Schweitzer Fachinformationen
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Unsere Hauspferde sind zwar schon seit Jahrtausenden domestiziert, aber die Jahrmillionen der Entwicklungsgeschichte bekommen wir nicht aus den Pferden heraus gezüchtet. Auch das Sportpferd, Rennpferd oder Freizeitpony ist von seinen Instinkten her ein Wildpferd. Das sollten wir im Umgang mit Ihnen nie vergessen. Beginnen wir also mit dem Wildpferd. Wie lebt ein Pferd in der freien Natur?
In einer natürlichen Herde lebt ein Familienverbund in kleinen Gruppen, die sich teilweise bzw. zeitweise zu größeren und großen Herden zusammenschließen. Der einzelne Familienverbund besteht aus einer Handvoll Stuten, Ihren Fohlen bei Fuß, den Jährlingen und einem Hengst.
Die geschlechtsreifen Hengste werden von Deckhengst der Herde verjagt und schließen sich in Junggesellengruppen zusammen. Kein Pferd bleibt freiwillig allein! Jedes Pferd weiß, dass dies seinen sicheren Tod bedeutet, wenn es in der Wildnis allein schlafen muss. Junge Hengste versuchen im Laufe der Zeit, sich eine oder mehrere Stuten aus anderen Gruppen zu stehlen. Dafür kämpfen Sie mit dem Deckhengst. Um Futter oder Wasser kämpfen Wildpferde nahezu nie, solange genug da ist.
Ein Familienverband bleibt also über Jahre relativ stabil in der Zusammensetzung. Fohlen bleiben bis kurz vor der Geburt des neuen Fohlens bei der Mutter. Der Jährling wird immer selbstständiger und dann kurz vor der Geburt des neuen Fohlens "verjagt", aber es darf in der Herde bleiben.
Wie sieht ein Tag bei einem Wildpferd aus? Eine Herde läuft 10-50km pro Tag, meist im Schritt, auf der Suche nach Futter. Allerdings rennt es durchschnittlich 5-mal im Renngalopp, auf der Flucht vor Fressfeinden. Pferde spielen miteinander, dösen und schlafen über den Tag verteilt insgesamt nur 4 Stunden. Im Stehen schlafen sie im Tiefschlaf, im Liegen träumen sie. Wahrscheinlich, weil im Liegen sozusagen der Körper ausgeschaltet ist, dann darf das Gehirn nicht auch völlig abschalten und im Stehen ist der Körper startklar für eine Flucht, da kann das Gehirn tiefer ausruhen.
Ein Pferd frisst ca. 16h am Tag. Allerdings nicht unbedingt nur Gras! Sie fressen Blätter, Rinde, Moose, Flechten, Holz, Obst, Beeren... und KEIN Getreide! Nur im Spätsommer finden Sie Samen der Gräser, Büsche und Sträucher. Genau in der Zeit, wo die Fohlen am meisten Milch brauchen und selbst beginnen zu fressen.
Pferde sind also:
Ihre Grundbedürfnisse sind:
Unsere Pferde sind uns ja in vielerlei Hinsicht recht ähnlich. Sie haben Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut genau wie wir. Die grundsätzliche Funktionsweise der Sinne ist auch dieselbe. Es gibt allerdings auch markante Unterschiede, die wir uns im Folgenden einmal anschauen, um zu verstehen, warum sich unser Pferd manchmal aus menschlicher Sicht sehr komisch verhält.
Sehsinn:
Ein Pferd hat, wie alle Fluchttiere, seine Augen seitlich am Kopf, im Gegensatz zu uns Raubtieren, die die Augen vorne haben. (Genau wie der Hund, die Katze und z.B. die Eule), um mit beiden Augen gut Dinge fokussieren zu können. Ein Räuber muss Entfernungen abschätzen können, um zu wissen, ob sich eine Jagd lohnt. Anhand der Augenposition kann ein Fluchttier also auf den ersten Blick erkennen, ob sein Gegenüber ein Freund oder Feind ist. Ein Pferd sieht Dinge nicht unbedingt scharf, muss es auch nicht, weil es ja schlussendlich egal ist, ob man von einem Bären oder Wolf gefressen wird.
Die seitliche Lage der Augen beim Fluchttier bedeutet: Pferde haben wenig binokulare Sicht, das heißt, nur direkt vor sich können Pferde mit beiden Augen gleichzeitig sehen. Nur so kann man allerdings Entfernungen abschätzen. Dafür sind, wie du vielleicht noch aus der Geometrie weißt, drei Punkte notwendig. (2 Augen und der Gegenstand). Das bedeutet, das Pferd kann nur direkt geradeaus Entfernungen abschätzen. Seitlich kann das Pferd mit je einem Auge- viel besser als wir- jede noch so kleine Bewegung wahrnehmen. Ihr Gesichtsfeld umfasst 320 Grad. Die fehlenden 40 Grad können Sie aber auch sehen, indem Sie ihren Hals etwas zur Seite drehen.
Pferde haben trifokale Augen. Das bedeutet, das Auge funktioniert ähnlich wie eine Gleitsichtbrille: Nimmt das Pferd den Kopf hoch, sieht es Dinge in großer Entfernung scharf, senkt es den Kopf, sind Objekte in der Nähe scharf.
