Schweitzer Fachinformationen
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England, 1985: Die junge Amerikanerin Sienna kommt nach Oxford, um zu studieren. Leider wird sie an der Eliteuniversität ausgegrenzt und findet nur schwer Anschluss. Wohl fühlt sie sich einzig und allein beim Reiten, für das sie ein wahres Talent besitzt. Damit erregt sie auch die Aufmerksamkeit des jungen und gutaussehenden Adeligen Sebastian Chamberlain, zu dem sie schon bald zarte Gefühle entwickelt.
Als sie ein Pferd, das als gefährlich gilt, vor dem Tod bewahrt und es liebevoll wieder aufpäppelt, setzt sie sich mit dessen Herkunft auseinander. Die Spuren führen die junge Frau zum Gestüt Brightlead. Doch dort findet Sienna nicht nur mehr über das Tier heraus, sondern unverhofft auch lang gehütete Geheimnisse, die sie zutiefst erschüttern ...
Der packende Abschlussband der mitreißenden und romantischen Familiensaga über das Gestüt Brightlead.
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Von wegen, es ist nur ein Gerücht, dass England das ganze Jahr über in einen dichten Nebel gehüllt ist, dachte ich, als ich am nächsten Morgen den Hof des Wohnheims betrat. Die Luft war frisch und feucht und roch nach Laub. Unsichtbarer Nieselregen bedeckte unsere Kleidung, und ich spürte bereits die feuchte Kälte an meiner Haut.
Als ich in England angekommen war, hatte ich mir vorgenommen, einen Regenmantel für den Herbst zu kaufen. Da aber erst Anfang September war, hatte ich gedacht, dass ich dafür noch genügend Zeit hätte. In diesem Moment wurde mir bewusst, wie falsch ich damit gelegen hatte.
Lilly hingegen schien das Wetter nicht besonders zu stören. Sie war ganz wie eine Landadelige gekleidet. Zu einer sandbraunen Jodhpurhose trug sie eine Tweedjacke, darüber einen grünen Regenmantel und natürlich Gummistiefel. Ich dachte immer, dass ein Hermès-Tuch unter dem Kinn gebunden das Markenzeichen der Queen war. Anscheinend gehörte es zur Grundausstattung einer Adeligen.
Die Briten und ihr Traditionsbewusstsein ., dachte ich.
Mein Großvater war langjähriges Mitglied des Senats des Bundesstaates New York gewesen, zwei Amtszeiten lang sogar als Gouverneur. Man konnte sagen, dass meine Familie zu den einflussreichsten der Ostküste zählte.
Als wir früher noch in Manhattan gelebt und die Ferien in den Hamptons verbracht hatten, war ich selbst Debütantin im Country Club gewesen, kannte mich also mit den seltsamen Bräuchen der High Society aus. Aber dieses Brimborium, um einen Earl auf seinem Landsitz zu besuchen, hielt ich für überzogen. Warum muss man sich so in Schale werfen bei einer Tierarztuntersuchung?
Zugegeben, spätestens als nicht nur meine Strickjacke, sondern auch meine Jeans feucht an mir klebten, hätte ich liebend gern ihr antiquiertes Outfit gegen meines getauscht. Um zu verhindern, dass meine Zähne klapperten, presste ich meine Lippen fest zusammen.
Endlich tauchten die Scheinwerfer eines Autos in der milchigen Weiße auf. Ein jägergrüner Land Rover hielt vor uns, und ein Mann in einem Tweed-Anzug und Gummistiefeln stieg aus dem Wagen. Okay, Erinnerung an mich: Ohne Tweed geht in England nichts!
Lilly begrüßte ihren Vater, stellte mich vor und schlüpfte in das Wageninnere. Dr. Fellow hielt mir die Tür auf, betrachtete mich von Kopf bis Fuß und schüttelte den Kopf.
»Mädchen, du bist völlig durchnässt! Tragt ihr in den Staaten keinen Regenschutz?« Er klang zwar freundlich, aber so, wie er das Wort »Mädchen« betonte, fühlte ich mich noch mehr wie eine Fremde. In dem geräumigen Fahrzeug ließ ich mich neben Lilly auf den Ledersitz plumpsen.
