Schweitzer Fachinformationen
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Der Begriff des Kunstwerks unterliegt geschichtlichen Veränderungen. Die längste Zeit galt als Kunst, was mit einer gewissen Virtuosität gefertigt wurde, zudem aber auch in irgendeiner Hinsicht als sinnvoll gedacht und und schön wahrgenommen wurde. Was schön ist, ist aber selbst wieder schwierig zu definieren. Im 20. Jahrhundert hat sich der Kunstbegriff vom Virtuosen wegbewegt - hin zum Konzeptionellen. Marcel Duchamp öffnete die Tore mit seinem berühmten Urinal, das er so ausstellte, wie er es fand und überall vorhanden war. Die >Kunst< ist hier trotzdem nicht nur der Gedanke, sondern auch die direkt wahrnehmbare Verfremdung des Alltags. Anfang der 70er Jahre meinten viele Künstler sogar, das Malen von Gemälden habe sich als Kunstform erledigt.
Ihre Frage geht aber nicht auf die Qualität von Kunstwerken (besser vs schlechter), sondern eben nur darauf, wann etwas Gemaltes Kunst ist und wann etwas Gemaltes keine Kunst ist. Das ist heute tatsächlich nicht mehr zu entscheiden, weil ja auch ein nicht-virtuos gemaltes Gemälde durch Konzeption beeindrucken kann. Definitiv keine Kunst ist, wenn sozusagen gar nichts stimmt - wenn also weder ein Gedankenweg erkennbar ist noch die gewisse Akkuratesse und Penibilität in der Ausführung, nehmen wir als
Beispiel die Bilder, die kleine Kinder malen. Überhaupt können Sie an dem Unterschied zwischen >Kinderkunst< und >Erwachsenenkunst< erkennen, dass zum Gemälde als Kunstwerk etwas hinzukommen muss, dass über sein bloßes Vorhandensein hinausgeht.
Ich habe vor einiger Zeit hundert Texte zu einzelnen Kunstwerken seit dem Mittelalter bis heute verfassen müssen. Dazu war es nötig, dass ich mich auf jedes Kunstwerk sehr genau einlassen musste. Ich erforschte jedes Bild. Dabei passierte mir fast bei jedem Bild ein Aha-Erlebnis. Es gab einige Bilder, bei denen ich zuerst dachte, es würde mir gar nichts dazu einfallen - und dann war ich nach ein paar Stunden Beschäftigung mal überwältigt von dem, was ich da erkannte, in einigen Fällen neuerer Kunst aber auch enttäuscht. Ein schöne Erfahrung war auch Polke. Ich hielt vorher wenig von ihm, als ich dann aber mich mit einem Bild eingehend beschäftigte, war ich verblüfft, wie genau das Bild gedacht und gemacht war.
Das lässt sich aber auch so verstehen, dass ein Gemälde dann Kunst ist, wenn Sie sich damit länger beschäftigen können.
Zum Schluss noch ein Hinweis dazu, wie die >Qualität< sehr stark nur sozial definiert wird: Die Gemälde der Malerinnen erhalten immer noch weniger Würdigung als die Werke der Männer. Beschäftigt man sich eingehend mit der einen oder anderen Malerin des 20. Jahrhunderts, kann man geradezu erbost werden über die Ungerechtigkeit, mit denen auf der einen Seite einige Männer es durch auftrumpfendes Auftreten geschafft haben, mit relativ bescheidenen Werken in die erste Liga zu spielen (Jeff Koons oder Julian Schnabel rechne ich dazu, IMHO), während eine Fülle von Frauen mit zum Teil überragenden Werken nur als Randnotiz der Kunstgeschichte abgehandelt werden (wie gesagt, das ist jetzt subjektive Wertung).
Fritz Ivers
Foto 230 | Vase unvollendet - Öl auf Leinen - 1987 - Künstler Morwan Obed |2021
© Morwan Obed | Sony ILCE 7M2 |5,3 mm | f/2.8 | 1/100s |ISO 3200 - Aufgenommen am 27.08.1989 - Galerie Miller - München
Ein Kunstwerk etwas am Werk geben, dass es einzigartig macht, etwas, dass von einem Selbst dort drin steckt, von der eigenen Art, die Dinge zu sehen, zu fühlen, wahrzunehmen. Ich denke, ein Kunstwerk muss beseelt sein, damit es >gut< ist.
Seite und zum Foto 002 Völlig ungestellt und spontan entstand dieses Foto . Es zeigt ein Schar von Menschen, dicht gedrängt und zuhörend um die Fremdenführerin, die die historischen Ereignisse der antiken Stadt Thugga erklärt. Später wurde diese Aufnahme zweckentfremdet und umgemünzt als Foto die Menschen darstellen, die sich kurz vor einer politischen Demonstration sammeln und eine schnelle Lagebesprechung durchführen.
