Schweitzer Fachinformationen
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Ein neues Pferde-Abenteuer von Spiegel-Besteller-Autorin Nele Neuhaus!
Die Sommerferien sind vorüber - endlich kann Charlotte wieder Won Da Pie reiten! Auf den Süddeutschen Meisterschaften tragen die beiden entscheidend zum Sieg ihrer Mannschaft bei, doch Charlottes Freude ist getrübt. Jemand scheint ihr den Erfolg nicht zu gönnen. Auch der bevorstehende Umzug auf die neue Reitanlage macht ihr zu schaffen, und der kommt schneller als erwartet: Eines Nachts geht bei einem Gewitter ihr geliebter Reitstall in Flammen auf und die Pferde geraten in Panik. Charlotte und ihre Freundin Katie müssen rasch handeln. Wird es ihnen gelingen, alle Pferde zu retten und in Sicherheit zu bringen?
Obwohl er heute Vormittag schon ein Springen gegangen war, war der braune Wallach frisch und voller Ehrgeiz. In flottem Tempo ritt ich durch die Lichtschranke des Zeitmessgeräts und auf das erste Hindernis, einen blau-weißen Oxer, zu. Als wir darüber hinwegflogen, hielt ich schon Ausschau nach dem nächsten Sprung, dem naturfarbenen Steilsprung, der sich im Laufe der Prüfung als tückisch erwiesen hatte, weil er zwischen zwei Bäumen stand und nicht leicht anzureiten war. Ich hielt Won Da Pie ein wenig zurück, damit er nicht zu dicht an das Hindernis herankam, und wir meisterten den Sprung ohne Probleme. Weiter ging es auf der linken Hand zu einem Doppelrick, danach folgten eine breite Triplebarre und auf sechs Galoppsprünge ein Steilsprung mit roten Stangen zwischen zwei riesigen grellbunten Papageien aus Pappmaschee, die gestern und heute manches Pferd irritiert hatten. Nicht so Won Da Pie! Ihm war es glücklicherweise völlig egal, wie bunt oder seltsam ein Hindernis aussah. Verweigern kannte er nicht! Nach dem Papageien-Sprung ging es rechts herum über einen Birkenoxer auf den überbauten Wassergraben zu, für den man ziemlich viel Schwung benötigte. Vorhin, beim Parcoursabgehen, hatte Katie Dörte, Doro und mir erklärt, wie man an dieser Stelle abkürzen konnte. Sie selbst hatte es dann später nicht gemacht, denn sie war mit zu viel Fahrt über den Wassergraben gekommen. Alle Reiter, die versucht hatten, vorne um den Baum herumzureiten, um ein paar Sekunden einzusparen, waren bisher an dem schwarz-rot-goldenen Oxer gescheitert. Ich wollte es trotzdem wagen. Es gelang mir, Won Da Pie den überbauten Wassergraben ziemlich weit rechts springen zu lassen. Über dem Sprung verlagerte ich mein Gewicht bereits nach links, indem ich den linken Steigbügel austrat, und mein Pferd reagierte so schnell, als ob es meine Gedanken gelesen hätte. Damit hatte ich nicht gerechnet! Vor Schreck jagte mir ein Adrenalinstoß durch den Körper. Ich verlor den rechten Steigbügel und merkte, dass ich ins Rutschen geriet.
Verdammt!, schoss es mir durch den Kopf. Jetzt bloß nicht stürzen! Sonst ist alles aus!
Ein erschrockenes Luftholen ging durch das Publikum. Ich presste mit aller Kraft meine Knie zusammen, stemmte mich gegen die Fliehkraft und versuchte gar nicht erst, nach dem Steigbügel zu angeln. Won Da Pie schien meine Not nicht zu bemerken: mit gespitzten Ohren donnerte er auf den Deutschland-Oxer zu, und bevor ich mich versah, waren wir drüber, ohne dass seine Hufe eine Stange berührt hatten!
