Schweitzer Fachinformationen
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Susanne Oswald kombiniert Cosy Crime mit Strickromantik
Im Strickladen »Strickschick« von Mette treffen sich einmal pro Woche vier Menschen aus Lüttjekoog, einem kleinen Ort an der Nordseeküste, um gemeinsam zu stricken. Für alle ist die Gruppe zur zweiten Heimat geworden, ihren persönlichen Problemen zum Trost. Das Motto der Strick-Crew: Zusammen strickt man weniger allein! Als Pfarrerin Anne in ihrer Kirche überfallen wird und kurz darauf ein Mord geschieht, entscheiden die vier dem Verbrechen selbst auf die Spur zu gehen. Besonders Mette ermittelt begeistert - und das nicht immer legal. Können sie den Schatz aus dem Watt retten und den wahren Täter überführen? Susanne Oswald erweitert die Welt des kleinen Strickladens: Jetzt wird es kuschlig kriminell an der Küste!
Ein Kriminalroman für wunderbare Lesestunden, inklusive tollen Strickanleitungen, viel Wohlfühlatmosphäre und liebenswerten Charakteren.
Susanne Oswalds Traum wurde wahr: Sie ist Bestsellerautorin. Die gebürtige Freiburgerin liebt das Meer. Gemeinsam mit ihrem Mann am Strand spazieren zu gehen und den Abend vor dem Kamin mit Strickzeug auf dem Schoß ausklingen zu lassen, ist für sie das Schönste. Mit dem Kopf ist sie fast immer bei ihren Heldinnen und Helden, und es macht sie glücklich, ihre Fantasie Wirklichkeit und Buchstaben zu Geschichten werden zu lassen.
Der Tote im Boot
Mette
»Wieso vereinbaren wir eigentlich keine feste gemeinsame Strickzeit?«, hatte Brunhilde vor ein paar Jahren gefragt, nachdem sie und Anne sich in Mettes Strickecke gerade wieder einmal knapp verpasst hatten.
Mette hatte die Idee sofort begeistert aufgegriffen. »Du hast total recht! Wieso bin ich da nicht längst selbst drauf gekommen? Ein Stricktreffen einmal die Woche wäre fantastisch. Und den Rest der Zeit lassen wir es weiter so flattern wie bisher - jeder kommt und geht, wie er kann und mag.«
»Klingt toll«, hatte auch Anne kurz darauf zugestimmt. »Lasst uns das machen. Mette setzt sich dazu, wenn der Betrieb es zulässt.«
Das Strickschick war nicht nur der Treffpunkt für den Strickclub, sondern Mettes Herzensprojekt. Es war viel mehr für sie als nur ein Wollgeschäft. Hier hatte sie all ihre Liebe, Kraft und auch das gesamte Erbe hineingesteckt. Und das zeigte Wirkung. Wenn man in den Laden kam, betrat man eine andere Welt.
Genau dieses Gefühl hatte Mette sich bei der Planung und Gestaltung erhofft und genau so beschrieben es die Kunden immer wieder.
Nach dem Besuch des Ladens traten sie regelmäßig mit einem seligen Strahlen im Gesicht ins Freie. Da konnte es stürmen oder Aale und Flundern regnen, mit der richtigen Wolle in der Tasche und einem neuen Strickprojekt im Kopf war alles halb so schlimm.
Gemütlichkeit, ohne dabei die Arbeitsabläufe zu sehr auszubremsen, das war Mettes Themenschwerpunkt bei der Planung der Ladenräume gewesen. Sie wollte keinen schnellen Einkauf ermöglichen, sondern wertvolle Me-Time schenken. Die Kundinnen und Kunden sollten sich wohlfühlen, sich Zeit lassen und den Besuch bei ihr als Wellness für die Seele erleben. Deshalb gab es überall in den Verkaufsräumen Sitzgelegenheiten. So konnte man sich in aller Ruhe mit dem Angebot beschäftigen, die Wolle auf sich wirken lassen und dabei über neue Strickprojekte nachdenken.
Und dann war da noch der Bereich mit Sofa, Sesseln und einem kleinen Tisch. Hier konnte Mette auch während der Öffnungszeiten sitzen und handarbeiten und war für die Kunden dennoch erreichbar. Da das Stricken für sie zum Job gehörte, war es ihr wichtig gewesen, diese Möglichkeit zu haben. In dieser Sitzecke war der Startschuss für ihren kleinen, aber feinen Strickclub gefallen.
