Schweitzer Fachinformationen
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Sommer in London: Die Schwedin Sam, impulsiv und leicht chaotisch, ist vorübergehend für ein Praktikum bei einer hippen Agentur in die Stadt gekommen. Auf einer Party trifft sie den idealistischen Luc, der nach der Uni noch nicht so recht seinen Platz in der Welt gefunden hat. Die beiden verlieben sich - im vollen Bewusstsein, dass ihre Verbindung aufgrund der Umstände nur von kurzer Dauer sein kann. Abwechselnd aus Sams und aus Lucs Perspektive erzählt, folgen wir ihnen durch die Ups und Downs ihrer Beziehung, durch Glücksmomente und Zweifel, durch Verlustängste und Euphorie - ein hinreißender, temporeicher Debütroman, dessen Charme, Witz und Unmittelbarkeit man sich kaum entziehen kann!
»Unkonventionell, überraschend, glaubhaft« WDR 2
»Ein knallbunter Roman, in dem die Gefühle Achterbahn fahren« Christine Westermann
»Authentisch, modern, nahbar - eine Liebesgeschichte komplett nach meinem Geschmack« Mona Ameziane
»OKAYE TAGE ist warmherzig und cool zugleich.« Chloë Ashby
Sie setzt sich neben mich und gibt mir einen Ohrstöpsel. Ich stecke ihn mir ins Ohr, und sie scrollt auf der Suche nach einem Song durch ihre Playlists. In der U-Bahn ist es heiß, ich hoffe, ich habe keine Schweißflecken unter den Armen, aber da ich es eh nicht ändern kann, sehe ich nicht nach.
U-Bahn-Fahrten sind unser Ding geworden, so wie inzwischen vieles unser Ding geworden ist - mit diesen kleinen Sie-und-ich-Ritualen versuchen wir wohl, so viele Erinnerungen wie möglich aus unserer kurzen gemeinsamen Zeit herauszuholen. Es ist ziemlich unklug, sich mit einer Frau einzulassen, von der du weißt, dass sie bald wieder wegzieht, aber wir haben darüber gesprochen und beschlossen, unklug zu sein. Wir sitzen hautnah, die Wärme ihres Oberschenkels dringt durch die Stoffschichten, meine Hand liegt auf ihrem Bein. Als sie meinen Nacken berührt, stellen sich mir die Haare auf, und ich schließe benommen die Augen.
Das Lied fängt an. Trommelwirbel, Klavierklimpern. Das Intro kommt mir bekannt vor, aber ich kann es nicht einordnen, obwohl es ein berühmter Song ist und mir der Titel wirklich einfallen sollte. Ich lächle Sam wissend an, als wollte ich sagen, ach der, gute Wahl.
Dann singt Nina Simone los, O-o-h Child, und ich bin dankbar für ihre markante Stimme.
Das ist unser Bahn-Ding. Wir setzen uns hin oder lehnen uns aneinander, sie gibt mir einen Ohrstöpsel und spielt mir einen Song aus einer ihrer diversen Playlists vor. Sam bezeichnet diese Fahrten als meine musikalische Erziehung, scherzhaft natürlich, was es nicht weniger unangenehm macht, weil es stimmt. Sie weiß unglaublich viel, tut es jedoch ab, scheint unbeeindruckt von meinen teils schockierenden Wissenslücken. Mich stört es. Ich habe das Gefühl, von außen in ein buntes Aquarium zu schauen, aber selbst wenn ich eingeladen wäre, könnte ich ja doch nicht unter Wasser atmen.
Mein Kleidungsstil legt nahe, ich würde mich mit elektronischer Musik auskennen, kurz über dem Knöchel endende Hosen, dazu Schuhe mit Traktorsohle. Das veranlasst immer wieder Leute, sich mit mir über abwegige Subgenres zu unterhalten, von denen ich keine Ahnung habe.
Auch Sam hat mir als Erstes eine Musikfrage gestellt, als wir uns nach all den Jahren wiedergesehen haben. Wir hatten uns vorher nur einmal getroffen, mit siebzehn, achtzehn, und ich wusste nicht, ob sie sich daran erinnerte. An dem Abend, als ich sie wiedersah, feierte Sams Freundin Tabatha eine Party in ihrer großen Wohnung in South London. Ich sah gerade nach, ob der Kühlschrank ein zuckerfreies Getränk hergab, als eine Stimme mich nach meiner Meinung zum Song fragte.
