Schweitzer Fachinformationen
Wenn es um professionelles Wissen geht, ist Schweitzer Fachinformationen wegweisend. Kunden aus Recht und Beratung sowie Unternehmen, öffentliche Verwaltungen und Bibliotheken erhalten komplette Lösungen zum Beschaffen, Verwalten und Nutzen von digitalen und gedruckten Medien.
Gärten sind Erholungs- und Rückzugsräume. Dort wollen wir uns nach getaner Arbeit ausruhen, wollen die Anspannung des Tages hinter uns lassen, wollen genießen, die Seele baumeln lassen. Naturerlebnis, aber vor allem Ruhe und Entspannung wünschen sich viele von ihrem Garten. Da fragt man sich, warum so viele sich den Zwang auferlegen, ein mehr oder weniger kleines Rasenstück regelmäßig mähen zu müssen: während der Wachstumszeit alle ein bis zwei Wochen, im Mai und Juni alle fünf Tage. Dazu kommen weitere Aufgaben wie Düngen, Vertikutieren und Wässern bei Trockenheit.
Menschen, die einen Garten mit einer vielfältigen Bepflanzung schätzen, wünschen sich möglichst Blüten das ganze Jahr über. Ausgesprochene Spätblüher, Winterblüher und zeitig blühende Wildstauden, Sträucher und Zierpflanzen machen es möglich, dieses Ziel zu erreichen. Blüten im späten Herbst und im ausgehenden Winter sind auch im Hinblick auf die Wildbienen wichtig. Bevor sie sich zur Winterruhe begeben, sollten sie ausreichend Nahrung aufnehmen. Wenn zeitig im Jahr die Temperaturen beginnen zu steigen, müssen staatenbildende Bienen wie die Honigbiene ausfliegen, um ihren Darm zu entleeren. Schaffen sie dies nicht, verschmutzt der Bau und das Risiko von Krankheiten steigt. Der Ausflug ins Freie kostet jedoch viel Kraft - nicht jede Biene überlebt ihn. Auch für die Aufzucht des Nachwuchses benötigen die Bienen Eiweiß und Energie. Bereits bei Temperaturen unter zehn Grad Celsius sind im zeitigen Frühjahr auch die Hummeln und einige andere Wildbienenarten wie die Mauerbienen oder die Blauschwarze Holzbiene auf Nahrungssuche. Daher ist es so wichtig, dass Bienen Pollen und Nektar in Blüten vorfinden. In freier Natur blüht im Februar fast noch nichts. Huflattich, Salweide und Haselnuss liefern Nektar und Pollen meist erst ab Mitte März. Doch in den Gärten und öffentlichen Grünanlagen erscheinen so zeitig schon Winterlinge, Schneeglöckchen und Krokusse, gefolgt von Wildtulpen, Traubenhyazinthen und Gänseblümchen. Winterblühende Gehölze wie Duft-Schneeball, Winter-Jasmin und Winterblüte tragen mitten im Winter Röhrenblüten mit Nektar. Wenn im März Winter-Heckenkirsche und Kornelkirsche blühen, finden sich rund um die Kronen so viele Insekten ein, dass allein das Summen das Ende des Winters verkündet.
Flechtenbewuchs deutet auf eine gute Luftqualität hin.
Die sanfte Geräuschkulisse im Vorfrühling erinnert uns daran, dass uns ein Garten nicht nur Farbeindrücke in Form von Blüten, Herbstlaub, Blatt- oder Rindenfärbung schenkt. Er bietet die unterschiedlichsten Sinneseindrücke und spricht tatsächlich alle Sinne an. Beglückend empfinden wir den Gesang der Vögel und lernen leicht, nicht nur die verschiedenen Vogelarten nach ihrem Gesang zu unterscheiden, sondern auch Warnrufe von einfachen Verständigungsrufen und Balzgesängen. Zu den Geräuschen in der Natur gehört auch das beruhigende Rauschen der Blätter, das Rieseln von Regen, das harte Aufplatschen von Tropfwasser, das Rascheln von trockenem Laub, wenn kleine Tiere darin stöbern.
Das körperliche Erleben ist essenziell für die kindliche Entwicklung. Ein Garten bietet Kindern Platz für Bewegung, er bedeutet aber auch eine große Chance zum Ausprobieren, Forschen, Erfahrungensammeln. Im Garten lernen sie fürs Leben.
Badende Vögel bieten ein Gartenspektakel. Sie zu beobachten, sorgt für Glücksmomente.
Für die geistige Entwicklung von Kindern ist das freie Spiel im Garten von unschätzbarem Wert - sofern es ihnen erlaubt ist, ihr Material und ihre Themen selbst zu wählen. Dazu braucht es nicht viel: Kieselsteine kann man sortieren nach Größe, Gewicht, Farbe, Muster, Form . Stöckchen kann man aneinanderreihen, in die Erde stecken, mit leeren Schneckenhäusern garnieren. Das Arbeiten mit diesen natürlichen und billig zur Verfügung stehenden Materialien regt die Sinne auf das Vielfältigste an, wie die moderne Hirnforschung immer wieder mahnt. Die Verbindungswege im Gehirn werden bei Kindern erst noch gebahnt. Das Sortieren und Aneinanderlegen von Gegenständen spurt Verbindungen im Gehirn. Erst wenn diese Grundlinien stehen, können im Gehirn komplizierte Auftauten stattfinden, wie sie etwa für das Erlernen von Grammatik notwendig sind.