Nach kurzer Beratung hatten sie sich auf Donnerstagnachmittag geeinigt. Zu dieser Zeit hatte Anne keine Verpflichtungen in der Pfarrei. Lüttjekoog war ein kleiner Ort. Aufgrund der geringen Zahl der Gemeindemitglieder hatte sie nur eine halbe Stelle als Pfarrerin - was ihr sehr entgegenkam, denn sie wollte auch für ihre Aufgabe als Mutter genug Zeit haben. Es ging ihr nicht anders als allen anderen alleinstehenden, berufstätigen Frauen. Sie musste viel organisieren und immer flexibel sein, wenn etwas Unvorhergesehenes ihre Aufmerksamkeit forderte. Das war schon so, als sie noch verheiratet gewesen war, von daher hatte der neue Status »geschieden« in diesem Punkt keine Veränderung gebracht.
Bei Rainer konnte sie sich seit Langem nur darauf verlassen, dass sie sich nicht auf ihn verlassen konnte - alles andere war unberechenbar.
Nur gut, dass Anne Mette als wunderbare Freundin an ihrer Seite hatte. Wann immer es ihr möglich war, sprang sie ein, um Anne zu unterstützen. Zum einen, weil sie das als ihre Freundin sowieso getan hätte, zum anderen aber auch, weil sie die Taufpatin von Ole und Lena war. Anne hatte sie gefragt, und für Mette war es eine Ehre gewesen, diese Aufgabe für beide Kinder zu übernehmen. Es erfüllte sie mit Glück, auf diese Weise mit diesen beiden wundervollen jungen Menschen verbunden zu sein.
Mette bewunderte Anne sehr und fand, dass sie eine fantastische Mutter war. Manchmal sagte sie zu ihr: »Möchtest du mich nicht adoptieren? Ich wäre wirklich gern auch deine Tochter.« Und Anne erwiderte jedes Mal: »Verrücktes Huhn. Eine zweite Tochter brauche ich nicht, aber du kannst mir ja einen Heiratsantrag machen. Dann denke ich drüber nach.« Und dann lachten sie beide bei der Vorstellung, wie besonders die älteren Gemeindemitglieder bei einer solchen Entscheidung vor Entsetzen von den Stühlen kippen würden.
Abgesehen davon stand einer derartigen Entwicklung ein sehr wesentlicher Fakt entgegen: Weder Anne noch Mette interessierten sich über eine reine Freundschaft hinaus für Frauen.
Um nachmittags für ihre Kinder da sein zu können, legte Anne die meisten beruflichen Termine auf die Vormittage. Abgesehen von der Chorprobe am Freitagabend und den Zeiten mit nachmittäglichem Konfirmationsunterricht klappte das auch sehr gut. Annes Kinder hatten donnerstags immer Karatetraining, von daher passte dieser Termin perfekt für das Stricktreffen. Auch für Brunhilde. Ihr Friseursalon Wilde Welle war montags und donnerstagnachmittags geschlossen. Dafür hatte sie mittwochs den ganzen Tag geöffnet - was eher ungewöhnlich war, die meisten Läden in Lüttjekoog hatten mittwochnachmittags geschlossen. So wie es früher auf dem Land üblich gewesen war. Hier an der Nordseeküste, nicht allzu weit von der dänischen Grenze entfernt, schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Wer länger geöffnete Geschäfte wollte, musste nach Husum oder nach Flensburg fahren.
Brunhilde hatte in Bezug auf ihre Arbeitszeiten friesisch eigenwillige Ansichten. Nicht nur, dass sie mittwochs für das Personal aus dem Einzelhandel da sein wollte. Samstags fing sie offiziell bereits um sechs Uhr an, Haare zu schneiden. Inoffiziell trafen sich besonders die Kerle oft schon ab fünf bei ihr im Salon. Sie kochte immer eine große Kanne Kaffee und stellte eine Keksdose auf den Tisch. So konnten die Nordfriesen mit frisch geschorenem Haupt und einem morgendlichen Schnack ins Wochenende starten.
