Schweitzer Fachinformationen
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»Ich habe mit Fernando gesprochen und ihm zugesichert, dass genug Chlor im Poolwasser ist und es regelmäßig überprüft wird.« Dario trat zu mir hinter den Empfang, nahm sein Headset ab und lächelte mich aufmunternd an. »Darum musst du dich nicht mehr kümmern.«
»Du hast mir gerade den Morgen gerettet.« Ich seufzte. »Dieser Typ ist total anstrengend.«
»Dieser Typ ist ein millionenschwerer Immobilienmakler aus L.A., der von unserem Skandal gehört hat und sich absichern will, dass auch wirklich alles okay ist.«
»Der Enthüllungsbericht wurde widerlegt. Es wurde klargestellt, dass Aleksej die Falschaussagen über das Resort gemacht hat, um sich an uns zu rächen.«
»Tja, aber manche Gäste sind trotzdem skeptisch. Und es ist unsere Aufgabe, ihnen zu beweisen, dass dieses Resort das beste ist, das es auf der Insel gibt.«
»Ja, ja.« Ich seufzte wieder und scrollte weiter durch die Buchungen. »Genau deshalb hast du den Job als Leiter des Empfangs bekommen. Du liebst, was du machst.«
Ich blickte zu ihm und bei der Art, wie er lächelte, machte mein Herz einen Hüpfer. Ich sah schnell wieder auf den Bildschirm und verdrängte das kribbelige Gefühl in meinem Magen, das ein fester Bestandteil meines Alltags geworden war, seit ich kapiert hatte, dass er nicht nur ein Kumpel war. Wir hatten uns auf Anhieb gut verstanden, als uns Estella, die Resortmanagerin, vor knapp drei Jahren einander vorgestellt hatte, und ich hatte wirklich lange die Schmetterlinge in meinem Bauch nicht wahrhaben wollen. Aber es wurde mit jedem Tag schlimmer, und langsam drehte ich deshalb durch. Dario war mittlerweile so viel mehr für mich geworden, und ich fühlte viel zu viel, wenn wir uns ansahen, wenn er mich beiläufig berührte. Ich ertappte mich dabei, dass ich die Blicke zu analysieren versuchte, mit denen er mich ansah. Wenn er auf freundschaftliche Weise einen Arm um mich legte, stellte ich mir manchmal vor, wie es wäre, mit ihm zusammen zu sein.
Dario fuhr sich durch das kurze dunkelblonde Haar und rückte den Kragen der weißen Uniform zurecht, die alle Angestellten trugen. Auf Höhe der Brust prangte das goldene Logo des Resorts - eine abstrakte Muschel mit dem Schriftzug Pureza. Das Muschelsymbol fand sich im Resort überall wieder, auf dem Marmorboden in der Mitte der Lobby, eingestickt in die Handtücher und Bademäntel, sogar auf den Tassen im Frühstücksraum. Überall im Resort standen Muschelskulpturen auf Podesten, Gemälde in Sandfarben, die ein luxuriöses Strandfeeling vermittelten. Hier war alles perfekt aufeinander abgestimmt.
»Bon diá!«, begrüßte uns Benny, der Concierge, der einen vollbeladenen Kofferwagen durch die Lobby schob. Darauf lagen nur Designerstücke. Über ihm glitzerten Sonnenstrahlen durch die Glaskuppel. Vor der Eingangstür stand neben dem Springbrunnen das Taxi, das ich für den Gast bestellt hatte und das ihn zum Flughafen bringen würde. Er hatte beim Check-out telefoniert und mich keines Blickes gewürdigt. Aber das war ich gewohnt. Nicht alle Gäste waren ignorant gegenüber dem Personal. Aber, na ja, die meisten schon. Früher, zu Beginn meiner Arbeit im Pureza hatte mich das nicht gestört. Ich war viel zu fasziniert von dem edlen Ambiente des Luxusresorts gewesen und zu beeindruckt von den steinreichen Menschen, die hier ein und aus gingen. Über die Jahre war es Normalität geworden, und ich sah längst nicht mehr durch meine rosarote Brille. Der einstige Traumjob war zu einer Arbeit geworden, die ich nüchtern betrachtete. Dario wusste das. Aber er redete mir seit Wochen gut zu, versuchte, mich zu entlasten, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich meine Meinung änderte und wieder mehr Spaß an meinen Aufgaben hatte. Er wusste alles von mir, außer, dass ich ihn mehr als nur nett fand und dass sich seit einiger Zeit eine Worddatei eines Kündigungsschreibens auf meinem Laptop befand.
»Nach Feierabend gehen wir runter zum Strand. Ich bringe was zu essen aus dem Speisesaal mit. Wie klingt das? Oder wir gucken bei mir einen Film. Ich habe im Kühlschrank zufällig noch dein Lieblingseis.«
»Strand klingt gut«, sagte ich schnell. »Elana und Adrian kommen bestimmt auch.« Seit Dario wegen seiner neuen Stelle ins Pureza gezogen war, fiel es mir noch schwerer, meine Gefühle für ihn zu unterdrücken. Zu meinem Leidwesen lag sein Apartment auf derselben Etage wie meins - immerhin nicht direkt daneben, sondern hinter Elanas, aber das machte es nicht besser und ich vermied es, alleine mit ihm auf seiner Couch zu sitzen. Ich wollte die Sache nicht noch komplizierter machen.