»Ja! Juhu!«, hörte ich jemanden rufen, aber es war noch nicht geschafft, denn zwischen mir und der Ziellinie wartete die zweifache Kombination, die es zu meistern galt. Der Steigbügel schlug Won Da Pie gegen die Flanke, er keilte in vollem Galopp aus und plötzlich hatte ich alle Hände voll damit zu tun, ihn zurückzuhalten, denn er stürmte los wie ein Wilder und legte sich mächtig aufs Gebiss.
Katies Worte kamen mir in den Sinn: Die Zweifache steht Richtung Ausgang und der Platz ist an der Stelle etwas abschüssig, da kommen die meisten Pferde zu sehr ins Laufen!
»Hoho, Wondy, hoho! Brrrrr!«, rief ich, aber er reagierte nicht. Seine Ohren drehten sich nicht ein einziges Mal nach hinten, er wollte mich einfach nicht hören. Meine Hände schmerzten, mir ging die Kraft aus. Wenn ich Won Da Pie jetzt eine harte Parade gab, dann würde ich seinen Rhythmus stören und es könnte in der Kombination womöglich zu weit werden. Noch vier Galoppsprünge, noch drei - im Bruchteil einer Sekunde entschied ich mich dafür, gar nichts zu tun und auf das Springvermögen und die Vorsicht meines Pferdes zu vertrauen.
»Pass auf«, flüsterte ich Won Da Pie nur zu, als er zum Sprung ansetzte, und das tat er! Mühelos überwand er den Einsprung, landete, streckte sich und flog in einem herrlichen weiten Satz über den letzten Oxer!
Der Jubel meiner Vereinskameraden ging in der lauten Musik, die immer nach einem Führungswechsel gespielt wurde, unter. Ich parierte durch zum Schritt, ließ die Zügel lang, angelte nach dem Steigbügel und klopfte meinem Pferd strahlend mit beiden Händen den Hals. Geschafft! Won Da Pie schnaubte und es klang irgendwie so, als ob er stolz auf sich wäre.
»Mit einem fehlerfreien Ritt in der bisher schnellsten Zeit von 51,8 Sekunden übernimmt die Startnummer 411 die Führung im laufenden Wettbewerb!«, verkündete der Turniersprecher. »Die Mannschaft des Reit- und Fahrvereins Bad Soden liegt damit auf Platz drei.«
Ich trabte mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht zum Ausritt, dort erwarteten mich meine Mannschaftskameradinnen mit Simon und Herrn Weyer.
»Super, super, super!«, jubelte Katie und klatschte mich ab, als ich neben ihr anhielt. »Was für eine Zeit!«
»Mega! Echt mega!« Doro schob Won Da Pie ein Zuckerstückchen ins Maul und Simon klopfte ihm begeistert auf die Kruppe.
»Gut geritten, Charlotte! Aber hatte ich vorhin nicht etwas von >riskiere nichts< gesagt?« Herr Weyer schaute mich streng an.
»Äh, na ja . Ich dachte, ich versuch es mal«, erwiderte ich atemlos. »Ich bin so gut über das Wasser gekommen und es passte irgendwie .«
»Ist ja glücklicherweise gut gegangen.« Er zwinkerte mir zu und lächelte anerkennend. »Obwohl ich für einen Moment dachte, du fliegst im hohen Bogen vom Pferd.«
»Bin ich auch fast! Ich hab den Steigbügel verloren und dann konnte ich Wondy kaum noch halten!«
»Los, los, Mädchen, Einritt frei machen!«, schnauzte der dicke Mann, der die Schranke bediente, deshalb ritt ich weiter Richtung Abreiteplatz. Auf dem Weg dahin lockerte ich den Sattelgurt und knöpfte mein Jackett auf.
»Glückwunsch!«, riefen mir ein paar andere Reiter zu.
»Es kommen noch die Schlussreiter aus Alzey, Miltenberg und Biblis«, sagte Katie. »Aber die Bombenzeit holt keiner mehr!«
Da war ich mir nicht so sicher. Alle drei Reiter, die noch nach mir kamen, waren erheblich älter und erfahrener als ich und ritten normalerweise M- und S-Springen. Katie, Doro und Herr Weyer kehrten um, um sich unsere letzten und schärfsten Konkurrenten anzusehen.
