Das 5 Stufen Reha Protokoll
Ich nutze seit circa 20 Jahren generell eines der Bewährtesten Reha Modelle als Basis des Verletzungs- und Reha Managements, das 5-Stufen-Rehaprotokoll.
Die Verwendung eines generellen 5-Stufen-Rehaprotokolls bietet zahlreiche Vorteile. Es ermöglicht, ein Universelles und Nachvollziehbares Konzept für die Rehabilitation zu präsentieren, das flexibel auf verschiedene Verletzungen angewendet werden kann.
Die Hauptgründe weshalb ich das 5 Stufen Konzept verwende sind:
1. Struktur und Übersichtlichkeit
Ein 5-Stufen-Rehaprotokoll schafft eine klare Struktur und gibt dem Therapeuten eine systematische Orientierung.
2. Universelle Anwendbarkeit
Das 5-Stufen-Protokoll ist ein allgemeingültiger Rahmen, der für nahezu jede Verletzung angepasst werden kann.
3. Wissenschaftlich fundiert
Die Einteilung in fünf Stufen spiegelt den wissenschaftlichen Heilungsprozess wider:
- Akute Entzündungsphase Reparaturphase Wiederaufbauphase Belastungsphase Prävention und Return-to-Sport.
4. Individualisierbarkeit
Obwohl es ein standardisiertes Protokoll ist, bleibt das 5-Stufen-Modell flexibel. Jede Phase kann individuell an den Athleten, die Verletzung, den Verletzungsfortschritt und die Schwere der Verletzung angepasst werden.
5. Förderung eines sicheren Rehabilitationsprozesses
Das Protokoll bietet eine klare Abfolge, die sicherstellt, dass keine Phase überstürzt wird, was Rückfälle oder Folgeverletzungen minimiert.
6. Präventionsgedanke integrieren
Die letzte Phase deines 5-Stufen-Protokolls beinhaltet die Prävention zukünftiger Verletzungen.
7. Verständlichkeit für ein breites Publikum
Die klare Gliederung erleichtert es sowohl Fachleuten als auch Laien, den Inhalt zu verstehen und anzuwenden.
8. Langfristige Perspektive und Athletenentwicklung
Das Modell begleitet Dich nicht nur durch die akute Verletzungszeit, sondern stellt die vollständige Rückkehr zum Sport sicher - inklusive Leistungssteigerung und langfristiger Gesundheit.
Warum ein 5 Stufen Rehaprotokoll
Das 5-Stufen-Rehaprotokoll orientiert sich an den natürlichen Wundheilungsprozessen, die in unserem Körper ablaufen, sobald Gewebe (wie Muskeln, Bänder oder Sehnen) verletzt oder operativ behandelt wurden. Jede Stufe ist zeitlich so abgestimmt, dass sie die aktuellen physischen und biologischen Vorgänge im Heilungsverlauf berücksichtigt und gleichzeitig gezielte therapeutische Maßnahmen ermöglicht. Im Folgenden wird erklärt, warum ein solches Phasenmodell sinnvoll ist und wie es konkret an die Wundheilung angepasst wird:
1. Verbindung zwischen Wundheilung und Reha-Phasen
- Wundheilung ist ein biologischer Prozess, der eine bestimmte zeitliche Abfolge hat. Dieser reicht von einer akuten Entzündungsphase über eine Reparatur- bis hin zu einer Umbauphase.
- Das 5-Stufen-Rehaprotokoll bildet diese Abfolge durch fünf klar definierte Zeit- und Belastungsabschnitte ab.
- Jede Phase berücksichtigt das vorherrschende Gewebemilieu: Entzündung, Neubildung von Kollagenfasern und Gewebeanpassung. Dadurch erhalten Patient*innen Übungen und Belastungen, die den momentanen Möglichkeiten des Körpers entsprechen.
2. Phasen der Wundheilung und ihre Reha-Entsprechung
Wobei ich hier das Vereinfachte 3 Phasenmodell nutze da sich die Latenz-und Resorptive Phase mit den anderen Phasen Vermischen.
- Entzündungsphase (ca. 0-7 Tage)
- Biologischer Prozess: Es entsteht eine lokale Entzündung; das verletzte Gewebe wird durch körpereigene Reparaturzellen "aufgeräumt". Schwellung, Wärme und Schmerzen treten auf.
- Reha-Pendant: In der 1. Stufe stehen Schmerzlinderung, Schonung und vorsichtige Mobilisation im Vordergrund. Physiotherapeutische Maßnahmen sind vor allem abschwellend und Entzündungshemmend (z. B. Kryotherapie, Lymphdrainage, erste passive oder isometrische Übungen).
- Proliferations- oder Reparaturphase (ca. 1-3 Wochen)
- Biologischer Prozess: Neues Gewebe wird gebildet, frische Kollagenfasern vernetzen sich zu einer noch labilen Narbe. Das Gewebe ist empfindlich gegenüber zu starker Dehnung oder Zug.
- Reha-Pendant: In der 2. und 3. Stufe beginnt man mit vorsichtigen Kraft- und Beweglichkeitsübungen, um die Wundheilung zu unterstützen und gleichzeitig die Muskulatur zu aktivieren. Das Gewebe darf nicht überlastet werden, gleichzeitig wird die Wundheilung durch leichte, kontrollierte Übungen stimuliert.
