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Und diesmal ein anderes Märchen. Es war einmal, da lebte in einem Dorf ein Mensch, der war ein Spanos. Alle lachten ihn aus, aber keiner wagte es, ihm offen vor das Angesicht zu treten und etwas gegen ihn zu sagen, denn er war überaus streitsüchtig. Die Leute redeten auch nicht gerne mit ihm, denn er plapperte den ganzen Tag nur über sich selbst. Im Kafenion beispielsweise, wo sie alle gemütlich beisammensaßen, tat der Spanos den ganzen Tag nichts anderes als sich gehörig zu rühmen:
»Hört nur, ich habe dieses getan. Wißt ihr, ich habe jenes getan, und das habe ich getan und das und das auch.«
»Geh, laß doch endlich das ewige Selbstlob sein«, sagte einmal sein Gevatter zu ihm.
»Pah! Stört es dich etwa, von meinen Taten zu hören?« erwiderte zornig der Spanos.
»Wenn du schon ein Held sein willst, dann kämpfe gegen die Draken«, sagte sein Gevatter.
»Das ist ein Wort. Sofort gehe ich!« Zufälligerweise grenzte das Dörflein, in dem der Spanos lebte, an das Dorf der Drakenmänner. Also nahm der Spanos seine Ziege, marschierte auf den Berg und rief laut und deutlich in die Luft hinaus:
»Hört, ihr Drakenleute! Wenn einer von euch mein Zicklein frißt, den werde ich töten.« Den Draken entgingen diese Worte nicht, und sie bekamen Angst. Das Zicklein nahm unbehelligt seinen Weg, und auf und davon war es.
Eines Tages nun, da trifft im Wald ein Drakenmann eine Ziege.
»Wem gehörst du?« fragte der Drakos vorsichtshalber, denn die Streitlust des Spanos war allseits bekannt.
»Dem Spanos.«
»Eh, dann fresse ich dich lieber nicht.« Am andern Tag, in einem andern Wald, da fand der Drakenmann eine andere Ziege.
»Wem gehörst du?«
»Oh, dich fresse ich nicht. Ich habe Angst vor seiner Streitsucht.« Es wiederholte sich dasselbe und dasselbe, bis der Drakos es vor Hunger nicht mehr aushalten konnte. Er traf wieder eine Ziege, und er sagte zu ihr:
»Es soll geschehen, was will. Dich fresse ich!« Dann stürzte er sich auf das Tier und verschluckte es mit zwei Bissen. Als es Nacht wurde, hm, alle Welt versank in Schlaf, nur der Spanos wartet und wartet, daß die Ziege von der Weide heimkehrt. Nirgends ist die Ziege. Er zieht an der Leine, an der sie festgebunden war, er sieht am Ende der Leine Blut. Da läuft der Spanos auf den Berg hinauf und ruft laut und deutlich in die Luft, daß alle ihn hören:
»Drakenmann, der du meine Ziege gefressen hast, komm sofort hierher. Du kannst dich nur retten, wenn es dir gelingt, unbehelligt zwischen meinen Beinen hindurchzukommen.« Natürlich hörte das der Drakos, er fing vor Angst zu zittern an. Nun bereute er seine Gefräßigkeit, aber was konnte er anderes tun, als sich zu fügen? Er geht und trifft den Spanos, er versucht rasch zwischen seinen Beinen hindurchzuschlüpfen, es gelingt, er atmet auf und fällt in ein Netz. Der Spanos hatte nämlich hinterhältig ein Netz gespannt, und der Drakos war ihm ins Netz gegangen. Der Spanos faßt ihn, tötet ihn. Der ist schon weg.
