Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Verfolgt man zur Zeit die deutschsprachigen Medien, so stößt man dort Tag für Tag auf Vorfälle mit Messern. Generell häufen sich Vorfälle mit Messern weltweit. In England, wo von allen europäischen Ländern das strengste Messergesetz gilt, gibt es, europaweit gesehen, die meisten Vorfälle mit Messern und scharfen Gegenständen. 2020 waren es dort 48.038, vier von zehn Morden wurden dort mit einem Messer oder einem scharfen Objekt begangen. 2019 wurde sogar der ehemalige deutsche Nationalfußballer Mesut Özil das Opfer einer Messerattacke auf Londons Straßen, wovon es ein sehr gutes Video6 gibt. In diesem Jahr erreichten die Strafdaten mit einem Messer oder einem scharfen Gegenstand in England und Wales einen Höhepunkt. Die Polizei zählte 48.524 Vorfälle. 2021 gab es "nur" mehr 43.574.7
Abgesehen vom Grund eines Überfalles wird aus teils nichtigen Anlässen ein Messer gezogen und auch eingesetzt. "Früher wurde geprügelt, heute wird gestochen", so der österreichische Innenminister Karl Nehammer im Frühjahr 2020 betreffs der Kriminalstatistik 2019. Immer mehr haben heutzutage ein Messer dabei. Es ist eine billige und teils legal leicht zu besorgende Waffe bzw. ein Alltagsgegenstand, den man fast überall bekommt. Bei vielen gilt es auch als Statussymbol: Wer hat das modernere, größere, teurere oder speziellere Messer?
Auch ich stellte in den letzten Jahren beim Arbeiten als Securitymann fest, dass immer mehr ein Messer mitführen bzw. mich und meine Kollegen damit auch bedrohen und attackieren. Fragt man die Messerträger, warum sie ein Messer dabeihaben, sobald sie das Haus verlassen, sagt der Großteil, weil eben alle ein Messer mithaben, habe man selbst eins zur Verteidigung gegen diese eben mit. Auch habe man so bessere Chancen gegen mehrere Angreifer, so die mehrheitliche Meinung. In einigen Kulturkreisen ist es völlig normal, Konflikte mit Messern auszutragen. So erklärte ein junger Afghane, warum er Mitte 2017 in Wien Favoriten einem Landsmann ein Messer besorgte, das anschließend im Bauch eines Tschetschenen landete, bei der Gerichtsverhandlung: "Er habe nicht gewusst, dass es in Österreich verboten sei, jemanden niederzustechen."8
Attacke auf die Fußballprofis Mesut Özil und Sead Kolasinac in London. Der Messertäter deutet einige Schnitte zum Arm von Kolasinac an. Dieser begibt sich daraufhin in Gefahr und attackiert seinerseits den Mann. Gefährlich vor allem war dabei sein Griff nach der Messerklinge. Der Messertäter flüchtet daraufhin mit dem anderen Mann auf einem Mofa.
Vorfälle, wie eine Attacke auf einen Securitymann bei einem Supermarkt im deutschen Bremen am 13. Mai 2020, wo es um die Umsetzung von Corona-Vorschriften gegangen ist, entstehen aus nichtigem Anlass und häufen sich. Ein Mann weigerte sich, einen Einkaufswagen, dessen Benutzung damals Vorschrift war, zu nehmen, und stach im Zuge des Streites mehrfach auf den Security ein. Besonders traurig an dem Vorfall ist, dass der Täter seinen 4- jährigen Sohn dabeihatte. Der Security erlitt mehrere Stichverletzungen und wurde nur durch das Einschreiten von Zeugen vor gröberem Schaden bewahrt.
Aber es ist nicht immer ein Messer, das gewisse Leute so mit sich führen und auch einsetzen. 2017 tötete ein Somalier einen Türsteher in Bern/Schweiz mit einer kleinen Schere. Nach einer verbalen Auseinandersetzung versetzte er dem 32-jährigen Türsteher auf der Straße vor dem Club sieben teilweise tiefe Stiche in Kopf, Nacken und Brust. Der Türsteher des Clubs "Dead End" starb drei Tage später im Spital an einer Hirnverletzung. Einer der Stiche war durch die Schädeldecke gedrungen.
Mehrere Vorfälle mit Messer prägen auch mein bisheriges Leben.
In späten Teenagerjahren, ich war damals Bäckerlehrling, geriet ich mit einem Gesellen in Streit, woraufhin ich diesen mit einem großen scharfen Arbeitsmesser attackierte. Ich wollte ihn in meiner blinden Wut in den Bauch und in den Oberkörper stechen. Der Geselle rettete sich aber durch Flucht und lief davon. Ich verfolgte ihn zwar, doch er war der schnellere Läufer. Ich bin heute sehr froh darüber, dass diese Situation am Ende nur mit kleineren Verletzungen endete (nähere Schilderung des Vorfalls im Inneren dieses Buches), waren wir doch eigentlich Freunde und der Anlass des Streites nichtig, es ging um "die Ehre eines Mädchens".