Seite und zum Foto 003 »Aufnahme aus deinem Konsulat?« »Ja, unsere Diplomaten des Hauses bereiten sich auf das Hieven der Nationalflagge und natürlich um die besten Plätze für das Posieren. Und während Sie sich unbeobachtet fühlen, entstanden diese und einige anderen Aufnahmen. Ich finde, bei den meisten Menschen entstehen somit wunderbare und einmalige Fotografien. Meine Leute würden es hassen und nicht verstehen. Zumindest nicht für den Anfang.« »Meine genauso, ich finde, Menschen immer nur frontal zu fotografieren, ist auf Dauer auch monoton.«
Seite zum Foto 019 - 4.Reihe von links nach rechts 3. Bild Es war heiß und schwül. Die Hitze, die wie ein Wall in der Luft steht und die Sonnenstrahlen, die unsere Haut zu versengen drohten an diesem Sonntagabend, wo wir alle zum Public Viewing am Münchner Flughafen, um das große Finale der Fußball-Europameisterschaft mitzufiebern dastanden. Deutschland gegen Spanien. Und am Ende hieß der Sieger Spanien. Und genau nach diesem Finale entstand dieses Foto.
Seite zum Foto 005 - 1.Reihe von links nach rechts 1. Bild »Magst du Selfies? Ich meine viele deiner Fotos sind mehr oder weniger Selfies«
»Oh ja, stimmt. Manchmal schon, mmmmh. Eigentlich immer. Mit den Selfies beantworte ich mir, wer ich bin und wer ich sein will. Es ist halt ein Selbstporträt meiner selbst und die Menschen um mich oder die ich dabei haben will. Trotzdem will ich nicht als selbstverliebter Narzisst gelten. Oder vielleicht ein bisschen schon.«
»Ob ich vielleicht sogar eine Narzisstin bin, habe ich mich auch schon gefragt.
Ich werde auch gerne geliked, und morgens vor dem Spiegel entwerfe ich auch meine Maske.
Aber ich denke ich bin ein sehr empathischer Mensch, da ich sehr mitfühlen kann, so dass es fast schmerzt.
Außerdem sind meine Werte Liebe und Frieden, wohingegen der Narzisst für Chaos, Hass und Krieg steht, und Empathie überhaupt nicht vorhanden ist. Also Nein, ich glaube nicht dass ich eine Narzisstin bin, allerdings sicherlich einige narzisstische Anteile habe.«
»Gleich zum Anfang will ich dir einen Rat geben, das dir genug passieren könnte, dass Fotos, die Dir gefallen, von Deinem Modell abgelehnt werden. Daher gilt die Regel für mich: Fotos meiner Freunde und Familie sind ganz allein meine Fotos, die ich nur für mich mache. Sie müssen keinen Regeln unterliegen - sie müssen mir gefallen.
Ein gutes Bild fasziniert noch in Jahren und bringt mich zurück zum Ort des Geschehens und der Erinnerung.«
»Im Haus der Kunst offenbarte ihnen die Komplexität, Avantgardismus und Vielschichtigkeit der modernen Kunst nach der stilvollen Schönheit des Impressionismus und Expressionismus.«
»Und hat es ihnen gefallen?«
Ȇberhaupt nicht. Sie waren eher schockiert und konsterniert von der forschen und umbruchartigen
Umsetzung des Modernismus mancher Künstler.«
»Eignet sich moderne Kunst besser als klassische, um ihnen einen Einstieg in die Kultur zu bieten?«
»Man sollte ihnen jede Kunst zugänglich machen. Die
Moderne ist aber tatsächlich oft ohne großes Wissen zu begreifen. Zudem arbeitet moderne Kunst oft mit
Videos, Computern, Beamern - Dingen, die Sie aus dem Alltag kennen. Das macht es ihnen leicht.«
Kunst hat viele Facetten. Arthur C. Danto hat mal gesagt, dass Kunstwerke eng an ihre Bedeutung gebunden sind, dass wenn man die Bedeutung kennt, die der
Künstler einem Werk zumisst, dann auch das Kunstwerk selber kenne. Dementsprechend hat jedes Kunstwerk eine Idee, die es vertritt. Auch Form, Farbe und Linie selber können eine Idee bilden, eine Idee die sich nur im Werk sich selber findet (L'art pour l'art). Die hier bereits ausgestellten Zeichnungen sind dafür ein gutes Beispiel. Es kommt also nicht darauf an, wie komplex ein Werk ist oder ob es etwas mimetisch darstellen kann, vielmehr ist es eine Mischung aus Konzeption (die Idee) und passender formaler Umsetzung (Form, Farbe, Linie). Gleichzeitig geht es aber auch darum sich mit zeitgenössischen Themen zu beschäftigten und die Kunst etwas weiterzubringen, indem mal selbstgestellte Problemfragen durch das eigene Werk beantwortet.
Sophie Doremi
Foto 021 | Tage der Museen I |2008 © Morwan Obed | Sony DSC H50 |5,3 mm | f/2.8 | 1/100s | ISO 100 - Aufgenommen am 17.08.2008 - Haus der Kunst - München
Aufnahmen bei mehrmaligen Besuchen der Museen und Ausstellungen in München mit den Kindern. Fotowurde vor dem Haus der Kunst aufgenommen.
Foto 023 | Ich mag keine Fotos von mir | 2020 © Morwan Obed | Sony ILCE-7M2 | 50 mm | f/ 2.0 |1/400s | ISO 400 - Aufgenommen am 17.10.2020 -...
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