1 - Danksagung, Vorwort und Inhaltsverzeichnis [Seite 7]
2 - 1 Wurzeln der Gartentherapie [Seite 21]
3 - 2 Definition von Gartentherapie [Seite 25]
3.1 - 2.1 Unterstu?tzung zielgerichteter Interaktionen zwischen Mensch und Umwelt [Seite 25]
3.2 - 2.2 Pflanzen- und gartenorientierte Aktivitäten und Erlebnisse [Seite 28]
3.3 - 2.3 Aus- und weitergebildete Fachpersonen [Seite 30]
3.3.1 - 2.3.1 Interdisziplinäres Denken [Seite 31]
3.3.2 - 2.3.2 Fu?hlendes Gärtnern [Seite 31]
3.3.3 - 2.3.3 Haltung zum Menschen [Seite 32]
3.4 - 2.4 Lebensqualität und funktionelle Gesundheit [Seite 33]
3.4.1 - 2.4.1 Funktionale Gesundheit [Seite 33]
3.4.2 - 2.4.2 Lebensqualität [Seite 35]
3.4.3 - 2.4.3 Psychische Gesundheit und die Gartentherapie als POSITIVe Basistherapie [Seite 36]
3.4.4 - 2.4.4 Der Naturzugang als ein eigenes Ziel [Seite 43]
4 - 3 Allgemeine Ziele der Gartentherapie [Seite 45]
4.1 - 3.1 Rehabilitation [Seite 45]
4.2 - 3.2 Gartentherapie innerhalb des cc©-Konzeptes [Seite 46]
4.3 - 3.3 Altenhilfe [Seite 46]
4.4 - 3.4 Sonder- und Heilpädagogik und Agogik [Seite 48]
4.5 - 3.5 Zusammenfassung [Seite 48]
4.6 - 3.6 Die ICF als Basis der Zieldefinition [Seite 49]
4.6.1 - 3.6.1 Ebene der Körperstrukturen und Körperfunktionen [Seite 50]
4.6.2 - 3.6.2 Ebene der Aktivitäten und Partizipation [Seite 53]
4.6.3 - 3.6.3 Ebene der Kontextfaktoren [Seite 59]
5 - 4 Organisation und Konzepterstellung [Seite 61]
5.1 - 4.1 Darstellung der Ziele undZielgruppen [Seite 62]
5.2 - 4.2 Darstellung der Prozesse und Maßnahmen [Seite 63]
5.2.1 - 4.2.1 Leitung von gartentherapeutischen Aktivitäten [Seite 64]
5.2.2 - 4.2.2 Auswahl der Teilnehmenden [Seite 66]
5.2.3 - 4.2.3 Kontraindikationen [Seite 66]
5.2.4 - 4.2.4 Einbezug Freiwilliger und Angehöriger [Seite 67]
5.2.5 - 4.2.5 Zeiten und Rhythmus [Seite 68]
5.3 - 4.3 Darstellung der Strukturen und Ausstattung [Seite 70]
5.3.1 - 4.3.1 Exkurs: Arbeitsmaterialien [Seite 70]
5.3.2 - 4.3.2 Exkurs: spezielle Gartengeräte [Seite 76]
5.3.3 - 4.3.3 Exkurs: spezielle Innenräumlichkeiten [Seite 79]
5.3.4 - 4.3.4 Exkurs: Therapiegarten und Checkliste fu?r Planungen [Seite 80]
6 - 5 Anforderungen an die Teilnehmenden [Seite 87]
6.1 - 5.1 Beobachtungen und Dokumentation [Seite 89]
6.2 - 5.2 Anforderung an Aufmerksamkeit, Antrieb, Konzentration [Seite 91]
6.3 - 5.3 Anforderungen an Mobilität, Beweglichkeit, Belastbarkeit [Seite 93]
6.4 - 5.4 Anforderungen an Handlungsplanung, Kreativität [Seite 94]
6.5 - 5.5 Anforderungen an Kommunikation, Sprache, soziale Kompetenzen [Seite 96]
6.6 - 5.6 Anforderungen an Gedächtnis, Orientierung, emotionale Beteiligung [Seite 98]
