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Ein Land vor dem Zusammenbruch - und nur 24 Stunden, um die Katastrophe aufzuhalten ...
Helsinki 2027. Leo Koski, der junge Ministerpräsident Finnlands, ist charismatisch. Was niemand weiß: Er ist nur die Marionette einer Gilde reicher Männer. Sie sind es, die bestimmen. Die Spaltung der Gesellschaft und die zunehmende Armut in weiten Teilen der Bevölkerung sind ihnen egal.
Doch als sich eine junge Frau am Vorabend einer großen Massenkundgebung aus Protest selbst anzündet, gerät das Machtgefüge ins Wanken. Die Frau hatte zuvor Briefe verschickt, um das Land aufzurütteln. In dieser aufgeheizten politischen Lage wendet sich der Ministerpräsident das erste Mal von seinen Geldgebern ab. Aber auf wen kann er noch zählen? Auf seinen Ziehvater und reichsten Mann Finnlands Pontus Ebeling? Auf die Führungsfigur der Linken, Emma Erola?
Koski hat nur 24 Stunden, um sein Land vor einer Katastrophe und unzähligen Toten zu bewahren. Der Countdown beginnt ...
Ein gekonnt gemachter internationaler Thriller über die Gefahren, die westlichen Gesellschaften drohen ? und über die notwendige Entschlossenheit, sich dagegen zu wehren
Das Taxi fuhr vor dem Terminal 2 am Flughafen Helsinki-Vantaa in die Haltespur und bremste.
Lewis Higgins, Dozent an der Universität Edinburgh, hielt dem Fahrer von der Rückbank aus die Kreditkarte hin, noch ehe die Reifen stillstanden.
Come on, hurry up .
Der Fahrer schob den Schalthebel in Parkstellung und reichte Higgins das Kartenlesegerät. Das Gerät forderte die Eingabe des PIN-Codes, und er tippte ihn so schnell, wie seine zitternden Finger es zuließen.
Er war am Taxistand in den ersten freien Wagen gesprungen, obwohl er zu einem großen Taxiunternehmen gehörte, das seine Fahrer mit Dumpinglöhnen sklavisch ausbeutete. Higgins wollte einfach nur schnell weg. Weg aus Finnland.
Er schnappte sich seine Computertasche, stürzte aus dem Taxi und wäre fast über eine der Jungbärenskulpturen gestolpert, die vor dem Terminal wachten. Der Taxifahrer schaute ihm kurz nach und fuhr dann davon.
Außer dem Computer hatte Higgins kein Gepäck bei sich. Alles war im Hotel geblieben.
Vor dem Terminal schaute er sich kurz um. In der Nacht hatte sich endlich eine weiße Schneedecke gebildet, wie er sie bei jeder seiner Reisen in das herbstliche Finnland herbeigesehnt hatte. Doch jetzt hatte er keine Zeit, sich daran zu erfreuen. Er stürmte durch die Automatiktür.
Beim Gehen beäugte er die Passanten und Flughafenmitarbeiter im Eingangsbereich. Hat dieser Mann mich angeschaut? Ein einzeln stehender Mann auf dem Gehweg trug einen legeren Trainingsanzug, aber seine Haltung war unnatürlich gerade und sein Blick wachsam. Higgins hatte das Gefühl, als ob dieser Mann ihn beobachtete, aber sicher war er sich nicht.
Hinter der Automatiktür erstreckte sich die geräumige Abfertigungshalle vom Terminal 2, in der an diesem Samstagmorgen ungewöhnlich reger Betrieb herrschte. Viele Reisende starteten bereits diese Woche in ihre Weihnachtsferien.
Higgins suchte auf der riesigen Anzeigetafel nach der Maschine Richtung Edinburgh. Es sah so aus, als würde der Flug planmäßig starten. Sein Ticket hatte er sich gerade im Taxi gekauft. Zu einem unverschämt hohen Preis. Dennoch hatte er keine Sekunde gezögert, den Kauf mit seinem Fingerabdruck zu bestätigen.
Auf dem Weg zur Sicherheitskontrolle warf er einen Blick über die Schulter. Der Mann vom Eingang war nirgends zu sehen. Higgins eilte zum Ende der Schlange, überholte mit zwei schnellen Schritten eine Familie, die der Kleidung nach in den Süden unterwegs war.