Gleiche Firma, andere Zeit. Ja, es war eine erlebnisreiche Lehrzeit in dieser Firma. Dieses Mal wurde ich von einem anderen Lehrling mit einem großen Küchenmesser attackiert. Es war damals die Zeit des Kung-Fu und des Bruce Lee und ich trat dem Messerschwinger in Kampfstellung gegenüber und wollte ihm das Messer schließlich mit der Handkante aus der Hand schlagen. In den damals so beliebten Martial-Arts-Filmen sah das meist immer spielend einfach aus. Der Lehrlingskollege stieß aber das Messer schwunghaft in einer kurzen Bewegung schlagend auf mein Handgelenk, mit dem ich ihm das Messer aus der Hand schlagen wollte. Dort öffnete sich sofort eine ca. 5 cm lange, bis zum Knochen gehende, tiefe Wunde. Schockiert starrten wir daraufhin beide auf die geöffnete, aber nicht blutende Wunde. Der Streit war daraufhin sofort vorbei und ich wurde später im Krankenhaus genäht, wo ich die Wunde als Arbeitsunfall angab.
Ich war damals in den späten Teenagerjahren mehrmals auch als Tramper unterwegs. Per Autostopp ging es da durch Südeuropa. Es war eine herrliche Zeit, geschlafen wurde im Schlafsack am Wegesrand oder am Strand. Da mir aber bereits einmal während des Schlafens jemand meinen Rucksack stehlen hatte wollen, schlief ich danach immer, bewaffnet mit einem geschlossenen Springmesser, im Schlafsack. Eigentlich idiotisch, dass das Messer geschlossen war, aber ich hatte damals noch keine Ahnung von Selbstschutz. Den Rucksack verwendete ich als Kopfpolster, gesichert am Schlafsack.
Ich schlief also mal wieder am Strand unter freiem Himmel, als ich zunächst ein Ziehen am Rucksack unter meinem Kopf spürte. Gleich darauf drückte mir aber ein Gewicht auf meinen Bauch und meine Brust. Als Nächstes waren da schon Hände um meinen vorderen Hals und versuchten, einen festen Griff an diesem zu bekommen. Rasch erfasste ich die Situation: Was ich so im Mondlicht sehen konnte, saß auf mir ein eher schmächtiger junger Mann, der mich mit beiden Händen würgte.
Der Würgegriff saß nicht gut, er raubte mir aber trotzdem den Atem. Ich drückte, soweit es möglich war, meinen Körper und meine Arme von innen gegen den Körper, der auf mir saß. Meine rechte Hand erspürte mein Springmesser, der Daumen drückte den Auslöser. Doch die Klinge konnte sich nicht richtig öffnen, also nicht einrasten, und ging nur wenige Zentimeter auf. Es war ein sich seitlich öffnendes Springmesser, das ich einst in Rom gekauft hatte. Ich spürte, dass die Klinge irgendwo im Inneren des Schlafsackes steckte. Während ich mit meinem Kinn gegen die würgenden Hände andrückte und so versuchte, den Griff nicht richtig schmerzhaft und wirkungsvoll werden zu lassen, versuchte ich, die Klinge nur mit den Fingern der rechten Hand zu öffnen und zum Einrasten zu bringen, was mir schließlich gelang. Sofort drückte ich mit dem Messer durch den Schlafsack nach oben, was sehr schwierig war, da ich nur wenige Zentimeter Platz hatte. Ich spürte, dass ich nicht nur den Widerstand des Schlafsackes durchstieß, sondern dann auf etwas traf.
Urplötzlich war das Gewicht von meinem Bauch weg und ich konnte wieder atmen. Der Angreifer, ich schätze, es war so wie ich ein später Teenager, stand jetzt ein paar Meter entfernt und hielt sich den linken Arm. Dazu schrie er wie am Spieß. Ich war erstmal überrascht, dass es so einfach gewesen war, den Jungen von mir runterzubringen, und frage mich heute noch, wie ich das geschafft habe, in dem engen Schlafsack das Messer einzusetzen. Rasch schälte ich mich aus dem Schlafsack und stellte mich, das Messer stichbereit, dem Jugendlichen gegenüber. Dieser schrie noch immer wie verrückt. Im Mondlicht sah ich, dass sich seine dunkle Haut am linken Unterarm noch dunkler verfärbte. Ich musste ihn dort irgendwo erwischt haben.
Von der Straße, welche am Strand entlangführte, sah ich schemenhaft Personen zu uns herlaufen. Der Würger schrie ihnen etwas zu und deutete auf mich. Es hörte sich für mich nicht gut an. Ich hörte irgendwie heraus, dass ich ihn "unschuldig" gestochen hatte. Ich wollte mich aber keiner Lynchjustiz aussetzen und raffte rasch meinen Rucksack, an dem der Schlafsack hing, zusammen und suchte das Weite. Später stellte ich fest, dass sich die Messerklinge stark verbogen hatte. Ja, es war ein billiges italienisches Springmesser gewesen, wie es sie damals zuhauf billig zu kaufen gegeben hatte.
Ich lief daraufhin sehr weit weg und machte die Nacht kein Auge mehr zu. An einigen Fingern der rechten Hand,...
Dateiformat: ePUBKopierschutz: Wasserzeichen-DRM (Digital Rights Management)
Systemvoraussetzungen:
Das Dateiformat ePUB ist sehr gut für Romane und Sachbücher geeignet - also für „fließenden” Text ohne komplexes Layout. Bei E-Readern oder Smartphones passt sich der Zeilen- und Seitenumbruch automatisch den kleinen Displays an. Mit Wasserzeichen-DRM wird hier ein „weicher” Kopierschutz verwendet. Daher ist technisch zwar alles möglich – sogar eine unzulässige Weitergabe. Aber an sichtbaren und unsichtbaren Stellen wird der Käufer des E-Books als Wasserzeichen hinterlegt, sodass im Falle eines Missbrauchs die Spur zurückverfolgt werden kann.
Weitere Informationen finden Sie in unserer E-Book Hilfe.