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Es sind die Themen unserer Zeit: Klimawandel, Migration, Terrorismus, Atomwaffen, rassistische Gewalt. Es sind die Themen, die Barack Obama in acht Jahren als US-Präsident wie kein anderer Staatsmann verfolgt hat. In seinen Reden zieht er unaufgeregt und konzentriert Lehren aus einer fehlgeleiteten Politik der Vergangenheit und richtet den Blick auf die Zukunft. Barack Obama ist aber nicht nur ein scharfsinniger Politiker, er ist einer der Menschen, die sich nicht scheuen, Mitgefühl zu zeigen, Verzweiflung und Trauer. Unvergessen seine Rede beim Begräbnis von Nelson Mandela oder seine spontane Äußerung zu dem Attentat in Orlando. Auf seinen Reden gründet sich sein Vermächtnis, Ideale auch angesichts einer schwierigen Realität nicht zu verraten.
Rede über Rassismus in Amerika
Philadelphia, 18. März 2008
. »Wir, das Volk, von der Absicht geleitet, unseren Bund zu vervollkommnen .« Vor 221 Jahren hat sich eine Gruppe von Männern in einem Saal - den es auf der gegenüberliegenden Straßenseite immer noch gibt - versammelt und mit diesen einfachen Worten Amerikas unwahrscheinliches Experiment in Sachen Demokratie begonnen. Bauern und Gelehrte, Staatsmänner und Patrioten, die den Ozean überquert hatten, um Tyrannei und Verfolgung zu entkommen, ließen schließlich ihre Unabhängigkeitserklärung auf dem Konvent in Philadelphia, der das ganz Frühjahr 1787 dauerte, Wirklichkeit werden.
Das Dokument, das sie verabschiedeten, war zwar unterschrieben, aber nicht abgeschlossen. Es war befleckt von der Erbsünde dieser Nation: der Sklaverei. Eine Frage, die die Kolonien spaltete und auch den Konvent zum Stillstand brachte, bis die Gründerväter schließlich beschlossen, den Sklavenhandel weitere 20 Jahre zu erlauben und eine Lösung einer zukünftigen Generation zu überlassen. Dabei enthielt die Verfassung bereits die Antwort auf die Frage der Sklaverei - eine Verfassung, in deren Mittelpunkt das Ideal der Gleichheit aller Bürger und Bürgerinnen vor dem Gesetz stand; eine Verfassung, die ihrem Volk Freiheit und Gerechtigkeit versprach und einen Bund, der sich mit der Zeit vervollkommnen sollte.
Doch die Worte auf dem Pergament reichten nicht aus, um die Sklaven von ihren Fesseln zu befreien oder Männern und Frauen unabhängig von ihrer Hautfarbe und Religion die vollen Bürgerrechte der Vereinigten Staaten zu verschaffen.
Es bedurfte vieler Amerikaner, die in jeder Generation bereit waren, durch Protest und Kampf auf den Straßen und in den Gerichtssälen, durch Bürgerkrieg und zivilen Ungehorsam und immer unter großem Risiko die Lücke zwischen den Versprechen unserer Ideale und der Realität ihrer Zeit zu schließen.
Es war eine der Aufgaben, die wir uns zu Beginn des aktuellen Wahlkampfes stellten: den langen Marsch derer fortzusetzen, die sich vor uns aufgemacht haben; den Marsch in ein gerechteres, gleicheres, freieres, sozialeres und wohlhabenderes Amerika. Ich habe mich entschieden, zu diesem historischen Zeitpunkt für das Präsidentenamt zu kandidieren, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass wir den Herausforderungen unserer Zeit nicht begegnen können, wenn wir es nicht gemeinsam tun. Unser Bund wird dann vollkommen sein, wenn wir begreifen, dass unsere Geschichten unterschiedlich sein mögen, wir aber dieselben Hoffnungen teilen; dass wir vielleicht verschieden aussehen und unterschiedlicher Herkunft sind, aber das Gleiche wollen: eine bessere Zukunft für unsere Kinder und Enkel .