6.7 - 5.7 Einleitung [Seite 100]
7 - 6 Programme Gartentherapie [Seite 105]
7.1 - 6.1 Beobachtungen im Sinne der ICF [Seite 105]
8 - 7 Programme Da-Sein im Garten [Seite 109]
8.1 - 7.1 Fantasiereise in den Garten [Seite 110]
8.2 - 7.2 Gartenerinnerungen [Seite 112]
8.3 - 7.3 Pflanzen und Landschaften beschreiben [Seite 114]
8.4 - 7.4 Du?fte kolorieren [Seite 116]
8.5 - 7.5 Vögel zählen [Seite 118]
8.6 - 7.6 Spazieren gehen [Seite 120]
8.7 - 7.7 Anlage eines Herbariums [Seite 122]
9 - 8 Programme Gartenkunst [Seite 125]
9.1 - 8.1 Pflanzen und Landschaften malen [Seite 126]
9.2 - 8.2 Naturklappkarten [Seite 128]
9.3 - 8.3 Pflanzenmemory [Seite 130]
9.4 - 8.4 Mit Pflanzen malen [Seite 132]
9.5 - 8.5 Farbensuche im Garten [Seite 134]
9.6 - 8.6 Landart-Projekt [Seite 136]
10 - 9 Programme Floristik [Seite 139]
10.1 - 9.1 Ein vertikales Gesteck [Seite 140]
10.2 - 9.2 Kistengärten [Seite 142]
10.3 - 9.3 Ein Adventsgesteck herstellen [Seite 144]
10.4 - 9.4 Trauminseln [Seite 146]
10.5 - 9.5 Pflanzenkerze [Seite 148]
10.6 - 9.6 Barbarazweige schneiden [Seite 150]
10.7 - 9.7 Mini-Zen - Teil 1 [Seite 152]
10.8 - 9.8 Mini-Zen - Teil 2 [Seite 154]
10.9 - 9.9 Ikebana - Kurs - Teil 1 [Seite 156]
10.10 - 9.10 Ikebana - Kurs - Teil 2 [Seite 158]
10.11 - 9.11 Ein rundes Gesteck [Seite 160]
11 - 10 Programme Gartenhandwerk [Seite 163]
11.1 - 10.1 Wunschblätter stecken [Seite 164]
11.2 - 10.2 Pflege von Zimmerpflanzen Teil 1 [Seite 166]
11.3 - 10.3 Pflege von Zimmerpflanzen Teil 2 [Seite 168]
11.4 - 10.4 Ku?belpflanzen winterfestmachen [Seite 170]
11.5 - 10.5 Kresseformen säen [Seite 172]
11.6 - 10.6 Strauchschnitt [Seite 174]
11.7 - 10.7 Rankgeru?ste bauen [Seite 176]
11.8 - 10.8 Grundpflege im Herbst [Seite 178]
11.9 - 10.9 Knollen winterfest machen [Seite 180]
11.10 - 10.10 Zwiebeln stecken [Seite 182]
11.11 - 10.11 Zwiebeln einholen [Seite 184]
11.12 - 10.12 Sortieren und Aufbereiten von Saatgut [Seite 186]
11.13 - 10.13 Grundpflege im Fru?hjahr [Seite 188]
11.14 - 10.14 Werkzeugpflege [Seite 190]
11.15 - 10.15 Vermehrung an der Leine [Seite 192]
11.16 - 10.16 Lavendelkuchen [Seite 194]
11.17 - 10.17 Seedbombs - Samenbomben herstellen [Seite 196]
11.18 - 10.18 Fru?hlingspflanzaktion [Seite 198]
12 - 11 Programme Pflanzenverarbeitung und Hauswirtschaft [Seite 201]
12.1 - 11.1 Futterglocken mit Serviettentechnik [Seite 202]
12.2 - 11.2 Meisenknödel [Seite 204]
12.3 - 11.3 Insektenhotels [Seite 206]
12.4 - 11.4 Lavendelzucker [Seite 208]
12.5 - 11.5 Guacamole und wo unsere Lebensmittel herkommen [Seite 210]
