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Das (fast) unausweichliche Schicksal langer Beziehungen
In den letzten Jahren sehe ich sie in meiner Praxis immer häufiger: heterosexuelle oder gleichgeschlechtliche Paare, aber auch einzelne Männer und Frauen, die seit langer Zeit - verheiratet oder unverheiratet - ihr Leben mit einem anderen Menschen teilen und deren Beziehung nun in einer heftigen Krise steckt. Lange lief alles gut, doch nun fragen sie sich, ob ihre Liebe noch eine Zukunft hat. Die meisten dieser Langzeitliebenden sind keineswegs nur »ältere Semester«, sondern häufig im besten Alter. Manche Menschen haben schon in jungen Jahren den Mann, die Frau fürs Leben gefunden und können nun mit 40 oder 50 Jahren auf 10, 15, 20 oder noch mehr Beziehungsjahre blicken.
Diese langen Partnerschaften sind ohne Zweifel etwas Besonderes. Zwei Menschen, die schon viele Jahre miteinander durchs Leben gehen, haben einiges miteinander gestemmt und so manche Herausforderung gemeistert: einen Hausstand gegründet, Kinder großgezogen, viel Energie und Zeit in ihre Berufe investiert, finanzielle Schwierigkeiten gelöst und sicher auch den ein oder anderen Schicksalsschlag bewältigt. Langzeitpaare haben eine eindrucksvolle Bilanz vorzuweisen. Wenn sie anderen erzählen, wie lange sie schon zusammen sind, stoßen sie meist auf lebhaftes Interesse. Manche sind voller Bewunderung (»Toll, dass ihr das geschafft habt!«), andere staunen ungläubig (»Was, ihr kennt euch schon seit der Grundschule?!«), und wieder andere wollen vom Langzeitpaar Tipps für die eigene Beziehung (»Wie schafft man es, so lange zusammenzubleiben, habt ihr ein Geheimnis?«).
Doch die bloße Tatsache, dass zwei Menschen es über viele Jahre hinweg miteinander aushalten, ist noch kein Grund zur Bewunderung oder Idealisierung. Langjährige Zweisamkeit bedeutet nicht automatisch, dass das Paar ein harmonisches Leben führt. Denn Langzeitbeziehungen sind nicht nur etwas Besonderes, sie bringen auch besondere Prüfungen mit sich, welche das Paar in erhebliche Schwierigkeiten stürzen können. Diese Prüfungen tauchen unvermeidlich in jeder Langzeitbeziehung auf. Kein Paar ist davor geschützt und kann ohne schwerwiegende Folgen die Augen davor verschließen. Das weitere Schicksal einer Langzeitbeziehung hängt davon ab, ob das Paar die besonderen Herausforderungen erkennt und die Hürden nimmt, die sich der langen Liebe in den Weg stellen. Das aber ist nicht einfach. Gerät eine Langzeitbeziehung in die Krise, wissen die meisten Paare nicht, wie sie das, was mit ihnen geschieht, einordnen sollen.
Liebende hoffen immer, dass ihre Beziehung von Dauer sein wird, dass sie sich miteinander weiterentwickeln, gemeinsam durch Höhen und Tiefen gehen, sich niemals im Stich lassen. Sie gehen nicht davon aus, dass sich ihre Gefühle füreinander dramatisch verändern könnten, dass sie eines Tages, nach vielen gemeinsamen Jahren, nicht mehr wissen, ob ihre Liebe noch eine Zukunft hat. Das wollen und können sich frisch verliebte Paare nicht vorstellen. Und doch ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass genau das passiert. Und zwar zu einem Zeitpunkt, zu dem die meisten Schlachten geschlagen sind und das Paar weder auf berufliche noch auf familiäre Anforderungen groß Rücksicht nehmen muss. Jetzt könnten die Partner bislang zu kurz gekommene Wünsche realisieren und sich mehr Zweisamkeit gönnen, sie könnten all die Reisen unternehmen, von denen sie immer träumten, sie könnten häufiger auf Konzerte und ins Theater gehen, endlich das gemeinsame Leben ungestört genießen. Sie könnten all das tun - wäre ihre Liebe nach all den vielen Jahren noch in einem guten Zustand. Das aber ist nicht der Fall.