Lassen wir einige Tage vergehen, bis der Neffe des Spanos einmal morgens losging, um seinen Acker zu bestellen. Dort hatten schon Drakenmänner auf ihn gewartet, sie packten und entführten ihn. Natürlich erfährt das der Spanos. Eins und zwei eilt er los, die Draken zu finden, um seinen Neffen zu befreien. Er ging los, nahm den Weg, nahm den andern Weg, bog um die Ecke, nahm noch einen Weg und eine Ecke und gelangte schließlich zum Palast der Drakenleute. Was sah er da? Nur einen alten Drakos, der das Tor bewachte, die andern waren bei der Arbeit. Als der Spanos nun vor das Palasttor kam, trat er ein und sagte:
»He, du törichtes Drakenmännlein! Ich bin gekommen, meinen Neffen abzuholen.«
»Und wer bist du, der du unverschämt streitsüchtig bist und einfach so in den Palast der Draken eindringst?«
»Pah, ich bin der Spanos!«
»Eh, jetzt wirst du was erleben, du Spanos«, schrie der Drakenmann und packte ihn fest bei der Hand. Als der Spanos vom Alten so an der Hand gefaßt wurde, traten ihm die Augäpfel wie Eier aus dem Kopf heraus vor Schmerz.
»Ach, warum rollst du so deine Äuglein, mein lieber Spanos?« fragte der Drakos.
»Damit ich den höchsten Gipfel der Berge sehen kann, um dich von dort hinunterzuschleudern, Drakenmännlein«, erwiderte der Spanos. Hm, jetzt bekam es der Drakenmann doch mit der Angst zu tun und ließ sofort dessen Hand los. Er ließ ihn nicht nur frei, sondern lud ihn sogar zum Essen ein.
»Mit Vergnügen«, sagte der Spanos. Er setzte sich zu Tisch und ließ sich bedienen. Dann bereitete der Drake noch ein bequemes Ruhelager, und der Spanos legte sich schlafen.
Tipp, tapp, tipp, tapp - als sich der Spanos gerade hinlegt, kommen schon die andern Drakenleute, neununddreißig an der Zahl. Sie hatten von dem Drakenwächter gehört, daß der Spanos gekommen war, seinen Neffen zu holen, und daß er, als der Wächter ihn bei der Hand faßte, die Augen gerollt hat.
»Der ist gefährlich, den müssen wir umbringen«, entschieden die Drakenleute und nahmen sogleich einen Kessel voll mit kochendem Wasser, stiegen auf den Dachboden und gossen das Wasser in eine Fußbodenspalte, die genau über dem Ruhelager war, mit der Absicht, ihren Gast zu Tode zu verbrühen. Der Spanos aber, der tat nur so, als ob er schliefe. Er hatte alles gehört und versteckte sich. Die Draken gossen nun das kochende Wasser aus, und es rann durch die Ritzen des Fußbodens. Als die Drakenmänner am Morgen aufwachten, fanden sie den Spanos frisch, fröhlich und munter.
»Guten Morgen, was für eine heiße Nacht war das heute«, sagte der Spanos. Die Draken erstarrten, so etwas Unverschämtes hatten sie noch nicht erlebt.
»Hört einmal, der hat das kochende Wasser bloß für eine einfache Hitze gehalten. Was ist das für ein gefährlicher Kerl?«
Was sollen sie machen? Was sollen sie machen? Sie laden ihn ein, mit ihnen gemeinsam im Wald zu speisen. Also geht der Spanos mit seinen Gastgebern in den Wald, sie setzen sich zu Tisch, und da sie sehr hungrig sind, beginnen sie sogleich mit dem Essen. Auch der Spanos erhält seinen Teil, aber er vermag nicht so viel zu essen wie die Drakenleute. Er nimmt die Stücke Fleisch und wirft sie hinter sich, so daß die andern es nicht sehen können. Die Draken hingegen beobachten ihn und wundern sich:
»Du liebe Güte, der ißt ja wie ein Drakos.« Als sie ihr Mahl beendet hatten, sprachen die Draken zu ihrem Gast:
»Geh, Spanos, und hole Wasser mit diesem Krug, damit wir trinken können.«
»Ich gehe«, antwortete der Spanos und nahm den Wasserkrug, welcher so schwer war, daß man ihn nicht hochheben konnte, obwohl er leer war. Dann geht er zum Brunnen, holt aus seiner Tasche ein Garnknäuel und fängt an, den Brunnen zu umwickeln, rundherum, immer rundherum. In der Zwischenzeit sitzen und warten die Drakenmänner auf den Spanos, doch der kommt nicht.
