Schweitzer Fachinformationen
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Wenn der Wille eines Menschen bricht, kann man das hören. Es klingt nicht wie das Knacken beim Brechen eines Knochens, das einen innerlich erschauern lässt. Nein, vielmehr ist es so etwas wie ein Stoßseufzer, den sie von sich geben, wenn sie erkennen müssen, dass sie nicht sind, wie sie zu sein glaubten. Nicht so zäh, nicht so gerissen, nicht so stark oder mächtig oder reich, wie sie sich eingebildet haben.
Ich weiß, wie man den Willen eines Menschen bricht. Ich bin nicht stolz darauf, aber es ist eine Fähigkeit. Eine, die sich bei einem Kampf oder dem Aushandeln eines Geschäfts als äußerst nützlich erweist.
Im Grunde basiert sie auf einer einfachen Methode: Zunächst sucht und findet man einen wunden Punkt, eine verborgene Schwäche, und dann übt man den richtigen Druck aus. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, aber die meisten Menschen sind einfach gestrickt. Geld, Stolz, Rache, Gewalt, das sind die wirksamsten Hebel.
Dann jedoch, und das ist das Schwerste, darf man nicht zurückschrecken. Man darf keinen Rückzieher machen, angesichts ihrer Qual nicht nachlassen. Man muss ihnen in die Augen sehen, wenn man sie ihrer tröstlichen Lebenslügen beraubt.
Alles ist gut. Das sage ich Leuten am Sitzungstisch, wenn ich ihr Geld genommen, ihre Absichten zunichtegemacht und ihnen meinen Willen aufgezwungen habe.
Alles okay, flüstere ich den Männern zu, denen ich die Nase gebrochen habe und die vor Tränen und Blut nichts sehen, während ich sie in ihre Ecke des Rings zurückbringe.
Ein gebrochener Mensch weiß, wo in der Welt er tatsächlich steht. Das kann beruhigend sein. Sollte es sogar.
Hierarchien gibt es aus gutem Grund.
Nur der Stärkste überlebt.
Das klingt abstoßend, ich weiß.
Ich bin kein harter Mann. Nur ein Geschäftsmann.
Und sehr, sehr reich.
Außerhalb des Porsches war die Welt nass und grün, und trotz Klimaanlage konnte ich die Feuchtigkeit durch den Anzug fühlen. Ich war unterwegs in einen gottverlassenen Trailerpark, um Phils «Frau» und «Kinder» kennenzulernen.
Eine gewisse Tiffany, die angeblich seit über fünf Jahren mit meinem Bruder verheiratet war und drei Kinder von ihm hatte.
Meine Familie, also meine Mutter und Christine, meine Schwester, wussten nichts von ihr. Tiffany behauptete, sie habe bisher auch nicht von uns gewusst, aber das hielt ich für unwahrscheinlich.
Phil hatte sich schon immer gut darauf verstanden, sein Leben vor uns geheim zu halten. Er war wie eine Buschratte, die alles, was sie in die Pfoten kriegte, in ein dunkles Loch zerrte. Das war aber auch schon das Einzige, was er gut konnte. Und diese Sache mit seiner «Frau» stank nach Phil. Er brauchte Geld. Wieder mal. Und Zugriff auf Mom. Wieder mal.
Zur Hölle mit Phil.
Und jetzt das - eine Frau und drei Kinder in einem Trailerpark. Ob es sich um ein Geheimnis oder eine Lüge handelte, konnte ich nicht sagen, und es war mir auch egal.
Ich würde sie unter keinen Umständen in die Nähe meiner Mutter lassen.
Und wenn ich diese Frau dafür in tausend Scherben zerbrechen müsste, würde ich es tun.
Ich bog in die Einfahrt des Trailerparks und sah ringsherum heruntergekommene Wohnwagen und ungepflegte winzige Gärten, in denen hauptsächlich Löwenzahn blühte. Von einem halb überwucherten Klettergerät in der Mitte dieses Haufens armseliger Behausungen wurde meine Ankunft von ein paar Kindern beobachtet, die für derart zynische Blicke eigentlich noch zu jung waren. Da die Federung meines Wagens nichts verzieh, fuhr ich den holprigen Lehmweg im Schritttempo entlang. Schließlich sah ich Dylan neben einem schrottigen Toyota stehen.
Dylan war ein ehemaliger Rennfahrer, der vor einigen Jahren nach einem Unfall, bei dem er aus seinem brennenden Wagen gerettet werden musste, aus dem Rennsport ausgestiegen war. Er war mein Geschäftspartner, der Kopf von 989 Engines.
Und mein einziger Freund, vielleicht sogar ein echter Bruder. Was dieser Tage nicht mehr viel heißen wollte.
Er hatte unlängst einen Narren an einer Frau aus diesem Trailerpark gefressen und dachte seitdem nur noch mit dem Schwanz anstatt mit seinem überragenden Gehirn.
Bedauerlich.
Bedauerlich aus mehreren Gründen, nicht zuletzt wegen des neuen Getriebes, das wir ursprünglich für Rennwagen gebaut hatten. Aber es gab beträchtliche Einsatzmöglichkeiten außerhalb der NASCAR. Wir befanden uns also in einer Phase, die extrem wichtig für die Zukunft unserer Firma war.
Aber Dylan hatte nur noch diese Kleine im Kopf.
Hätte nie gedacht, er könnte mal ein wandelndes Klischee werden.
Ich parkte den Porsche, stieg aus und schloss den obersten Jackettknopf, während ich um die Motorhaube herumging. Dylan beobachtete mich. Seine Narben strafften sich, als er in die Sonne blinzelte.
