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Das Wissen rund um die Wirkung der Pflanzenwelt ist die Basis für Jamu. Deshalb möchte ich Sie in diesem Kapitel in die indonesische Tradition einführen, Ihnen die Grundkenntnisse nahebringen. Es ist die Basis und die Voraussetzung für den Umgang mit Jamu. Ursprünglich galt diese Heilkunde als homöopathische Medizin. Gemein haben sie die Verwendung holistischer und pflanzenbasierter Mittel. Da hört es aber auch schon auf mit der Parallelität von Jamu und Homöopathie. Alkohol passt nicht zu den muslimischen Regeln und der Lebensweise der Indonesier. Die Inhaltsstoffe werden in ihrer reinsten - veganen - Form gemischt und verabreicht. Natürlich geht damit auch eine kürzere Haltbarkeit einher. Die Mischungen sollten idealerweise gleich nach der Zubereitung zu sich genommen werden. Zusätzlich können Sie die Jamus alleine oder in Verbindung mit Massagen und Ritualen anwenden.
Egal gegen welches Problem Jamu eingesetzt wird - die Grundzusammensetzung ist immer gleich. Drei verschiedene Komponenten bilden die Basis: Hauptbestandteile, unterstützende Bestandteile und Gewürze, die den Geschmack verändern. Letzteres ist nur bei Jamus zum Trinken von besonderer Bedeutung.
Die Indonesier nehmen bei Problemen meist zuerst ein Jamu von Heilern zu sich, bevor sie auf Pillen oder Cremes zurückgreifen. Moschus, Rinde, Knoblauch und dergleichen werden, je nach Rezept, mit Wasser oder Öl vermischt und erwärmt. Wie Sie sich vielleicht denken können, ist das fertige Getränk kein Gaumenschmaus. Um diesem Problem entgegenzuwirken, mischen die Heiler gerne Honig, Zucker, oder neutralisierende Stoffe hinzu. Ein anderer Weg, den mitunter ekelhaften Geschmack zu vertreiben, ist, nach dem Trinken süße Früchte wie Bananen oder Papayas zu essen.
Die Hauptbestandteile von Jamu sind größtenteils Pflanzen und Wurzeln aus der Ingwer-Familie. Der Fachwelt besser bekannt als Zingiberaceae. Man kann die Gattung als die Superstars von Jamu bezeichnen. Die Pflanzenfamilie wird in Indonesien groß gefeiert. Im Moment sind in Asien ungefähr 200 verschiedene Arten dieser Wurzel bekannt. Viele davon sind sogar auf der WHO-Liste der meist genutzten Heilpflanzen in 23 Ländern. Ingwer unterscheidet sich in Form, Farbe und Wirkung. Jede Art setzt man für verschiedenste Krankheiten und zur Vorbeugung ein.
Der klassische Ingwer, also die Wurzel mit der hellbraunen Schale und dem faserigen, gelben Innenleben, wird nicht nur für schmerzlindernde Zwecke verwendet, sondern auch als Gewürz in Getränken oder im Essen. Die einzigartige Schärfe regt an und ist gesund.
Bevor man die Wurzel für Jamu verwendet, ist es am besten sie zu zerstampfen, bis eine feine Paste entsteht. Andere Inhaltsstoffe führen durch die veränderte Form des Ingwers zu einer chemischen Reaktion. Das soll die Wirkung des Jamus verbessern.
Auf meiner Reise durch Indonesien habe ich erfahren, wie man seinen eigenen Ingwer setzt und gedeihen lässt. Probieren Sie es doch aus. Es geht ganz einfach.