Im Pferdeauge passiert beim Sehen -vereinfacht- folgendes: Die Iris steuert ein Bündel Lichtstrahlen das auf die Linse fällt und so ein Abbild der Umwelt auf der Netzhaut erzeugt. Der Sehnerv nimmt diese Information auf und leitet sie ans Gehirn zur weiteren Verarbeitung.
Pferde haben im Vergleich zu anderen Tieren sehr große Augen. Ein größeres Auge kann wesentlich mehr Licht einfangen. Auf diese Weise sehen Pferde auch bei einsetzender Dämmerung und in der Nacht sehr gut. Zusätzlich verfügt die Netzhaut des Pferdes im Gegensatz zur menschlichen Netzhaut über eine große Anzahl lichtempfindlicher Stäbchen, die in ihrer Wirkungsweise Spiegeln ähneln und zu einer Verdopplung der ins Auge einfallenden Lichtmenge führen. Deshalb sieht das Pferd in der Dunkelheit erheblich besser als der Mensch und die Pferdeaugen leuchten, wenn man sie nachts anstrahlt.
Pferde sind nicht farbenblind. Sie nehmen lediglich die Farben nicht ganz so kräftig wahr wie wir und können blau und gelb am besten unterscheiden.
Den Gemütszustand eines Pferdes kann man auch gut über seine Augen und Augenliedern ablesen. Erstaunen und Argwohn, Angst und Aggression bis hin zu Mut, Zufriedenheit und Freude kann man mit etwas Übung darin ablesen. Anhand der Augen und Augenlider des Pferdes lässt sich auch einiges zum Gesundheitszustand des Tieres ableiten. Bei kranken Pferden sind die Augen beispielsweise häufig halb geschlossen und getrübt.
Für die Praxis: Das Pferd kann mit beiden Augen unabhängig voneinander Dinge und Bewegungen wahrnehmen. Es hat fast einen Rundumblick. Es kann außer den Teil direkt vor seiner Nase und direkt hinter sich alles sehen. Somit erschrickt ein Pferd leicht, wenn man plötzlich die Hand direkt vor seiner Nase hebt und es am Kopf berührt. Daher sollte man das Pferd immer langsam berühren und sicherstellen, dass es mitbekommt, wenn man es anfassen möchte. Man kann zum Beispiel erst die Hand vor seine Nüstern halten, um es daran schnuppern zu lassen.
Das Pferd sieht die Dinge an den Seiten nur mit einem Auge! Die fehlende Tiefenwahrnehmung sorgt dafür, dass das Pferd auf dem Ausritt vor dem von schräg hinten kommendem das Auto scheut, weil es nicht weiß, wie weit dieses entfernt ist. Es kann auch nicht sehen, wie tief die Pfütze vor ihm ist! Also wird es sich wahrscheinlich erschrecken, oder weigern durch die Pfütze zu gehen. Nicht aus Ungehorsam, sondern weil sein Instinkt sagt, dass das Loch auch 5m tief sein könnte.
Pferde haben trifokale Augen. Wenn man ein Pferd also mittels Handeinwirkung oder Hilfszügel dazu zwingt, den Kopf unten zu halten, wird es zu den körperlichen Problemen auch noch Angst bekommen, da es Gefahren aus größerer Entfernung nicht mehr wahrnehmen kann. Somit würde sich die mögliche Fluchtchance verringern. Ein Pferd mit tiefem Kopf im Springparcours zu reiten ist daher Blödsinn, es kann den nächsten Sprung nicht antaxieren. Ebenso sind Hilfszügel beim Überreiten von Cavaletti nicht sinnvoll, weil auch sie die Sicht einschränken. (Von der Stolper- und Sturzgefahr mal ganz abgesehen.)
Das Pferdeauge kann sich nur langsam an Helligkeitsunterschiede anpassen. Wenn man mit dem Pferd aus dem Wald auf eine sonnenbeschienene Wiese reitet, sieht es im ersten Moment nichts. Auf einem langsamen Ausritt stellt das sicher kein Problem dar, wenn man allerdings einen Geländeparcours im Galopp reitet, sollte man das beachten. Auch der Pferdeanhänger kann im ersten Moment einfach "nur" zu dunkel sein, um hinein zu gehen. Hier sollte der Mensch dem Pferd die entsprechende Zeit geben.
Gehörsinn
Das Hören an sich funktioniert wie bei uns Menschen: Die Ohrmuschel fängt die Schallwellen ein, diese werden im Mittelohr verstärkt und im Innenohr durch die Hörzellen über den Hörnerv ins Gehirn weitergeleitet. Aber gegen das Pferdegehör sind wir nahezu taub. Pferde können deutlich besser hören als Menschen. Pferde können beinahe eine Oktave höher wahrnehmen als Menschen (25kHz). Bei Pferden lässt das Hörvermögen ebenso wie bei uns Menschen mit zunehmendem Alter nach.
Das Pferd nimmt sogar Schwingungen von Tönen mit seinem ganzen Körper wahr. Schwingungen des Erdbodens werden über die Nerven der Hufe erfasst und zum Gehirn geleitet.
Die Pferdeohren sind durch 16 Muskeln in nahezu alle Richtungen unabhängig voneinander beweglich und um 180 Grad drehbar. Das Pferd kann...
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