Schweitzer Fachinformationen
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In diesem Abschnitt wollen wir uns ansehen, wie behinderte Menschen mit PDF-Dokumenten umgehen. Auch wenn ich davon ausgehe, dass auch viele andere Menschen von barrierefreien Dokumenten profitieren können, konzentriere ich mich an dieser Stelle auf die drei Gruppen, die am stärksten davon profitieren bzw. darauf angewiesen sind. Dies sind
Im anglo-amerikanischen Raum spricht man auch von Reading oder Print Disabilities. In Deutschland haben sich diese Begriffe bisher nicht etabliert.
Bitte bedenken Sie stets, dass alle Behinderungen in Kombination auftreten können. Eine Person, die sowohl motorisch behindert als auch sehbehindert ist, ist stärker auf Barrierefreiheit angewiesen. Außerdem verwenden viele Menschen keine assistive Technologie, etwa weil sie deren Möglichkeiten nicht kennen oder weil sie sie nicht bedienen können. Deshalb rate ich generell vom Einsatz von Schutz-Mechanismen für PDF-Dokumente ab. Viele Menschen verwenden alternative Lese-Werkzeuge, das funktioniert aber nur, wenn es keinen Schutz vor dem Kopieren von Inhalten gibt. Sie sind etwa darauf angewiesen, dass integrierte Zoom- oder Vorlese-Möglichkeiten funktionieren.
Viele der genannten Gruppen benutzen ausschließlich die Tastatur oder auf der Tastatur-Schnittstelle basierende Eingabegeräte. Deswegen ist die Tastatur-Bedienbarkeit eine Basis-Anforderung der Barrierefreiheit.
Mit blinden Menschen sind an dieser Stelle Personen gemeint, die mit blinden-typischen assistiven Technologien arbeiten. Es gibt auch Blinde, die noch mit Bildschirm-Lupe oder anderen Hilfen am Computer arbeiten können. Sie können im gesetzlichen Sinne blind sein, arbeiten aber wie sehbehinderte Menschen.
Blinde verwenden in der Regel eine assistive Technologie namens Screenreader, zu Deutsch etwa Bildschirm-Leser. Die Software übersetzt die visuellen Inhalte in eine Form, die von Blinden nachvollzogen werden kann. Bei Grafiken wird etwa der Alternativtext ausgegeben, bei Tabellen die Position der Tabellenzelle und deren Inhalt, bei Formularen die Art des Eingabefeldes und falls vorhanden deren Inhalt oder Status.
Die Ausgabe erfolgt als Sprache oder Blindenschrift auf speziellen Geräten, den Braille Displays. Der Screenreader ist darauf angewiesen, dass Informationen korrekt, also barrierefrei hinterlegt wurden. Fehlt etwa die Bezeichnung des Eingabefeldes, weiß der Blinde nicht, was er dort eintragen soll. Eine blinde Person kann nicht erkennen, wie zwei Elemente wie etwa eine Beschriftung und ein Eingabefeld zueinander positioniert sind. Der Screenreader gibt zum Beispiel "Nachname, Eingabefeld, Vorname, Eingabefeld" aus. Ohne eine maschinelle Verknüpfung von Beschriftung und Eingabefeld weiß der Blinde nicht, ob er seinen Nachnamen oder seinen Vornamen in dieses Feld eingeben muss.
Ebenso sind Blinde auf adäquate Bildbeschreibungen angewiesen. Sie wissen nicht, ob ein Bild bedeutsam ist oder ob die Bild-Beschreibung tatsächlich zum Inhalt passt.
Ein Screenreader kann Informationen nur sequentiell ausgeben, das heißt, ein Blinder sieht alle Inhalte linear, auch wenn sie visuell nebeneinander angeordnet sind. Deswegen ist für einen Blinden auch die Lese- bzw. Tab-Reihenfolge wichtig. Werden Text-Spalten oder Tabellen nicht korrekt linearisiert, sind sie für Blinde im schlimmsten Fall völlig unverständlich.
Auch die Hierarchie oder Beziehung von Elementen ist Blinden nicht klar. Die Hierarchie wird Sehenden meistens durch Position oder Größen-Unterschiede vermittelt. In Fachkreisen spricht man von sensorischen Merkmalen, wenn Informationen nur über einen bestimmten Sinneskanal vermittelt werden.
