Schweitzer Fachinformationen
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Sag doch, dass du meine Schwester bist, dann werden sie mich deinetwegen gut behandeln und am Leben lassen!
1. Mose 12,13; NeÜ
Gott liebt uns ohne jede Vorbedingung. Was immer wir sind oder nicht sind - was immer wir tun oder nicht tun, er wird uns ungeachtet dessen weiterhin lieben.14
Adrian Plass
Alle drei Monate erscheint diese gute christliche Zeitschrift, deren Lektüre mich in meinem Alltag aufatmen lässt. Meistens, aber dieses eine Mal nicht. Da enthielt die Ausgabe einige Artikel über Männer und Frauen mit hoher Verantwortung im Reich Gottes, die aus unterschiedlichen Gründen gescheitert sind. Sie waren allesamt so gut gestartet, haben Großes im Reich Gottes bewegt und dann ihren Dienst beenden müssen, weil sie Dinge in ihrem Leben zugelassen haben, die sie disqualifizierten.
Das erinnert an einen Dozenten des Dallas Theological Seminary, der vor den Studenten eine Vorlesung über moralische Integrität hielt. Er begann seine Vorlesung mit dem Hinweis, dass er in seiner Westentasche ein kleines Heft mit sich trage, das ihm sehr helfen würde, auf seine persönliche Glaubwürdigkeit zu achten. In diesem Heft hatte er die Namen einer Reihe von christlichen Persönlichkeiten notiert, die ihren Dienst einst gut begonnen, ihn dann aber nicht gut beendet hatten. Niemand, so betonte er, würde je diese Namen von ihm zu hören bekommen, aber für ihn seien sie eine ständige Mahnung, sehr sorgfältig darauf zu achten, dass er selber authentisch und glaubwürdig blieb. Und dann fügte er noch hinzu: »Heute Morgen habe ich den einundvierzigsten Namen aufgeschrieben.«15
Männer und Frauen haben durch ihren geistlichen Dienst wichtige Akzente gesetzt und beeindruckende Dinge im Reich Gottes geleistet. Dann mussten sie ihre Verantwortung abgeben, weil sie versagt haben. Geld, Macht, Sexualität - die drei großen ethischen Herausforderungen für jeden Christen -, irgendetwas davon wurde ihnen zum Fallstrick.
Sosehr uns in unserer Jesusnachfolge geistliche Vorbilder helfen können, sosehr sie uns herausfordern und motivieren - wir sollten vorsichtig damit sein, unseren Glauben und unsere Hingabe vom Vorbild wichtiger Persönlichkeiten im Reich Gottes abhängig zu machen. Wir könnten sonst alles infrage stellen, wenn wir mitansehen müssen, wie auch solche Vorbilder scheitern können, und wir legen ihnen mit unserer heimlichen oder offensichtlichen Verehrung eine kaum zu stemmende Last auf die Schultern.
Viele Mitarbeiter in Kirchen und Gemeinden stehen mit dem, was sie tun, im Licht der Öffentlichkeit. Sie leiten den Lobpreis, spielen ein Instrument, moderieren, predigen und das nicht selten jede Woche vor vielen Menschen. Sie haben ihre Follower bei Facebook und Instagram und ihre Beiträge sind bei YouTube jederzeit abrufbar.
So dankbar wir für all die Wertschätzung und das wohlgemeinte Lob sind, so gefährlich kann es für uns, die wir diesen Dienst tun, werden. Wir verlieren die Bodenhaftung, werden stolz, missbrauchen unsere Autorität und achten nicht mehr auf die Qualität unserer persönlichen Nachfolge. Wir werden gelobt, man bescheinigt uns, wie wertvoll wir sind, und mit der Zeit halten wir uns für unersetzbar.
Ein großer schottischer Prediger aus dem 19. Jahrhundert wurde an einem Sonntag nach dem Gottesdienst von einer Frau mit Komplimenten überschüttet. Ohne Zweifel, die Frau meinte es ernst, aber ihm war nur zu bewusst, wie gefährlich dieses Lob für ihn war. Sie hatte seiner Ansicht nach ein viel zu verklärtes Bild von ihm. Also sagte er zu ihr: »Gnädige Frau, wenn Sie wüssten, wie ich wirklich bin, Sie würden mir ins Gesicht spucken.«16 Und der große Prediger Charles H. Spurgeon soll in einer ähnlichen Situation zu einem wohlmeinenden Kompliment gesagt haben: »Das hat mir der Teufel auch schon gesagt.«
Wie gut, dass die Bibel so ungeschönt und ehrlich über die Geschichte ihrer Protagonisten berichtet. Sie offenbart uns die guten, vorbildlichen Seiten der Menschen aus alter Zeit, verschweigt uns aber auch nicht ihr problematisches Verhalten, ihr Versagen und ihre Sünden. Dabei geht es immer wieder darum, dass Gott mit uns - mit Menschen, die so unglaublich viel Gutes tun können, die ihn aber auch immer wieder durch ihren Unglauben enttäuschen - sein Reich bauen will. Es ist allein die Gnade Gottes, die uns leben und überleben lässt.
Die nachfolgende Episode im Leben des Abram hätte Gott sagen lassen können: »Ich habe einen Fehler gemacht, als ich Abram erwählt habe. Der Kerl ist einfach nicht geeignet für eine engere Beziehung mit mir. Ich denke, es ist besser, dass ich mich nach einem anderen Mann umsehe.« Stattdessen entkam Abram dem Zorn des ägyptischen Herrschers und kehrte reich beschenkt in das verheißene Land zurück. Warum? Weil Gott an seiner Berufung festhielt, weil er treu ist und weil wir an dieser Stelle lernen sollen: Er ist und bleibt derselbe. Er liebt uns und von seiner Seite her ist alles klar. Wir allein können es verderben.
