Schweitzer Fachinformationen
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Commissario Caselli muss in einem grausamen Fall ermitteln: Eine Kunststudentin wurde ermordet, ihr Gesicht so fürchterlich entstellt, dass sie nur anhand ihrer außergewöhnlichen Ohrringe identifiziert werden kann. In Verdacht geraten die verflossenen Liebhaber der jungen Frau. Einem nach dem anderen fühlt Caselli auf den Zahn. Besonders verdächtig macht sich der exzentrische Kunstprofessor Alfiero Attardi, der in seinem Palazzo einen "Liliputaner" als Hausangestellten beschäftigt und dem Verbindungen zu einem Geheimbund nachgesagt werden. Und als hätte Caselli nicht schon alle Hände voll zu tun, muss er auch noch die Frau seinen Kollegen Sergente Scurzi trösten ... Commissario Alessandro Caselli ermittelt in Rom - ein eleganter Kriminalbeamter mit guten Manieren und Geschmack.
Philipp war zügig zu den Bojen der in der kleinen Bucht vertäuten Yachten gekrault. Jetzt kam er aus dem Wasser, erklomm die von Gischt umspülte Felsstufe und achtete sorgsam darauf, nicht auf einen Seeigel oder auf die spitzen Felszacken des Klippenvorsprungs zu treten. Er spürte die Anstrengung in den Beinen. In der ersten Woche hier am Mittelmeer hatte er seine gewohnte Kondition noch nicht wiedererlangt. Fröstelnd blickte er auf und winkte Simona, die am Strand saß und zeichnete. Die Wellen brandeten an die spitzen Felsen.
Simona legte ihre Zeichenutensilien weg, nahm das Handtuch vom Liegestuhl und kam ihm entgegen.
»Ziemlich frisch, was?«
Philipp trocknete sein Gesicht. »Immerhin wärmer als das Meer in Plymouth!« Er schlang das Handtuch um die Hüften. Sie gingen zu ihrem Liegeplatz. »In zwei Wochen bin ich braun wie ein Marokkaner!« Philipp warf sich auf den Liegestuhl.
»Nach der Gänsehaut auf deinen weißen Armen eher rot wie ein Hummer!« Simona lachte.
Philipp zog ein Gesicht und antwortete nicht. Er entdeckte Simonas Zeichenblock auf dem Klapptischchen unter dem Sonnenschirm, beugte sich vor und warf einen neugierigen Blick darauf. »Bin ich das?«, fragte er beinahe hoffnungsvoll. Er hätte es schmeichelhaft gefunden, von Simona gezeichnet zu werden. »Darf ich mal sehen?«
Simona reichte ihm den Block.
Philipp blätterte die Seiten durch. Anatomische Studien, Muskelstränge eines männlichen Rückens, Delta- und Untergrätenmuskel samt Musculus gluteus maximus. Das Gesamtergebnis war beeindruckend, und eines war klar: Sein schmächtiger Körper hatte für diesen Torso nicht als Modell gedient. Er blätterte weiter, die letzte Zeichnung zeigte den Charakterkopf eines älteren Mannes mit klassischem Profil, gerader Nase, krausem, kurzem Haar und wachen, feurigen Augen.
»Und?« Simona nahm ihm den Block aus der Hand und griff nach dem Rötelstift.
Philipp hob die Augenbrauen. »Ich mag nicht dran denken, was dir alles im Kopf herumgeht, um einen derart prachtvollen männlichen Rücken aufs Papier zu bringen.«
»Beleidigt?« Simona zog den Klappschemel heran und setzte sich. »Keine Sorge, lieber Cousin, du hast andere Qualitäten. Du bist der beste Freund, den ich habe.«
Philipp sog die Luft durch die Nase und genoss die Morgensonne, die seinen durchkühlten Körper aufwärmte. »Sure, wir sind ein unschlagbares Team. Du suchst dir Abenteuer, und ich helfe dir da wieder heraus .« Er wandte den Kopf.
Simonas Lachen gab ihm recht.
