Schweitzer Fachinformationen
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Von finnischen Waldarbeitern, schwedischen Hebammen und einer Schnapsbrennerei auf einer Pazifik-Insel ...
Ein von der UN gechartertes Flugzeug stürzt über dem Pazifischen Ozean ab. Die Passagiere können sich auf eine Insel retten und aus dem Flugzeugrumpf jede Menge kupferner Verhütungsspiralen und einiges andere Notwendige wie Äxte und Messer bergen. Weit und breit ist keine Rettung in Sicht. Die illustre Truppe finnischer Waldarbeiter und schwedischer Hebammen muss sich zusammenraufen. Ein Jahr vergeht bis ein fantasievoller SOS-Plan realisiert werden kann ...
Eine köstliche Robinsonade - von Arto Paasilinna, dem vielfach ausgezeichneten Meister des skurrilen Humors
Das Flugzeug schwankte in der Dunkelheit. Wir befanden uns über dem Stillen Ozean, genauer gesagt über dem Seegebiet von Melanesien, hatten den dreißigsten Breitengrad und den Wendekreis des Krebses überquert.
Ich musste daran denken, dass in dieser Gegend die Temperatur selbst in den kältesten Monaten nicht unter achtzehn Grad sinkt.
Die Erde hat eine heiße Zone, und die überflogen wir jetzt. Die Maschine war seit drei Stunden in der Luft, sie war in Japan gestartet, vom internationalen Linienflugplatz in Tokio.
Ich bin Journalist und ansonsten ein stinknormaler Finne, schlecht ausgebildet, besondere Kennzeichen: geringer Ehrgeiz, ein abgetragenes Jackett und ein schlichtes Gemüt. Ich bin älter als dreißig. Ich bin völlig durchschnittlich, und das macht mir manchmal zu schaffen.
Ich habe zahllose Artikel für die verschiedensten Presseorgane geschrieben, aber kaum einer hat über den aktuellen Anlass hinaus Bedeutung erlangt. Ein Bericht zum Zeitgeschehen ist wie eine Loipe, die, wenn überhaupt, nur im Winter gebraucht wird, - im Frühjahr verschwindet sie, und im Sommer existiert sie nicht mehr, niemand braucht sie, niemand vermisst sie.
Wir flogen also über den Stillen Ozean, in einer englischen Düsenmaschine vom Typ Trident. Es war Nacht, und es herrschte Sturm.
Der Steward, ein junger Brite mit langer Nase, setzte sich zu mir und sagte in vertraulichem Ton, dass verdammt schlechtes Flugwetter herrsche und die Maschine stark schwanke.
Ich konnte ihm uneingeschränkt zustimmen. Die Maschine schüttelte ihre Passagiere tatsächlich unangenehm durch. Hin und wieder blitzte es in der Ferne auf, ob es sich um ein Wetterleuchten oder einen gewöhnlichen Blitz handelte, konnte ich nicht sagen.
Ich ärgerte mich, dass ich gerade diesen Flug nach Australien genommen hatte, denn ich konnte mich erinnern, dass eine Maschine dieses Typs vor ein paar Jahren bei Paris verunglückt war und dass es bei der Untersuchung geheißen hatte, gewisse Eigenschaften der Trident könnten der Auslöser gewesen sein. Die Fluggesellschaft hatte sich ungefähr so ausgedrückt, dass die Höhenflosse die Maschine in einen überzogenen Flugzustand gebracht hatte. Wie es schien, hatte dieselbe Krankheit jetzt ausgerechnet auch unsere Maschine befallen.
Der Steward wusste, dass ich Journalist war, und fragte, ob ich für die Vereinten Nationen arbeite. Als ich das verneinte, eröffnete er mir, dass auch er nicht im Dienste dieser Organisation stehe. »Die UNO hat die Maschine für diesen Flug gechartert«, erklärte er. »Alle anderen Passagiere sind in ihrem Auftrag unterwegs, es sind Krankenschwestern, Hebammen, Ärzte und Waldarbeiter«, berichtete er mit Blick auf meine Mitreisenden, die in ihren Sesseln hockten und zu schlafen versuchten.
