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Das kleine Film-ABC für Interessierte
Beim Film gibt es zum Teil ein ganz eigenes Vokabular, einiges ist total albern, gebe ich ja zu . Darum erkläre ich vielleicht mal einiges für die Interessierten. Bitte merken!
A wie Anschlussrequisit: Wir drehen eine Szene, wo 27 Schweinebären mit 10 roten Gummibällen spielen. Für mich liest sich das wie eine Aufgabe aus der Wahrscheinlichkeitsrechnung, aber hier kann ich mich so richtig austoben - juhu! In der Szene vorher wurden diese 10 roten Gummibälle von einem Schauspieler laut Drehbuch/Szene in das Schweinebärgehege geworfen. In der Zwischenszene fährt ein Taxi eine Straße entlang und ein Komet schlägt ein, alle überleben. Schnitt zurück auf die Schweinebären (Zeitsprung): Was muss dringend zu sehen sein? Rrrrrichtig: die 27 Schweinebären und natürlich die 10 roten Bälle. Ideal wäre natürlich, alles mit den Schweinebären an einem Tag abzufeiern, aber oft ist dies aus drehplantechnischen, wettertechnischen, schweinebärtechnischen Gründen nicht möglich, sodass der Innenrequisiteur diese 10 roten Bälle (Anschlussrequisiten) an dem Tag, an dem laut Drehplan wieder die Schweinebären und ihre Bälle gedreht werden, dabeihaben muss. Die Schweinebären werden entweder vom Schweinebären-/Tierbetreuer gebracht und betreut oder wohnen auf einer Schweinebärenfarm, zu der das Filmteam fährt, also muss sich der Innenrequisiteur meist um diese Tiere nicht scheren - es sei denn, man will einen für zu Hause haben. Dann muss man Leute bestechen oder den Schweinebären kaufen. Klauen ist nicht! Requisiteursehre!
B wie Bostik: Dieses wundervolle Zeug begegnet uns in diesem Buch öfter. Es handelt sich nicht um einen osteuropäischen Boxmeister oder Professor für Rübenkunde, sondern um einen grauen Knetdichtstoff in Stangenform, der, weich geknetet und leicht chemisch riechend, zumeist benutzt wird, Gegenstände an Ort und Stelle zu halten. Besonders beliebt: kleine Bilderrahmen, Plakate und Poster, Nummernschilder von Autos, sofern man genug davon benutzt und einen gewissen masochistischen Nervenkitzel schätzt, denn diese Nummernschilder in voller Fahrt zu verlieren, ist alles andere als toll. Und bei Regen hilft alles Bostik der Welt nicht mehr. Mittlerweile werden Nummernschilder aber anders befestigt, zum Beispiel mit Click-on-Rahmen oder durchsichtigen Kabelbindern. Zum Glück! Der Nachteil von Bostik ist sein unbändiges Durchfettverhalten bei Papier. Und sein Geruch nach ollen Turnschuhen.
B wie Best Boy: Ein »Best Boy« ist nicht etwa ein Musterknabe, sondern in dem Falle der Assistent des Oberbeleuchters - auch weibliche Assistentinnen werden übrigens als »Best Boy« bezeichnet! Ich wüsste gerne mal, ob es in dieser doch sehr männerlastigen Abteilung schon mal Aufruhr der weiblichen Best Boys deswegen gegeben hat. Ich sage mal so: Manche Dinge sind beim Film einfach seit Urzeiten in Stein gemeißelt. Einen solchen Aufruhr würde von den Kollegen auch niemand so richtig ernst nehmen. Ich war ja auch ein »Prop master« und keine »Prop mastress«. Das sieht lustigerweise 1) eher nach »mattress« aus und gibt dem Ganzen so einen vulgären Touch und hat b) so etwas St. Paulihaftes. Und hat mich persönlich nie auch nur eine einzige schlaflose Nacht gekostet.
C wie Cherrypicker: Ein Cherrypicker (»Kirschenpflücker« - ja, das ginge auch damit! Korb zum Sammeln dann nicht vergessen!) ist nichts anderes als ein hydraulischer Kran mit einem Ausleger, an dessen Ende eine - wie ich finde - mehr oder weniger wackelige Arbeitsbühne montiert ist. Meist werden diese Kräne benötigt, um entweder eine große Filmlampe in die Höhe zu fahren, wenn zum Beispiel Mondlicht simuliert werden muss, oder um den hoffentlich schwindelfreien Kameramann in die Höhe zu bringen, wenn Dramaturgie und Drehbuch es verlangen, die Szene aus einer gewissen Höhe zu filmen. Ich war einmal gezwungen, in einem Cherrypicker mit einem kichernden, sadistischen Cherrypicker-Betreuer in die Höhe zu fahren, um irgendwelche komplizierten Requisiten durch ein Fenster im 5. Stock anzureichen, und hätte fast vor lauter Grauen wegen der Höhe fast mit dem Leben abgeschlossen. Ich hätte sogar freiwillig Tiramisu oder Königsberger Klopse gegessen, um da nicht hochzumüssen. Für Leute wie mich mit extremer Höhenangst (und sadistischen Kollegen, die das wissen) ist ein Cherrypicker ein Albtraum. Ich glaube sogar, der mitfahrende Kollege hat noch extra viel gewackelt, um mich zu ärgern.
D wie Dolly: Nicht »Hello, Dolly«, aber fast: Ein Dolly ist der Transportwagen, auf dem die Kamera wackelfrei montiert wird. Gezogen oder geschoben wird der Dolly (nicht die Dolly) vom Dolly Grip, das ist der Bühnenmann, entweder auf Schienen oder auf Gummirollen.
