Schweitzer Fachinformationen
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Es war einmal ein Märchen, das erzählte von Großmütterchen und Großväterchen. Die beiden waren schon ziemlich alt und sehr arm. Sie besaßen einen kleinen Garten und ein winziges Häuschen. Viele Sachen waren nicht mehr drinnen, recht ärmlich war es. Früher einmal, als die beiden noch jung waren, da gingen sie täglich aus dem Haus, um zu arbeiten und davon zu leben. Sie waren stets fleißig gewesen. Jetzt sind sie alt und gebrechlich, da will sie niemand mehr nehmen, weil sie nicht mehr ordentlich zupacken können, so wie früher.
Also, sie mühen sich ab im Alter. Im Winter bekamen sie ihre Armut besonders hart zu spüren, sie litten an Hunger, denn im Garten gab es kein Gemüse, keine Früchte, und es gab auch nichts, was sie verkaufen könnten und wofür sie Geld bekommen hätten.
Eines Tages wurde die alte Großmutter krank und gebrechlich. »Hm, ich habe großen Hunger«, klagt sie ihrem Mann, »geh in den Garten hinaus, vielleicht findest du etwas, was wir kochen können.«
»Aber, aber, was soll ich denn finden? Dort wächst ja überhaupt nichts um diese Jahreszeit!«
»Geh, Mann, vielleicht findest du doch etwas. Irgendwas, gleichgültig was. Vielleicht auch nur ein wenig wilde Zichorien. Da drüben, wo das Wasser rinnt, da wächst so etwas frühzeitig, weil es feucht ist.«
Dem alten Mann blieb nichts anderes übrig, als nach irgendwas Eßbarem zu suchen.
Und sieh da, er fand tatsächlich ein paar wilde Zichorien.
Und zufällig, während er dort weiter herumsuchte, fand er auch eine große Bohne: »Oh, so eine köstliche Bohne! Aber ohne Zähne kann ich sie wohl nicht essen. Macht nichts, ich werde sie im Garten einpflanzen, dann werden wir zumindest das zu essen haben, was da herauswächst in seiner Zeit.«
Also, er pflanzte die Bohne ein und kehrte nach Hause zurück. Die alte Frau freute sich, weil sie wilde Zichorien zu essen hatte. Sie aßen und tranken Wasser dazu, und es ging ihnen wieder besser.
»Du weißt noch gar nichts davon, Großmutter! Aber ich habe beim Wasser eine große Bohne gefunden. Sie ist so groß wie mein Daumen.«
»Wo ist sie? Ich will sie sehen.«
»Ich habe sie gleich in unserem Garten eingepflanzt.«
Am nächsten Tag wurde die Großmutter wieder sehr hungrig.
»Ach, ich habe Hunger! Geh in den Garten und schau nach, vielleicht ist aus der Erde eine Bohnenpflanze herausgewachsen. Dann können wir die kleinen Bohnen einsammeln, sie kochen und davon eine Mahlzeit zubereiten.«
»Bist du völlig verrückt geworden, Frau?« ruft der Alte zornig. »Ich habe die Bohne erst gestern eingepflanzt! Was glaubst du denn, was da heute bereits herausgewachsen sein soll?«
»Mein lieber Mann«, erwidert die Großmutter, »geh und schau. Ich habe so eine Vorahnung, daß du kleine Bohnen finden wirst. Geh, geh, denn ich habe sehr viel Hunger.«
»Also, dann geh ich wieder wilde Zichorien suchen«, denkt der Mann bei sich.
Er nimmt einen Korb und geht in den Garten hinaus. Als er dort vorbeikommt, wo er am Vortag die Bohne eingepflanzt hat, plötzlich .? Was kriegt er da vor die Augen?
Ein Baum, ein riesengroßer Baum ragt in den Himmel empor!
»Meine alten Augen! Sehe ich richtig, oder ist das alles nur eine Einbildung?«
Er sah richtig, es war ein gewaltiger Bohnenbaum, so groß wie eine Platane, beladen mit frischen Bohnenschoten, so lang wie eine Elle war jede einzelne davon. Der Mann kniete davor nieder. »O Wunder! Großartig bist du, mein Herr, mein Gott, und deine Werke sind rühmenswert. Aber werde ich es mit meinen alten Knochen schaffen, da hinaufzukommen, denn der Baum ist gar so hoch und gar so breit?«
Er versucht, versucht, und es ist ihm plötzlich, als ob er Flügel hätte, so leicht hebt er von der Erde ab, fliegt auf und schwebt mühelos nach oben bis zur Baumkrone hinauf. Der Alte fliegt wie ein Vogel! Kann ein Mensch so fliegen? Großväterchen kann, ein Märchen ist es. Und unversehens ist er im Himmel! Und was erblickt er dort? Kann der Alte in den Himmel schauen? Großväterchen kann, ein Märchen ist es. Er sieht Gott auf seinem Thron. Tief beugt er seinen Kopf vor ihm und betet ihn an, genauso, wie er es einmal gelernt hat.
»Was suchst du hier?« fragt ihn der Herr. »So und so ist es, mein Gott!« antwortet der Großvater und erzählt die ganze Geschichte.
»Es war mein Wille, daß du die Bohne findest. Du warst in deinem ganzen Leben immer ein guter Mensch und verdienst es, im Alter ein besseres Leben zu haben.«
Er zieht eine kleine Mühle aus der Tasche seines Gewandes hervor und sagt: »Nimm hier diese kleine Mühle. Was immer euer Magen begehrt, das ihr essen und trinken wollt, das sollt ihr haben. Sprich nur die Worte: >Kleine Mühle, bringe uns dieses und jenes!<, dann drehe ihr Händchen einmal herum, und du wirst alles fix und fertig vor dir sehen.«
Der alte Mann nimmt die kleine Mühle, bedankt sich bei Gott, und, eins, zwei gleitet er hinunter vom Bohnenbaum zur Erde herab, als ob er Flügel hätte.