Ich bat den Steward, mir ein Glas Saft zu bringen. Er stand auf, um meinen Wunsch zu erfüllen. Im letzten Moment entschied ich mich anders und bestellte einen Whisky. »Das ist bei diesem Wetter wahrscheinlich das passendere Getränk«, fügte ich hinzu.
Der Steward lachte und brachte mir das Gewünschte. Auf der anderen Seite des Ganges saßen zwei Frauen, die wie Hebammen aussahen und mich tadelnd anblickten, als ich mein Getränk entgegennahm.
Der Steward setzte sich wieder zu mir. Wir unterhielten uns eine halbe Stunde lang über alles Mögliche. Der Sturm schien weiter zuzunehmen, sodass der Steward Probleme hatte vorwärts zu kommen, als er mir einen zweiten Whisky holte. Er selbst trank nichts. Aus der Sitzreihe vor mir war leises Schaben zu hören. Als ich zwischen den Lehnen hindurchlugte, sah ich eine blonde junge Frau, die sich die Fingernägel feilte. Sie blickte mich freundlich an. Keiner von uns beiden sagte etwas.
Der Steward hielt sich an der Lehne des Vordersitzes fest. Die Maschine wackelte immer heftiger, und ich musste aufpassen, dass ich nichts von meinem Getränk verschüttete.
Nach einer Weile wandte sich der Steward mir wieder zu und sagte leise, nur für meine Ohren bestimmt, dass er eigentlich keine Ahnung habe, wo wir uns befanden. Als ich verwundert fragte, wie das möglich sei, sagte er noch leiser, dass sich wahrscheinlich auch der Flugkapitän nicht mehr auskenne, zumindest nicht genau.
Er fügte hinzu, dass er so etwas eigentlich nicht sagen dürfe, aber nun spiele es keine Rolle mehr, Tatsache sei, dass sich die Maschine verirrt habe. Ich gab zu bedenken, dass es wohl besser sei, auch die anderen Passagiere über die Situation zu informieren. Der Steward vergewisserte sich, ob ich wirklich der Meinung sei, und er gestand, dass er ebenso denke. Nach diesen Worten erhob er sich und kämpfte sich durch die wankende Maschine ins Cockpit durch.
Kurz darauf ertönte aus den Lautsprechern die Stimme des Flugkapitäns. Er teilte mit, dass die Flughöhe etwa zehntausend Meter betrage und dass wir nach Südosten flögen. Allerdings lasse sich nicht feststellen, wo wir uns befänden, lediglich Flugrichtung und -höhe seien ihm noch bekannt.
Anschließend bekamen wir vom Kapitän, der sich als Mister Taylor vorgestellt hatte, einige der üblichen eleganten Umschreibungen zu hören: dass er sich nicht im eigentlichen Sinne verirrt habe, keineswegs, sondern dass er lediglich infolge der ungewöhnlichen Witterung Orientierungsprobleme habe und dass sich niemand Sorgen zu machen brauche.
Dessen ungeachtet bat Kapitän Taylor die Passagiere, sich anzuschnallen und das Rauchen einzustellen. Die Stewardessen verteilten Kissen, die wir uns auf die Knie legen sollten. Sie erklärten uns das Reservesauerstoffsystem der Maschine, zeigten uns, wo die Notausgänge waren und wo sich die Rettungswesten befanden. Ich tastete unter dem Sitz nach der meinen und dachte, wie schrecklich es wäre, wenn ich sie anlegen müsste.
Ich sagte zum Steward, dass all diese Maßnahmen bereits erklärt worden seien, als wir in Tokio gestartet waren.
»Dies bedeutet noch nicht, dass Gefahr besteht«, sagte er unsicher. Der Klang seiner Stimme ließ darauf schließen, dass die Katastrophe unmittelbar bevorstand.
Ich fragte mich, ob ich wohl je nach Australien gelangen würde. Seit zwei Jahren hatte ich die Reportagereise geplant und sie nun endlich antreten können.