12.6 - 11.6 Blu?ten-Gästeseife [Seite 212]
12.7 - 11.7 Gestalten durch Laminieren mit gepressten Pflanzen [Seite 214]
12.8 - 11.8 Ringelblumen-Salbe [Seite 216]
12.9 - 11.9 Majoran-Schnupfen-Salbe [Seite 218]
12.10 - 11.10 Tees mischen [Seite 220]
12.11 - 11.11 Kräutersalzherstellung [Seite 224]
12.12 - 11.12 Kräuter- und Beerenessig [Seite 227]
12.13 - 11.13 Kräuter- und Gewu?rzöl [Seite 230]
12.14 - 11.14 Duft- und Schlafkissen [Seite 232]
12.15 - 11.15 Badezusätze [Seite 234]
12.16 - 11.16 Marmeladen und Chutneys [Seite 237]
12.17 - 11.17 Pestos [Seite 241]
12.18 - 11.18 Sirup [Seite 244]
12.19 - 11.19 Wiesenbowle [Seite 247]
12.20 - 11.20 Kräuteröl mit Johanniskraut [Seite 249]
13 - 12 Programmformular zum Kopieren und Ausdrucken [Seite 251]
14 - 13 Materialien, Heilpflanzen und Hausmittel [Seite 257]
14.1 - 13.1 Gartentagebu?cher [Seite 257]
14.2 - 13.2 Wetter als Thema [Seite 258]
14.3 - 13.3 Heilpflanzen in der Gartentherapie [Seite 259]
14.4 - 13.4 Hausmittel [Seite 269]
14.4.1 - 13.4.1 Grundausstattung zur Anwendung von Hausmitteln [Seite 270]
14.4.2 - 13.4.2 Kataplasmen [Seite 272]
14.4.3 - 13.4.3 Leinsamenkompresse [Seite 272]
14.4.4 - 13.4.4 Leinsamennackenauflage zur Beruhigung und Entspannung [Seite 272]
14.4.5 - 13.4.5 Alternativen fu?r trockene und feucht-heiße Anwendungen [Seite 273]
14.4.6 - 13.4.6 Beruhigende Waschungen und Einreibungen [Seite 273]
14.4.7 - 13.4.7 Feucht-heiße Dampfkompresse [Seite 273]
14.4.8 - 13.4.8 Lavendelölauflage [Seite 275]
14.4.9 - 13.4.9 Meerrettichauflagen [Seite 275]
14.4.10 - 13.4.10 Anwendungen mit Zwiebel [Seite 276]
14.4.11 - 13.4.11 Anwendung mit Knoblauch [Seite 278]
14.4.12 - 13.4.12 Erkältungskrankheiten vorbeugen und behandeln [Seite 279]
14.4.13 - 13.4.13 Erkältungskrankheiten natu?rlich vorbeugen [Seite 280]
14.4.14 - 13.4.14 Maßnahmen bei Husten [Seite 280]
14.4.15 - 13.4.15 Wohltuendes fu?r Hals und Rachen [Seite 281]
14.4.16 - 13.4.16 Schnupfen vorbeugen und bekämpfen [Seite 281]
14.4.17 - 13.4.17 Abwehrstärkende Pflanzen [Seite 282]
14.4.18 - 13.4.18 Kalte Quarkkompresse [Seite 282]
14.5 - 13.5 Pflanzeninformationsblätter [Seite 283]
14.6 - 13.6 Sprichwörter und Sinnspru?che [Seite 285]
14.7 - 13.7 Gartengedichte [Seite 285]
14.8 - 13.8 Gedichte im Jahresablauf [Seite 287]
14.9 - 13.9 Gartenlieder [Seite 293]
14.10 - 13.10 Zählhilfe fu?r Gartenvögel [Seite 295]
14.11 - 13.11 Hochbeete [Seite 297]
14.12 - 13.12 Gartenbilder fu?r die Erinnerungsarbeit [Seite 299]
14.13 - 13.13 Hilfstabelle fu?r Beobachtungen [Seite 308]
15 - 14 Arbeitsbu?cher [Seite 313]
