Schweitzer Fachinformationen
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Meine Lieben, wir fangen also an mit dem Satz:
"Ich glaube an Gott."
Aber was heißt das eigentlich? Was heißt eigentlich "glauben"? Irgendwie weiß es ja jeder, weil jeder weiß, wie man dieses Wort "glauben" in der normalen Sprache verwendet. Jeder verbindet also irgendwas damit. Oder aber, weil jeder von uns irgendeine Form von Glauben im weitesten Sinn hat. Denn selbst wenn einer sagt: "Ich glaube, es gibt gar keinen Gott", dann hat er immerhin diesen "Glauben". Und damit sind wir schon mittendrin im Fragen.
Sicher geht es beim Glauben um die Suche nach Antworten auf Fragen, die wir nicht einfach so erforschen können, wie zum Beispiel die Naturwissenschaft Dinge erforscht. Es geht um Antworten, die wir suchen, weil wir sie mit unseren Sinnen gerade nicht sehen und begreifen können oder weil sie sehr tief unser eigenes Leben betreffen. Solche Fragen sind zum Beispiel: Warum gibt es überhaupt irgendetwas? Und nicht nichts? Das hat schon die frühesten oder auch die besten Philosophen beschäftigt: Es gibt etwas, aber wieso könnte es denn nicht sein, dass es nichts gibt?
Nun: Wir stellen fest: Es gibt etwas, auch wenn man das anzweifeln kann. Aber man kann es schlecht wegzweifeln. Denn - so sagt Descartes - selbst wenn ich alles anzweifle, was es zu geben scheint, dann bin immer noch ich da, der zweifelt. Und das kann ich dann schlecht leugnen. Daher fragen wir weiter. Wenn es etwas gibt, ist dann ein Gott dafür verantwortlich? Oder nicht doch irgendein Zufall? Oder ein Urknall und dann die Evolution mit ihren zufälligen Prozessen? Oder beides? Benutzt Gott vielleicht den Urknall und die Evolution, um die Welt entstehen und sich entwickeln zu lassen?
Gibt es Gott überhaupt? Wer oder was ist das? Und wenn es Gott gäbe, könnte man ihn erkennen? Könnte man ihm begegnen? Und wenn man ihn erkennen kann, wie wirkt er eigentlich in der Welt? Wirkt er überhaupt in der Welt oder lässt er sie in Ruhe ihren Gang gehen? Das ist ein Modell, das auch manche Philosophen vertreten haben: Es gibt vielleicht Gott, der hat vielleicht auch die Welt geschaffen; aber er hat die Welt so eingerichtet, wie man früher eine Uhr aufgezogen hat: Einmal aufgezogen lässt er die Uhr weiterlaufen und kümmert sich nicht mehr darum. Einmal die Welt geschaffen, lässt er sie einfach nach den Naturgesetzen weiterlaufen - so sagen manche.
Aber wir fragen weiter: Was ist der Sinn von allem? Wir stellen nicht nur fest, dass es etwas gibt, dass es die Welt gibt, aber wir fragen uns: Hat das Ganze einen Sinn, hat jedes Einzelne Sinn? Hat dein und mein Leben Sinn? Oder bist du ein in der Evolution erscheinendes Menschengewächs, das im Grunde doch sinnlos ist, weil es sowieso wieder stirbt und zu Staub zerfällt? Es gibt Leute, die diese Meinung vertreten - mit einigen guten Argumenten. Aber wenn wir schon sterben müssen, fragen wir gleich: Was kommt danach? Was für eine Bedeutung hat überhaupt der Tod? Kommt danach irgendwas? Müssen wir unser Leben verantworten?
Und wir fragen weiter: Woher kommen eigentlich das Böse, die Lüge und das Leid? Das ist die Frage, die auch Christinnen und Christen umtreibt. Georg Büchner, ein Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, hat einmal den berühmten Gedanken formuliert, dass diese Frage nach dem Bösen, nach dem Leid, nach dem Tod der "Fels des Atheismus" sei: So wie der Apostel Petrus (Petrus heißt Fels!) in der Kirche als der Fels des Glaubens, der Fels der Wahrheit gesehen wird, sagt Büchner, so sei die Existenz von Leiden, von Ungerechtigkeit, von Tod der Fels des Atheismus. Wenn Gott ganz gut sein soll, aber so viel Schreckliches, so viel Leid auf der Welt zulässt, dann kann er doch nicht ganz gut sein, oder? Oder wenn er das Übel nicht beseitigen kann, dann ist es doch gar kein Gott. Kein ganz schlechtes Argument, nicht wahr?