Die nachhaltigen Sinneseindrücke einer vielfältigen Pflanzenumgebung werden auch im Zusammenhang mit Gärten für betagte Seniorinnen und Senioren intensiv diskutiert. Selbst gebrechliche Personen, die sich nur noch mühsam fortbewegen und keine anstrengende Gartenarbeit mehr bewältigen können, freuen sich an Farben, Düften und Bewegungen im Freien. Für Menschen, die an den Rollstuhl gebunden sind, bedeuten Bienen im Anflug auf Blüten ein großes Erlebnis. »Schafft sie es oder schafft sie es nicht?«, diskutieren die Bewohnerinnen und Bewohner eines Seniorenheims am Sitzplatz neben den Löwenmäulchen. Sie fühlen ihre Lebenserfahrung bestätigt, wenn es nur der dicken Hummel gelingt, die große Blüte aufzustemmen. Und dann wird gezählt, wie viele Sekunden sie in der Blüte bleibt, bis sie sich wieder nach draußen drückt. Das unmittelbare Erleben dringt tief ins Bewusstsein ein.
Naturbelassene Flächen finden sich in Mitteleuropa nur noch ganz vereinzelt, menschliche Ansiedlungen und die landwirtschaftliche Kultur dominieren unsere Landschaft. Ausufernde Siedlungen fressen sich ins Umland, große Industriegebiete und ausgedehnte Einkaufsareale mit riesigen Parkplätzen führen zu immer mehr versiegelten Bereichen. Die Bestellung der Felder mit großen Anbaugeräten an leistungsfähigen Traktoren hat dazu geführt, dass Gehölzgruppen und Hecken in freier Natur weichen mussten, während Bodenwellen oder -senken eingeebnet wurden. Durch den Verlust an Landschaftselementen gingen Lebensräume ebenso verloren wie durch die fortschreitende Bebauung. Die moderne Landwirtschaft mit monotonen Kulturen auf großen Feldschlägen und dem fatalen Einsatz von Pestiziden hat die Zahl von Organismen auf dramatische Weise verringert: Sowohl in der Masse als auch in der Zahl der Arten gehen die Lebewesen zurück.
Mit dem Schwund der Lebensräume in Wald und Feld ziehen sich inzwischen immer mehr Tiere in die Gärten zurück, die unterschiedliche Strukturen auf kleiner Fläche bieten. Gärten dienen längst nicht mehr vorwiegend als Anbaufläche für Gemüse und Obst, sie beherbergen blühende Staudenbeete, Blumenwiesen oder einen Rasen, Ziergehölze oder Obstgehölze. Vögel nehmen die vielfältigen Lebensbereiche eines Gartens an: Spechte siedeln zunehmend in den Bäumen eingewachsener Gärten, weil sie dort Höhlen im Holz vorfinden, die aufgrund der kurzen Umtriebszeiten in der aktuellen Forstwirtschaft im Wald immer mehr zurückgehen. Stieglitze wandern in die Gärten ab, wenn es hohe Baumwipfel gibt, Buchfinken nisten im Gesträuch und Bachstelzen siedeln sich an, sofern sie offene Flächen vorfinden, gern auch ein Rasenstück.
Rotkehlchen werden recht zutraulich. Ihr perlender Gesang ertönt sogar im Winter.
Gärten sind somit bedeutende Rückzugsgebiete geworden. Alle rund 17 Millionen Gärten in Deutschland zusammen nehmen in etwa die gleiche Fläche ein wie in der Summe aller deutschen Naturschutzgebiete: Der Wert liegt in etwa bei 2,6 Millionen Hektar. Deshalb darf man die Bedeutung vielfältiger Gärten keineswegs unterschätzen. Gärten sind bedeutende Lebensräume geworden und angesichts von großen, asphaltierten Flächen, breiten Straßen, eintönigen Feldern und lebensfeindlichen Schotterflächen kommt einem Bewuchs eine unter Umständen überlebenswichtige Rolle als Trittsteinbiotop zu. Gärten ermöglichen es, Ökosysteme miteinander zu vernetzen.
Im Jahr 2017 schreckte die Veröffentlichung der Ergebnisse aus der sogenannten »Krefelder Studie« auf. Die Untersuchungen belegten den Verlust von drei Viertel der Fluginsekten-Biomasse seit 1989, davon entfiel ein Verlust in Höhe von 41 Prozent auf die zurückliegenden neun Jahre. Über die Interpretation der Ergebnisse wurde kontrovers diskutiert, doch ein paar Erkenntnisse lassen sich nicht leugnen: Wir verzeichnen einen gravierenden Rückgang von Insekten in allen Landesbereichen. Erschreckenderweise wurden die Daten für die Krefelder Studie nämlich in Naturschutzgebieten erfasst. Dies bedeutet, dass sich alle Emissionen von Industrie, Autoverkehr, Siedlungen und Landwirtschaft auch auf die Umweltbedingungen in den geschützten Gebieten auswirken. Noch gravierender erscheinen die Ergebnisse, wenn man bedenkt, dass sie lange nach dem Einschnitt durch die enormen Insektenverluste wegen des Einsatzes von DDT auf Äckern und im Forst bis zum Jahr 1972 erfasst wurden. Nur betagte Mitbürger können uns von den Massen an Insekten erzählen, die früher bei der Wiesenmahd aufflogen. Als Kind habe ich selbst noch die bunte Vielfalt der Schmetterlinge an den Heckensäumen und auf den Magerwiesen des Fränkischen Jura bewundert. Damals kannte ich ihre Namen nicht, aber für mich waren sie beglückende Begleiter. Heute dagegen bedeutet...
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