Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Wenn du dieses Buch in den Händen hältst, dann wünschst du dir abzunehmen.
Vielleicht hast du schon einiges versucht, um dein Wunschgewicht zu erreichen: Du hast Kalorien oder Kohlenhydrate gezählt. Du hast Süßigkeiten von deinem Speiseplan gestrichen. Du hast Light-Produkte gekauft und Fett gemieden. Vielleicht hast du gefastet und dich nur von Brühe und Brottrunk ernährt. Oder Diät-Shakes getrunken, die den Geschmack von feuchter Pappe hatten und mehr an Astronautennahrung erinnern als an frische Lebensmittel. Manche Menschen quälen sich in ihrer Verzweiflung sogar mit Darmspülungen oder probieren Abnehmpillen. Und trotzdem: Obwohl wir Hunger und Verzicht in Kauf nehmen und tapfer keinen Diättrend unversucht lassen - dauerhaft abzunehmen fällt den meisten von uns unheimlich schwer.
Mittlerweile gibt es laut Weltgesundheitsorganisation (WHO)1 auf der Welt fast zwei Milliarden Menschen mit Übergewicht - Tendenz steigend. Allein in Deutschland hat heute jeder Vierte2 einen BMI3 über 25 - und gilt damit als präadipös.
Aber wie kann das sein? Warum kämpfen so viele Menschen mit ihrem Gewicht? Mangelt es uns etwa an Wissen über gesunde Ernährung? Brauchen wir jemanden, der uns erklärt, wie Abnehmen funktioniert? Oder fehlt uns im Abnehmpuzzle nur noch das letzte Teil: die ultimative Super-Diät, die endlich all unsere Gewichtsprobleme für immer lösen wird?
Nein - wir haben sicher kein Wissensproblem. Wir brauchen nur googeln und das Internet spuckt uns innerhalb von Sekunden fünf verschiedene Ernährungspläne und noch mehr Tipps zum Abnehmen aus. Frauenzeitschriften präsentieren jede Woche eine neue Wunderdiät. Und auch in den Buchhandlungen stapeln sich die Ratgeber zu gesunder Ernährung. Aber mal ehrlich: Was nutzen uns all die schlauen Ratschläge? Wir wissen schon selbst, dass Obst und Gemüse gesund sind. Uns ist klar - Pellkartoffeln mit Kräuterquark sind figurfreundlicher als Pommes rot-weiß. Und nein, danke, wir brauchen niemanden, der uns mit erhobenem Zeigefinger und strenger Miene erklärt, dass unsere Lieblings-Nuss-Schokolade viele Kalorien hat. So schlau sind wir schon selbst.
Aber wenn mangelndes Wissen nicht das Problem ist, warum setzen wir das Wissen nicht einfach um und nehmen ab? Sind wir etwa zu willensschwach? Fehlt es uns an Motivation? An Durchhaltevermögen?
Auch hier ein klares Nein! Die meisten Diäthaltenden sind außerordentlich willensstarke und motivierte Menschen. Nur so ist zu erklären, dass wir selbst nach dem x-ten gescheiterten Diätversuch nicht aufgeben: Wenn wir eine Diät nicht durchhalten, probieren wir die nächste. Und die übernächste. Und die überübernächste. So geht das oft jahrelang. Wir bleiben gefangen im Diäten-Hamsterrad. Wir rennen und rennen und rennen - und kommen doch niemals ans Ziel.
Vielleicht ist dies ein guter Zeitpunkt, um dir von meiner eigenen Diät-Vergangenheit zu erzählen. Denn auch ich kämpfte jahrelang mit Diäten. Meine erste Diät machte ich mit 16 Jahren. Während eines Schüleraustauschs in Ecuador hatte ich etwas zugenommen. Also beschloss ich, für einen Monat auf Schokolade zu verzichten und ein bisschen mehr Sport zu machen. Und hey - damals reichte das. Ich nahm ab. Und war zufrieden. Dann brachte mich eine Freundin auf die Idee, eine Woche lang nur Diät-Shakes zu trinken. Damit sollte das Abnehmen noch schneller funktionieren. Wir würden abnehmen - quasi im Turbo-Gang. »Cool«, dachte ich und war sofort dabei. So nahm ich weiter ab und fühlte mich super. Ich war jetzt nicht nur schlanker - ich wusste auch: Mein Kopf war stärker als mein Körper! Damals war ich stolz auf mich: Andere mochten vielleicht Probleme mit dem Abnehmen haben - ich hingegen hatte meinen Körper voll unter Kontrolle!
Was ich in meiner Naivheit nicht wusste: Nichts war gut. Nichts war unter Kontrolle. Denn es war jetzt nur noch mein Sturkopf, der beim Essen bestimmen durfte. Mein Körper hatte nichts mehr zu melden. So begann ein jahrelanger Kampf zwischen meinem Kopf und meinem Körper. Ich begann, mich beim Essen immer mehr zu reglementieren. Wenn ich ein paar Kilos zunahm, dann verkniff ich mir nicht mehr nur die Schokolade - ich wählte den Komplettverzicht. Ich aß kein Brot mehr, obwohl ich Brot liebe. Ich strich Butter, Käse und Soßen von meinem Speiseplan. Ich stocherte im Salat herum, wenn andere im Restaurant in köstlich nach Käse duftende Pizza bissen. Ich lernte Kalorientabellen quasi auswendig. Irgendwann drehte sich in meinem Kopf alles nur noch ums Essen. Um Abnehmen und Zunehmen. Dürfen und Müssen. Gute und böse Nahrungsmittel.
