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Er steht mit einem Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf der Most-Wanted-Liste des FBI. Er steckt hinter vielen Konflikten dieser Welt. Er wird seit fast zwei Jahrzehnten von Geheimdiensten wie CIA, NSA, MI6, Mossad, BND gejagt: Der Chinese Karl Lee gilt ihnen als gefährlichster Mann der Welt.
Es beginnt in Cambridge, Massachusetts. Ein ehemaliger FBI-Analyst meldet sich aus dem Nichts bei den Autoren, international bekannten Investivativreportern. Er berichtet von der langjährigen Suche nach einem Chinesen, der gefährlichste Waffentechnik verkauft. Der alle Embargos unterläuft. Der brutalste Diktatoren unterstützt. Der hinter den Kriegen der Gegenwart und der Zukunft steckt.
Die Jagd auf Karl Lee beginnt 2006, noch unter George W. Bush, sie wird ausgeweitet unter Obama, fortgeführt von Trump und Biden. Er reist um die Welt, doch nie gelingt es den Geheimdiensten des Westens, ihn zu fassen. Warum nicht? Wer schützt Karl Lee?
Die Autoren nehmen die Spuren auf. Ihre Recherchen führen sie durch Europa, Israel, die USA, bis nach Asien. Sie geraten immer tiefer in die Abgründe der Geheimdienste und blicken hinter die Kulissen der internationalen Politik. In China schließlich verstehen sie, worum es wirklich geht.
Das neue Buch der preisgekrönten Investigativjournalisten ist die Geschichte einer spektakulären Recherche, ein Lehrstück über die Machtlosigkeit des Westens und über den Aufstieg Chinas und ein erbarmungsloser Blick auf die neue Weltordnung.
"Ein brillantes Buch" "Die derzeitige Nähe zwischen Präsident Xi Jinping und dem Kremlmachthaber Wladimir Putin zeigt, dass diese Strategie auch für Chinas Verhältnis zu Russland Gültigkeit hat - und zwar aus der von Peking seit jeher angestrebten Position der Stärke heraus. Dass eine thrillerartige Geschichte wie ein Schlaglicht internationale Konstellationen enthüllt, kommt üblicherweise nur in Romanen und Kinofilmen vor. In der Karl-Lee-Story indessen muss gar nichts erst per Drehbuch konstruiert werden, um jenen größeren Zusammenhang sichtbar zu machen: als ganz realen Albtraum"
"Hellsichtig, spannend und lebendig erzählt" Luke Harding
Karl Lee blickt direkt in die Kamera. Den Kopf mit der ausgeprägt breiten Kinnlade hat er leicht in den Nacken gelegt, sein Gesichtsausdruck ist teilnahmslos. Oder ist da die leise Andeutung eines Lächelns? Schwer zu sagen, die Bildqualität ist nicht gut genug.
Seine dichten schwarzen Haare fallen ihm leicht gewellt in die Stirn, berühren die dunklen Augenbrauen. Die Lippen voll, das rechte Augenlid hängt ein wenig, und knapp unter seinem rechten Nasenloch ist ein Muttermal zu erahnen - das haben die Fahnder des FBI auch als »besonderes Kennzeichen« vermerkt. Die Beamten haben außerdem notiert, dass Karl Lee fünf Fuß und sieben Zoll groß sein soll - also umgerechnet 1,70 Meter - und etwa 150 Pfund oder 68 Kilogramm schwer, die Augen: braun, Geschlecht: männlich, Herkunft: asiatisch, Nationalität: chinesisch.
Das Auffallendste an dem Poster ist der gefettete rote Schriftzug direkt über dem Foto: »WANTED BY THE FBI« steht da in Großbuchstaben, »GESUCHT VOM FBI« - von der Ermittlungsbehörde, die gleichzeitig ein Geheimdienst ist. Die US-Ermittler haben Karl Lee auf ihrer legendären Most-wanted-Liste zur Fahndung ausgeschrieben, gemeinsam mit Serienmördern, Missbrauchstätern und Menschenhändlern, mit Millionenbetrügern, ausländischen Spionen und Terroristen. Doch gegen ihn erscheinen fast all die anderen wie kleine Fische, denn auf niemanden ist derzeit ein höheres Kopfgeld ausgesetzt: Wer entscheidend zu Karl Lees Verhaftung beiträgt, kann sich fünf Millionen Dollar verdienen.