In der Mittagspause lief ich zum Speiseraum für die Angestellten, der gleich neben dem exklusiven Restaurant für die Gäste lag. Ich entdeckte Elana auf der Terrasse, von der aus man einen herrlichen Blick auf die Poollandschaft und den Außenbereich hatte. Fuerteventura war eine karge Insel, aber im Pureza fühlte man sich wie in einer grünen Oase. Palmen, Aloe vera und hübsche Blüten an Büschen säumten den riesigen Pool. Gemütliche Außenbetten mit weißem Baldachin standen in großen Abständen und von Bambusgras geschützt neben anderen Liegemöglichkeiten auf der Fläche. Eine Treppe führte zum Fitnessbereich und dem Sportpool - Elanas Reich mit Blick auf den Ozean. Die Lage des Pureza war abgelegen, was die superreichen Gäste zu schätzen wussten.
Ich lud mir ein Stück Pizza und ein bisschen Salat auf einen Teller und steuerte Elanas Tisch an. Neben uns saß Silvie, die im Pureza-Shop arbeitete, in dem es edlen Schmuck und Klamotten zu kaufen gab, die ich mir niemals leisten könnte. Sie lächelte mir zu und vertiefte sich wieder in das Gespräch mit Mika, dem neuen Barkeeper an der Poolbar. Bei seinem Anblick schossen Erinnerungen an die letzten Monate an die Oberfläche. An Aleksej, meinen Ausraster vor den Kollegen, an seine Kündigung, weil ihn irgendjemand bei Estella verpfiffen hatte, an die Sabotagen im Resort, die beinahe den Ruf des Hotels zerstört hätten.
»Sunny, hey«, begrüßte mich Elana. Sie trug ein babyblaues Sportoutfit, natürlich mit dem Pureza-Logo, das blonde lange Haar hatte sie wie immer zu einem hohen Zopf gebunden. Sie war neben ihrem Freund und meinem Chef Adrian die einzige Person, mit der ich Deutsch sprach, bis auf meinen Vater natürlich.
»Hey. Na, wie geht's?«
Ich setzte mich ihr gegenüber.
»Die Sonne scheint, ich hatte nur nette Gäste beim Training und habe die Nacht bei Adrian verbracht.« Sie grinste. »Ja, ich würde sagen, mir geht es super.«
»Wieso frag ich überhaupt? Seit du mit Adrian zusammen bist, geht's dir immer gut. Liegt wohl am tollen Sex, hm?« Ich grinste und biss in das Stück Pizza.
Elana wurde ein bisschen rot und verdrehte die Augen. »Und wie geht es dir?«
»Ich hatte keinen Sex, falls du das wissen willst«, gab ich kauend zurück, was Silvie am Nebentisch kurz zu mir herübersehen ließ. »Ansonsten war mein Morgen unspektakulär. Fernando wollte nicht glauben, dass das Poolwasser keimfrei ist, und ein anderer Gast hat sich bei mir am Telefon beschwert, dass der Massagestrahl in der Dusche zu hart ist. Ein ganz normaler Vormittag eben.«
Elana musterte mich mitfühlend. Sie wusste, wie sehr ich momentan unter der Arbeitsbelastung litt. Sie hatte mich in den letzten Wochen nicht nur einmal getröstet, wenn ich mich mal wieder bei ihr ausgeheult hatte.
»Es muss toll sein, auf einer Insel aufzuwachsen«, war meistens die Reaktion der Menschen, die erfuhren, dass ich im Alter von sechs Jahren mit meinem Papa von Deutschland nach Fuerteventura ausgewandert war. Ich war hier auf der Insel zur Schule gegangen, hatte innerhalb eines halben Jahres eine neue Sprache gelernt und für meinen Vater ein Lächeln einstudiert, das ihm zumindest kurzzeitig sein eigenes zurückgebracht hat. Doch über die Jahre fiel es mir zunehmend schwerer, es aufzulegen. Ich war müde. Müde von den Sorgen um meinen Papa, müde von meinem Job an der Rezeption des Pureza, dem luxuriösesten Hotel auf der Insel, müde von den Gästen, die mich mit ihren Sonderwünschen in den Wahnsinn trieben. Wieder sah ich zu Mika und Silvie und verbiss mir die nächsten Worte über meinen Job. Fakt war, dass man im Pureza höllisch aufpassen musste, was man wem anvertraute. Dario und Elana vertraute ich hingegen blind. Ich war heilfroh, die beiden zu haben.
»Dario hat übrigens gefragt, ob wir heute Abend zum Strand gehen. Er bringt was zu essen mit. Seid ihr dabei?«
Elana nickte und spießte eine Kartoffel auf ihre Gabel. »Ich frage Adrian, aber er kommt bestimmt mit.«
»Ist seine Wohnung eigentlich fertig eingerichtet?«, fragte ich.
»Es wird langsam. Wir waren am Wochenende shoppen, aber viel Auswahl an Geschäften gibt es hier ja nicht. Es ist seine erste Wohnung, die er einrichtet, und er hat überhaupt keine Vorstellung davon, wie sie aussehen soll.«
»Heißt, du suchst alles aus und er bezahlt?«
Sie grinste. »Ja, so ungefähr.«
»Mach es dir nicht zu gemütlich bei ihm, sonst hast du bald keine Lust mehr, im Pureza neben mir zu wohnen.«
»Keine Sorge, fürs Zusammenziehen sind wir noch nicht lange genug zusammen. Den Fehler mache ich nicht noch mal.« Sie runzelte die Stirn. »Obwohl ich das auch schon über die Chef-Angestellten-Beziehung gesagt habe, nachdem mich Leo abserviert hat und ich neben meinem Job auch meine Wohnung verloren habe, aber gut, shit happens.«
»Adrian wird dir so etwas nicht antun, das weißt du.«
Sie lächelte selig. »Ja, wahrscheinlich nicht.«
»Streich das...
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