«Du wirst dich nicht wie ein Arschloch benehmen, oder?», fragte er.
«Nein. Wo ist sie?»
«Bei Annie.» Er deutete auf ein altes Wohnmobil, das auf Zementblöcken stand. Ich hatte noch nie etwas so Hässliches gesehen.
«Bitte», sagte Dylan, «versuch einfach .»
«Was?»
«Freundlich zu sein.»
Ich lachte. Na klar. Freundlich.
Mit Freundlichkeit kam man in dieser Welt ja so ungemein weit. Da brauchte man bloß die misstrauischen Kinder zu fragen, die meinen Wagen beäugten.
Der Boden war vom Regen aufgeweicht, und ich wich auf dem Weg zu den Metallstufen vor dem Wohnmobil einer Pfütze aus. Ich klopfte nicht an, sondern öffnete die Blechtür und zog den Kopf ein, damit ich in den düsteren Innenraum treten konnte.
Eine dünne Frau mit sehr kurzen weißblonden Haaren stand auf, um mich zu begrüßen, als wäre sie die Gastgeberin einer Dinnerparty. Das musste Annie sein, Dylans Obsession. Sie stank nach Hoffnung.
Und ich verstand nicht, was er an ihr fand.
«Hi», sagte sie viel zu aufgekratzt. Sie ist nervös. Dieses kleine Ass schob ich mir für später in den Ärmel.
«Sie müssen Annie sein», sagte ich mit weicher Stimme und viel Charme. «Sie sind genauso hübsch, wie Dylan gesagt hat.»
Sie senkte errötend den Kopf, eine unbeholfene Disney-Prinzessin. Ich wollte sie warnen, sie solle auf der Hut sein, mir nicht so offen zeigen, wie nervös und unsicher sie war.
«Möchten Sie Tee?», fragte sie.
«Nein, danke.»
«Ich bin Tiffany.» Die andere Frau stand auf.
Scheiße. Sie war jung. Fünfundzwanzig etwa. Sie war groß, reichte mir bis an die Schultern, was nicht so oft vorkam. Sie war nicht so dünn wie Annie und hatte harte Züge, was mich nicht wunderte. Wer eine gewisse Zeit mit Phil zubrachte, verlor seine Weichheit.
Sie trug ein wenig Make-up, vor allem Rouge, das wegen ihrer blassen Wangen auffiel. Mit dem rosa T-Shirt und den Khakishorts wirkte sie jung. Nicht kindlich. Sie war kein Kind. Sie war . jung.
Ihre Augen waren verblüffend, dunkelgrau wie Sturmwolken, und ihr Blick durchdringend.
Die scharfsichtige Tiffany streckte mir die Hand entgegen.
Ich ließ mir Zeit, als schätzte ich ab, ob ich mir eine ansteckende Krankheit einfangen könnte, dann schüttelte ich ihr die Hand.
Sie war feucht von Schweiß.
«Die heimliche Ehefrau meines Bruders.» Ich scherzte, als stünden wir alle auf derselben Seite, doch Tiffany kniff die Augen zusammen.
«Und Sie sind der geheime Bruder meines Mannes», gab sie zurück. «Nun ja, meines künftigen Exmannes, sollte ich sagen.»
«Richtig.» Ich nickte, als hätte sie eine Prüfungsfrage korrekt beantwortet. «Wo sind die Kinder?»
«Die lassen wir erst mal außen vor», antwortete sie scharf. Und damit hatte sie mir verraten, wo ich den Hebel ansetzen musste.
Interessant.
Wenn sie hinter Geld her war oder an Mom heranwollte, würde sie ihre Sprösslinge bald vorführen. Die waren ihr bestes Druckmittel bei Verhandlungen.
«Sie trauen mir nicht?»
Tiffany mit ihren allzu rosigen Wangen zögerte keine Sekunde. «Nein.»
Allmählich vermutete ich, dass es diese Kinder gar nicht gab. Oder wenn sie existierten, dann waren es nicht ihre. Oder sie waren nicht von Phil. Das hier war ein armseliger Betrugsversuch. Sie wollte mich mit den Kindern ködern, um mich dann hereinzulegen.
«Gut.» Ich trat näher und beengte sie in dem kleinen Raum durch meine Körpergröße. «Ich traue Ihnen nämlich auch nicht.» Ich warf Annie einen Blick zu, um ihr zu verstehen zu geben, dass das auch auf sie zutraf. Und Annie, das verlorene Lämmchen, war so vernünftig, zurückzuweichen und sich möglichst viel Abstand zu verschaffen.
Sie war schon mal gebrochen worden. Das stand ihr ins Gesicht geschrieben.
Meine Güte, Dylan, was willst du mit der?
Tiffany dagegen zog den Kopf nicht ein. Kein bisschen. Sie hob das Kinn und blitzte mich mit ihren Sturmaugen an.
«Na, das ist ja ein guter Start für uns, nicht wahr?», sagte sie.
«Genau, deshalb kommen wir auch am besten gleich zum Ende.» Ich zog Scheckheft und Kugelschreiber aus der Innentasche meines Anzugs. Ich hatte nicht genug Zeit, um das richtige Maß an Druck zu ermitteln, unter dem sie brechen würde. Ich musste mich darauf verlassen, dass sie wie Phil war.
Faul, grausam und gierig.
«Ich habe so etwas noch nie getan», log ich. «Aber Sie werden mich sicherlich korrigieren, wenn ich etwas falsch mache. Sind zehntausend genug?»
«Wofür?», fragte Tiffany. Ihre Lippen wurden unter dem Gloss schmal und blass. Oh, sie wusste, worauf ich hinauswollte.
Ich beugte mich zu ihr und flüsterte:...
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