Schweitzer Fachinformationen
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». Berichte über einen Schusswechsel in einem Landhaus in Nordost-Fife. Es wird vermutet, dass Mr Andrew Weatherly zuerst seine Frau und seine beiden Töchter und dann sich selbst erschossen hat. Zum derzeitigen Zeitpunkt können wir nicht bestätigen, ob es sich bei dem Schützen tatsächlich um den Abgeordneten für Fife West .«
McLean drückte auf den Knopf am Lenkrad, mit dem man den nächsten Sender anwählte, auf der Suche nach beruhigender Musik. Er hatte selbst Ärger genug, da musste er sich nicht auch noch die Leidensgeschichten der anderen Einheiten anhören. Nur dass sie jetzt natürlich alle eine einzige glückliche Familie waren, die Police Scotland. Oder Greater Strathclyde, wie die Spötter meinten. Auch nicht weit von der Wahrheit entfernt.
Vor ihm im Verkehr tat sich eine Lücke auf, und er beschleunigte, genoss den kraftvollen Schub, der ihn fünfzig Meter vorantrug, bevor er wieder abbremsen und langsamer fahren musste. Die Pendelei war höllisch, und nicht zum ersten Mal vermisste er seine alte Wohnung in Newington. Zu Fuß zur Arbeit gehen zu können hatte seine Vorteile, auch bei so kaltem winterlichem Wetter. Im Rhythmus der Schritte auf dem Pflaster konnte man sehr viel besser nachdenken als in dieser sich langsam dahinquälenden Autoschlange.
Wenigstens funktionierte sein Wagen gut, und er musste sich keine Sorgen darüber machen, ob er sich durch das Streusalz auf den Straßen auflöste. Sein alter Alfa wurde gerade restauriert, und er empfand es letztendlich doch als Segen, dass er eine Weile nicht zur Verfügung stand.
Er wollte gerade in eine Seitenstraße einbiegen in der Hoffnung, die Fahrt auf diese Weise um ein paar Sekunden zu verkürzen, als sein Telefon über die Lautsprecher klingelte. Ein weniger willkommener Vorzug des neuen Wagens. Er tippte auf einen Knopf, der die Freisprechanlage aktivierte.
»McLean.«
»Wo zum Teufel stecken Sie?«
Auch Ihnen einen guten Morgen, Detective Superintendent Duguid, Sir. McLean warf einen Blick auf die Uhr vor sich, auf der die orangefarbene Anzeige ihm verriet, dass er noch zwanzig Minuten Zeit hatte, bis es acht Uhr war.
»Im Moment, Sir? In meinem Auto im Stau auf der Lothian Road. Wo sind Sie?«
»Jetzt werden Sie mal nicht frech, McLean. Sie sollten hier um halb sieben zur Morgenbesprechung erschienen sein.«
Davon hörte er jetzt zum ersten Mal. Nach dem Zwischenfall auf seinem Dachboden war er vom aktiven Dienst freigestellt worden, vordergründig, bis sein gebrochenes Bein geheilt war, aber auch, bis er eine ihm schier endlos erscheinende Reihe von Therapiesitzungen mit seinem Lieblingskurpfuscher, dem Psychologen Professor Matt Hilton, hinter sich gebracht hatte. Der Besuch draußen in Roslin Glen am Vortag war sein erster richtiger Fall seit Monaten. »Morgenbesprechung, Sir? Was für eine Morgenbesprechung?«
Eine kurze Pause, als sei der Superintendent tief in Gedanken versunken. »Ah, stimmt. Sie sind jetzt gar nicht mehr in dem Team, oder?«
Duguids kurzer Einsatz als Vorgesetzter des gesamten Reviers war gnädigerweise durch die Erschaffung der Police Scotland abgebrochen worden. Das war wahrscheinlich das einzig Positive an der ganzen traurigen Geschichte, das einem, wenn man in Zivil arbeitete, dazu einfallen konnte. Seit das Crime Investigation Department zur Specialist Crime Division geworden und in eine verwirrende Vielzahl von Teams aufgespalten worden war, von denen sich jedes auf eine andere Facette schottischer Kriminalität spezialisierte, war es schon eine tagesfüllende Aufgabe, einfach nur herauszufinden, wo man am betreffenden Tag eigentlich sein sollte.
»Egal.« Keine Entschuldigung für seinen Irrtum, aber andererseits war so etwas noch nie Duguids Stil gewesen. »Kommen Sie einfach zu mir, sobald Sie da sind, okay? Ich habe eine Aufgabe für Sie.«
Das Gespräch brach ab, Duguids Stimme wurde von dem sich langsam wieder einblendenden Radio abgelöst, in dem ein piepsiger moderner Popsong gespielt wurde, den McLean nicht kannte. Er starrte einen Moment lang vor sich hin, bis ihm klar wurde, dass der Wagen vor ihm sich in Bewegung gesetzt hatte. Er trat auf die Kupplung, legte den Gang ein und ließ den Motor aufheulen, um aufzuschließen. Eigentlich hatte er sich darauf gefreut, mit den Ermittlungen zu dem Toten anzufangen, den sie in Roslin Glen gefunden hatten. Aber wie so oft sah es aus, als hätte das Leben andere Pläne.
»Ich weiß, es ist ein verdammtes Desaster. Könnte zu keinem schlechteren Zeitpunkt passiert sein. Als hätten wir hier nicht schon genug zu tun.«
Detective Superintendent Charles Duguid hatte es irgendwie geschafft, sich das große Büro im dritten Stock in den Wirren der Umstrukturierung zu sichern. Theoretisch bedeutete das, dass er für abteilungsübergreifende Verbrechen und Schutz der Öffentlichkeit in dem Bereich, der früher Lothian and Borders hieß, zuständig war, sodass es in gewisser Weise auch einen Sinn ergab. McLean wünschte sich immer noch die vorherige Bewohnerin in den Raum und auf den Posten zurück. Aber, ach, Wünsche hatten hier die Neigung, nicht in Erfüllung zu gehen.