Gibt es eigentlich das schlechthin Gute? Oder vielleicht sogar das schlechthin Böse? Gibt es die absolute Liebe oder den absoluten Hass? Gibt es eine Tat oder etwas, was zu tun ist, das immer richtig ist, oder etwas, das zu tun unter allen Umständen immer falsch ist? Oder ist das immer nur kontextabhängig, ist es immer nur von der jeweiligen Situation und ihren Umständen abhängig? Und habe ich etwas in meinem Leben zu vollbringen, das ich tun soll und tun kann? Habe ich eine Aufgabe, vielleicht sogar eine, die nur ich ausführen kann? Weil es so etwas wie das Schicksal gibt? Das sind Fragen, die wir uns als Menschen stellen, die auf der Suche nach Glauben und nach Antworten sind. Das sind Fragen, die uns bewegen - und natürlich noch einige mehr.
Mit den Fragen alleine habe ich schon einige Einwände gegen den Glauben angedeutet. Hier einige der gängigsten: Die meisten Gegner von Glaube und Kirche, vor allem unter den jungen Menschen, sagen: Der christliche und besonders der katholische Glaube und ein modernes, wissenschaftliches Weltbild seien unvereinbar. Ein großer Teil der Menschen, die sich vom Glauben entfernen, findet: Da wir in einer wissenschaftlich dominierten Welt leben, brauchen wir den Glauben nicht mehr. Manche sagen uns dann: "Euer Gott ist ein Lückenfüllergott: Alles, was die Wissenschaft noch nicht erklären kann, dafür muss dann noch Gott herhalten. Aber weil die Wissenschaft immer mehr erklärt, ist euer Gott auch immer mehr auf dem Rückzug." Ganz ehrlich: So einen Gott auf dem Rückzug bräuchte ich auch nicht!
Weitere Kritikpunkte, warum Menschen vor allem den katholischen Glauben zurückweisen, sind dann natürlich die vielen Fragen, die mit Sexualität oder mit dem Verhältnis der Geschlechter zusammenhängen: also die Position der Kirche zu Homosexualität, Zölibat, vorehelichem Sex, der Umgang mit Menschen, die geschieden und wiederverheiratet sind, die Meinung zur sogenannten Genderforschung, der Ausschluss der Frauen von der Priesterweihe. All das und anderes mehr finden sehr viele Menschen nicht mehr zeitgemäß.
Hinzu kommt, dass die katholische Kirche, die den Anspruch hat, den "wahren Glauben" zu vertreten, von Skandalen erschüttert ist. Zahlreiche Missbrauchsfälle, Bischöfe und Priester mit einem zu üppigen Lebensstil, Finanzskandale: All das hat zu vielen Austritten geführt. Ich kann solche Entfernung wirklich verstehen. Aber dazu gleich ein Gegenargument: Von Beginn der Kirchengeschichte an sind die Menschen, die sich dem Glauben an Jesus zuwenden, allesamt Sünder und noch keine Heilige. Man muss nur mal an das Verhalten mancher Apostel in der Bibel denken; an ihr Versagen, denkt einfach nur an den Verrat von Judas, die Verleugnung von Petrus und vieles andere. All das gibt es in der Gemeinschaft der Jesusnachfolger von Anfang an. Die Kirche und ihr Glaube an Jesus sind nämlich dafür da, dass aus Sündern bessere Menschen werden, Menschen die wirklich mit Gott leben, weil sie ihn kennen und lieben. Aber dass das nicht immer schon der Fall ist, sehen wir auch an jedem von uns. Keiner ist ganz heil und jeder braucht so etwas wie Erlösung. Das heißt: Ja, natürlich hat die Kirche ein Glaubwürdigkeitsproblem. Aber ehrlich gesagt, das hatte sie schon immer, weil ihre Vertreter zwar werden sollen wie Jesus - aber es eben noch nicht sind und es oft genug nur halbherzig oder gar nicht wirklich werden wollen. Die Tatsache also, dass wir Menschen Sünder sind - und Erlösung brauchen und daher auch geneigt sind, Jesus und den Glauben zu verraten, das gehört von Anfang an in das Bild von Kirche mit hinein. Das erklärt noch nicht alle Skandale oder alles Abstoßende und es entschuldigt das schon gar nicht, aber es erklärt auch etwas.
Gleichzeitig gibt es auf der Welt eine Vielzahl von Religionen. Und die Katholiken behaupten einfach, im Besitz der Wahrheit zu sein. Na toll - und was machen die anderen, die Muslime, die Juden und alle anderen Religionen und Überzeugungen? Es gibt ja auch keine oberste Wahrheitsinstanz für alle, die das klären könnte. Eine Art oberreligiösen Führer, der als neutraler Schiedsrichter sagt: "In dem Punkt haben die Katholiken mehr recht und da sind Buddhisten gescheiter und dort die Evangelischen?" Diese Vielfalt der Religionen führt dann viele Menschen zu dem Punkt, dass sie sich ihren eigenen Glauben basteln: Ein wenig von hier, ein wenig von dort - und so entsteht eine Art Patchwork-Religion, die vermutlich das religiöse Phänomen ist,...
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