Der Familienvater warf ihm einen missbilligenden Blick zu, machte aber kein Trara wegen des Vordrängelns. Higgins meinte mal gehört zu haben, die Finnen seien Weltmeister im Schlangestehen. Zumindest waren sie still und höflich.
Auch diese Leute werden sich die Augen reiben, wenn sie am Swimmingpool auf ihren Handys in den Nachrichten lesen, was in ihrem Heimatland vor sich geht.
Higgins lauerte wie ein Falke darauf, dass es vorwärtsging. Schaffte er es durch die Sicherheitskontrolle, wäre alles in Ordnung. Doch auch jetzt war er bereits von Menschen umgeben. Eigentlich konnte ihm doch nichts mehr passieren.
Er nahm den Computer aus der Tasche und legte ihn zusammen mit seiner runden, randlosen Brille zum Durchleuchten in einen der Körbe. Er selbst trat durch den Metalldetektor.
»Haben Sie weiteres Gepäck? Any luggage?«, fragte der Sicherheitsbeamte.
»Nur den Computer«, antwortete Higgins auf Englisch.
»Wie bitte?«, fragte der Beamte.
Higgins seufzte. Er hatte schnell begriffen, dass man in Finnland seinen schottischen Akzent nicht verstand, und sich darum angewöhnt, seine Worte zum besseren Verständnis in die Länge zu ziehen.
»Einen Computer. Nichts weiter«, formulierte er überdeutlich.
Der Beamte begutachtete ihn misstrauisch, und Higgins konnte es ihm nicht einmal übelnehmen. Ein nervös auftretender Nuschler ohne Gepäck hätte auch seinen Argwohn geweckt.
Ein zweiter Beamter trat hinzu und bat ihn mitzukommen:
»Zufallskontrolle.«
Nein! Higgins fühlte, wie sich seine Atemwege verengten. Am liebsten hätte er geschrien und wäre an den Sicherheitsbeamten vorbei zum Flugsteig gerannt.
Nur mit Mühe zwang er sich, dem Beamten in einen kleinen Raum zu folgen.
»Ich muss meinen Flug kriegen«, sagte er.
»Entschuldigung, was haben Sie gesagt?«
»Mein Flug! In dreißig Minuten! Wichtig!«, sagte Higgins silbenweise und klopfte sich zur Verdeutlichung seiner Eile auf das Handgelenk.
Der Beamte nickte, schloss die Tür und zog den Sprengstoffdetektor heran. Er wischte über Higgins' Hände und die Tasche. Dann setzte er sich.
»Kann ich jetzt gehen?«
Der Beamte schüttelte den Kopf. »Wir warten noch auf den Hund.«
Higgins sackte auf den Stuhl und übte sich in Geduld.
Kurz darauf wurde die Tür geöffnet, und herein kam ein hyperaktiv agierender Hund. Higgins erstarrte, als der Hund mit schnellen Bewegungen seinen Stuhl umkreiste, obwohl er wusste, dass es keinen Grund zur Sorge gab. Er war in seinem ganzen Leben noch nie mit Drogen in Berührung gekommen, geschweige denn mit Sprengstoff.
Nachdem ihn der Hund eine Weile beschnüffelt hatte, sagte der Hundeführer etwas mit monotoner Stimme auf Finnisch. Der Sicherheitsbeamte schlurfte zur Tür und öffnete sie. Er bedeutete Higgins mit der Hand, dass er gehen konnte.
Higgins sprang auf und sah auf die Uhr: 7.46 Uhr. Er konnte seinen Flug noch schaffen.
Er schnappte sich seine Computertasche vom Tisch, trat durch die Tür und stand mitten in der Kosmetikabteilung des Duty-Free-Shops, die alle durchqueren mussten, wenn sie die Sicherheitskontrolle passiert hatten. Dahinter war der unregelmäßige Strom zu den Gates zu sehen, in den er sich stürzen wollte. Dann noch die Passkontrolle am Gate, und er hatte es geschafft.
Da vernahm er neben sich eine Stimme.