Unten angekommen beguckt er das göttliche Geschenk neugierig, dann spricht er: »Kleine Mühle, bringe mir Brot und ein Stück gebratenes Fleisch.« Er dreht das Händchen einmal und sieht vor sich stehen, was er sich gewünscht hat. Auf der Stelle setzt er sich nieder und ißt, dann erst geht er nach Hause. Die Großmutter erblickt ihn und bemerkt auch, daß er keinen Korb mehr in der Hand trägt. »Wieso hast du nichts gebracht? Wo ist der Korb? Ich habe schrecklichen Hunger und werde sterben, wenn ich nicht bald etwas zwischen die Zähne bekomme!«
»Was wünschst du zu speisen, sag, sag?«
»Ha, was soll ich sagen, was ich mir zu speisen wünsche? Wir haben ja nicht einmal ein Stück Brot, an dem man nagen könnte!«
»Ich habe dich gefragt, was du dir wünschst.«
»Na gut, wenn du es unbedingt hören willst! Also, ich wünsche mir eine gefüllte Henne, etwas gebratene Leber, ein im Ofen gebackenes Lamm und alles ordentlich mit Oregano gewürzt. Weiters köstliches Kataífi und Chalvás (= Süßspeisen), aber reichlich davon, denn es ist schon eine Ewigkeit her, daß ich Süßes gegessen habe. Nun, Großväterchen, was habe ich jetzt davon, daß ich meine Wünsche geäußert habe?«
»Du wirst gleich sehen! Kleine Mühle, schaffe herbei, was sich unser hungriges Großmütterchen gewünscht hat«, redet der Mann laut und dreht das Händchen der Mühle einmal. Da sieht plötzlich die Großmutter einen ganzen Haufen Speisen vor sich. Sie traut ihren Augen nicht! Alles, was sie eben aufgezählt hat, steht warm und dampfend vor ihr auf dem Tisch.
»Bringe uns noch, kleine Mühle, Brot und Wein, Äpfel und Aprikosen, Kirschen und Weintrauben«, spricht der Alte.
»He, he, aber, aber . es ist schon genug, Mann!« ruft die alte Großmutter vor Schreck und Aufregung.
Ihre Augen gehen über beim Anblick der köstlichen Speisen, der Getränke, der Süßigkeiten und der Früchte! Und ihre Nasenflügel sind voll von den wunderbaren Gerüchen.
Sie begann nach Herzenslust zu essen und fragte den Großvater, wo er diese kleine Mühle gefunden habe, dieses Wunderwerk! Der Mann erzählte ihr, wie es ihm mit der Bohne ergangen sei, die er am Tag zuvor gepflanzt habe.
»Siehst du! Habe ich es dir nicht vorhergesagt? Habe ich nicht gesagt, daß du frische Bohnen finden wirst? Wenn ich mit dir rede, Mann, dann sollst du auf mich hören! Du wirst nicht mehr sagen, daß ich verrückt geworden bin.«
Es ging ein ganzer Monat vorbei, zwei Monate, drei Monate, . zehn Monate. Und Speisen und wieder Speisen brachte die Mühle heran, die Mägen der beiden Alten füllten sich. Die alten Leute fühlten sich wieder jung, weil sie immer genug zu essen hatten.
Eines Tages hatte die Großmutter einen Geistesblitz, sie sagte: »Ich möchte, daß wir die kleine Mühle vergolden lassen«, sagt sie. »Ja sicher, das will ich! Wieso nicht? Sie verpflegt uns, verwöhnt uns, als ob wir König und Königin wären. Wir verkaufen auch ihre Speisen und können uns davon besorgen, was wir wollen. Sie ist es wert, daß wir sie vergolden.«
»He, he! Laß es gut sein, Frau. Gott hat sie uns so gegeben, und so soll sie auch bleiben!«
»Nein, ich will sie vergoldet haben! Du sollst auf mich hören, Großvater, du wirst sehen!«
»Du sollst die kleine Mühle lassen, wie sie ist, das sage ich dir, Frau! Kennst du nicht das Sprichwort: Die Henne hat vor lauter Wühlen im Misthaufen ihre Augen verloren! Das bedeutet für uns, wir sollen die Sachen nicht verändern, sondern sie unverändert lassen. Daher laß du die Mühle wie sie ist.«
Die Frau hörte nicht auf seine Worte, sie vernahm sie nicht einmal mehr.
Eines Morgens, heimlich, nimmt sie die Mühle, steckt sie in einen Sack und bringt sie zu einem Goldschmied.
»Warum willst du die kleine Mühle vergoldet haben, Großmütterchen?« fragt der sie neugierig. »Es geschieht zum ersten Mal, daß eine kleine Mühle zu Gold wird. In den Häusern der Wohlhabenden und Reichen, sogar in den Palästen der Könige haben die Leute keine goldenen Mühlen.«
Die Großmutter wird zornig: »Ba, Meister! Aber es ist auch das erste Mal, daß es in der Welt so eine Mühle gibt wie diese! Was weißt du schon davon?« ruft sie.
»Was ist so besonders an ihr?«
Daraufhin erzählt sie ihm alles über die Mühle, der hört genau zu: »Ja, wenn das so ist, dann werde ich sie dir selbstverständlich vergolden.«
»Beeile dich aber, denn am Abend muß sie schon wieder zu Hause sein!«
»Es wird sein«, sagt der zu ihr. Die Alte läuft weg.
Der Goldschmied geht, er kauft sich so eine kleine Mühle, vergoldet sie und schickt sie ins Haus der Großmutter. Die...
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