Legen Sie eine Wurzelknolle als Keimhilfe über Nacht in warmes Wasser. Anschließend füllen Sie einen Blumentopf mit extra nährstoffhaltiger Erde und setzen die Ingwerwurzel hinein. Bedecken Sie diese dann mit etwa zwei Zentimeter Erde und drücken sie leicht an. Danach mit lauwarmem Wasser befeuchten. Das geht am besten mit einer Sprühflasche. Um die tropische indonesische Luftfeuchtigkeit nachzuahmen, sollte man den Topf mit Frischhaltefolie abdecken, nur bloß die Pflanze nicht ersticken! Ein paar Löcher mit einer Gabel stechen und es bleibt Luft zum Atmen. Direkte Sonneneinstrahlung braucht das kleine Pflänzchen nicht. Hell und warm sollte es trotzdem sein. Besprüht man es dann täglich mit lauwarmem Wasser, wächst bald Ihre ganz eigene Ingwerpflanze heran. Aber Achtung. Sie dürfen die Wurzel erst ernten, wenn sie reif genug ist. In der Jamu-Lehre heißt es, dass Ingwer erst nach zwei Jahren Reifungszeit verwendet werden darf. Wir sind da nicht so streng. Ein experimenteller Geist braucht Möglichkeiten zur Entfaltung. Außerdem sollten Sie darauf achten, nicht zu viel Ingwer auf einmal zu sich zu nehmen, da er blutverdünnend wirkt. Wie ein Aspirin.
Der klassische Ingwer wird in Indonesien gerne zum Wärmen des Körpers verwendet. Heiler haben mit dem Wirkstoff sogar ein Gegengift bei Schlangenbissen entwickelt. Sie verwenden dafür Salz und eine Mischung von dem normalen, gängigen Ingwer und zwei bis drei anderen Ingwersorten.
Außerdem wird die Wurzel gerne für das generelle Wohlbefinden des Menschen verwendet. Sowohl für Männer, Frauen als auch für Babys. Der Ingwer wird mit anderen Zutaten vermischt, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Galian Langsing und Galian Singset sind nur zwei Jamu-Getränke, in denen Ingwer eine große Rolle spielt. Die beiden Getränke werden dazu verwendet, um den Körper zu straffen und ein paar Kilos zu verlieren. Dass die Pflanze beim Abnehmen hilft, wird oft angenommen, konnte aber wissenschaftlich nicht bewiesen werden. Aber bekanntlich kann der Glaube ja Berge versetzen, wieso also nicht kiloweise Fettberge.
In Indonesien arbeitet man auch gerne mit verschiedenen Formen der Pflanze. Die Verkäufer und Heiler zerstoßen und zerschneiden Ingwer, um je nach Verarbeitung bestimmte Wirkungen zu erzielen.
Alte Weisheiten besagen, dass Ingwer eingelegt und entsaftet werden soll, um gegen Morgenübelkeit in der Schwangerschaft oder Koliken bei Säuglingen vorgehen zu können. Als Arzt tue ich mir schwer Versprechen abzugeben, ich kann nur sagen: Alte Weisheiten liegen selten falsch.
Der zweite Superstar der Zingiberaceae-Familie ist Kurkuma. Bei uns auch bekannt als Gelbwurzel. Sie hilft bei Fieber und wird für alle kleinen oder größeren Wehwehchen eingesetzt. Aber nicht nur.
In Indonesien setzt man Kurkuma oft für Liebestränke oder für besseren Sex ein. Außerdem vertreibt die Wurzel angeblich böse Geister.
In Europa ist Kurkuma eher in der Medizin als im Sexualleben anerkannt. Erst vor kurzem hat mich eine meiner letzten Patientinnen vor meiner Reise darauf aufmerksam gemacht. Sie erzählte mir von Kurkuma Latte. Ein Kaffee, gemischt mit dem gelben Pulver. Ganz ohne Koffein. Dafür um einiges gesünder als das herkömmliche Heißgetränk. Ich wusste zwar aus einigen Studien, dass Kurkuma eine positive Wirkung auf den Körper hat, aber dass man das gelbe Gewürz mittlerweile in Getränke mischte, war spurlos an mir vorbeigezogen. Ein Jamu-Kaffee sozusagen. Sehr interessant, finde ich. Aus lauter Neugier musste ich den Kurkuma Latte noch am selben Tag ausprobieren. Und ich kann Ihnen sagen, das ist ein Hit. Ein Geschmackserlebnis. Wunderbar würzig und sehr aufmunternd. Da war selbst der Arzt in mir baff.