15.1 - Arbeitsbuch: Vorbereitung von Kisten [Seite 314]
15.2 - Arbeitsbuch: Aussaat [Seite 317]
15.3 - Arbeitsbuch: Pikieren [Seite 321]
15.4 - Arbeitsbuch: Topfen [Seite 324]
15.5 - Arbeitsbuch: Stecklingsvermehrung [Seite 327]
16 - 15 Die Mini-Gärtner-Ausbildung [Seite 331]
17 - Anhang [Seite 339]
17.1 - Literaturverzeichnis [Seite 341]
17.2 - Abbildungsnachweis [Seite 347]
17.3 - Autorenverzeichnis [Seite 351]
17.4 - Sachwortverzeichnis [Seite 353]
2.3 Aus- und weitergebildete Fachpersonen
Frage: Wer macht das?
In einem zweiten Abschnitt der IGGT-Definition der Gartentherapie ist folgender Satz zu finden: "Diese professionellen Interventionen werden von aus- und/oder weitergebildeten Personen (z.B. Gartentherapeutin/Gartentherapeut nach den Richtlinien der IGGT) fachlich durchgeführt." Dieses zeigt zunächst: Für jede gartentherapeutische Aktivität braucht es eine qualifizierte Leitung durch einen Gartentherapeuten oder eine Gartentherapeutin. Sie legen das Programm fest, tätigen die nötigen Vorbereitungsarbeiten und sind verantwortlich für die Durchführung und Dokumentation der Gartentherapie. Die allerwichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung von Gartentherapie ist somit das therapeutisch-pflegerische und fachliche Know-how der verantwortlichen Personen. Zusätzlich erfordert Gartentherapie jedoch noch ganz spezielle Eigenschaften.
2.3.1 Interdisziplinäres Denken
Gartentherapeutische Angebote werden von ganz unterschiedlichen Fachkräften geleitet, z.B. Ergotherapeuten, Psychologinnen oder Heilpädagogen. Dabei spielt es eine jedoch eher untergeordnete Rolle, aus welchem Fachgebiet die Gartentherapeutin oder der Gartentherapeut kommt, sofern er oder sie bereit ist, sich die nötigen Kenntnisse aus dem anderen Fachbereich zu erwerben.
Zur Gartentherapie gehört, dass hier ein Medium vorliegt, bei dem faktisch sehr viele der beteiligten Personengruppen (Pflegende - Therapeuten - Bewohnerinnen - Angehörige - Ärzte - hauswirtschaftliches Personal) Ressourcen und Kenntnisse einbringen können. Dieses Wirken "auf gleicher Augenhöhe" ist ein großer Vorteil. Bei vielen gartentherapeutischen Einheiten ist darum zu beobachten, dass spontan Mitarbeitende oder Angehörige hinzukommen und sich äußern oder gar beteiligen. Diese Atmosphäre des Miteinanders bedeutet aus Sicht der Teilnehmenden eher Therapie, die "nebenbei" geschieht - und das ist auch gut so. Für den Therapeuten oder die Therapeutin bedeutet dieses Begegnen von unterschiedlichsten Menschen und Therapiezielen jedoch die unbedingte Offenheit und Bereitschaft zu interdisziplinärer Arbeit.
