Schweitzer Fachinformationen
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Ein anderes Leben ...
Erste Lektion
Der Vierzehnjährige sitzt lässig in einem der opulenten Ohrensessel, die unter dem Buntglasfenster des Zimmers stehen und wartet. Regen peitscht gegen das Glas und spielt eine unstete düstere Melodie. Im Raum verteilt sind Kerzen, die alles in ein goldenes Licht tauchen und von dem bevorstehenden Akt der Grausamkeit ablenken. Denn grausam wird es werden.
Ein dünnes Lächeln umspielt die Mundwinkel des attraktiven blonden Jungen, der sich in den letzten Jahren der Ausbildung besonders durch seine Brutalität hervorgetan hat.
Schwungvoll öffnet sich die Tür und sein Ausbilder tritt herein - an der Hand ein in ein weißes bodenlanges Leinenkleid gewandetes Mädchen. Sie wirkt der Welt entrückt. Ihre fiebrig glänzenden Augen leuchten unwirklich im Kerzenschein auf, derweil sie in der Mitte des Raumes vor dem riesigen Bett stehenbleibt, dessen dunkelblaue Laken wie der unergründliche Abgrund am Rande des Marianengrabens wirken.
Der Vierzehnjährige neigt kaum merklich den Kopf, taxiert das Mädchen mit den rostroten Zöpfen und den rosigen Lippen wie ein Raubtier seine unachtsame Beute.
»Bist du bereit?«, fragt der Mann ihn und deutet dem gefallenen Engel an, sich auf das Bett zu setzen. Folgsam gleitet er hinauf, sieht erst den Ausbilder an, der auf den Jungen zeigt und sie starrt diesen an.
»Wollen wir ein Spiel spielen?«, fragt der blonde Jüngling mit einer lockenden, sanften Stimme, unter deren seidiger Textur ein scharfkantig verächtlicher Ton mitschwingt, der zu leicht überhört werden kann, denn das strahlende Lächeln des Jungen gräbt sich in jedes weiche Herz.
»Okay«, antwortet das Mädchen leise und erwidert scheu das Lächeln des Jungen.
Der Ausbilder nickt zustimmend und setzt sich in einen der Sessel, um nötigenfalls einschreiten zu können.
Die Novizen lernen, körperliche Bedürfnisse zu schüren, zu genießen und zu deuten. Eine der unzähligen Waffen im Arsenal eines Mitgliedes der Bruderschaft des Kreises. Und bisher hat der Vierzehnjährige aufmerksam zugesehen, zugehört und wissbegierig gelernt. Jetzt ist es Zeit, die theoretischen Kenntnisse in der Praxis zu erproben.
Der Junge geht mit einer katzenartigen Eleganz auf das Mädchen zu, seine karamellfarbenen Augen klar und fast bedrohlich intensiv auf den Mund des Mädchens gerichtet. Liebevoll streicht er ihr mit den Fingerspitzen über einen der schweren Zöpfe, die über ihre Schultern liegen. Dann beugt er sich zu ihr.
»Wenn du nicht mitspielst, egal, was ich mache, werde ich der Schwester Oberin erzählen, dass du deine Pflicht nicht erfüllen wolltest.« Das Mädchen erstarrt bei seinen geflüsterten Worten, die so leise sind, dass der Ausbilder sie nicht hören kann. »Alles, was ich mit dir mache, wirst du schön finden. Sonst lasse ich dich dafür büßen.«
Hastig nickt das Mädchen, denn die Strafen für ihr Versagen übersteigen bei Weitem alles, was man einem Kind zumuten würde. Es ist ein Vergehen an der Bruderschaft selbst. Und das wird nicht toleriert.
»Wenn es also wehtut, wirst du so tun, als ob du es wundervoll findest.« Er lächelt sie so offen an, dass dem Mädchen viel zu leicht ein gehauchtes »Ja« über die Lippen kommt und der innerliche Triumph des Jungen sich auf seinem Gesicht widerspiegelt.
In den Unterrichtsstunden lernen die Novizen alles über den menschlichen Körper, angefangen von seinen Funktionen, seinen Schwächen, seinen Grenzen und geistigen Mechanismen, die sie überwinden oder brechen können. Der Junge ist fasziniert von dem, was er nun in der Lage ist zu vollbringen, und kann es kaum erwarten, das Wissen an diesem zarten Geschöpf vor ihm anzuwenden.
»Leg dich hin, zarte Blume«, murmelt er und beobachtet gebannt jede ihrer Bewegungen mit Argusaugen.
»Ich gehe kurz pissen«, teilt der Ausbilder den beiden mit und stapft aus dem Raum.
Sie sind allein, er mit seinem Spielzeug, das so filigran und neu und hübsch ist. Er will es zerstören. Denn er ist kein guter Junge.
Es ist wie das Eintauchen eines Pinsels in einen Farbtopf. Die weiche Textur der Mädchenhaut unter seinen Fingern regt ihn zu Gewalt an. Ihr blumiger Duft macht ihn wild. Seine Nägel bohren sich fest in das unschuldige zarte Fleisch, hinterlassen rote Markierungen und die Tränen erstickten Laute sind wie eine zauberhafte Symphonie in seinen Ohren. Er leckt ihre salzigen Tränen von ihren Wangen, lächelt sie selig an, während auf ihrem Gesicht ein Chaos aus Schmerz und Verzweiflung tobt.
Sie ist seine Beute, seine Leinwand, die er mit Gewalt und Schmerz bemalen wird.
Wie es ihm gezeigt wurde, findet er ihren Eingang, hebt erstaunt die Augenbrauen, als er den neuen Duft wahrnimmt, und begierig die Nase zwischen ihren Schenkeln vergräbt. Er schnuppert. Das Mädchen hält den Atem an.