»Wir fahren morgen in die Stadt und kaufen dir einige Sachen, damit du für das englische Wetter gewappnet bist.« Lilly tätschelte mitfühlend meinen Oberarm.
Dr. Fellow drehte sich zu mir um, während wir das Universitätsgelände verließen. »Ich habe einen zweiten Regenponcho mit. Den kannst du anziehen. Leider habe ich für deine Turnschuhe keine Alternative.«
Der Landsitz der Spencers lag ungefähr eine Stunde von Oxford in Richtung London entfernt. »Start Me Up« von den Rolling Stones drang aus den Lautsprechern, und Lillys Vater summte leise mit.
Guter Musikgeschmack, Dr. Fellow! Doch nicht so spießig?
Auch andere Lieder sang er mit, als wäre er allein im Wagen. Lillys Kopf war ihr auf die Brust gefallen, und ihre regelmäßigen Atemzüge zeigten, dass sie eingeschlafen war. Ich lehnte mich an die Fensterscheibe, mein warmer Atem strich über das kühle Glas und hinterließ kleine Wassertropfen, die langsam die Scheibe hinunterliefen. Meine Gedanken kreisten um das arme Tier, dessen Schicksal nur von Dr. Fellows Entscheidung abhing.
Der Wagen hielt abrupt, und ich blickte mich verwirrt um. Ich musste eingeschlafen sein. Lilly blinzelte ebenfalls neben mir. Kunstvoll geschmiedete Zaunfelder zwischen mächtigen hellen Sandsteinsäulen trennten das Anwesen der Spencers von der geteerten Straße. Ein hohes verschnörkeltes Tor aus Schmiedeeisen mit einem goldenen Wappen versperrte uns den Weg.
Aus dem kleinen Pförtnerhäuschen daneben trat ein uniformierter Mann und machte einen Schritt zum Auto. Dr. Fellow teilte ihm unser Vorhaben mit, woraufhin er ins Wachhaus zurückging und sich das Tor automatisch vor uns öffnete. Eine breite Kieseinfahrt flankiert von in Form gestutzten Buchsbäumen führte durch die Parkanlage. Wir passierten ein imposantes viktorianisches Herrenhaus und hielten mehrere Meter weiter hinter den Wirtschaftsgebäuden.
So wuchs Poppy also auf. Das erklärt einiges. Sie leben, als wären sie die Royals.
Lilly gähnte und streckte ihre Glieder, bevor sie aus dem Auto stieg. Damit handelte sie sich einen strengen Blick ihres Vaters ein. Zu wenig damenhaft .
Es hatte aufgehört, zu nieseln. Einzelne Sonnenstrahlen durchbrachen das trübe Nebelfeld. Aber es war immer noch kühl. Der Pferdemist dampfte in der Schubkarre, als ein Stallbursche aus den Stallungen kam. Der Stallgeruch wirkte in feuchter Luft intensiver als sonst, weswegen Lilly etwas angeekelt ihre Nase rümpfte.
Ein großer, schlanker Mann Mitte vierzig in einem Tweedanzug näherte sich uns. Sein dunkelblondes Haar war mit Pomade streng zur Seite gekämmt. Er besaß hohe Wangenknochen und hellblaue Augen. Die Ähnlichkeit mit Poppy war kaum zu übersehen.
»William, mein Freund! Es freut mich, dass du so schnell Zeit für mich gefunden hast. Ich veranstalte am Wochenende eine Fuchsjagd, und wir müssen dieses Problem aus der Welt schaffen. Stell dir vor, wenn es unseren Freunden zu Ohren kommt, dass ich meine Pferde nicht unter Kontrolle habe .«
»Selbstverständlich, Andrew! Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich nicht allein gekommen bin.« Erst jetzt blickte Lord Spencer hinter Dr. Fellows.
»Liliane, schön dass du deinen Vater begleitest.« Mich betrachtete er nur stumm mit einem abschätzigen Blick.
Das Problem aus der Welt schaffen. Als ginge es um ein kaputtes Haushaltsgerät. Meine Hände zitterten, und ich ballte sie zu Fäusten. Aber er schenkte mir keine Beachtung.
»Na, dann sehen wir uns dieses wilde Tier an!« Lillys Vater ging voraus in Richtung Stallgasse.