Und es kam noch schlimmer: Ich verlor nicht nur den Genuss beim Essen. Ich verlor auch den Glauben an mich selbst. Denn während ich mich zu Beginn meiner Diät-Karriere noch stark und selbstbewusst gefühlt hatte, hielt ich mich nun für willensschwach und für eine Versagerin - zumindest in Bezug auf Essen. Denn es fiel mir immer schwerer, mich an die strengen Diät-Regeln zu halten. Es war, als ob mein Körper und meine Psyche sich gegen meinen Verstand verschworen hätten. Da war ein Anteil in mir, der rebellierte, sobald er das Wort »Diät« nur hörte. Jetzt war es nicht mehr mein Kopf, der stärker war als mein Körper. Nach all den Diät-Jahren gewann letztlich mein Körper doch die Oberhand über meinen Kopf. Und der wollte eines ganz klar: Essen!
Es war so frustrierend. Denn in allen anderen Lebensbereichen war ich glücklich und erfolgreich. Ich war umgeben von wunderbaren, liebevollen Menschen. Ich studierte in meiner Traumstadt. Ich fand einen Job, der mich erfüllte. Und ich erreichte so ziemlich jedes Ziel, das ich mir setzte. Nur eines wollte mir nicht gelingen: Ich schaffte es einfach nicht abzunehmen!
Rückblickend weiß ich: An Willenskraft hat es mir in all den Jahren nie gemangelt. Im Gegenteil. Es war mein willensstarker Dickkopf, der mir zum Verhängnis wurde. Denn gerade weil ich willensstark war, hielt ich so stur an meinen Diäten fest. Ich versuchte es wieder und wieder und wieder. Dabei war ich viel zu hart mit mir selbst. Und so war ich über 15 Jahre lang im Diäten-Teufelskreislauf gefangen, bis ich erkannte: Nicht ich war das Problem. Nicht meine fehlende Willenskraft. Und ganz bestimmt nicht meine mangelnde Motivation. Die Diäten selbst waren das Problem.
Als Ernährungsberaterin und Achtsamkeits-Coach weiß ich heute, dass ich mit meinen Herausforderungen nicht alleine war. Wer zu mir ins Coaching kommt, ist in der Regel außerordentlich motiviert und willensstark. Meine Klienten sind Menschen, die in vielen Lebensbereichen erfolgreich sind: Studierende, die diszipliniert über ihren Büchern sitzen und für ihren Traumjob pauken. Mütter, die mit vollem Einsatz für ihre Kinder und den Haushalt da sind - auch dann, wenn sie total übermüdet und erschöpft sind. Ärzte, Schauspieler, Lehrer, Selbstständige und Angestellte, die für ihre Arbeit brennen und ein enormes Engagement zeigen. Keiner dieser Menschen hat ein Problem mit mangelnder Willenskraft. Aber: Sie alle hängen fest im Diät-Karussell. Sie alle kämpfen mit ihrem Gewicht, ihrer Figur, ihrem Essverhalten.
Was ich dir damit sagen möchte: Wenn du in der Vergangenheit vergeblich versucht hast abzunehmen, dann bist du nicht alleine. Du bist ganz bestimmt nicht willensschwach. Du hast enorme Power. Du bist einfach nur ein ganz normaler Mensch.
Tatsache ist: Die allermeisten Menschen, die Diät halten, wiegen mit der Zeit nicht weniger. Im Gegenteil: Sie nehmen zu. Wissenschaftliche Studien belegen dieses Diät-Paradox: In einer US-amerikanischen Studie wurden die Teilnehmer eines Abnehmprogramms drei Jahre nach Abschluss ihrer Diät befragt. Das Ergebnis schockierte selbst den abgebrühtesten Wissenschaftler: Gerade einmal 12 Prozent der Teilnehmenden hatten dauerhaft abgenommen - während 40 Prozent sogar mehr auf die Waage brachten als vor ihrer Diät.4 Eine andere Studie kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Nach der Teilnahme an einem sechsmonatigen Diätprogramm wogen die Teilnehmerinnen im Durchschnitt 3,6 Kilo mehr als vor der Diät.5
Besonders gravierend zeigt sich der schädliche Effekt von Diäten bei jugendlichen Frauen. Wer schon in der Pubertät das erste Mal Diät hält, wird später mit doppelt so großer Wahrscheinlichkeit übergewichtig sein - im Vergleich zu Jugendlichen, die die Finger von Diäten lassen.6 Zeitgleich steigt bei Jugendlichen auf Diät das Risiko, in Zukunft an einer Essstörung zu erkranken.7
ACHTSAME ERKENNTNIS
Diäten zerstören nicht nur den...
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