»Sollte genau dein Ding sein, wenn man dich so anschaut«, sagte sie.
Ich schloss die Kühlschranktür, und da stand sie. Eigentlich unmöglich, aber sie war es. Jahre später, älter, hagerer, aber definitiv sie. Arme verschränkt, hochgezogene Augenbraue, sexy. Ihr amüsierter Gesichtsausdruck glich die abweisend verschränkten Arme aus. Ihre schwarzen Haare waren dicht und verwuschelt.
»Ehrlich gesagt kommt mir der Song nicht mal bekannt vor«, sagte ich und suchte ihr Gesicht nach Anzeichen dafür ab, dass sie mich erkannte.
Jetzt zog sie auch noch die andere Augenbraue hoch. »Den kennst du nicht? Ernsthaft?«
»Willst du was trinken?«, fragte ich und machte die Kühlschranktür wieder auf.
»Ich bin Sam.«
Okay, sie erkannte mich also nicht.
Ich streckte ihr die Hand entgegen und sagte: »Luc.«
Sie ignorierte die Hand und beugte sich vor, um mich auf die Wange zu küssen. Darauf war ich nicht vorbereitet, ich begriff nicht, was sie vorhatte, zog den Kopf zurück, bemerkte sofort meinen Fehler, streckte den Kopf wieder nach vorn, um in die Luft zu küssen, krachte dabei jedoch mit der Wange gegen ihre. Sie lachte. »Immer mit der Ruhe.«
»Warte, ich probier's noch mal«, sagte ich, legte die Hand auf ihren Oberarm und berührte ihre Wange leicht mit meiner. Sie küsste in die Luft, und ich ließ wieder los.
»Ich nehme ein Bier«, sagte sie.
Wir gingen ins große Wohnzimmer, wo Tabatha und die anderen aus ihrem Freundeskreis sich laut über irgendetwas unterhielten. Sam stieß mit ihrer Bierflasche gegen meine Bierflasche und ging zu ihnen. Ich entdeckte meine Freund:innen Henry und Patti in einer anderen Ecke, wo sie sich über die Arbeit unterhielten. Henry stand wie immer nudeldürr und stocksteif da, als würde er ein Korsett tragen, kerzengerade, ohne darüber nachzudenken. Patti war das genaue Gegenteil. Rund, dunkel, schlaff.
»Mum hat gefragt, ob du Sonntag kommst«, sagte Henry.
»Klar, ich komm vorbei.« Ich war zum Mittagessen eingeladen. Die Perlmans wohnten in der Nähe von meinem Dad in Edgware, wo Henry und ich aufgewachsen waren. Seine vielen Familienmitglieder wohnten auf engstem Raum in einer kleinen Doppelhaushälfte und bildeten einen deutlichen Kontrast zu meinem ausgedünnten Stammbaum.
Patti und Henry fingen an, ihr Eigenkapital für den Wohnungskauf und die damit verbundenen Ängste zu vergleichen, und obwohl ich nicht betrunken war, konnte ich mich nicht auf das Gespräch konzentrieren. Immer wieder sah ich zu Sam rüber, und manchmal sah sie zurück.
Meine überschwängliche Freude hatte sich in unterschwellige Enttäuschung verwandelt, weil sie mich nicht wiedererkannte, bis die Freude schließlich fast komplett verpufft war. Ich hätte mir gewünscht, dass sie rüberkam, mit mir redete. Aber vorhin am Kühlschrank war sie auf mich zugekommen. Jetzt war ich dran, und wenn ich wollte, dass etwas passierte, musste ich dieses Etwas in die Hand nehmen. Ich fuhr mir durchs Haar und krempelte die Ärmel meines Pullovers hoch. Er war aus dunkelblauer Baumwolle und in eine dunkelblaue Chino gesteckt. Zu Hause hatte ich das für ein gutes Outfit gehalten, bezweifelte es jetzt aber. Hoffentlich glaubte sie nicht, ich wolle französisch wirken oder so. Sie trug eine dunkelbraune, tief aufgeknöpfte Bluse. Sie wirkte satinweich, wie Schokolade. Die Musik wechselte, ein langsamer Lo-Fi-Beat erklang. Ich ging rüber.