Jemanden, den das FBI weltweit mit einem derart hohen Kopfgeld sucht, kann man wohl gemeinhin als einen Staatsfeind der USA bezeichnen. Fünf Millionen - das ist die internationale Topliga des Verbrechens. Auf den Chef des mexikanischen Sinaloa-Kartells, Joaquín »El Chapo« Guzmán, hatten die US-Behörden einst dieselbe Summe ausgesetzt. Auch für Hinweise zur Festnahme von al-Qaida-Chef Osama bin Laden schrieben die USA fünf Millionen Dollar aus, nachdem er 1998 die Anschläge auf die US-Botschaften in Daressalam und Nairobi organisiert hatte.
Karl Lee ist jedoch kein Drogenboss, und er befehligt auch keine Terrorgruppe. Er ist ein unscheinbarer Kaufmann aus einer entlegenen Provinz Chinas.
Seinetwegen stehen wir an einem klaren Tag im Februar 2018 in Cambridge, Massachusetts, auf dem Gelände der ältesten Universität der Vereinigten Staaten - und auch der wohl berühmtesten. Sie hat 161 Nobelpreisträger hervorgebracht. John F. Kennedy hat hier ebenso studiert wie George W. Bush, Barack Obama und fünf weitere US-Präsidenten.
»Veritas« lautet das Motto der 1636 gegründeten Harvard University - Wahrheit. So steht es am gusseisernen Torbogen, durch den wir den Harvard Yard betreten haben: eine Rasenfläche, so groß wie vier Fußballfelder, auf der sich rund ein Dutzend Backsteingebäude befinden. Angela Merkel wird hier ein Jahr später die Abschlussrede für die Absolventen halten, nur ein paar Schritte weiter startete Mark Zuckerberg Facebook; im Currier House, einem Studentenwohnheim auf dem Gelände, lebte Bill Gates, bis er Harvard ohne Abschluss verließ, um eine Firma namens Microsoft zu gründen. Und nebenan, am Harvard Square, kopierte der Whistleblower Daniel Ellsberg 1969 in einem Copyshop die streng geheimen Pentagon Papers, die bewiesen, dass die Öffentlichkeit über den Vietnamkrieg getäuscht wurde.
Und dann ist da noch die Harvard Kennedy School: eine der elitärsten Fakultäten der ohnehin schon elitären Harvard-Universität. Die Schule unten am Charles River ist ein Tummelplatz von Diplomaten und solchen, die es werden wollen, von Geheimdienstangehörigen und Militärs. Hier wird man zur selben Zeit angehende, aktuelle und ehemalige Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes Mossad finden, des britischen MI6 und der US-amerikanischen Geheimdienste NSA und CIA. Aber auch privilegierte chinesische Kader und nahöstliche Autokraten schicken ihre Sprösslinge hierher, oft unter falschem Namen - sogar die Tochter von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping hat hier studiert.
Wir sind mit einem Mann verabredet, dessen Spezialgebiet die Jagd ist: auf jene, die Diktatoren dieser Welt mit Raketen und Sprengköpfen versorgen. Er hat für das US-Justizministerium gearbeitet, für das Pentagon und das FBI.
Er war auch für Booz Allen Hamilton tätig, die Firma, die vieles erledigt, was das FBI nicht selbst erledigen möchte. Das Unternehmen geriet vor einigen Jahren in die Schlagzeilen, weil dort auch ein gewisser Edward Snowden gearbeitet hatte, bevor er flüchtete, sein Wissen an Journalisten weitergab und zum weltberühmten Whistleblower wurde.
Aaron Arnold hat uns über einen Mittelsmann kontaktiert. Er wolle reden, ließ er uns ausrichten. Worüber? Unklar. Auch wenn man uns schon früh gewarnt hat, dass sich an der Harvard University Mitarbeiter aller möglichen Geheimdienste und Diplomaten rumtreiben, die Journalisten für ihre Sache vereinnahmen wollen, sagen wir zu. Denn eines haben wir in den vergangenen Jahren gelernt: Wenn sich ein so hochkarätiger Experte wie Arnold meldet und sprechen will, sollten wir erst einmal zuhören - man weiß nie, ob daraus nicht eine Geschichte werden könnte.
Wir treffen ihn im »Charlie's Kitchen«, einer zweistöckigen Bar. Hierher kommen Dozenten, die auf Veröffentlichungen anstoßen wollen, oder Studenten, die ihren Tag bei Tintenfischringen und kräftigem India Pale Ale ausklingen lassen.