Die Auswirkungen einer Sehbehinderung sind sehr unterschiedlich. Im Wesentlichen lassen sich aber drei Auswirkungen unterscheiden:
Die genannten Einschränkungen können auch in Kombination auftreten.
Sehbehinderte haben unterschiedliche Möglichkeiten, sich Inhalte zugänglich zu machen. Sie können innerhalb der Betriebssysteme Einstellungen treffen, die das Sehen erleichtern. Sie können etwa kontrastreichere Farbschemata einstellen oder Text größer anzeigen lassen. Außerdem können sie Inhalte größer oder kleiner zoomen.
Stark sehbehinderte Menschen greifen auf sogenannte Screen Magnifier, zu Deutsch Bildschirm-Vergrößerung oder Bildschirm-Lupe zurück. Damit lässt sich der Inhalt des Bildschirms bis zum 64-fachen vergrößern. Das heißt, dass ein einzelnes Programmsymbol oder ein Buchstabe den gesamten Bildschirm ausfüllt. In der Regel werden aber weniger starke Vergrößerungsgrade eingesetzt. Problematisch ist dabei, dass der Bildschirm schnell unübersichtlich wird, weil nur ein Teil des Bildschirms sichtbar ist und sowohl horizontal als auch vertikal gescrollt werden muss.
Die Magnifier können außerdem auch die Farbschemata anpassen. Eine Möglichkeit ist etwa die Invertierung des Bildschirms. Dann wird etwa schwarzer Text auf weißem Grund zu weißem Text auf schwarzem Grund. Dies erhöht für die Betroffenen die Lesbarkeit und reduziert die Blendung.
Bei starker Vergrößerung sind mehrspaltige Inhalte eine Herausforderung. Da man die Bildschirm-Lupe sowohl horizontal als auch vertikal bewegt, kann es schnell passieren, dass man Inhalte übersieht, wenn sie etwa zentriert oder rechtsbündig angeordnet sind. Für Sehbehinderte sind Achsen zur Orientierung wichtig. Sind Inhalte nicht nach einem bestimmten Schema angeordnet, können sie schnell übersehen werden.
Für Blinde und Sehbehinderte gilt gleichermaßen, dass für sie die kognitive Belastung erhöht ist. Sie haben nie einen Gesamt-Überblick über ein Dokument, können nicht schnell zwischen verschiedenen Stellen des Dokuments hin- und herwechseln und sind deshalb stark auf das Gedächtnis angewiesen. Hohe Komplexität wie verschachtelte Layouts oder mangelnde Barrierefreiheit können die kognitiven Barrieren erhöhen.
Bei motorisch behinderten Menschen ist die Bewegungs-Fähigkeit der Gliedmaßen eingeschränkt oder fehlt völlig. Es gibt eher leichte Einschränkungen der Bewegungsfähigkeit der Hände bis hin zur Querschnittslähmung vom Hals ab abwärts, das heißt, dass Hände und Arme nicht verwendet werden können.
Diese Personen steuern ein Gerät vor allem über verschiedene Eingabegeräte wie Augen- oder Zungensteuerung. Wichtig ist daneben auch die Sprachsteuerung. Für diesen Personenkreis sind etwa die Lesezeichen wichtig, damit sie sich schnell durch ein Dokument bewegen können. Für das Ausfüllen von Formularen sind außerdem die Auto-Ergänzungen und der zugängliche Name wichtig.
Eine wichtige Gruppe sind außerdem Personen mit Lese-Einschränkungen. Damit sind zum Beispiel folgende Gruppen gemeint:
Diese Gruppen sind generell sehr heterogen, was ihre Anforderungen angeht. Unter anderem deshalb sind sie im Diskurs rund um Barrierefreiheit unterrepräsentiert. Sie haben aber einen oder mehrere der folgenden Faktoren gemeinsam:
Dieser Personenkreis profitiert - wie auch Sehbehinderte - von einfachen Formatierungen, Störungs-Freiheit und einer guten Lesbarkeit. Folgende Maßnahmen können sinnvoll sein:
Sowohl seh- als auch lese-behinderte Menschen können sich Dokumente vorlesen lassen. Alle gängigen Betriebssysteme auf Computern und mobilen Geräten sowie der Adobe Reader und Microsoft Office auf dem Desktop verfügen über integrierte Vorlese-Funktionen.
Zu beachten ist dabei, dass...
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