross war eine gebildete Person, und was sie sagte, hatte stets Hand und Fuß und war es wert, gehört zu werden. Allerdings war sich Dorothy nie ganz sicher, ob Miss Ross sie nur aufziehen wollte.
»Oh, Sie nehmen mich auf den Arm!«
Miss Ross lächelte. »So sind nun mal die Vorschriften. Das Küchenpersonal hat strikte Anweisung, uns keine Eier zu servieren, die auch nur annähernd weich sind. Alles im Interesse unserer Gesundheit und Sicherheit.«
»So ein Unsinn! Ich wünschte, die da oben würden aufhören, uns ständig die paar Dinge zu vermiesen, die uns noch Freude machen. Als junges Ding habe ich es geliebt, meinen Toast in kleine Stückchen zu schneiden und in mein Ei zu tunken. Und es hat mir nicht geschadet.«
»Sie müssen dann eben das Ei aus der Schale pellen und es auf der Toastscheibe verteilen.«
»Ja schon, das tue ich ja auch. Aber es ist eben einfach nicht dasselbe.«
Dorothy war eine sanfte und freundliche Natur, wenn sie sich tatsächlich einmal beschwerte, wirkte sie auf so komische Weise rührend, dass Miss Ross einfach lachen musste.
»Ich weiß wirklich nicht, was daran lustig sein soll«, murrte Dorothy und brach dann ebenfalls in Gelächter aus. »Sehen Sie sich das Elend doch nur an, diese schlaffen Dinger blamieren sich doch vor der Queen.«
»Nun, wer das Eigelb nicht ehrt . ist den Toast nicht wert.«
Einige der Mitbewohner beobachteten die beiden Frauen amüsiert, die sich vor Lachen nur so bogen. Was um alles auf der Welt konnte zu dieser frühen Stunde nur so erheiternd sein? Und hatten sich die beiden nicht erst gestern Abend noch lang und breit unterhalten?
»Hier ist auch nichts mehr, wie es einmal war«, bemerkte Joyce und setzte sich zu den anderen an den Tisch. Sie saßen im Café des nahe gelegenen Gartencenters, das von den Bewohnern des Highland Home gern besucht wurde. Es fühlte sich fast wie ein zweites Zuhause an, weshalb Joyce auch in der Handtasche ihre Pantoffeln mitgebracht hatte. Sie schlüpfte aus den Halbschuhen, zog die bequemen Slipper über und seufzte zufrieden.
»Haben sie schon wieder die Regale umgeräumt?«, erkundigte sich Walter. In seinem nachtblauen Anzug mit passender Krawatte war er das ganze Gegenteil von Joyce. Er besaß drei dieser Outfits, ein blaues, eines in einer Art Mauve-Ton und eines in einem dunklen Flaschengrün. Jeder dieser Anzüge war todschick, auch wenn Walter, um der Wahrheit die Ehre zu geben, in der aktuellen Umgebung ein wenig overdressed wirkte.
»Aber nein, ich meine, was sie verkaufen. Früher ging man in so ein Geschäft, weil man etwas zum Einpflanzen wollte. Jetzt haben sie hier Schlafzimmermöbel, Bücher, Haushaltswaren und Aromakerzen. Pflanzen sind wahrscheinlich gar nicht mehr im Angebot. Und wenn, dann nur aus Plastik.«
»Damals bekam man nicht mal eine Tasse Tee, und jetzt haben viele Gartencenter sogar ein richtiges Restaurant«, erwiderte Deirdre. »Du bist ja schon fast persönlich beleidigt, wenn du dein Drei-Gänge-Menü nicht bekommst.«
»Ich sage ja gar nicht, dass alles schlechter geworden ist«, meinte Joyce und biss genüsslich in ihren zweiten Scone.
»Die haben hier sogar Bio-Eier«, berichtete Dorothy. »Im Gegensatz zu dem Lebensmittelladen, in dem ich neulich war.«
»Was, die hatten keine Eier?«, fragte Walter ungläubig.
»Doch, da stand auch was von Bodenhaltung, aber die sind auch nur aus diesen grässlichen Legebatterien. Ich habe mich richtig aufgeregt.«
»Aber, aber, Dorothy! Ich hoffe doch, es kam nicht zu Handgreiflichkeiten.«
»Ich bin zur Kasse und habe gesagt: >Hören Sie mal, junger Mann, Hand aufs Herz - haben Sie denn keine richtigen Eier? Ihre Eier sind wirklich in ganz bedauernswertem Zustand, so winzig und nicht mal bio!<«
»Das haben Sie nicht gesagt«, ächzte Miss Ross.
Walter krümmte sich auf seinem Stuhl und gab seltsam gurgelnde Geräusche von sich. Die kleine, etwas unscheinbare Mrs MacDonald tätschelte ihm den Rücken.
Miss Ross versuchte, die Fassung zu bewahren, und fragte mit gepresster Stimme: »Was hat der Verkäufer denn geantwortet?«
»Nichts. Es muss ihm wohl irgendetwas heruntergefallen sein, denn er verschwand mit einem Mal hinter der Theke, und ich habe ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
»Alles geht den Bach runter«, nickte Joyce, zufrieden, ihren Lieblingssatz anbringen zu können. »Keiner hat mehr Ahnung.«
»Nur die Leute in den Altersheimen«, bemerkte Deirdre trocken.
Insgesamt acht Heimbewohner hatten sich zu dem kleinen Ausflug aufgemacht, begleitet von Anna vom Pflegepersonal und Hamish, der Mädchen für alles, Gärtner und Busfahrer in Personalunion war. Mit von der Partie waren auch Albert und Mrs Butterworth. Letztere neigte zwar gelegentlich dazu, Unfälle zu erleiden, doch nur bei Albert bestand immer die Gefahr, dass er davonspazierte und verloren ging. Beim letzten Besuch im Gartencenter hatte er sich in der Toilette eingeschlossen und musste von einem Angestellten befreit werden. Doch dieses Mal ging alles ruhig und ereignislos vonstatten. Interessant werden sollte es erst wieder bei ihrer Rückkehr ins Highland Home.
Als die kleine Gruppe den Empfangsbereich...
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