Er blinzelte gegen das Licht. Simona arbeitete an der Charakterkopfstudie weiter. Ab und zu nahm sie den Rötelstift zwischen die Zähne, retuschierte ein wenig mit dem Daumen und setzte erneut an.
Über einem Fischkutter, der in Richtung des Hafens in der nächsten Bucht tuckerte, kreischten Möwen. Simona hielt die Hand über die Augen, und Philipp folgte ihrem Blick zu den Sonnenstrahlen, die auf den leichten Wellen des Mittelmeers glitzerten.
Er beugte sich vor und griff nach der Sonnenbrille. Am Nachmittag würde er noch einmal mit Simona sprechen. Sie konnte ihn unmöglich hängenlassen. So wie die Dinge lagen, hatte sie eine moralische Verpflichtung ihm zu helfen, das musste ihr doch klar sein.
*
Die mächtigen Akazien warfen ihre Schatten auf den Rasen, der die Villa am Hang umgab, als Philipp den steinigen Weg vom Ort heraufkam. Er holte Atem, dann ging er hinüber zur Veranda. Simona telefonierte im Salon. Philipp ließ sich in einen der Korbstühle fallen und fingerte in der ausgebeulten Tasche seines Leinenjacketts nach der Zigarettenpackung. Doch dann lehnte er sich zurück und genoss die Aussicht. Der Aufstieg hatte es in sich, und Philipp fühlte sich schon seit einer ganzen Weile ziemlich erschöpft. Die Tage am Meer würden ihm guttun. Von hier oben aus wirkten die Dreiecke der Segelyachten und die breiten Gischtstreifen der Motorboote ganz klein. Eine kühle Brise wehte. Die fiedrigen Rispen der Akazien bewegten sich leicht im Wind, und Philipp war, als wäre dies hier der angenehmste Ort auf Erden.
Das Telefonat zog sich hin. Philipp sah auf seine Armbanduhr, legte ein Bein über das andere, umfasste den Spann seines nackten Fußes und überblickte die Bucht. Die schwarzen Espadrilles hatte er abgestreift. Sie lagen neben dem großen Tonkübel, in den Simona eine Bougainvillea gepflanzt hatte, deren sternförmige, tiefvioletten Blüten üppig trieben und den Verandapfosten zur Dachrinne emporrankten.
Simona klang aufgebracht. Sie war sogar ziemlich in Fahrt.
Philipp wollte vermeiden hinzuhören, doch nun konnte er nicht umhin, das Gespräch zu verfolgen.
»Es geht um deinen Geburtstag .«, hörte er Simona sagen.
Also fuhr sie nicht zu ihrem Vater nach Siena. Das war gut, dann bliebe ihm mehr Zeit, ihr sein Vorhaben schmackhaft zu machen. Mit beiden Händen, die er gegen das Korbgeflecht stemmte, hievte er sich aus dem Korbstuhl und schlenderte ins Haus. Dort lehnte er sich in den Türrahmen, steckte eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an.
Simona winkte ihm zu. »Aber nein .«, wehrte sie ab, »nein, ich will dir nicht schon jetzt gratulieren. Natürlich weiß ich, dass das Unglück bringt!« Sie suchte Philipps Blick.
Philipp steckte eine Hand in die Hosentasche und lächelte ihr zu. Sie drückte eine Taste, damit er mithören konnte.
»Simona?«, hörte er Giulianos Stimme aus dem Lautsprecher. Sie schwang ihren Drehstuhl herum. »Ja?«, fragte sie alarmiert. Philipp stippte die Asche in die Bougainvillea neben dem Eingang.
»Michael hat vor ein paar Tagen angerufen.«
»Bei dir?«, sagte Simona überrascht.
Philipp zog die Stirn kraus.
»Ja, er dachte, du wärest bei mir. Du weißt, ich mische mich ungern in deine Angelegenheiten, aber er schien mir aufgebracht. Was ist denn vorgefallen?«
Es war plötzlich still in der Leitung.
Philipp betrachtete die glimmende Spitze der Zigarette.