Bevor ich es mir anders überlegen konnte, fragte ich: »Willst du tanzen?«, und streckte die Hand aus, auch wenn das so gar nicht auf eine Party wie diese passte. Sie starrte mich an, als hätte sie mich nicht verstanden, und ließ meine Hand peinlich in der Luft hängen. Am liebsten wäre ich im Boden versunken. »Hey, ich wollte wissen, ob du, äh, mit mir tanzen willst.« Ein Funke des Wiedererkennens huschte über ihr Gesicht, aber vielleicht bildete ich mir das nur ein.
»Nein, aber danke für das Angebot.« Sie grinste. »Das sind Tabatha und Finn«, sagte sie dann und deutete nacheinander mit dem Kopf auf die beiden.
»Ja, Finn und ich kennen uns schon, aber schön, dich kennenzulernen, Tabatha«, sagte ich und war erstaunt, dass man meiner Stimme die Abfuhr schon nicht mehr anhörte. Garantiert würden sie sich später über mich lustig machen, aber vielleicht war es das wert, immerhin redeten wir jetzt miteinander.
Finn war Grafikdesigner, der manchmal für Henrys und Pattis Agentur arbeitete, und die paar Male, die wir uns getroffen hatten, war er immer nett gewesen. Er sprach wild gestikulierend in einem mit Hongkong-Englisch gewürzten Cockney und schnitt dabei Grimassen, als wäre sein Gesicht aus weichem Ton. Wäre Tabathas Gesicht aus Ton, dann aus steifgetrocknetem, sie schien ein ganz anderer Typ zu sein. Sam sah mich an, ihre Augen waren Magneten, und mir fiel plötzlich nichts mehr an Tabatha und Finn auf.
Eine Stunde später stand ich wieder auf der Suche nach einem Drink vorm Kühlschrank, als sie meine Hand nahm und mich nach draußen führte. Sie zündete sich eine Zigarette an, und ich lehnte ab, als sie mir die Schachtel hinhielt.
»Ich bringe es einfach nicht über mich, selbst zu drehen«, sagte sie und hielt den Rauch in der Lunge. »Ist die günstigere Variante, ich weiß, aber zu Hause raucht kein Mensch Selbstgedrehte. Außerdem bin ich zu ungeduldig.«
»Zu Hause in Stockholm?« Ich biss mir auf die Zunge, weil ich das eigentlich nicht wissen konnte.
»Ist mein Akzent so stark?« Sie prustete. »Findest du. Dass ich. Sehr skandi. Navisch. Klinge?«, fragte sie in heftig übertriebenem nordischen Stakkato.
»Wow.«
»Findest du das sexy? Überrascht, dass ich nicht blond und blauäugig bin?«
»Ja. Und nein.« Ich deutete mit dem Kopf auf sie. »Mach noch mal.«
Sie lachte. »Ich glaube, ich gehe nach Hause. Willst du mit? Ich hab noch Wein da.« Ihr Gesicht war so ungerührt, dass man niemals für möglich gehalten hätte, dass sie mir gerade ein unanständiges Angebot gemacht hatte. Diese direkte Art, über Gefühle zu sprechen, sollte später eine meiner liebsten Charaktereigenschaften an ihr werden. Selbst schwer zu äußernde Gefühle. Als fiele ihr Ehrlichkeit überhaupt nicht schwer. Ganz im Gegensatz zu mir, ich wusste ja manchmal selbst nicht, ob ich log oder die Wahrheit sagte. Die chronische Uneindeutigkeit der Engländer:innen - ist wohl genetisch bedingt.
Im Bus redete sie ununterbrochen. Beim Aussteigen nahm ich ihre Hand. Vor der Haustür kramte sie in ihrer Tasche nach dem Schlüssel und schloss auf. Bevor wir reingingen, drehte sie sich zu mir um.
»Bist du dir ganz sicher, Mister?« Wieder die amüsierte Augenbraue.
»Definitiv. Wieso?«
»Wollte nur sichergehen, dass wir uns gut genug kennen. Nicht dass du das, äh, abstoßend findest.«
Und da wusste ich, dass sie es wusste. Ich machte zwei Schritte auf sie zu und küsste sie. Ihre...
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