In einer kleinen Geste der Anerkennung seiner Vorgängerin, vielleicht aber auch nur aus seinem schon fast krankhaften Bedürfnis heraus mitzubekommen, was geschah, hatte Duguid es sich angewöhnt, seine Bürotür zumindest zeitweise offen zu lassen. McLean stand jetzt davor, hörte mit halbem Ohr das Telefongespräch mit und versuchte, den besten Zeitpunkt herauszufinden, um zu stören.
»Wissen Sie, worum es da geht?«, fragte er die Sekretärin, die an einem Schreibtisch direkt vor dem Büro saß.
»Irgendwas mit dem Abgeordneten, der seine Familie erschossen hat, glaube ich. Schrecklich, ein ganz schrecklicher Fall.« Sie schüttelte den Kopf und machte sich wieder an ihre Schreibarbeit.
»Na, McLean, stehen Sie nicht da draußen rum und halten die Sekretärinnen von der Arbeit ab. Kommen Sie rein. Und machen Sie die Tür hinter sich zu.« Duguid stand im Türrahmen, ungeduldig wie eh und je. Er hatte das Telefon in einer Hand und hob es wieder ans Ohr, als McLean tat, wie ihm geheißen.
»Nein. Er ist jetzt hier. Ich kümmere mich darum, machen Sie sich keine Sorgen, Sir.«
McLean zog eine Augenbraue hoch, obwohl er nicht wirklich erwartete, dass Duguid es ihm erklärte. Er wurde nicht enttäuscht. Der Superintendent beendete das Gespräch und legte das Telefon auf den Schreibtisch, dann ließ er sich in seinen riesigen Ledersessel fallen, der mit dem Rücken zum Fenster stand, bevor er McLean schließlich ansah.
»Was macht das Bein?«
McLean verlagerte das Gewicht ein wenig. Seine Hüfte tat ihm weh, ebenso wie der Oberschenkel, wo er sich vor einigen Monaten einen Bruch zugezogen hatte, aber er heilte. Das kalte Wetter trug allerdings kaum dazu bei.
»Besser, danke. Einmal die Woche gehe ich noch zur Physiotherapie, aber es ist kein Problem.«
Duguids Augen verengten sich. Er zog sich ein Blatt Papier heran, sah aber nicht darauf.
»Das psychologische Gutachten sagt, Sie seien fit für die Arbeit.« Das klang beinahe, als stelle diese Tatsache eine persönliche Beleidigung dar.
»Das freut mich zu hören, Sir. Vor allem, weil ich ja nun schon lange genug wieder dabei bin.«
»Werden Sie nicht sarkastisch, McLean. Sie haben von Andrew Weatherly gehört, nehme ich an?«
»Dem Abgeordneten? Da war heute Morgen was im Radio, aber ich dachte, es sei noch nicht bestätigt .«
»Oh, es handelt sich um ihn. Blödes kleines Arschloch.« Duguid rieb sich mit seinen langen dünnen Fingern, die irgendwie aussahen, als hätten sie viel zu viele Gelenke, übers Gesicht. »Sieht aus, als hätte er Frau und Kinder erschossen und dann die Waffe gegen sich selbst gerichtet. Warum, verdammt noch mal, macht man so was?«
»Ich habe wirklich keine Ahnung, Sir. Stand er unter Druck?«
Duguid sah ihn an, als hätte er nicht mehr alle Tassen im Schrank. »Was bin ich denn, sein Therapeut? Woher zur Hölle soll ich das wissen?«
McLean antwortete nicht. Es war immer am besten, einfach nur dazustehen und, was immer Duguid zu sagen hatte, über sich ergehen zu lassen. Und sich später mit den Folgen auseinanderzusetzen.
»Er war überaus gut vernetzt, unser Mr Weatherly. Saß zum einen im Police Liaison Committee. Außerdem hatte er seine Finger in unserer geliebten Police Scotland, also können Sie sich vorstellen, wie gut das alles bei unseren Oberen ankommt. Die wollen die Sache so schnell wie möglich aus der Welt geschafft sehen.«
»Ist das nicht ein Fall für Fife? Es ist doch in deren Einzugsgebiet passiert.«
Duguid bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. »Es gibt keine >Einzugsgebiete< mehr. Wir sind jetzt alle eine einzige, verdammte, glückliche Familie, schon vergessen?«
McLean streckte seine Füße und versuchte, nicht ungeduldig auf und ab zu wippen. Natürlich wusste er von den neuen Strukturen, aber die alten Bezirke gab es innerhalb der Specialist Crime Division immer noch. Sicher kein Grund, nach Fife hochzufahren und die Kollegen dort zu verärgern.
Duguid machte wieder das mit den Fingern, dann ließ er sich in seinen Sessel zurückfallen. Der quietschte alarmierend und neigte sich bedrohlich weit zurück, als wollte er ihn nach hinten abwerfen.
»Sehen Sie: Fife ist jetzt vor Ort. Ja, es ist deren Einzugsgebiet, wie Sie das ausgedrückt haben. Aber Weatherly ist ein Mitglied des schottischen Parlaments. Er hat ein Haus hier in Edinburgh, seine Firma hat hier ihren Sitz. Also stecken wir mit drin, ob das Fife nun...
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