Als wir an diesem Dienstagnachmittag den Innenhof der Bar betreten, riecht es nach gebratenen Burgern, aus den Lautsprechern dröhnt Hardrockmusik, auf der Theke reihen sich die Bierflaschen. Und da steht Arnold auch schon vor uns: verspiegelte Sonnenbrille, roter Vollbart, Glatze, schmal geschnittener Anzug. Der Jäger.
Er grüßt mit festem Händedruck und führt uns zu seinem Stehtisch. Er bestellt Bier für alle, lässt einen Korb mit frittierten Tintenfischen kommen, die hier zu so ziemlich allem serviert werden, und dann fängt er an, von einem geheimnisvollen Unbekannten zu erzählen, der angeblich die amerikanischen Behörden an der Nase herumführt. Der sich seit zwei Jahrzehnten verstecken soll und schneller Firmen gründen und abwickeln lässt, als seine Verfolger schauen können. Sein Name ist Karl Lee - ein Waffenhändler, der laut Aaron Arnold in einer kaum durchschaubaren Halbwelt operiert und seine todbringenden Waren um den halben Globus verschifft. »Obwohl ihn Ermittler auf der ganzen Welt seit Jahren suchen, bleibt er ein Phantom«, sagt der ehemalige FBI-Analyst. Und nichts könne seine tödlichen Geschäfte stoppen.
Arnold erzählt, dass er auf Karl Lee gestoßen sei, als er vor einigen Jahren beim FBI Counterproliferation Center - kurz: CPC - angefangen habe. Die Spezialeinheit wurde 2011 gegründet, ihr Logo zeigt einen grimmigen Adler, auf dessen Kopf die US-Flagge projiziert ist; darunter eine Weltkugel und mehrere Zeichen für gefährliche Substanzen, das grelle schwarz-gelbe Atomsymbol etwa und das Warnschild für chemische Giftstoffe. Die Einheit, so die Selbstbeschreibung, soll den Schmuggel sensibler Technologien unterbinden, die für Massenvernichtungswaffen, Raketen, Weltraumwaffen oder konventionelle Waffen verwendet werden können.
Karl Lee stehe schon seit Jahren ganz oben auf der Liste der Ermittler, erzählt Aaron Arnold, während er neues India Pale Ale an den Tisch winkt. Der Chinese stelle fast alle anderen Fälle des FBI in den Schatten.
Die Tintenfischringe lässt der Ex-FBI-Mitarbeiter stehen. Er redet sich in Fahrt.
»Karl Lee ist nicht nur für die Vereinigten Staaten eine Bedrohung«, sagt Arnold. »Er ist eine Gefahr für die ganze Welt.«
Das Geschäft von Männern wie Karl Lee lebt vom Streben nach Macht. Tödlicher Macht. Schon seit Jahrzehnten versuchen die Regierungen einiger Schwellenländer, an Waffen zu kommen, die sie unantastbar machen. Massenvernichtungswaffen, die auf einen Schlag Hunderttausende töten können und die jeden Angriff auf diese Länder zu einem unbeherrschbaren Risiko werden lassen - für Weltmächte wie die Vereinigten Staaten und Russland, aber auch für rivalisierende Staaten in der jeweiligen Weltregion.
Biologische Kampfstoffe, Giftgas oder eine Atombombe dienen allerdings nur dann als wirksame Abschreckung, wenn man sie über weite Strecken hinweg feuern kann. Und hier kommen Raketen ins Spiel - und Männer wie Karl Lee.
Für Länder wie den Iran oder Nordkorea sei es schwierig, an Material für den Bau von Raketen und Sprengköpfen zu gelangen, erklärt Aaron Arnold. Das liege an den Sanktionen, die wegen ebendieser Rüstungsprogramme verhängt wurden. Deshalb seien Geschäftsleute mit Erfahrung und den richtigen Kontakten nötig. Fachleute, die das Vertrauen von Wissenschaftlern und Militärs genießen, die wissen, welchen Beamten sie schmieren und welche Transportrouten sie wählen müssen, um nicht erwischt zu werden. Zuverlässige Spezialisten, die Bauteile und Materialien in höchster Qualität liefern - am besten in großen Mengen und über viele Jahre.
Karl Lee sei ein solcher Spezialist - ja sogar der Spezialist.
Der chinesische Geschäftsmann betreibe dieses Geschäft in einem Ausmaß, das man von...
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