Der Junge öffnet den Mund, strahlend weiße Zähne blitzen hervor.
Spitz schreit das Mädchen auf, denn er schlägt sie in ihren unschuldigen Venushügel, beißt so fest zu, sodass er Blut schmeckt, und der atemberaubende Geschmack lässt ihn aufstöhnen.
»Du willst wirklich mit mir spielen, stimmt's?«, raunt er und blickt in die verwässerten Augen seines schluchzenden Opfers.
»Ich ...«, schniefend zieht das Mädchen die Nase hoch. »Wenn du es zärtlich machst, ist es sicher ...«
Auf dem Gesicht des Jungen flammt eine scharfkantige, boshafte Regung auf. Sie fordert etwas von ihm.
Bestrafe sie!
Sie hat kein Recht dazu!
Du bist ein Monster - zeig ihr, was Monster tun, wenn man sie reizt.
Die grollende Stimme in seinem Kopf übernimmt die Kontrolle, weckt etwas tief in ihm und einen Herzschlag lang überlegt er, ob er es unterdrücken soll. Doch der Moment verfliegt und mit einem kalten Lächeln neigt er den Kopf zu ihr.
Der hübsche Junge ist verschwunden und erschienen ist eine dunkle Kreatur, die wie ein schattenhafter Albtraum dem Mädchen den Atem raubt. Die Gesichtszüge entstellt von Verachtung und Jähzorn, blickt er auf sie hinunter.
»Kleine süße Blume.« Die samtige Stimme will überhaupt nicht zu der sardonischen Maske über ihr passen und das blutige Lächeln ist grauenerregend. »Das hättest du nicht tun dürfen.«
Als der Ausbilder nach einer Viertelstunde zurück ins Zimmer kommt, bleibt ihm fast das Herz stehen. Das Bild wird er sein Lebtag nie vergessen.
Zitternd und von kaltem Schweiß feuchtglänzend liegt der gefallene Engel nackt auf dem zerwühlten Bett. Auf ihrem Bauch und ihren Schenkeln zeichnen sich blutige Schnitte ab, die auf bizarre Weise eine Art Muster ergeben. Die Augen fest zusammengekniffen wimmert das Mädchen in die Stille des Raumes hinein.
Der Vierzehnjährige sitzt auf der Bettkante, den Mund blutverschmiert, die karamellfarbenen Augen vor Aufregung leuchtend, und tupft den Zeigefinger immer wieder in ein Rinnsal aus rubinrotem Blut, welches aus einer Wunde am Bauch des Mädchens an ihrer Seite herabläuft. In der Hand hält er ein blutbeflecktes Skalpell.
»Was zum Teufel ...« Dem Ausbilder stockt der Atem, denn ein derartiges Horrorszenario hat er nie zuvor gesehen.
»Sieht sie jetzt nicht wunderschön aus?«, fragt der Novize mit verträumtem Blick auf sein grausames Werk und schaut dann zu seinem Ausbilder. »Sie wollte spielen. Also habe ich mit ihr gespielt.«
Im nächsten Atemzug brüllt der Mann um Hilfe, stürzt zu dem entstellten Mädchenkörper und stößt den Jungen grob beiseite. Aufgeregte Stimmen rufen im Flur durcheinander, eine Schwester kommt mit verstörtem Gesichtsausdruck herein und schreit entsetzt auf, als es ihren Schützling auf dem Bett sieht.
Eine andere Schwester mit einem Medizinkoffer rennt auf das Mädchen zu, gibt mit schriller Stimme Befehle und der Junge starrt fasziniert auf das um ihn herum entbrennende Szenario.
Das ist dein Werk.
Du bist das geborene Chaos.
Die Stimme in seinem Kopf klingt satt und zufrieden.
»Schafft den Bastard hier raus! Bringt ihn in die Zelle.« Wütend starrt ihn sein Ausbilder an, und im nächsten Moment verpasst er dem Jungen eine brutale Ohrfeige. »Du mieser kleine Wichser. Hast du den Verstand verloren?« Eine weitere Ohrfeige trifft die andere Wange des Jungen, doch dieser lächelt nur, denn den brennenden Schmerz spürt er gar nicht.
»Geh mir aus den Augen, bevor ich mich vergesse«, keucht der Ausbilder mit vor Wut zitternder Stimme. Zwei in schwarz gekleidete Männer packen den Vierzehnjährigen an den Oberarmen und zerren ihn fort. Sie schleppen ihn in die Katakomben, dort, wo es nach staubigem Stein riecht und wo das Dormitorium der Novizen ist. Während sie den uralten Flur entlang zu der mit Eisen beschlagenen Tür an dessen Ende marschieren, werden sie von neugierigen Augenpaaren der Jungen verfolgt, die sich an den Wänden versammelt haben.
»In eure Zimmer. Sofort!«, bellt einer der Männer und einige der Novizen folgen dem Befehl, während ein paar andere mutig die Hälse recken.
Es steigt die ausgetretenen Steinstufen hinab in eine weitere Ebene der Katakomben, in die man nicht freiwillig geht. Und doch war der Vierzehnjährige bereits öfter hier. Er ist anders als die Jungen in seinem Jahrgang. Und das macht ihn gefährlich.
Monster werden in der Dunkelheit geboren.
Einer der Männer stößt eine Stahltür auf, die in eine kleine Zelle führt, wobei der Junge ihn frech angrinst und ihm zuzwinkert. Für diese Unverschämtheit erhält er eine erneute Ohrfeige, die ihn in die Zelle stolpern lässt. Er genießt den Schmerz, denn dadurch fühlt er sich ... lebendig.
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