Schweitzer Fachinformationen
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Da die Rolle der Advanced Practice Nurse (APN) in Österreich erst am Beginn der Entwicklung und Implementierung steht, greifen wir im Folgenden ein Beispiel aus einem irischen Krankenhaus im Kontext der Intensivpflege auf. Es soll Möglichkeiten und Grenzen der Rolle ebenso veranschaulichen wie die ihr innewohnenden Kompetenzen. Die Bezeichnungen dieser Kompetenzen folgen der international üblichen Kompetenzbeschreibung von Hamric et al. (2014), die auch im österreichischen Positionspapier (Neumann-Ponesch et al., 2014) enthalten ist. Diese sieben Kompetenzen oder Aufgabenfelder, die im Best-Practice-Beispiel in Klammern hervorgehoben sind, lauten:
1.spezialisierte klinische Pflegepraxis
2.zielgruppenorientierte Entwicklung von Gesundheits- und Pflegekompetenz
3.Konsultation
4.fachliches Leadership
5.Forschung
6.Zusammenarbeit
7.ethische Entscheidungsfindung
Die detailliertere Beschreibung inkl. praktischer Beispiele ist in Kapitel 3 zu finden.
Lehwaldt Daniela, Dublin City University, Ireland
Die Outreach Nurse ist eine erfahrene Pflegefachfrau mit akademischer Weiterbildung auf Masterniveau im Bereich Advanced Practice Nursing. Sie ist auf einer Intensivstation des Hauses angesiedelt. Dort arbeitet sie vom Büro/Untersuchungsraum der Outreach Nurses aus und besucht im Laufe des Tages die relevanten Patient*innen auf den Normalstationen.
Der Tag der Outreach Nurse beginnt mit der Teilnahme an der morgendlichen Visite, wo sie mit dem ärztlichen Team und dem Pflegeteam bespricht, welche Patient*innen von der Intensivstation auf die Normalstation verlegt werden können (Zusammenarbeit). Eine der Aufgaben der Outreach Nurse ist es, intensivpflichtige Patient*innen darauf hin zu untersuchen, ob sie gesundheitlich und emotional zur Verlegung geeignet sind (spezialisierte klinische Pflegepraxis). Sie hat am Vortag eine Liste von geeigneten Patient*innen zusammengestellt (Caseload), welche sie bei der Visite einsetzt. Die Outreach Nurse trifft ihre Entscheidung, wer zur Verlegung geeignet ist, auf der Basis der Ergebnisse der körperlichen Untersuchungen, der Befunde von klinischen Assessments, der medizinischen und pflegerischen Dokumentation, der medizinischen Vorgeschichte und ihrer Intuition (spezialisierte klinische Pflegepraxis). Die Atmung, der Kreislauf, der neurologische und allgemeine Zustand inkl. des klinischen Zustandsbildes, Patientenängste, Unruhezustände, Schlafstörungen und Schmerzen sind Phänomene/Problembereiche, die sie nicht aus den Augen verliert. Bei Bedarf agiert sie als Fürsprecherin für ihre Patient*innen. Sie setzt sich für den Bedarf ihrer Patient*innen ein, selbst wenn dies manchmal nicht zu den Plänen anderer Teams passt (ethische Entscheidungsfindung).
Die Outreach Nurse besucht alle von der Intensivstation verlegten Patient*innen (Konsultation) mindestens einmal auf der Normalstation. Sie führt erneut klinische Assessments und körperliche Untersuchungen durch, hört beispielsweise die Lunge und das Abdomen der Patientin ab, lässt die Patientin den Schweregrad ihrer Schmerzen einschätzen, bewertet den neurologischen Zustand der Patientin anhand anerkannter Instrumente usw. (spezialisierte klinische Pflegepraxis), insofern diese Maßnahmen nicht bereits vom Pflegepersonal auf der Normalstation dokumentiert worden sind.
Die Outreach Nurse ist ein willkommener Gast im Zimmer der verlegten Patientin. Die beiden kennen sich von der Intensivstation und haben eine gute Beziehung zueinander aufgebaut (spezialisierte klinische Pflegepraxis). In der Regel kennt die Outreach Nurse nicht nur die Patient*innen, sondern auch die Angehörigen der Patientin (spezialisierte klinische Pflegepraxis). Neben den Pflegenden und dem Personal auf der Normalstation gilt sie als erste Ansprechperson bei Fragen und Sorgen (spezialisierte klinische Pflegepraxis). Die Patientin und ihre Angehörigen vertrauen der Outreach Nurse, was besonders wichtig ist, falls es der Patientin im Verlauf wieder schlechter gehen sollte (ethische Entscheidungsfindung).
Bei den meisten Patient*innen ist ein Besuch nach der Verlegung von der Intensivstation ausreichend. Alle Vitalparameter, Assessments und Zustandsbeschreibungen sind im grünen Bereich. Die Outreach Nurse dokumentiert dann ihre Befunde in der Patientendokumentation (spezialisierte klinische Pflegepraxis) und hinterlässt ihre Kontaktinformation bei der Patientin/Angehörigen und beim Pflegeteam auf der Station (Zusammenarbeit). Sie können die Outreach Nurse bei Bedarf jederzeit telefonisch oder über den Pieper erreichen (Konsultation).