Doch die Äußerungen, die jetzt diesen Sturm entfesselt haben, waren nicht bloß kontrovers. Sie lassen sich nicht abtun als der Versuch eines Kirchenvertreters [Pastor Jeremiah Wright, dessen Kirche Obama in Chicago besuchte und der u. a. die US-Regierung für Aids und den 11. September verantwortlich machte], sich gegen offensichtliche Ungerechtigkeit aufzulehnen. Im Gegenteil, sie sind der Ausdruck einer völlig verzerrten Sicht auf dieses Land; einer Sicht, die den weißen Rassismus für endemisch hält und Amerikas Mängel höher veranschlagt als alles, was wir an Amerika schätzen; einer Sicht, der zufolge die Konflikte im Nahen und Mittleren Osten primär auf das Verhalten treuer Verbündeter wie Israel zurückzuführen sind und nicht etwa aus den perversen, hasserfüllten Ideologien des radikalen Islams hervorgehen.
Insofern waren Pastor Wrights Bemerkungen nicht nur falsch, sondern stiften Uneinigkeit in einer Zeit, wo Einigkeit nötig ist; sie waren aufgeladen mit rassischen Vorurteilen in einer Zeit, in der wir zusammenfinden müssen, um eine Reihe großer Probleme zu lösen - zwei Kriege, die Terrorismusgefahr, eine wankende Volkswirtschaft, die chronische Krise im Gesundheitswesen und einen Klimawandel mit womöglich verheerenden Folgen; lauter Probleme, die weder nur Schwarze noch Weiße, weder nur Asiaten noch Hispanics betreffen, sondern Probleme, die uns alle angehen. .
Ich glaube nicht, dass dieses Land es sich in diesem Moment leisten kann, die Rassenfrage zu ignorieren. .
Um die gegenwärtige Situation zu verstehen, ist es notwendig, uns daran zu erinnern, wie wir zu diesem Punkt gelangt sind. William Faulkner schrieb einmal: »Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.« An dieser Stelle muss nicht noch einmal die Geschichte rassischen Unrechts in diesem Lande wiedergegeben werden. Aber wir sollten nicht vergessen, dass viele der Gegensätze, die es heute zwischen der afroamerikanischen Gemeinde und der übrigen amerikanischen Gesellschaft gibt, auf die Ungleichheiten zurückzuführen sind, die frühere Generationen erleiden mussten: das brutale Erbe der Sklaverei und eine gesetzlich verankerte Rassendiskriminierung.
Schulen nur für Schwarze waren und sind schlechtere Schulen, und selbst über 50 Jahre nach Brown versus Board of Education [der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs von 1954, die gesetzliche Rassentrennung aufzuheben] haben wir dieses Problem immer noch nicht gelöst. Die schlechtere Ausbildung, die man dort damals wie heute erhält, erklärt die fortwährende Diskrepanz zwischen den Lernerfolgen schwarzer und weißer Schüler und Studenten.
Gesetzlich abgesicherte Diskriminierung - als Schwarze daran gehindert wurden, Eigentum zu erwerben, und dies oft mit Gewalt; afroamerikanische Firmeninhaber keine Kredite erhielten; schwarze Hausbesitzer keine Hypotheken bei der Federal Housing Administration aufnehmen durften; Schwarze keine Gewerkschaftsmitglieder werden durften, keine Polizisten oder Feuerwehrleute - führte dazu, dass schwarze Familien nicht in der Lage waren, ein Vermögen zu erwirtschaften, das an die nächste Generation vererbt werden konnte. Diese Geschichte hilft, das Wohlstands- und Einkommensgefälle zwischen Schwarz und Weiß zu erklären sowie das Fortbestehen von Armenvierteln, die es bis heute in so vielen städtischen und ländlichen Gemeinden gibt.