Stattdessen sind da auf einmal quälende Fragen: Warum langweilt man sich mit dem Partner, der Partnerin? Woher kommt diese Ungeduld mit dem oder der anderen, warum ist man so wütend auf ihn oder sie? Und warum ist man sich überhaupt nicht mehr sicher, ob man die Beziehung noch einmal 10, 20 Jahre weiterführen möchte? Wie die Paare, deren Stimmen dieses Buch einleiten, verspüren auch viele andere Langzeitpaare wenig Freude an der Gegenwart des Partners, der Partnerin - und sie verspüren auch keine Freude auf eine weitere Zukunft mit dem Menschen an ihrer Seite. Nach vielen gemeinsamen Jahren ist da erstaunlich wenig Lust auf intensiveren Austausch mit dem Partner oder der Partnerin. Zu häufig und zu intensiv sind die Konflikte, zu sehr ist das gemeinsame Leben mehr ein Neben- statt ein Miteinander, zu dominant sind die kritischen Gefühle und zu stark die Zweifel, die sich über die Zeit hinweg eingeschlichen haben. Viele Langzeitpaare kommen irgendwann auf ihrer langen gemeinsamen Reise an einen Punkt, an dem sie vergeblich die Liebe suchen, die sie einst verbunden hat.
Oft sind es äußere Anlässe, welche die mühsam aufrechterhaltene Fassade ins Wanken oder zum Einsturz bringen - ein runder Geburtstag, die Kinder verlassen das Elternhaus, die Berufstätigkeit endet, man begegnet einem faszinierenden Menschen, mit dem ein spannendes Leben möglich scheint, eine medizinische Diagnose wirkt wie ein Weckruf, ein berührender Film, ein aufrüttelnder Roman konfrontieren einen mit verschütteten Sehnsüchten, in einer Psychotherapie stellt man sich den eigenen, bislang nicht gelebten Seiten. All das kann dazu führen, dass man sich der Erkenntnis nicht mehr länger verschließen kann: So geht es nicht mehr weiter!
Wenn Langzeitliebende zu dieser Erkenntnis kommen, haben sie in der Regel bereits einen weiten, mühsamen Weg hinter sich. Lange Zeit wollten sie die quälenden Zweifel an der Beziehung, am Partner, an der Partnerin und die beängstigenden Veränderungen ihrer Gefühle nicht wahrhaben. »Alles halb so wild, wird schon wieder werden, so schlecht ist die Beziehung gar nicht«, redeten sie sich ein, oder sie lenkten sich mit diversen Aktivitäten ab. Langzeitpaare sind oftmals sehr gut darin, ihre Zeit mit dem Beruf, dem Hobby, den Kindern, den Freunden und den Verwandten so vollzustopfen, dass kein Raum mehr für die Beziehung bleibt. Beunruhigende Gedanken können auf diese Weise lange ignoriert werden, was zur Folge hat, dass Klärungen ausbleiben und sich die Beziehungsprobleme immer mehr verfestigen. Aus Angst, den anderen oder sich selbst zu verletzen, aus Angst, den Kindern zu viel zuzumuten, aus Angst vor dem Alleinsein oder aus Angst, sich zu irren, verdrängen Langzeitliebende ihre nagenden Zweifel und wollen nicht wahrhaben, in welchem Zustand sich ihre Beziehung befindet. Auf diese Weise funktionieren diese Partnerschaften, selbst wenn sie schon deutliche Risse zeigen, oftmals noch sehr lange. Gerade weil die Beziehung schon so »alt« ist, will man nicht wahrhaben, was passiert. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Das, was so lange gut gegangen ist, kann doch unmöglich auf einmal nicht mehr richtig sein.
Wenn sich die Beziehung nach vielen Jahren verändert und die quälenden Fragen auftauchen: »War das jetzt schon alles? Will ich mit ihm/ihr weiterleben?«, dann hat das Paar drei Möglichkeiten, auf die Herausforderung zu reagieren:
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