Aber "Therapie nebenbei" bedeutet nicht, dass dadurch die therapeutische Verantwortung für den Prozess fehlen darf. Hier ist in den letzten Jahren ein Wandel zu beobachten: Noch vor Jahren, in den Anfangszeiten der Gartentherapie, haben die Teilnehmenden diese Angebote auch aus Unkenntnis gar nicht als Therapie wahrgenommen. Mittlerweile hat sich die allgemeine Kenntnis über die Gartentherapie gewandelt und viele Teilnehmende, speziell im Bereich der Rehabilitation, wissen um diese Therapieform und haben demnach auch andere Erwartungen. Dieser Behandlungskontext ist immer zu beachten.
Praxistipp 3
Informationen zu Pflanzen
Die Pflanze steht in der Gartentherapie immer im Mittelpunkt. Somit ist es von Vorteil, darüber möglichst viele Informationen zu haben. Glücklicherweise gibt es zu Hauf Möglichkeiten, sich Wissen oder auch Geschichten über Pflanzen anzueignen. Vom alten Gartenbuch aus dem Antiquariat, über Zeitungsartikel bis zum Internet (Abb. 2-5), vom Pflanzenstecker aus dem Baumarkt bis zu Erfahrungen der Teilnehmenden. Wichtig ist es, alle diese Informationen so zu sammeln und abzulegen, dass sie immer wieder genutzt werden können. Eine Möglichkeit dazu bieten die Pflanzeninformationsblätter (Kap. 13.4).
Abbildung 2-5: Es ist immer von Vorteil, viele Informationen über Pflanzen zur Hand zu haben (© Foto: A. Niepel)
2.3.2 Fühlendes Gärtnern
Die zweite Voraussetzung ist zweifelsohne das gärtnerische Fundament. Dieses bezieht sich nicht nur auf das Wissen, sondern mehr noch auf ein Gefühl für den Garten, die Pflanzen und die Natur. Nur eine Person, welche diese Begeisterung und Freude mitbringt, kann sie an andere Personen weitergeben. Das ist neben allem fachlichen Know-how entscheidend für den Erfolg gartentherapeutischer Aktivitäten. Oder um es an einem anderen Beispiel zu verdeutlichen: Wohl niemand kann sich einen oder eine Musiktherapeutin vorstellen, die keinerlei Beziehung zur Musik hat. Therapien, die sich vom Medium her definieren, wie z.B. auch die Kunsttherapie, bedürfen dieser Affinität. Ob die Gartentherapeutin dabei dann nun eine begeisterte Rosenzüchterin oder der Gartentherapeut von Heilpflanzen fasziniert ist, spielt eine untergeordnete Rolle - Hauptsache man spürt bei ihr oder ihm das "Herzblut". Grundlegendes Verständnis für Fragen der Natur und ein reges Interesse an Pflanzen scheinen selbstverständlich für die Profession.
Grundsätzlich liegt die Grundbefähigung des gärtnerischen Menschen darin, die Bedingungen zu schaffen, unter denen eine Pflanze wachsen kann (Abb. 2-6).
Abbildung 2-6: Mit Herzblut einen Garten pflegen und sich an dem Ergebnis erfreuen (© Foto: A. Niepel)
2.3.3 Haltung zum Menschen
Gärtner beschäftigen sich somit sehr intensiv damit, "was eine Pflanze denn braucht (um zu gesunden) und sie haben in dieser Hinsicht großes Vertrauen in die Fähigkeiten ihrer Anvertrauten. Und so, wie dieser Gärtner daher nicht an ihnen 'dran zieht', sondern für die ausreichende Versorgung mit Luft, Licht, Platz, Nahrung und Schutz sorgt, so darf aus einer menschengärtnernden Sicht auch gerne für die Therapie überlegt werden, welche Bedingungen geschaffen werden müssen, dass der Mensch gedeiht und wächst. Natürlich ist dieses der Therapie auch nicht fremd." So formulierten Scholz und Niepel den Zusammenhang zwischen Pflanzen und der Haltung zum Menschen (Scholz & Niepel, 2019, S. 23).