F wie Fett-Filter: Eine mit Vaseline oder anderem Fett bestrichene Glasscheibe, die vor der Kamera platziert wird, um interessante verfremdende Effekte zu erzielen. Geht auch mit bunt gefärbter Vaseline. Dann ist es noch interessanter.
G wie Grip: »Get a grip« heißt so viel wie »Komm mal klar«, kann aber auch heißen: »Hol mal einen Bühnentechniker«, denn nichts anderes ist ein »Grip« - mit zahlreichen Unterscheidungen in »Key grip«, »Dolly grip«, »Head grip«. Der Bühnentechniker sorgt unter anderem für das Verlegen der Schienen, auf denen der Dolly (Kamerawagen) fährt, siehe oben unter »D«.
H wie »Ham it up«: Bezeichnet das angestrengte Überagieren eines oder mehrerer Schauspieler, was manchmal stark an einen Stummfilm erinnert. Habe ich alles gesehen. Mehrmals. Wenn ich Glück hatte, konnte ich rausgehen, um ungestört irgendwo lachend rumzurollen. Wenn ich Pech hatte, musste ich bleiben und mich mühsam beherrschen. Es ist dann ratsam, den Blickkontakt zu Filmkollegen zu meiden, die genauso albern sind wie ich.
I wie Insert: Extreme Nahaufnahme von . eigentlich allem: Waffen, Händen am Lenkrad, aufgerissene Augen eines Schweinebären . oder Blumen, wo die Anschlüsse nicht stimmen (lest das Kapitel »Ein Bayer auf Rügen«, dann wisst ihr schon). Inserts sollen die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf ein Detail lenken und dienen meist dem Spannungsaufbau.
K wie Krokoklemme: Eine äußerst starke Klemme, die mit ihren zahnartigen Haltenoppen an ein Krokodilmaul erinnert. An dem Zapfen an der Oberseite kann man kleine Scheinwerfer verankern. Man kann auch unbeliebte Kollegen damit an irgendwelchen Gartenzäunen festklemmen, wenn es beide Seiten wirklich wollen.
L wie Lassoband: Befestigungsband für sämtliche zu lösenden Fixierungsprobleme am Filmset. Gibt's hauptsächlich in Schwarz, Weiß und Silber, auch bekannt als Gaffa-Tape, Gaffer's Tape (englisch: gaffer = Oberbeleuchter), Gaffa-Band. Ich liebe es und benutze es im häuslichen Rahmen andauernd. Manche hartgesottenen Kollegen benutzen Gaffa-Band auch als Pflasterersatz. Ich habe das mehrmals miterlebt und in zwei Fällen (einmal Finger, einmal Stirn) dafür gesorgt, dass ein Arzt draufguckt. Beide Fälle endeten damit, dass genäht werden musste. Gern geschehen, Jungs. Keine Helden ohne Narben! Merke: Tetanusspritzen sind ratsam!
M wie Molton: Hat nichts mit Moll oder Dur zu tun, sondern ist ein sehr schwerer schwarzer, wie ich finde, grauenvoll anzufassender Stoff, der zumeist dazu verwendet wird, im Hintergrund unliebsame Dinge, schlafende Kollegen, Leichen oder Ähnliches abzudecken oder Fenster zu verdunkeln, wenn eine Nachtszene gedreht wird.
N wie Nachdreh: Kann passieren: Eine Szene, ein ganzer Drehtag oder nur einige Details müssen aufgrund von technischen oder anderen Gründen wiederholt/nachgedreht werden. Analog dazu der
Nachtdreh: Dreharbeiten, die aus dramaturgischen oder anderen Gründen nachts stattfinden.
O wie O-Ton: O-Ton ist der originale Ton, der einem begegnet, wenn man zum Beispiel im Zoo, im Wald, auf der Straße dreht . Windrauschen, Vogelzirpen, Autolärm, Flugzeuge, auch Rasenmäher, lärmende Handwerker, Züge (sind extrem unbeliebt bei den Kollegen vom Ton!). Am Ende jeder Einstellung bzw. jedes Bildes müssen alle Kollegen innehalten und sozusagen eine Schweigeminute einlegen, während die Tonabteilung mit verträumtem Gesicht den »O-Ton aufnimmt«, auch wenn es nur Stille ist - das ist dann die Raum-Atmo. Blöd, wenn man kurz vor einem Husten-, Lach- oder Niesanfall steht, gepaart mit einer laut tickenden Armbanduhr . auch Kollegen mit Blähungen sind dann nicht gern gesehen bzw. gehört. Das Schlimme ist, dass jeder weiß, wer die Bohnen nicht vertragen hat, denn meist werden diese Kollegen knallrot und lachen verschämt.
O wie Outtakes: Wer liebt sie nicht - die Aufnahmen, die aufgrund von Lachanfällen der Schauspieler, Versprechern und Filmpannen aller Art nicht verwendet werden können (leider!). Bei Film-Abschlussfesten werden sie gerne als Zusammenschnitt gezeigt, deswegen herrscht dort schon immer große Vorfreude. Mein Traum war immer ein abendfüllendes Werk mit ausschließlich Outtakes und Anschlussfehlern .
P wie Polecat: Da gab es doch mal diese Rockabilly-Band in den 80ern . Aber eine Polecat in diesem Falle ist nichts anderes als eine Stange, die zwischen zwei Wänden eingeklemmt wird, um zumeist Scheinwerfer an ihr zu befestigen. Geht natürlich auch, etwas niedriger eingeklemmt, als Limbo-Dance-Stange bei alkoholseligen Abschlussfesten. Es empfiehlt sich - und die Profis machen das natürlich -, bei Wänden mit Seidentapeten...
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