Also schauen wir uns zunächst einmal die Geschichte Abrams weiter an. Vergessen wir nicht, was er in den Jahren vor der Ankunft in Kanaan alles erlebt hatte. Mit seiner Familie hatte er Ur in Chaldäa verlassen, war den Euphrat entlanggezogen. In Haran hatte er für viele Jahre eine Heimat gefunden. Als sein Vater Terach starb, zog er mit seiner Frau Sarai und seinem Neffen Lot sowie mit seinen Knechten und Mägden in Richtung Süden, ins Land Kanaan. Mit seinem Hab und Gut wanderte er als Nomade im Norden des Landes hin und her, um schließlich bei einer besonderen Landmarke, der Eiche More, Gott ein zweites Mal zu sich sprechen zu hören.
Hier, an einem wohl in der damaligen Zeit religiös genutzten Ort, baute er dem Gott, der ihm erschienen war, einen Altar. Gott hatte seine Verheißung bestätigt. Abram war auf dem richtigen Weg, erfüllt von der Begegnung mit einem Gott, der ihn aus ihm unerfindlichen Gründen erwählt und berufen hatte. Da blieb nur Anbetung und so zog er weiter und errichtete in der Umgebung von Bethel dem Höchsten einen zweiten Altar.
Wenn mir Menschen, die erst seit Kurzem Christen sind, begeistert ihre ersten Glaubenserfahrungen schildern, dann kommentiere ich diese gerne mit dem Hinweis, dass sie in dieser ersten Zeit mit einer Fülle neuer Erfahrungen beschenkt werden, die sie in ihrer Entscheidung bestätigen. Sie erleben so etwas wie »geistliche Flitterwochen« in einer alles verändernden Beziehung. Und etwas neidvoll hören wir »alten Hasen«, die wir schon so lange mit Gott unterwegs sind, mit welcher Begeisterung die Neuen dabei sind.
Ich denke an das junge Ehepaar aus dem Norden Deutschlands. Sie saßen mit leuchtenden Augen in den Abendveranstaltungen der kleinen Gemeinde und hörten sehr aufmerksam den Predigten zu. Die Gemeinde hatte zu evangelistischen Vorträgen in den Gemeindesaal eingeladen und mich als Prediger gerufen. Erst vor Kurzem waren die beiden Christen geworden und empfanden für sich Gottes Ruf in ein christliches Werk. Er kündigte seine Stelle als Polizeibeamter, sie ihre Stelle als Lehrerin und mit ihren zwei Söhnen zogen sie in die Mitte Deutschlands. Bis zu seiner Pensionierung verantworteten sie als Heimleiter die Arbeit einer christlichen Bildungs- und Erholungsstätte. Noch heute höre ich sie, wenn ich an sie denke, singend durch die Flure der Heimstätte ziehen.
So scheint es in dieser ersten Zeit auch Abram ergangen zu sein. Ein Altar in Sichem, ein Altar in Bethel - Lobpreis war angesagt. Und Abram durchzog das Land bis an die Stätte bei Sichem, bis zur Eiche More; es wohnten aber zu der Zeit die Kanaaniter im Lande. Da erschien der Herr dem Abram und sprach: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben. Und er baute dort einen Altar dem Herrn, der ihm erschienen war. Danach brach er von dort auf ins Gebirge östlich von Bethel und schlug sein Zelt auf, sodass er Bethel im Westen und Ai im Osten hatte, und baute dort dem Herrn einen Altar und rief den Namen des Herrn an (1. Mose 12,6-8).
Also, alles war gut und mit so viel emotionalem Rückenwind zog Abram weiter, Richtung Süden, in den Negev. Ein kurzer Satz beschreibt diesen Weg, ohne die Gründe anzuführen, die Abram so weit gen Süden reisen ließen. Danach zog Abram immer weiter bis ins Südland (1. Mose 12,9). Das Südland war damals genauso wie heute eine karge, heiße Gegend und für Abrams Reise des Glaubens kam es zu einer ersten Herausforderung, zu einer alles infrage stellenden Prüfung. Wie wird es um sein Vertrauen bestellt sein, wenn die Dinge sich nicht so entwickeln, wie er sich das vorgestellt hat? Wie belastbar ist die noch so junge Beziehung zwischen ihm und dem einzigen Gott? Haran hatte er mit einer weitreichenden Verheißung verlassen. Kanaan war sein Ziel. Dort wollte Gott ihn haben, ihm Nachkommen schenken und ihn zu einem großen Volk machen. So weit, so gut.
Wie einfach wäre es, wenn mit einem solchen Versprechen gleich die Garantie verbunden wäre, dass alles glattläuft und sich die Verheißungen Gottes ohne nennenswerte Störungen erfüllen. Aber so war es damals nicht und so ist es heute nicht. Das Land, das Abram als neue Heimat verheißen worden war, wurde ausgerechnet jetzt von einer schweren Hungersnot heimgesucht. Die Menschen hatten nichts zu essen und davon waren auch Abram und seine Sippe unmittelbar betroffen. In der Sorge um sein Leben verließ er das Südland, ließ Kanaan hinter sich und zog mit den Seinen bis nach Ägypten, wo es offensichtlich noch genügend Nahrung gab. Damals wie heute gab es Wirtschaftsflüchtlinge und Abram...
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