Ihre vierwöchentlichen Vollmondsessions von 20 Uhr bis Mitternacht waren dagegen meist den Damen vorbehalten. Dann gab es Sekt und Schnittchen, und die Frauen verbrachten eine gemütliche Zeit miteinander, während sie sich von Brunhilde verwöhnen ließen. Ein Mann verirrte sich um diese Zeit nur selten in den Salon - und wenn doch, dann durfte er für diesen einen Abend Hahn im Korb sein. Je nachdem, wer es war, wurde er entweder von der weiblichen Kundschaft umgarnt oder ausgequetscht.
Bei Vollmond geschnittene Haare sollten laut Brunhildes Mondkalender besonders kräftig und voll werden. Es hieß auch, dass die in diesen Nächten aufgetragene Farbe vom Haar besser angenommen wurde und länger hielt. In Vollmondnächten hatte die Wilde Welle dementsprechend immer Hochbetrieb.
Abgesehen von ihrem kleinen Mondspleen und ihrem Hang zu schrillen Neonfarben war Brunhilde eher traditionell eingestellt, weshalb sie ihren Salon grundsätzlich montags geschlossen hielt. Das hatten Friseure, so weit sie zurückdenken konnte, schon immer so gemacht.
Die wöchentlichen Treffen des Strickclub-Trios waren sehr schnell sehr viel mehr für sie alle geworden als nur gemeinsame Zeit mit Wolle und Nadeln. Ihre Freundschaft hatte sich spürbar vertieft. Sie waren füreinander da, unterstützten sich und hatten immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Probleme der anderen. Ganz egal ob es um lästigen Alltagskram ging oder um so existenzielle Angelegenheiten wie Brunhildes Sehnsucht nach ihrem Sohn, der in London lebte, oder Annes Entschluss, endlich die Scheidung einzureichen, nachdem sie beim Wäschewaschen wieder einmal die Quittung einer Hotelbar in Rainers Hosentasche entdeckt hatte. Champagner und Kaviar! Dieser Mistkerl machte sich nicht einmal die Mühe, seine Seitensprünge geheim zu halten. Fast schien es, als hätte er es darauf angelegt, enttarnt zu werden.
Die Wollknäuel in Mettes Regalen hatten im Laufe der Jahre schon vieles gehört - das Wunderbare war: Sie konnten schweigen.
Inzwischen gehörte auch Gustavsen zu ihrem Strickclub. Nachdem er seinen Mann Thies verloren hatte und fast im Kummer ertrunken war, hatte er sich ihnen angeschlossen. Sie hatten ihm Nadeln und Wolle in die Hand gedrückt und gezeigt, was man damit anstellen konnte. Gustavsen war ein Naturtalent in Sachen Handarbeit. Diese großen Hände hielten mit ganz selbstverständlicher Leichtigkeit die kleinsten Nadeln und führten sie bald schon sehr sicher. Sie konnten miterleben, wie ihr trauernder Freund Masche für Masche sein Herz wieder zusammenstrickte.
Anfangs hatte er kaum gesprochen, der Kummer über seinen Verlust hatte ihm die Lust auf Worte geraubt. Im Laufe der Monate hatte er neuen Lebensmut gefunden. Eine Quasselstrippe war er noch immer nicht, aber hin und wieder konnte er sogar lachen.
Gustavsen führte den Bootsverleih am Lüttjesee. Der See beim Deich in direkter Nachbarschaft zur Nordsee war ein beliebtes Ausflugsziel. Hier schipperten Tretboote und Ruderboote kreuz und quer, und es gab von der Tide unabhängige Bademöglichkeiten. Bei Ebbe war es immer sehr voll, während sich bei Flut ein Teil der Badegäste für den großen Pool hinter dem Deich entschied und zwischen Wattwürmern und wuselnden Krabben in der Nordsee schwamm und sich von den Wellen schaukeln ließ.
Während der Saison hatte Gustavsen immer viele Menschen um sich. Abgesehen von den Treffen mit Mette, Anne und Brunhilde war er aber sehr einsam. Der Strickclub war sein Rettungsboot, dessen war Mette sicher. Und sie war voller Dankbarkeit, dass sie Teil des Gefüges sein durfte, das ihm Halt gab.
Sie hatte eine Spruchkarte eingerahmt und neben ihrem...
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