Schweitzer Fachinformationen
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Mein erstes Buch kam in einer schwierigen Zeit heraus. Die Veröffentlichung im August 2020 hatte zur Folge, dass die ganze sorgfältig geplante Markteinführung wegen der gerade gipfelnden COVID-19-Pandemie völlig über den Haufen geworfen wurde. Die Weltlage entwickelte sich so schnell, dass sich virtuelle Lesereisen und Keynotes per Videoschalte erst nach und nach ergaben. Ich musste befürchten, dass mein mühevoller Versuch, die Bedeutung der Ernährungspsychiatrie bekannt zu machen, unbemerkt bleiben würde. Aber diese Sorge war gering angesichts der schweren Aufgabe, als Ärztin in einer so furchtbar unsicheren Zeit an vorderster Front zu arbeiten.
Dank des heldenhaften Einsatzes meines großartigen Publikationsteams verlief der Verkaufsstart meines Buches nicht im Sande, wie ich befürchtet hatte. Die Pandemie lenkte die Aufmerksamkeit sowohl auf die psychische Gesundheit als auch auf die Ernährung - schließlich blieb vielen von uns nichts anderes übrig, als Essen und Sorgen, Sorgen und Essen. Der Erfolg des Buches hätte ich mich eigentlich freuen sollen, schließlich half es Menschen auf der ganzen Welt, den Zusammenhang zwischen ihrer Nahrungsaufnahme und der inneren Funktionsweise ihres Gehirns besser zu verstehen. Zwar war ich dankbar, dass so viele das Buch lasen und daraus lernten, aber die Last dieser ersten Pandemietage wurde nicht leichter. Im Gegenteil, sie wurde noch schwerer. So seltsam es auch klingen mag, aber mit jeder Auszeichnung, jedem Nachrichtenbeitrag, jedem Fernsehauftritt und jeder positiven Rezension bekam ich mehr Angst vor dem, was als Nächstes kommen würde. Das Nachdenken darüber, wie ich den gewonnenen Schwung weiter nutzen könnte, war nicht freudig und erfüllend, sondern beängstigend. Ich hatte das Gefühl, es nicht schaffen zu können.
Als Psychiaterin, die jahrelang Angstzustände bei anderen diagnostiziert hat, kenne und erkenne ich die Anzeichen dafür. Ich hatte sie bei mir selbst schon einmal verspürt, nämlich als mir nach meiner Krebsdiagnose Chemotherapie und andere Behandlungen bevorstanden. Während dieser ersten bewussten Auseinandersetzung mit meiner eigenen psychischen Gesundheit erlebte ich die wahre Kraft der Ernährungspsychiatrie. Durch richtige Ernährung gelang es mir, meine Ängste zu lindern und meine medizinische Behandlung zu unterstützen, was den Grundstein für meine heutige Arbeit legte.
Aber meine neue Lage fühlte sich anders an. Ich hatte nicht mit einer tödlichen Krankheit zu kämpfen, sondern war zu Gast in Fernsehsendungen und Podcasts und wurde zur Kollegin und Freundin einiger meiner medizinischen und medialen Idole, etwa von Deepak Chopra. Wenn ich mich zwang, einen Schritt zurückzutreten und das Gesamtbild wahrzunehmen, war mir klar, dass ich mich glücklich, hocherfreut und dankbar fühlen müsste. Aber aus irgendeinem Grund überwogen Gefühle der Überforderung und der Angst. Erschwerend kam hinzu, dass ich, obwohl ich auf meine Ernährung achtete und Fitness trieb, zuzunehmen begann, was zum Teil auf Stress und Ängste zurückzuführen war, aber auch auf die verheerenden Auswirkungen der Chemotherapie auf meinen Stoffwechsel. Sosehr ich auch gegen die Selbstzweifel ankämpfte, ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Gewichtszunahme mein Eintreten für gesunde Ernährung irgendwie untergrub, was meine Angst vor Auftritten und Interviews noch verstärkte.
Mit der Zeit schien es, als würde nichts mehr funktionieren. Meine übliche Selbstfürsorge - bewusste Ernährung, Meditation, Yoga und andere Fitnessübungen - fühlte sich an wie Tropfen auf dem heißen Stein der Angst. Ich blieb in meiner Ernährung nach Kräften konsequent, fühlte mich aber trotzdem wie auf einer Diät aus Pommes und Donuts. Wenn die von diesen Dauerproblemen ausgelösten Ängste hochkochten, verlor ich die Hoffnung, trainierte tagelang nicht und verlor meine Ernährung aus dem Blick. Sorgen um die Pandemie und vieles andere störten meinen Schlaf, mich befiel die sogenannte Coronasomnie. Alles vermengte sich zu einem sich selbst erhaltenden Kreislauf aus Ängsten, Stress und Sorge.