»Es ist nicht so einfach! Der Gaul ist nicht da drinnen«, erklärte Lord Spencer.
Dr. Fellow blieb stehen. »Wo ist er denn?«
»Er ist vor einigen Wochen aus seiner Box ausgebrochen und weilt seither auf einer Koppel«, erwiderte Lord Spencer schulterzuckend.
»Dann müssen wir ihn in eine Box stellen, damit ich ihn untersuchen kann«, erwiderte Dr. Fellow.
»Genau das ist das Problem. Das Mistvieh lässt sich nicht einfangen. Er steigt oder rennt weg, sobald jemand mit einem Strick in seine Nähe kommt.«
»Und was erwartest du von mir? Ich bin Tierarzt, Andrew, kein Pferdeflüsterer!« Er schnaubte.
»Der Gaul muss bis zur Jagd weg! Von mir aus erschieß ihn aus der Ferne!« Lord Spencer klang wie seine Tochter. Wie ein trotziges Kind. Er stampfte davon.
Lilly verdrehte demonstrativ die Augen.
»Ist die ganze Familie so?«, fragte ich leise.
Zu meiner Überraschung drehte sich Dr. Fellow zu uns um. »Du hast keine Ahnung. Sei froh, dass seine Frau nicht da ist.« Er zwinkerte freundlich. Damit war alles gesagt.
Lord Spencer blieb vor einem hölzernen Koppelzaun stehen und deutete mit seinem Kopf nach vorn. »Dort hinten!« Mit wenigen Schritten waren wir an seiner Seite.
Wo der Waldrand die Koppel säumte, trugen einige Bäume bereits ein buntes Herbstgewand. Den anderen konnte die neue Jahreszeit noch nichts anhaben, sie waren grün, als wäre es immer noch Sommer. Der Nebel, der in den frühen Morgenstunden über die Wiesen gekrochen war, zog sich nur langsam zurück. Milchig weiße Flecken bedeckten den Boden. Dennoch ich erkannte die Silhouette eines Pferdes in der Ferne.
»Joey, hol einen Strick!«, rief Lord Spencer einem Stallburschen zu.
»Kann er ihn fangen?«, fragte Dr. Fellow.
»Du wirst ihm dabei helfen!«, antwortete er unbeirrt.
Lillys Vater schüttelte nur stumm den Kopf, doch dann kletterte er widerwillig wirkend über den Koppelzaun. Einige Minuten später tauchte der Stallbursche wieder auf, warf den Strick und eine Longierpeitsche über die Zaunlatten und tat es Dr. Fellow nach.
Das Pferd bekam die Aufregung nicht mit. Es graste unbeirrt weiter, bis die zwei Männer nur einige Meter entfernt von ihm stehen blieben. Aufmerksam hob es den Kopf, flüchtete aber nicht. Die Männer teilten sich auf und näherten sich vorsichtig dem Tier. Noch immer zeigte es kein Anzeichen von Unruhe.
»Es ist zu einfach. Ein Pferd, das sich seit Wochen nicht fangen lässt, gibt nicht so leicht auf, nur weil diesmal dein Vater dabei ist«, flüsterte ich Lilly zu.
»Vielleicht hat Dad einfach nur Glück«, erwiderte Lilly schulterzuckend.
»Das will ich hoffen!«, zischte Lord Spencer vor uns, ohne uns eines Blickes zu würdigen.
Dr. Fellow war nur eine Armlänge von dem Pferd entfernt. Vorsichtig streckte er seine Finger nach dem Halfter aus. Mit zurückgehaltenem Atem beobachte ich ihn. Es waren nur noch einige Zentimeter, als ein lautes Wiehern ertönte. Das Pferd hob plötzlich beide Vorderhufe und wirbelte mit ihnen bedrohlich durch die Luft. Erschrocken sprang Dr. Fellow zurück.
Das Pferd stieg noch einige Male auf der Stelle, dann rannte es den Koppelzaun entlang. In wildem Galopp lief es im Kreis. Nachdem es die Wiese mehrmals umrundet hatte, blieb es wenige Meter vor Lord Spencer stehen. Demonstrativ hob und senkte es seinen Kopf, als würde es seinen Besitzer...
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