Und es ist ganz leicht herzustellen. Sie brauchen 500 Milliliter Milch, sehr schmackhaft ist die aus Mandeln gewonnene. Einen Teelöffel Kurkuma, ein Teelöffel Honig, eine Zimtstange und wer mag für den Extrakick drei Kardamomkapseln, Ingwerpulver und eine Prise schwarzen Pfeffer. Am besten alles in Pulverform beimengen, da es sich in der Milch schneller auflöst. Frischer Ingwer eignet sich aber auch.
Die Zubereitung geht schnell von der Hand. Erhitzen Sie die Mandelmilch in einem kleinen Topf. Am besten den Herd auf eine niedrige Stufe stellen und die Milch zwei bis drei Minuten warm werden lassen. Sie sollte aber nicht kochen. Die anderen Zutaten in die Milch einrühren und kurz ziehen lassen. Das fertige Getränk durch ein feines Sieb gießen und mit einem Milchaufschäumer kurz quirlen. Fertig.
Man kann das Powergetränk entweder heiß genießen oder abkühlen lassen und mit Eiswürfeln kalt genießen. Besonders bei heißen Temperaturen zu empfehlen. Um die Wirkung von Kurkuma zu erhöhen, kann man außer schwarzem Pfeffer auch Öl, beispielsweise Kokosöl, mit dem Pulver vermischen. In der goldenen Milch vielleicht nicht so schmackhaft, aber beim Kochen eine erheiternde Möglichkeit.
Probieren Sie doch auch einmal eine neue Suppenkreation aus, bei der Sie Kurkuma verwenden, und tröpfeln Sie beim Servieren ein bisschen Öl auf die Oberfläche. Voilà. Ihr Körper wird die erstaunliche Wirkung noch schneller spüren.
Gerade bei Verdauungsbeschwerden hilft Kurkuma ungemein. Das Institut für Biologische Chemie und Ernährungswissenschaften der Universität Hohenheim konnte beweisen, dass Kurkuma eine positive Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt des Menschen hat.
Durch seine Inhaltsstoffe regt Kurkuma die Produktion der Gallenflüssigkeit an. Da die Gallenblase für eine problemlose Fettverdauung zuständig ist, hilft die Heilpflanze bei Verstopfungen, Blähungen und anderen Verdauungsproblemen. Ausschlaggebend für die Wirkung sind insbesondere zwei Dinge: Curcumin und Turmeron, ein ätherisches Öl. Die beiden Inhaltsstoffe wirken sich im Zusammenspiel auf die Galle aus. Die Pflanze greift nicht auf unnatürliche Weise in Magen oder Darm ein, dennoch gelingt es ihr, bestehende Beschwerden zu mildern. Neben Kaffee mit Kurkumaeinsatz können Sie genauso gut auf Kurkuma-Kapseln zurückgreifen. Das feine Pulver der Wurzel wird gepresst und von einer natürlichen Schutzhülle umgeben. So kann das reine Pulver die Magenschleimhaut nicht angreifen und entfaltet sich erst im Darmtrakt. Dort, wo es gebraucht wird.
Aber das ist noch nicht alles. Wissenschaftler führen laufend Untersuchungen mit Kurkuma durch, um neue Wirkungsweisen zu entdecken. So soll das enthaltene Curcumin krebshemmende Stoffe beinhalten und kann zusätzlich die Ablagerung von Eiweiß im Gehirn verhindern. Klingt zunächst nicht sonderlich spektakulär, ist es aber. Der Pflanzenstoff verhindert...
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