»Verzeihung, darf ich kurz stören?«
Higgins sah neben sich eine Frau und fühlte, wie die Welt um ihn herum zusammenstürzte. Nicht jetzt noch. Sie trug eine Uniform und sorgfältig geschnittene, hinter die Ohren gekämmte kurze Haare - offensichtlich jemand von der Sicherheitsabteilung.
Sie hob die Hand. Higgins sah, dass sie etwas in der Hand hielt. Eine Mund-Nasen-Maske.
»Benötigen Sie eventuell noch eine?«, fragte sie.
»Entschuldigung. Ich habe meine in der Eile im Hotel vergessen.«
»Kein Problem. Wir wissen, dass es sich im Moment vielleicht überflüssig anfühlt. Aber Vorschrift ist Vorschrift.«
Sie reichte ihm eine blau-weiße Gesichtsmaske, die nicht verpackt war. »Sie ist aus Stoff, aber frisch desinfiziert.«
Lewis Higgins griff nach der Maske, setzte sie auf und bedankte sich. Die Frau winkte zum Abschied und wandte sich um.
Higgins schlängelte sich an den Regalen der Kosmetikabteilung vorbei. Dank der Maske traf ihn der Parfümdunst nicht so stark. Das Einzige, was er roch, waren die Stofffasern, das Desinfektionsmittel und das Adrenalin in seinem Schweiß, der ihm vor lauter Stress unter der Maske über die Oberlippe lief. Durch die hohe Glasfront sah er die Flugzeuge, die vor den Gates auf Passagiere warteten. Er merkte, wie er sich unwillkürlich bekreuzigte, obwohl er die Geste, die ihn seine katholische Mutter gelehrt hatte, seit Jahren nicht ausgeführt hatte.
Sein Gang wurde mit jedem Schritt leichter, je näher er der Maschine nach Edinburgh kam. Ich verlasse Schottland nie wieder.
Er setzte seine Brille ab und zog die Maske unters Kinn, als er die Gesichtserkennung der elektronischen Passkontrolle erreichte. Die Pforte öffnete sich. Im Flugzeug versuchte er ruhig zu bleiben, als die Leute vor ihm den Gang versperrten, um irgendwelche Dinge hervorzukramen, die sie während des Fluges unbedingt brauchten, aber trotzdem im tiefsten Winkel ihrer Taschen verstaut hatten. Endlich konnte er sich auf seinen Fensterplatz zwängen.
Sein Frühstück war jäh unterbrochen worden. Er schob seine Computertasche unter den Sitz und entnahm ihr vorher noch einen alten Schokoriegel. Die Finnen waren auf diese Schokolade ungemein stolz, Higgins allerdings fand den Geschmack nicht bemerkenswert. Die Schokolade enthielt zu viel Zucker und schmeckte gleichzeitig nach Salz. Das hinterließ einen eigentümlichen Nachgeschmack auf der Zunge. Er steckte sich das erste Stück von insgesamt fünf in den Mund.
Als das Flugzeug über die Startbahn rollte, ging Higgins die Erlebnisse der letzten Zeit in Gedanken durch. Die vergangenen sechs Monate kamen ihm vor wie eine Ewigkeit. So viel Elan. So viel Hoffnung. Und dann ist der Betrug aufgeflogen.
Durch einen unglücklichen Zufall hatte er letzte Nacht eine neue Seite an seinen finnischen Gastgebern entdecken müssen. Die Enthüllung ließ seine ganze bisherige Arbeit in einem neuen Licht erscheinen. An diesem Wochenende würde Finnland zum Versuchslabor eines historischen Experiments werden. Nur mit einer Versuchsanordnung, die Higgins nie erwartet hätte.
Er wusste, dass er eine Teilschuld trug an dem, was kommen würde. Mit etwas Derartigem hatte er sein Gewissen nie belasten wollen. Hätte er erst einmal sich selbst in Sicherheit gebracht, würde er versuchen, die Katastrophe noch abzuwenden. Das würde nicht leicht werden, denn die Pläne waren weit vorangeschritten.
Das Flugfeld war komplett weiß mit Ausnahme der geräumten Startbahn. In vielen anderen Ländern hätte der Schneefall von letzter...
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