Schweitzer Fachinformationen
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Blut, überall war Blut. Die Leiche im Schmerz erstarrt auf dem Küchentisch. Übelkeit stieg in ihm auf und er schluckte. Er wünschte, er wäre nicht gekommen, hätte dieses Gemetzel nicht sehen müssen. Entsetzlich.
Als hinter ihm eine Tür schlug, fuhr er zusammen.
»Oh, Giovanni! Was machst du hier in der Küche?«
Asta wischte sich die blutigen Hände an der Schürze ab.
»Das frage ich mich auch gerade.«
Beck wies auf das Massaker auf dem Tisch.
»Was . ist das?«
»Dein Abendessen, Kaninchen nach Ischitaner Art.«
Asta lachte, roh, wie er fand.
»Magst du kein Wild?«
Sie wetzte das Messer an einem Schleifstein, ein Geräusch, das Beck erschaudern ließ.
Ȁh - kein frisch ermordetes. Hast du . es selbst .?
Beck sah die zierliche Frau vor ihm zweifelnd an. Er hatte Asta bisher immer für sehr zart besaitet gehalten.
»Nein, das war schon tot, ich habe es nur ausgenommen. Du Stadtjunge! Hast du noch nie ein Tier selbst getötet?«
Asta schüttelte die hennaroten Zöpfe.
»Was seid ihr jungen Leute nur für ein unaufrichtiges Volk. Wer nicht schlachten kann, sollte auch kein Fleisch essen.«
»Äh, ja. Mache ich auch nicht mehr.« Beck warf einen angewiderten Blick auf den unglücklichen Hasen und schüttelte sich. »Ab heute.«
Die Küchentür schlug erneut ins Schloss und er wandte sich um, froh über die Ablenkung.
Sarah wehte herein, mit einem Schwall frischer Luft, der den süßlichen Geruch des Blutes für kurze Zeit überlagerte.
»Giovanni! Du bist schon da?«
Sie eilte lächelnd auf ihn zu und drückte ihm einen zarten Kuss auf die Wange.
Er griff nach ihr und vergrub sein Gesicht in ihrer nach Sonne und Sommer duftenden kastanienbraunen Lockenpracht.
»Ja, ich hab's aber schon bereut. Hätte ich gewusst, dass deine Tante unschuldige Tiere in deiner Küche meuchelt, wäre ich später gekommen.«
Sarah blickte an ihm vorbei auf den Tisch und verzog den Mund.
»Igitt, ja. Tote Hasen sehen immer grässlich aus. Aber sie schmecken so lecker, dass ich das wunderbar verdrängen kann, wenn sie in Knoblauch auf dem Teller liegen.«
Beck war entsetzt.
»Gott, was seid ihr für grausame Weiber. Da sieht man es mal wieder, Frauen sind zu allem fähig. Morde voller Heimtücke und Verschlagenheit werden meistens von euch begangen, während wir Männer dümmlich und ehrlich unsere Opfer einfach niederholzen.«
»Ach? Das sind ja interessante Thesen, die du da aufstellst, Herr Hauptkommissar. Diesem Hasen wurde von Bauer Heinrich der Stock dümmlich und ehrlich auf den Schädel gedroschen und nicht von mir, also bitte.«
Asta trennte ein Hasenbein vom Rumpf und schüttelte den Kopf über Becks Aufstöhnen.
»Du Zimperliese.«
Sarah grinste und fuhr ihrem Liebsten tröstend durch den hellblonden Schopf.
»Das Häschen hat bestimmt ein glückliches Leben gehabt.«
»Ich möchte jetzt das Thema wechseln.« Beck wandte sich entschieden vom Küchentisch ab und fragte sich, was er heute Abend zu sich nehmen sollte. Möhrchen?
»Hat Luise schon einen Champagner offen?«
»Was glaubst du wohl? Wenn wir uns nicht beeilen, wird nicht mehr viel davon übrig sein.« Sarah zwinkerte ihm zu und zog ihn aus der Küchentür.
Sie stürmten durch die große Schlosshalle, die selbst jetzt, im Juni, eiskalt war, über den gepflasterten Hof, vorbei an dem Brunnen mit den halb nackten Putten, zum Seitenflügel. In diesen Teil des Schlosses waren Luise und Asta gezogen, als Sarah vor zwei Jahren krank vor Liebeskummer aus Berlin in das Schlösschen zurückgekehrt war, in dem sie vor 31 Jahren geboren worden war.
Beck blieb stehen, um Muffin zu streicheln, Astas Golden-Retriever-Hündin, die freudig auf ihn zugeeilt war und zur Begrüßung Geräusche von sich gab, die Beck niemals einem Hund zugeordnet hätte, bevor er Muffin kennengelernt hatte.
»Bist du sicher, dass dieser Hund normal ist?«
Er strich der selig glucksenden und quiekenden Hündin über den karamellfarbenen Kopf.
»Nein, ich bin mir absolut sicher, dass sie nicht normal ist, deshalb passt sie ja auch so gut zu uns.« Sarah stieß die Tür zur kleinen Halle des Seitenflügels auf und trat ein.
Schwer hing der Duft von Luises Parfüm in der Luft und erinnerte an den Glamour und die Dekadenz längst vergangener, glamouröser Zeiten.
Anerkennend betrachtete Beck die gelungene Inszenierung, die sich seinem Blick bot: Wie dahingegossen ruhte Sarahs Großtante Luise von Warberg auf einer Ottomane im orientalischen Stil, die platinblonden Wasserwellen dekorativ aus dem feinen Gesicht gebürstet, die blutroten Lippen in charmantem Lächeln leicht geöffnet. Zu ihren Füßen lag, ebenso dekorativ wie ihr Frauchen, Marilyn, Luises schneeweißes Malteserhündchen, das mit der ganzen Verachtung alten Adels die hereinströmende Plebs beäugte.