Das Fehlen wirtschaftlicher Erfolgschancen für schwarze Männer sowie Scham und Frustration darüber, die eigene Familie nicht ernähren zu können, trugen zur Zerrüttung vieler schwarzer Familien bei - ein Problem, das durch Sozialhilfeleistungen möglicherweise noch verschlimmert wurde. Auch das Fehlen einer öffentlichen Infrastruktur in so vielen schwarzen Stadtvierteln - Kinderspielplätze, Polizeistreifen, regelmäßige Müllabfuhr und Bauaufsicht - hat dazu beigetragen, dass ein Teufelskreis aus Gewalttätigkeit, Passivität und Vernachlässigung entstand, den wir bis heute nicht durchbrechen konnten. .
Bemerkenswert ist nicht, wie viele angesichts der Diskriminierungen scheiterten, sondern vielmehr, wie viele Männer und Frauen diese Schwierigkeiten überwanden; wie viele es geschafft haben, Wege aus der Ausweglosigkeit zu finden - für diejenigen, die wie ich nach ihnen kommen würden.
Wenn es auch vielen mit Zähnen und Klauen gelang, sich wenigstens ein Stück vom American Dream zu erkämpfen - andere haben es nicht geschafft: Viele sind der Diskriminierung letztlich auf die eine oder andere Weise erlegen. Das Erbe dieser Niederlage lastet auf nachfolgenden Generationen, auf jenen jungen Männern und zunehmend auch jungen Frauen, die wir an Straßenecken herumlungern sehen oder die in unseren Gefängnissen dahinsiechen, ohne Hoffnung und Zukunftsaussichten. Selbst bei jenen Schwarzen, die es geschafft haben, prägt die Rassen- und Rassismusfrage von Grund auf ihre Sicht auf die Welt. Für die Männer und Frauen dieser Generation, der Pastor Wright angehört, sind weder die Erinnerungen an Demütigung, Zweifel und Angst noch der Zorn und die Bitterkeit jener Jahre einfach verschwunden.
Dieser Zorn wird vielleicht nicht öffentlich geäußert, in Gegenwart weißer Mitarbeiter oder Freunde. Aber beim Friseur oder am Küchentisch kommt er zu Wort. Manchmal wird dieser Zorn von Politikern ausgenutzt, die Rassenunterschiede hochspielen, um Stimmen zu gewinnen oder von eigenen Fehlleistungen abzulenken. Und manchmal äußert er sich am Sonntagmorgen in der Kirche, auf der Kanzel und in den Bankreihen. Dass so viele Leute überrascht sind, diesem Zorn in einigen der Predigten von Pastor Wright zu begegnen, erinnert uns an einen alten Allgemeinplatz: Am Sonntagmorgen findet man die von der Rassentrennung am meisten geprägte Stunde im amerikanischen Leben. Dieser Zorn ist nicht immer produktiv; oft lenkt er von der Lösung echter Probleme ab. Er hält uns davon ab, zu erkennen, welchen Anteil wir selbst an unserer Situation haben, und er hält die afroamerikanische Gemeinde davon ab, die Bündnisse zu schmieden, die es für einen echten Wandel braucht. Aber der Zorn ist real; er ist stark; und wenn man versucht, ihn einfach wegzuwünschen, ihn verdammt, ohne zu begreifen, woraus er erwächst, führt das nur dazu, die tiefe Kluft der Missverständnisse zwischen den Rassen noch zu vertiefen.
In Teilen der weißen Gemeinden gibt es eine ähnliche Wut. Viele weiße Amerikaner aus der Arbeiterklasse und der Mittelschicht haben nicht das Gefühl, aufgrund ihrer Hautfarbe besonders bevorzugt zu sein. Ihre Erfahrungen sind Erfahrungen von Einwanderern. Aus ihrer Sicht ist ihnen nie etwas geschenkt worden, sie haben alle bei null angefangen. Ihr Leben lang haben sie hart gearbeitet, nur um immer wieder zu erleben, wie ihre Arbeitsplätze ins Ausland verlegt werden oder nach all den Arbeitsjahren ihre Renten gekürzt wurden. Sie...
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