Schweitzer Fachinformationen
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Im Frühjahr 2021 war ich mit Corona infiziert, hatte einen milden Verlauf und wurde von der Bezirkshauptmannschaft für drei Wochen gänzlich "abgesondert", wie diese Quarantänezeit behördlicherseits in Österreich genannt wird. Einige Erfahrungen finden sich in meinen Ausführungen wieder, andere habe ich von Menschen in Gesprächen, aus den Medien oder aus Beobachtungen. Viktor Frankl und Vinzenz Pallotti haben mich in den vergangenen Monaten oft gestärkt. Im Folgenden einige Reflexionen und Perspektiven dazu - Ermutigung zu Sinnsuche und Lebensfreude.
Die Gesellschaft insgesamt, aber auch jede und jeder Einzelne sind von der Pandemie betroffen. Alle machen ihre Erfahrungen mit der Pandemie. Jede und jeder allerdings geht unterschiedlich damit um. Manche sind resilienter, also belastbarer als andere, und kommen mit den Herausforderungen der Pandemie gut zurecht. Andere werden durch die neue unbekannte Situation verunsichert, einsam, haltlos oder krank. Ich will nun aus meiner Sicht ein paar "Ermutigungen für ein zuversichtliches Leben in und nach der Pandemie" mit auf den Weg geben, will einige Hinweise vermitteln, wie wir mit den Erfahrungen und dem, was uns persönlich und als Gesellschaft in dieser Zeit bewegt, umgehen können, damit neues, unbehindertes und vitales Leben möglich wird.
Die Corona-Pandemie ist ein Phänomen mit vielen Gesichtern. Nicht nur, dass sich die Krankheit in ganz unterschiedlichen Formen und mit ganz unterschiedlichen Symptomen zeigt. Sie hat auch viele Gesichter, die wir erst im Spiegel des Rückblicks deutlicher identifizieren können. Es sind Gesichter der Trauer über den Verlust eines Menschen. Es sind Gesichter der Zurückgezogenheit in Absonderung und Quarantäne, welche in der Abgeschiedenheit des eigenen Zimmers und auf Distanz zu den eigenen Mitbewohnern, auf sich selbst zurückgeworfen sind. Es sind Gesichter, welche die Folgen von Long Covid zeigen. Es sind Gesichter des Unverständnisses über Maßnahmen, die zum Schutz der eigenen Person und der Mitmenschen getroffen wurden.
Die Situation der Pandemie verlangt von uns, dass wir uns auf die neuen Umstände einstellen. Auf einmal finden wir uns in Gegebenheiten vor, die uns aus unserem alltäglichen Leben meist nicht vertraut sind: Situationen des Abstandhaltens, der Distanz, des sich Nicht-Begegnens, des Maske-Tragens, des Desinfizierens der Hände. Es sind Situationen, die viele von uns überfordern, da sie mit dieser Situation nicht umzugehen verstehen. Es herrscht eine Krisenstimmung, auch wenn es allmählich aufwärtszugehen scheint. Die Krise behindert und verschüttet oft die Zugänge zu einem sicheren, freien und erfüllten Leben. Zunächst also gilt es, diese Verunsicherung in manchen Bereichen des Lebens zu sehen, wahr- und anzunehmen. Eine Krise ist dadurch gekennzeichnet, dass Orientierungen verloren gehen. Die Krise überfordert nicht nur, sie kann hilflos machen, wenn wir mit den uns bekannten Bewältigungsmechanismen nicht mehr weiterkommen.
Die Pandemie wirft uns auf uns selber zurück, auf die Sorge um die eigene Gesundheit, auf die eingeschränkten oder versagten Möglichkeiten, verschiedene alltägliche Lebensvollzüge zu erleben, wie zum Beispiel, einen Besuch im Kaffeehaus, einen Bummel durch die offenen Geschäfte der Stadt, einen Besuch im Buchladen. Vieles, was wir gewohnt waren, ist uns nun zum Teil nicht mehr möglich, auch wenn zurzeit verschiede Öffnungsschritte gesetzt werden. Die Pandemie wird uns mit manchen Einschränkungen weiter begleiten.
Diese Einschränkungen haben für unser Wohlbefinden verschiedene Folgen: Unsicherheiten, Ängste, Einsamkeit, Depressionen können sich zeigen, wenn wir nicht situationsadäquat darauf reagieren und antworten können. Gewohnheiten, Selbstverständlichkeiten, Sicherheiten werden unsicher und in Frage gestellt. Das Pflegen von Beziehungen wird schwierig oder sogar verunmöglicht, die Begleitung und das Abschiednehmen von Sterbenden konnte nicht geschehen. Hier die Balance zu halten, hier die für sich stimmige Antwort auf die jeweilige Situation zu finden, ist nicht leicht und fällt vielen Menschen sehr schwer. Wir sind aufgefordert, uns auf diese neuen, für uns ungewohnten, Umstände einzustellen und neue Antworten zu finden.