»Giovanni, Lieber.« Eine schneeweiße Hand winkte Beck huldvoll heran, der beflissen der königlichen Aufforderung folgte.
»Ich habe auf euch gewartet mit dem Champagner.« Luise wies in Richtung des Eiskübels, der silbern von einem zierlichen Jugendstiltischchen herüberblinkte.
»Diese Entsagungen, liebste Tante, geradezu Askese. Aber sollten wir nicht noch ein bisschen länger warten? Asta hat den Hasen noch nicht mal in der Röhre.« Sarah lächelte Beck vielsagend an.
»Papperlapapp. Es ist nach 18 Uhr und ich habe noch nicht einen Tropfen Alkohol im Blut. Wie soll ein feinsinniger Mensch ohne Drogen das Leben aushalten?«
Luise richtete sich anmutig auf und winkte Giovanni in die Richtung der Flasche.
»Sei so nett, Gio. Sarah kann ja noch warten, du trinkst doch sicher ein Gläschen mit mir, nicht wahr?«
Beck nickte ergeben und mied Sarahs Blick.
»Du bist schuld, wenn meine Leber vorzeitig den Dienst aufgibt, allerliebste Luise.« Er entkorkte die Flasche mit einem befriedigenden Knall.
»Ach, Gottchen. Sollte das der Fall sein, war sie es sowieso nicht wert. Ich bitte dich. Sei ein Mann.«
Giovanni dankte Gott dafür, dass er in Luises Jugend noch nicht als eins der zahlreichen Opfer ihres Charmes zur Verfügung gestanden hatte - das wäre zwar äußerst verlockend, aber auch sein sicherer Tod gewesen. Diese Frau hatte so einige Männer an den Rand des Wahnsinns - und einer Säuferleber - getrieben, so viel stand fest.
Er schenkte zwei Gläser ein und richtete seinen Blick fragend auf seine Liebste.
Sie schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge.
»Nein, ich bin lieber langweilig, aber länger am Leben.« Sie streckte ihrer Tante die Zunge heraus.
»Pf. Werde du erst mal .«, Luise unterbrach sich gerade noch rechtzeitig, ». so alt wie ich, und dann sehen wir weiter.«
Beck grinste und setzte sich auf ein weißes Sofa am Kamin. Er betrachtete die haarfeinen Risse im türkisfarbenen Marmor und fragte sich, wie lange die Frauen die bröckelnde Pracht noch halten konnten. Sarah sprach nie darüber, aber sie schienen über kein regelmäßiges Einkommen zu verfügen, außer Sarahs Schulleitergehalt, aus dem sie die dringend benötigten Reparaturen bestreiten konnten. Asta erhielt sicher auch hin und wieder gewisse Obolusse für ihre Massagen, Rückführungen und andere geheimnisvolle Dienstleistungen, aber viel konnte das nicht sein.
Es wäre zu schade, das Anwesen irgendwann dem Verfall überlassen zu müssen.
Er schob den Gedanken beiseite und wandte sich Erfreulicherem zu.
Sarah wickelte ihre langen Beine um die des vergoldeten Stuhls, auf dem sie saß. Sie schlang eine Haarsträhne um einen Finger und sah aus dem Fenster. Wie immer bemerkte sie seinen Blick und strahlte ihn an.
»Woran denkst du, cara mia?« Beck lächelte ihr zu.
»Ach. An nichts Besonderes. Die Schule, wie immer.« Sie zuckte entschuldigend mit einer Schulter. »Philipp, der kleine Blonde aus meiner Klasse, erinnerst du dich noch an ihn?«
Beck erinnerte sich vage an einen sommersprossigen Bengel mit strohblondem Haar.
»Vage. Hat er seine Hausaufgaben nicht gemacht?« Er zwinkerte ihr zu.
Sie lachte. »Ja, das auch.« Ihr Lächeln verblasste und die melassedunklen Augen blickten besorgt.
»Er - Philipp - hat erzählt, seine Schwester sei gestern Abend nicht nach Hause gekommen. Er war ganz aufgelöst.«
»Wie alt ist seine Schwester denn?« Beck hob das Glas in Luises Richtung und nahm einen Schluck von dem köstlichen Nass.
»16, sagt er. Ich kenne sie flüchtig, ein hübsches Ding, ein bisschen mollig vielleicht, wahrscheinlich Babyspeck. Darunter habe ich auch gelitten, sehr.« Sarah schüttelte die Locken aus dem aparten Gesicht und strich über ihre Hüften, an denen aus Becks Sicht nicht das Geringste auszusetzen war.
»Wohnt sie noch zu Hause? Haben die Eltern etwas unternommen?«
»Die Mutter. Die Kinder leben bei ihrer Mutter, ob es einen Vater dazu gibt, weiß ich nicht, der kam noch nie vor. Philipp sagt, seine Mama habe nichts getan. Angelina sei bestimmt nur bei ihrer Freundin. Unglaublich. Wie kann eine Mutter ruhig schlafen, wenn ihre Tochter nicht zu Hause ist? Ich verstehe so etwas nicht.« Sarah schüttelte den gelockten Kopf.
»Vielleicht ist sie ja inzwischen nach Hause gekommen, du hast ja sicher seit heute Mittag nicht mehr mit Philipp gesprochen, oder?« Beck setzte sein Glas ab und beschloss, sich...
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