»Lass Wondy bei mir«, sagte Simon, der bei mir geblieben war. »Ich führe ihn etwas herum, dann kannst du dir den Rest des Springens angucken.«
»Oh danke! Du bist so ein Schatz!« Ich ließ mich aus dem Sattel gleiten. Meine Beine waren ganz weich und meine Hände zitterten von der Anstrengung. Ich reichte Simon Won Da Pies Zügel und gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann folgte ich eilig meinen Freundinnen. Just in dem Moment, als ich an die Umzäunung des Turnierplatzes trat, verweigerte das Pferd des Reiters aus Alzey am Papageien-Oxer.
»Geil!«, murmelte Doro und stieß mich mit dem Ellbogen an. »Damit sind die schon mal hinter uns!«
»Jetzt kann uns niemand mehr Platz drei nehmen«, jubelte Katie. »Nur noch die Mannschaften aus Miltenberg und Biblis sind vor uns!«
Gespannt erwarteten wir den vorletzten Starter. Ich war noch immer ganz zittrig vor Aufregung. Auch wenn es unfair war, so wünschte ich mir, dass die beiden Reiter Fehler machen oder wenigstens langsamer sein würden als ich. Allerdings sah es bei dem Miltenberger Reiter Daniel König mit seinem Pferd Livingstone nicht danach aus, als ob er uns diesen Gefallen tun würde.
»Mist, ist der schnell!«, stieß Katie hervor, als er quasi im Renngalopp durch den Parcours raste.
»Das kann ich nicht mit ansehen!« Ich drehte mich um, denn die Spannung wurde schier unerträglich, und sah Dörte, die sich mit einem dunkelblonden Jungen in Turnierklamotten und einem blonden Mädchen in einem ärmellosen froschgrünen Top und einer weißen Hotpant unterhielt. Kurz wunderte ich mich, dass Dörte sich gar nicht für die alles entscheidenden letzten Ritte dieser Springprüfung zu interessieren schien.
»Oh nein! Er hat dieselbe Abkürzung geritten wie du und es hat geklappt«, kommentierte Doro. »Jetzt kommt nur noch die Zweifache!«
»Na los, tritt einen runter!«, beschwor Katie das Pferd von Daniel König. Da machte es auch prompt BONG! - und ich hörte zu meiner Erleichterung die Stange poltern. Die Silbermedaillen für Platz zwei waren uns jetzt sicher! Daniel König verließ mit einem langen Gesicht den Parcours, trotzdem klopfte er seinem Fuchswallach ausgiebig den Hals als Dankeschön für eine ansonsten tolle Runde.
»An den Start kommt der letzte Reiter in dieser Prüfung, die Nummer 43, Bisbee, geritten von Marius Weissgerber vom Reitverein Biblis und Umgebung!«, hörte ich den Turniersprecher sagen. »Er hat es nun in der Hand, dieses Springen und die Süddeutschen Mannschaftsmeisterschaften für sich und sein Team zu entscheiden!«
Von der anderen Seite des Turnierplatzes erschollen Applaus und anfeuernde Pfiffe vom Fanklub des RV Biblis und Umgebung.
»Auf, Mädels!« Katie hakte sich bei Doro und mir unter. »Wir gucken ihm jetzt mindestens eine Stange runter!«
War es die Bürde der Verantwortung, die seine Nerven zittern ließ, oder war es einfach Unkonzentriertheit, dass Marius Weissgerber trotz seiner Erfahrung den Parcours vergaß? Nach dem vierten Sprung blickte er sich nämlich ratlos um und auch die Schreie und Gesten seiner Fans und Kollegen, die ihn schließlich wieder auf den richtigen Kurs brachten, konnten nicht verhindern, dass er am Ende einen Strafpunkt für Zeitüberschreitung kassierte und uns damit zu Süddeutschen Mannschaftsmeistern und mich zur Siegerin dieses L-Springens machte. Überglücklich umarmten wir uns und tanzten ausgelassen herum. Marius Weissgerber hielt...
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