An dieser Stelle ist es auch durchaus passend, Carl R. Rogers zu zitieren. Er schreibt: "Es wird hypostasiert, dass der Mensch, ebenso wie jeder andere lebende Organismus, sei es nun Pflanze oder Tier, Kräfte besitzt, die der Erhaltung oder dem Wachstum des Organismus dienen. Wenn diese Tendenz nicht behindert wird, bewirkt sie verlässlich beim Individuum Wachstum, Reife und eine Bereicherung des Lebens . Gleiches gilt für den psychologischen Bereich - dass nämlich in einem einigermaßen wachstumsfreundlichen Klima die Tendenz des Organismus, sich in umfassender Weise zu verwirklichen, so zuverlässig funktioniert, dass sie auch Hindernisse und Schmerz überwindet." (Rogers, 1977).
Als Drittes wird von einer Gartentherapeutin oder einem Gartentherapeuten somit vor allem ein reges Interesse am Kontakt mit anderen Menschen und dabei an seinen Wachstumsbedingungen erwartet. Diese sind dabei natürlich oft auf die eine oder andere Weise körperlich oder psychisch beeinträchtigt, zeigen aber gerade in der Gartensituation gleichwertige oder gar höhere gärtnerische Kompetenzen als der Therapeut oder die Therapeutin. Gerade hier liegt ein großes Potenzial, gerade für die Beziehungsarbeit, wird durch diesen Umstand doch das übliche interaktive Patienten-Therapeuten-Dilemma gemildert. Das Verhältnis von Therapeutin oder Therapeut zu ihren Klienten muss trotz dieser Begegnung auf Augenhöhe jedoch gleichzeitig durch eine professionelle Haltung geprägt sein. Das schließt enge und freundschaftliche Beziehung nicht aus, stellt sie aber in einen professionellen Kontext. Der Gartentherapeut oder die Gartentherapeutin ist viel weniger die Person, die ein bisschen mehr weiß als die anderen, sondern sie ist die Fachperson, die das therapeutische Setting kennt und dessen Regeln beachtet.
Aufgrund dieser Anforderungen können ganz unterschiedliche Fachkräfte gartentherapeutische Einheiten leiten. Die Bereitschaft zur durchgehenden Weiterbildung ist jedoch unerlässlich. Die Verbindungen von gärtnerischen und verschiedenen therapeutischen Elementen macht Gartentherapie für die Professionellen einerseits anspruchsvoll. Andererseits ist es gerade diese Verbindung von Garten und Therapie, die den Reiz ausmacht und eine gegenseitige "Befruchtung" ermöglicht.
Diese Voraussetzungen schliessen natürlich nicht aus, dass jemand die in diesem Buch beschriebenen Programme mit Einzelpersonen oder Gruppen einfach einmal ausprobiert. Wenn eine interessierte Person dies aber auf längere Sicht und in einem professionellen Rahmen tun möchte, ist eine Weiterbildung früher oder später wohl kaum zu vermeiden. Von der Gartentherapeutin oder dem Gartentherapeuten wird eine regelmäßige Fortbildung vorausgesetzt. Nur so können Fachkräfte auf dem aktuellen Stand des professionellen Wissens bleiben.
Praxistipp 4
Zugang zu Menschen finden
Wenn Menschen dazu neigen, sich eher verschlossen zu verhalten und sich für Aktivitäten nur schwerer motivieren lassen, muss das Interesse geweckt werden. Viele Pflanzen haben ihren Ursprung in aller Welt. Das trifft heute auch auf Teilnehmer zu, die ihre Wurzeln - wie die Pflanzen - in fremden Ländern haben. Hilfreich ist, die fremden Länder auf einer Karte oder einem Globus zu zeigen, nach Informationen oder Geschichten zu fragen und so neue Anknüpfungspunkte für Gespräche zu erhalten (Abb. 2-7).
Abbildung 2-7: Den Ursprung der Pflanze zu wissen und Geschichten aus dem Land zu hören, ist ein interessanter Gesprächsstoff
(© Foto: A....