Ein wichtiger Hebel, um mit dieser Pandemie zurecht zu kommen, ist die Änderung der Einstellung. Zur Bewältigung verschiedener Phänomene, die sich uns in der Pandemie zeigen, hilft es oft nicht, mit gewohnten Verhaltensweisen zu reagieren, denn die Pandemie konfrontiert uns mit Wirklichkeiten, mit deren Bewältigung wir nicht vertraut sind. Vieles, was wir für selbstverständlich hielten, ist es nun nicht mehr.
So kann es helfen, zu den sich spontan zeigenden Gefühlen zunächst einmal auf Distanz zu gehen. Es geht darum, Emotionen wahrzunehmen: Ohnmacht, Wut, Angst, Verunsicherung, Trauer, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Isolationsgefühl und ähnliches. All das darf sein und ist in solchen Situationen auch normal und begreiflich. Die Frage ist nun, wie wir mit diesen Gefühlen umgehen. Denn, um es noch einmal zu betonen, wir haben es mit Ereignissen, Erlebnissen und Erfahrungen zu tun, die wir in dieser Weise aus unserem Alltag und unserem Erleben kaum kennen. Wir brauchen also für den Umgang mit unseren Emotionen und Erlebnissen, und dem, wie wir die Situationen erleben, eine neue Antwort. Helfen kann es, wenn wir es wagen, einmal bei unseren Gefühlen zu bleiben, und zu sehen und zu fühlen, was sie uns über uns selbst mitteilen. Was ist die Erkenntnis, die sich aus den Gefühlen und Emotionen ergeben kann? Wie erlebe ich belastende Situationen?
Wenn unabänderliches Leid, unabänderliche Gegebenheiten unser Leben behindern, dann kann es uns helfen, einen "Einstellungswert"1, zu finden, um mit der Situation umgehen zu lernen. So Viktor Emil Frankl, der Begründer der Logotherapie. Frankl nennt es auch "die Trotzmacht des Geistes". Wir sind nicht dazu verdammt, in Situationen, die unser Leben einengen oder gar verunmöglichen, passiv zu bleiben, es schicksalhaft zu erdulden, zu erleiden oder zu verzweifeln. Wir sind "potentiell frei", so Frankl, eine Einstellung dazu zu finden, die uns "trotzdem" leben lässt. "Trotzdem Ja zum Leben sagen" heißt eine seiner berühmten Schriften zu diesem Thema. Eine solche Einstellung zu finden, kann uns sogar einen Wert, einen Sinn in dieser belasteten Situation finden lassen. Frankl nennt diese Art des Umgangs mit Krisen, das Finden eines "Einstellungswertes". Eine solche Suche und das Finden eines solchen Wertes kann uns helfen, mit der jeweiligen Situation positiv umzugehen.
Es stellen sich derzeit oft Fragen wie folgende: Was mache ich den ganzen Tag zuhause, wenn ich nicht außer Haus darf, weil ich in Quarantäne bin? Wie gehe ich mit den Kindern um, wenn sie keine Schule haben? Wie schütze ich mich und andere vor Corona, auch wenn mir das Abstandhalten schwerfällt? Wie gehe ich damit um, Menschen, die mir lieb sind, nicht zu besuchen? Wie kann ich dem Sterben eines lieben Menschen gegenüberstehen? Wie den Verlust eines Menschen betrauern, von dem ich nicht persönlich Abschiednehmen konnte? Wie kann ich mit den Folgen von Corona für meine Gesundheit umgehen? Wie soll ich zu den vielen täglichen Nachrichten über Corona, auch von Verschwörungstheoretikern Stellung beziehen? Zu all diesen Fragen kann eine bewusst gesetzte Einstellung die Richtung einer Antwort weisen.
"Das Schicksal, das ein Mensch erleidet, hat also erstens den Sinn, gestaltet zu werden - wo möglich - und zweitens getragen zu werden - wo nötig"2, so Viktor Emil Frankl. Wo es gelingt, das Schicksal zu gestalten oder auch nur zu tragen, wird die menschliche Freiheit genutzt und die menschliche Möglichkeit, mit allen leidvollen Situationen, die uns begegnen, so umzugehen, dass wir uns in ihnen nicht einfach hilflos ausgeliefert erleben. Wir brauchen nicht passiv geschehen lassen und uns der Verzweiflung hingeben nach dem Motto "da kann man nichts machen", sondern, wir können in jeder Situation immer noch die handelnde, die gestaltende Person in unserem Leben und im Umgang mit unserem Leben bleiben. Wir haben "potentiell" die Möglichkeit, jeder Situation einen Sinn zu geben, indem wir uns ihr gegenüber verhalten und Stellung beziehen. Eine solche Einstellung zu gewinnen ermöglicht es, einen Sinn auch im Leiden zu erlangen. Sie ist für unser "Lebenkönnen" und unser "Lebenmögen", die Lebensbejahung, von großer Bedeutung.
"Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes...
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