- Remodellierungs- oder Umbauphase (ca. 3 Wochen bis mehrere Monate)
- Biologischer Prozess: Das Gewebe wird fest, die Kollagenfasern orientieren sich an den Belastungslinien. Mit der Zeit entstehen wieder mechanisch widerstandsfähige Strukturen.
- Reha-Pendant: In der 4. und 5. Stufe wird die Belastung gesteigert. Intensivere Kraft-, Koordinations- und sportartspezifische Übungen unterstützen das Gewebe dabei, sich an höhere Anforderungen anzupassen. Schließlich folgt das Return-to-Sport bzw. Return-to-Competition, sobald die Stabilität und Belastbarkeit genügend hoch sind.
3. Warum zeitliche Anpassung entscheidend ist
- Vermeidung von Überbelastung
- Wird in den frühen Phasen der Wundheilung zu viel Belastung auf das noch empfindliche Narbengewebe ausgeübt, können Reizungen oder erneute Verletzungen entstehen.
- Ein zu früher Trainingsstart kann den Heilungsverlauf hinauszögern oder die Narbe minderwertig machen.
- Optimale Stimulation des Gewebes
- Andererseits zeigt die Forschung, dass kontrollierte Bewegung und Training in jeder Wundheilungsphase wichtig sind, um die Faserneubildung zu unterstützen und Verklebungen oder Kontrakturen zu vermeiden.
- Das 5-Stufen-Modell dosiert diese Bewegungs- und Kraftreize genau dann, wenn das Gewebe physiologisch bereit dafür ist.
- Effiziente Reha ohne Rückschläge
- Durch das Einteilen der Reha in definierte Zeitabschnitte wird sichergestellt, dass Patient*innen genug Zeit zur Regeneration haben, bevor neue Übungen hinzukommen.
- Dadurch kann der gesamte Prozess effizient verlaufen, ohne häufige Rückschläge, da das Training parallel zum Heilungsfortschritt hochgefahren wird.
- Langfristige Stabilität und Leistungsfähigkeit
- Ein korrekt durchgeführtes Zeitmodell gewährleistet, dass das verletzte Gewebe langfristig widerstandsfähig wird. Nach Abschluss der Umbauphase sind Kraft, Koordination und Belastbarkeit wiederhergestellt - die Grundlage für nachhaltiges Training und Verletzungsprävention.
Vorteile des 5-Stufen-Modells
- Klarheit und Struktur: Therapeuten, Ärzte, Trainer und Patient*innen haben einen verständlichen Leitfaden.
- Anpassungsfähigkeit: Innerhalb dieses Gerüsts kann auf individuelle Unterschiede (z. B. Heilungsvariationen, Schmerzreaktionen) flexibel reagiert werden.
- Erfolgskontrolle: Da jede Stufe an bestimmte Ziele gekoppelt ist (Schmerzniveau, Bewegungsumfang, Kraftlevel), lässt sich der Fortschritt kontinuierlich messen und beurteilen.
- Prophylaxe erneuter Verletzungen: Ein geregelter, stufenweiser Aufbau verhindert Überforderungen und fördert eine solide Re-Integration ins Sport- oder Alltagsleben.
Die 4 (Reha) Phasen der Wundheilung
In vielen Darstellungen wie oben beschrieben wird die Wundheilung in drei Hauptphasen unterteilt:
- Entzündungsphase (Inflammationsphase)
- Proliferations- oder Reparaturphase
- Remodellierungs- oder Umbauphase
Ich (wie auch viele andere) nutze in meinem Reha Management ein Modell mit einer Extendierten 3. Wundheilungsphase, also einer 4. Phase, weil die 3. Phase (Remodellierung/Umbau) in ihrer Bedeutung noch weiter unterteilt oder genauer differenziert werden kann.
Die "4. Phase" ist dabei keine komplett neue Phase, sondern eine Verlängerung oder Ausdifferenzierung der Umbauphase also der 3. Phase. Diese Einteilung dient vor allem der Behandlungssicherheit und -Genauigkeit. Grundsätzlich kann man auch die 1. Wundheilungsphase noch unterteilen, dies ist aber in unserer Reha Welt nicht Sinnvoll.
Hier die Gedanken dazu:
1. Grundlegendes zum 3-Phasen-Modell (nur zur Erinnerung)
- Entzündungsphase (akute Reaktion): Hier dominiert die Reaktion auf die Verletzung. Es kommt zu Schmerz, Schwellung, Rötung, Wärme und eingeschränkter Funktion. Leukozyten und andere Immunzellen "räumen" das verletzte Gewebe auf und aktivieren Heilungsprozesse.
- Proliferations-/Reparaturphase: Im Anschluss beginnt das Gewebe mit der Neubildung von Zellen und Kollagenfasern. Diese Strukturen sind noch instabil und empfindlich.
- Remodellierungs-/Umbauphase: Im letzten Schritt festigt es sich, richtet sich aus und passt sich allmählich an funktionelle...