Als die Zeit reif war, ein neues Buch zu planen, wusste ich sofort, über welches Thema ich schreiben wollte: Angststörungen. Die weltweit am häufigsten diagnostizierte psychische Erkrankung berührte inzwischen auch mein Leben, und ich hoffte, anhand der neuesten Forschungsergebnisse zum Zusammenhang zwischen Ernährung und Angstzuständen zum einen mir selbst bei der Bewältigung meiner eigenen Ängste helfen zu können, aber auch andere über dieses dringende und schwierige Thema aufzuklären. Aus meiner ärztlichen Praxis und den Recherchen für das erste Buch wusste ich bereits, wie sehr Angststörungen mit dem Darmmikrobiom zusammenhängen. Aber als ich daranging, Studien zusammenzusuchen und die ersten Buchtexte zu entwerfen, war ich erstaunt zu erkennen, wie sehr Angstzustände mit so vielen verschiedenen Aspekten der körperlichen Gesundheit zusammenhängen, etwa mit Immunreaktionen und Entzündungen, mit Leptinhaushalt und Stoffwechsel.
Diese Recherche brachte mich zu der tiefergehenden Frage, was Ängste mit dem Körper und dem Gehirn machen. Die Erkenntnis, wie eng Ängste mit Stoffwechselstörungen verbunden sind, gab mir Aufschluss darüber, wie meine Angst zur Störung meines Stoffwechsels beigetragen und damit meine hartnäckige Gewichtszunahme mitverursacht hatte. Und als ich erkannte, wie Ängste mit dem Appetithormon Leptin zusammenhängen, verstand ich, warum mich meine Angst mein Essen hinunterschlingen und nicht satt werden ließ, obwohl ich mehr aß. So wurde ich schmerzhaft daran erinnert, dass selbst gesunde Lebensmittel schädlich sein können, wenn man sie nicht in Maßen isst.
Die Arbeit an dem Buch gab mir die Kraft und Entschlossenheit, meine Ängste Schritt für Schritt zu überwinden, im Vertrauen darauf, dass kleine, einfache Maßnahmen zusammengenommen eine große Wirkung auf mein Befinden haben würden. Sobald die Coronaregeln es erlaubten, buchte ich regelmäßig Massagen und andere Wellnessbehandlungen, um Stress abzubauen. Ich entdeckte eine duftende Knetmasse, die ich in meiner Handtasche mit mir führte und unterwegs bei Anspannung als Stressball benutzte. Ich wählte einen entspannenden Lavendelduft und einen beruhigenden Meeresduft, da das Meer auf mich schon immer eine aufhellende Wirkung hatte. (Mein Rezept für Lavendelknete finden Sie auf Seite 264.) Ich lernte erneut die Wechselatmung, eine yogische Atemübung, die beruhigt und entspannt, und praktizierte sie nun täglich. Ich nahm Unterricht in Transzendentaler Meditation, um meine Kenntnisse darin zu vertiefen, die mir verblichen vorgekommen waren. Da ich keinen Zugang zu Yoga mehr fand, lernte ich Qigong, eine uralte chinesische Heilgymnastik, die den ganzen Körper in sanfte Bewegungen einbezieht und Entzündungen im Gehirn und im Körper entgegenwirkt. Irgendwann begann ich wieder, morgens den Yoga-Sonnengruß zu üben und wie eh und je den Tag mit positiver Energie zu begrüßen.
Um die scheinbar endlos hereinströmenden Verpflichtungen und Termine einzudämmen, schaffte ich mir ein Zeitmanagementsystem für mein iPad an, das mir meine stets vollen Tage organisieren half. Ich ließ mir keine knappen Abgabefristen für Kommentare und Artikel mehr aufzwingen und sagte nur noch Podcastauftritte zu, die gut in meinen dichten Krankenhausdienstplan passten.
Im Bereich Ernährung reduzierte ich den Kaffeekonsum von drei Tassen pro Tag auf eine und erhöhte die Wasseraufnahme etwas, um der Dehydrierung entgegenzuwirken, die Angstzustände verschlimmern kann. Ich verbesserte das Golden-Chai-Rezept meiner lieben Großmutter, indem ich angstlösende Gewürze hinzufügte, und ich nahm mir vor, jeden Tag davon zu trinken. So konnte ich mich mit einer positiven Kindheitserinnerung erden und gleichzeitig mein Gehirn mit heilsamen Bioaktivstoffen versorgen. Ich erinnerte mich daran, achtsam zu essen und mein Essen langsam zu kauen, machte mir aber auch klar, dass ich möglicherweise eine Form von Leptinresistenz habe, der ich mit Stressbewältigung und Ernährungsumstellung begegnete. Zwar schränkte ich meine Kalorienzufuhr nicht ein, aber als wir wieder im Freundes- und Familienkreis essen konnten, ließ ich die Finger von Pommes und anderen ungesunden Gerichten, die die anderen bestellten. Ich griff bei Kohl- und Wurzelgemüse zu, das sättigend wirkt und den vom deregulierten Appetithormon verursachten Heißhunger lindert. Ich aß so viel Blattgemüse wie möglich - als Salat oder im nahrhaften Smoothie an Trainingstagen. Ich hatte jetzt immer eine gesunde Nussmischung dabei, für den Fall, dass ich Hunger bekam und einen verführerischen Donut sah! Ich zwang mich, meine Liebe zum Kochen wiederzuentdecken, und entwickelte einige der Rezepte, die in diesem Buch zu finden sind. So entdeckte ich auch neue...
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