Andere Patient*innen benötigen regelmäßige Besuche (Konsultation) von der Outreach Nurse, z. B. von dem Zeitpunkt an, zu dem sie von der Intensivstation verlegt wurden, bis hin zu dem Zeitpunkt, zu dem sie sich z. B. mehr als 24 Stunden klinisch stabil präsentierten. Bis dahin unterstützt die Outreach Nurse das pflegerische und das ärztliche Team (Konsultation/Zusammenarbeit) auf der Normalstation. Sie initiiert bei Bedarf Interventionen, z. B. wenn die Patientin endotracheal abgesaugt werden muss (fachliches Leadership/zielgruppenorientierte Entwicklung von Gesundheits- und Pflegekompetenz). Sie sorgt dafür, dass die Patientin regelmäßig mobilisiert wird, dass die Vitalzeichen ausreichend häufig gemessen werden und dass diese sich im Normalbereich befinden. Sie sorgt dafür, dass die Schmerzen unter Kontrolle gehalten werden, dass die Patientin ausreichend Einfuhr (Essen und Trinken) vom Team bekommt und dass die Ausfuhr (inkl. Drainagen) zufriedenstellend und dokumentiert ist (zielgruppenorientierte Entwicklung von Gesundheits- und Pflegekompetenz).
Die Outreach Nurse fördert die evidenzbasierte Versorgung auf der Station, indem sie ein Vorbild bei der Versorgung ihrer Patient*innen ist und die klinischen Fähigkeiten des Pflegepersonals - z. B. non-invasive Beatmungskenntnisse, endotracheale Absaugkompetenz, Vitalzeichenmessung und Interpretation - bei Bedarf (weiter-)entwickelt. Sie informiert das Personal bei Bedarf über die Ergebnisse aus der Interventionsforschung und regt es zum kritischen Austausch zu klinisch relevanten Themen an (fachliches Leadership/zielgruppenorientierte Entwicklung von Gesundheits- und Pflegekompetenz). Sie schult das (Pflege-)Personal z. B. in der Früherkennung von Warnzeichen, welche auf eine klinische Verschlechterung der Patient*innen hinweisen (zielgruppenorientierte Entwicklung von Gesundheits- und Pflegekompetenz), und unterstützt es beratend dabei, die notwendigen Leitfäden und Protokolle für optimale Behandlung und effektive Kommunikationsstrategien zu entwickeln, oder - falls bereits ein Leitfaden vorhanden ist - hilft, diesen in den Praxisbereich zu implementieren (fachliches Leadership/Konsultation).
Die Outreach Nurse hat nicht nur die Befugnis, von der Intensivstation verlegte Patient*innen auf der Normalstation klinisch zu begleiten, sie kann auch eigenständig Überweisungen von pflegerischen und von ärztlichen Teams aus dem gesamten Haus übernehmen (spezialisierte klinische Pflegepraxis/Zusammenarbeit). Die Befugnis ist anhand von hausinternen Vereinbarungen geklärt. Es gibt Protokolle mit Überweisungskriterien, welche den Prozess darstellen. Die Outreach Nurse ist sehr gut mit den Inhalten der Vereinbarungen vertraut, da sie selbst an der Entwicklung beteiligt war (fachliches Leadership).
Bei Bedarf verschreibt sie ihren Patient*innen Medikamente und Bedarfsmittel, um eine Verbesserung des Zustandes herbeizuführen (spezialisierte klinische Pflegepraxis). Die Outreach Nurse nutzt im Vergleich zum allgemeinen Pflegeteam eine Vielzahl an erweiterten klinischen Fähigkeiten in ihrer täglichen Arbeit. Sie ist beispielsweise dazu befugt, Kanülen zu legen, sie kann 12-Kanal-EKGs schreiben und wichtige Informationen aus dem EKG interpretieren, sie kann arterielle Blutgasanalysen abnehmen und auswerten und sie ist dazu befugt, Röntgenbilder und Tests anzuordnen, zu interpretieren und die klinische Behandlung auf die Befunde der Testergebnisse hin anzugleichen (spezialisierte klinische Pflegepraxis). Diese Kompetenzen und Befugnisse ermöglichen eine zeitgerechte Versorgung der Patientin, da die Outreach Nurse in der Regel schneller (und für das Pflegeteam einfacher) erreichbar ist als die ärztlichen Kolleg*innen.
Die Outreach Nurse ist sich ihrer Limitationen bewusst. Bei Bedarf, z. B. wenn sie sich bei der Auswertung eines EKGs unsicher ist, zieht sie die ärztliche Kollegin (hier: die Kardiologin) hinzu (ethische Entscheidungsfindung/Zusammenarbeit). Die...
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