»Pronto, Simona? Bist du noch dran?«
»Hast du ihm gesagt, wo ich bin?«, fragte sie.
»Bin ich senil, oder was? Natürlich nicht. Sag mir doch einfach, was los ist«, beharrte er.
»Wir sprechen ein andermal darüber.«
»Kommst du nun zu meinem Geburtstag?«
»Nein.«
»Ach, schade, ich hatte mich schon so gefreut!«
»Papà!«
»Du hast Semesterferien! Ein paar Tage kannst du dir doch freinehmen. Wir sehen uns viel zu selten. Ist dir klar, dass ich hier auf unserem Weingut mutterseelenallein bin? Die Toskana ist ganz schön einsam. Etwas Mitleid mit deinem alten Vater könntest du haben, schließlich erbst du das Ganze mal.«
Philip beobachtete seine Cousine. Simona drehte am Telefonkabel und schien zu überlegen. »Netter Versuch, Papà. Aber wenn, dann wirklich nur kurz. Professor Attardi stellt mir sein Atelier zur Verfügung. Ich will an meiner Skulptur arbeiten. Ich werde sie bei seiner Vernissage ausstellen.«
»Ach, stellt Attardi nun schon mit seinen Studenten aus?« De Broglios offene Missbilligung klang durch.
Philipp zog an der Zigarette und lächelte.
»Es ist doch nur für den Eröffnungsabend. Alfiero sagt, er platziert sie im Entree. Das ist eine Riesenchance! Es kommen jede Menge wichtiger Leute.«
»So . na, das freut mich für dich«, bemerkte Giuliano zögernd.
Philipp zuckte mit dem Mund. Seinem Onkel war wohl kaum entgangen, dass Simona ihren Professor beim Vornamen nannte.
»Arbeite doch hier, im Atelier im Gartenhaus«, schlug Giuliano vor.
»Da habe ich keine Inspiration.«
Philipp hielt es für besser, sich zurückzuziehen. Er ging über die sonnenwarmen Teakholzbohlen der Veranda und hockte sich auf das Geländer. Nun konnte er nicht mehr hören, was Giuliano sagte, aber Simonas Widerpart gab zu verstehen, dass ihr Vater etwas hinzugefügt hatte, dass ihr nicht passte. Danach war es still.
Philipp warf die Kippe in den Garten und ging zurück in den Salon. Der Hörer lag auf der Gabel, und Simona kaute auf ihrer Unterlippe. Kein gutes Zeichen. »Und?«, fragte er.
Sie sah auf. »Vielleicht sollte ich doch heiraten.« Sie versetzte dem Telefon einen unwilligen Schubs. »Ich würde ein schönes Bild abgeben mit einem Strohhut, an dem blaue Bänder flattern, einem kleinen Buben auf dem Arm und einem Mädchen an der Hand .« Sie zog eine Schnute und blickte Philipp an.
»Charming, indeed .« Philipp setzte sich auf die Korbstuhllehne. »Dann heirate. Soweit ich informiert bin, hängen ein paar in der Warteschleife.«
»Es ist nicht der Richtige dabei.« Simona streckte missmutig die langen, schlanken Beine von sich. Philipp beugte sich zu ihr und spielte mit einer Locke, die in ihren Nacken fiel. Sie hob den Kopf. »Musst du mein Cousin sein? Dich würde ich nehmen!«
Schlaksig stand er auf. »Na, das wäre vielleicht eine Lösung, besonders jetzt, wo Onkel Ernest gestorben ist .« Dann wandte sich nach ihr um und musterte sie. »Weiß es dein Vater eigentlich schon?«
»Was?«, fragte Simona unkonzentriert.
»Dass du überraschend geerbt hast.«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe es noch niemanden gesagt. Vater schon gar nicht. Er bringt es fertig und kürzt mir die Bezüge!«
Philipp blickte aus dem runden Fenster in den Garten hinter dem Haus, wo sich ein Pavillon und der Pool befanden. »Lange kannst du das nicht durchhalten«, gab er zu...
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