Schon bald ging mir allerdings anderes durch den Kopf. Die Maschine kippte nämlich schwer nach links. Ich saß auf der rechten Seite am Fenster und blickte kurz hinaus, sah aber nur Dunkelheit. Mein Glas fiel zu Boden, der Steward bemerkte es nicht. Das Glas rollte unter den Sitzen hin und her und dann durch den Mittelgang bis an die Wand des Cockpits, wo es zerbrach. Scherben bringen Glück, dachte ich, ohne allerdings wirklich daran zu glauben.
Die Maschine torkelte durch die Luft und kippte von einer Seite auf die andere, dann erlosch das Licht. Es schien, als wäre der rechte Motor ausgefallen. Später zeigte sich, dass genau dies der Fall gewesen war.
Die Trident trudelte abwärts ins Meer.
Die Lautsprecher knackten, die Stimme des Kapitäns war zu hören. Er war nicht mehr wirklich ruhig. Seinen Worten war so viel zu entnehmen, dass sich die Passagiere auf eine Notlandung vorbereiten sollten. Nachts, bei Sturm, im Stillen Ozean.
Die Frauen schrien. Ich spürte Druck auf den Ohren, meine Augen tränten. Die Maschine schien direkt ins Meer zu fallen.
Nach einem langen Sturzflug richtete sich die Maschine ein wenig auf, und wieder war die Stimme des Kapitäns zu vernehmen. Durch die Dunkelheit drang seine Information: »Wir fliegen dicht über dem Meer. Der rechte Motor ist ausgefallen. Wir werden gleich im Wasser landen.«
Der Kapitän forderte die Passagiere auf, Ruhe zu bewahren, dann ließ er noch verlauten, dass er mit etwas Glück in der Nähe einer Insel landen könnte. Außerdem erklärte er, dass ein Flugzeug dieses Typs nach der Notlandung nicht zwangsläufig auf den Wellen zerschellen würde, sondern dass die Passagiere eine Chance hätten, durch die Notausgänge nach draußen zu gelangen, ehe das Wrack versank.
Ich spürte deutlich, wie die Maschine mit der Nase nach unten über dem Meer kreiste, und ich sagte mir, dass unser trefflicher Pilot vielleicht tatsächlich nach einer passenden Insel, etwa einer mit einem kilometerlangen Sandstrand, der sich als Piste für die Bauchlandung eignete, Ausschau hielt.
Im Passagierraum ging das Licht an. Die Stewardessen standen sofort auf und verteilten Rettungswesten. Ich fluchte über die Hersteller: Die Bänder verhedderten sich in der Eile, und es war fast ein Wunder, dass es allen Passagieren gelang, die Westen anzulegen.
Das Licht erlosch wieder. An der linken Tragfläche tauchte ein heller Lichtkegel auf, wahrscheinlich das Landungslicht.
Plötzlich schien die Maschine frontal gegen eine Wand zu prallen. Wir wurden alle mit dem Kopf voran an die Vordersitze geschleudert, die Kissen wurden feucht vom Blut, und das Licht erlosch endgültig. Die Tragfläche draußen neben meinem Fenster riss ab und nahm ein Stück Bordwand mit sich, und ich sah in der Dunkelheit Flammen, die jedoch sofort erloschen.
Wie sich denken lässt, herrschte im Passagierraum totales Chaos. Ich hatte das Gefühl, dass das Flugzeug gegen einen tropischen Vulkan geprallt war, bis ich feststellte, dass es gerade auf dem Meer notgelandet war. Aber Wasser ist hart wie Stein, wenn man aus großer Höhe oder mit entsprechendem Tempo hineinspringt, und wir hatten beide Fehler gemacht.
Was mir sofort auffiel, war, dass es auf dem Meer gar nicht stürmte, sondern dass die Wellen relativ klein waren. Später bekam ich die Erklärung dafür: Die Trident war innerhalb einer Korallenkette aufgeschlagen.
Die Passagiere...
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