Da sprach der Oberdrakenmann: »Geht hin und schaut, was der so lange macht.« Die Draken kommen zum Brunnen und finden den Spanos, wie er den Brunnen umwickelt, immer rundherum.
»Was machst du so lange, Spanos?«
»Was ich mache? Na, seht doch, ich schlinge Garn um den Brunnen, damit ich ihn dorthin ziehen kann, wo wir essen. So müssen wir nicht wegen des Wassers hin- und herlaufen.«
»Oho, aber kannst du den Brunnen hochheben?« fragen die Draken neugierig.
»Er läßt sich hochheben. Warum denn nicht?«
»He du, bist du noch klar im Kopf?«
»Pah, wenn ihr glaubt, daß ich verrückt bin, dann hebt doch selbst euren Wasserkrug«, und geht weg. Was bleibt den Drakenmännern anderes übrig, als den Wasserkrug zu nehmen, ihn zu füllen und zu Tisch zu bringen. Mit ein bißchen Klugheit und viel Unerschrockenheit hat sich der Spanos gerade noch gerettet. Doch die Drakenmänner ließen nicht locker, sie wollten ihn unbedingt bestrafen wegen seiner Dreistigkeit. Was werden sie machen?
»Ich werde euch sagen, wie wir es anstellen sollen«, sagte der kleinste der Drakenmänner.
»Was? Wie?«
»Wir schicken ihn los, damit er uns einen ganzen Baum holt, und wir tun so, als ob wir ihn unter den Kessel bringen wollten, um Feuer zu machen. Einen ganzen Baum wird er nicht allein tragen können, und so haben wir einen Vorwand, um ihn zu bestrafen.« Einstimmig wurde der Vorschlag von den Drakenmännern angenommen.
Und der Spanos geht in den Wald, er nimmt wieder das Garnknäuel und fängt an, alle Bäume des Waldes zu umwickeln. Die Draken warten auf den Spanos, sie warten, aber der kommt nicht.
»Los, los, seht, was der macht«, sagte der Oberdrakenmann. Sie suchen und entdecken den Spanos mitten im Wald, wie er gerade die Bäume umwickelt.
»Was tust du denn da, Spanos?«
»Was ich mache? Seht ihr denn nicht? Ich umschlinge die Bäume, damit ich den ganzen Wald zu euch bringen kann. Ihr sollt nicht die Mühe haben, jeden Tag hierherkommen zu müssen, um Holz zu holen.«
»Was? Kann man denn einen ganzen Wald herumschleppen?«
»Ich werde es auf alle Fälle tun.«
»Warum schlägst du nicht einfach einen Baum heraus und läßt den übrigen Wald in Ruhe?«
»Wenn ihr meinen Vorschlag annehmt, in Ordnung. Wenn nicht, so könnt ihr mich bald gern haben. Ich befasse mich nicht weiter mit solchen Kleinigkeiten.« Als die Drakenmänner das hörten, staunten sie.
»Was? So stark ist der Spanos?« riefen sie und entschieden sich, ihm die ganze Wahrheit zu sagen, was sie mit ihm vorgehabt hatten. Dieses und jenes sagten sie ihm: »Wir haben dich mit kochendem Wasser übergossen, wir haben das und das gemacht.« Sie erzählten ihm alles.
»Und was wollt ihr jetzt von mir?« fragte der Spanos.
»Wir wollen, daß du uns...
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